18.07.2024
ZAHLEN

Im Gegensatz zu Österreich: Startup-Finanzierung in Deutschland erholt sich

Der EY Startup Barometer weist für Deutschland zuletzt wieder ein steigendes Finanzierungsvolumen aus. Bei kleinen Finanzierungsrunden gibt es aber - wie auch in Österreich - einen deutlichen Rückgang.
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Berlin vs Wien - Deutschland vs Österreich - EY Startup Barometer - Finanzierung
(c) Adam Vradenburg / Jacek Dylag via Unsplash

Nachdem EY Österreich vor zwei Wochen sein “Startup Barometer” präsentierte (brutkasten berichtete) wurde nun auch das deutsche Pendant veröffentlicht. Die Studie behandelt primär Daten zu Finanzierungsrunden von Startups und Scaleups.

Finanzierungsvolumen sank in Österreich, aber stieg in Deutschland

Beim Vergleich mit dem großen Nachbarland zeigt sich gleich im Hauptergebnis ein massiver Unterschied: Während das Finanzierungsvolumen in Österreich laut EY Startup Barometer im ersten Halbjahr 2024 weiter sank, stieg es in Deutschland zuletzt nach längerer Zeit wieder an. Konkret ging das Volumen hierzulande im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 298 Millionen Euro zurück. In Deutschland dagegen gibt es ein Plus von 12 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Das bedeutet auch: Relativ zur Bevölkerungsgröße steht Österreich – im Gegensatz zu vor einem Jahr – wieder schlechter da, als das große Nachbarland.

Zwei Mega-Deals mit großem Anteil am Gesamtvolumen

Allerdings ist auch dort bei genauerer Betrachtung alles nicht so rosig. Die beiden größten Deals – jener für das KI-basierte Übersetzungstool DeepL über 277 Millionen Euro und jener für das Chip-Scaleup Black Semiconductor über 254 Millionen Euro treiben das Gesamtvolumen ordentlich in die Höhe. Insgesamt sank die Anzahl an Deals aber deutlich um 19 Prozent auf 367 Abschlüsse. Dennoch verliert Österreich auch in diesem Vergleich: Hier sank die Anzahl der Deals zuletzt nämlich um ganze 26 Prozent auf 70 von EY erfasste Deals.

Rückgang in der Frühphasenfinanzierung auch in Deutschland

Ausschlaggebend für das Minus bei der Gesamtzahl der Deals ist eine weitere Negativ-Entwicklung, die Deutschland und Österreich gemeinsam haben: einen signifikanten Rückgang in der Frühphasenfinanzierung. Zwar wird ein entsprechender Wert von EY Deutschland – anders als von EY Österreich – nicht dezidiert ausgewiesen. Ein Minus von 33 Prozent (von 297 auf 200) bei der Anzahl von Finanzierungsrunden unter fünf Millionen Euro deutet aber klar darauf hin. Dem Gegenüber steht in Österreich ein Minus um ein Drittel bei den Runden bis zu einer Million Euro auf 38 Investments.

Konzentration auf Wien stärker als auf Berlin

Vergleichen lässt sich zwischen den beiden Ländern auch die Konzentration auf die jeweiligen Startup-Hotspots Berlin und Wien. Hier zeigt sich: Die österreichische Hauptstadt ist innerhalb des Landes noch deutlich dominanter, als es in Deutschland der Fall ist. Mit 1,1 Milliarden Euro flossen 31 Prozent des deutschen Finanzierungs-Gesamtvolumens in Startups und Scaleups in Berlin. Wien holte sich dagegen ganze 62 Prozent des Kuchens in Österreich.

Größte Deals im ersten Halbjahr nicht in Berlin und Wien

Auch hier spielen die beiden oben erwähnten größten Deals im ersten Halbjahr in Deutschland eine Rolle: Sie beide gingen nach Nordrhein-Westfalen und nicht in die Hauptstadt. Allerdings: Auch in Österreich war diesmal mit Storyblok (74 Mio. Euro) ein Linzer und kein Wiener Startup ganz oben im Ranking. Und noch eine Gemeinsamkeit: In beiden Ländern konnte der Bereich “Software & Analytics” das jeweils größte Investment-Volumen anziehen.

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Expedition Zukunft: Wie die FFG bahnbrechende Innovationen unterstützt

Die FFG hat mit „Expedition Zukunft“ ein Förderprogramm gestartet, das bahnbrechende Innovationen in Österreich vorantreiben soll. Gesucht werden mutige Ideen, die Märkte, Technologien oder die Gesellschaft grundlegend verändern. Programmleiterin Annamaria Andres hat uns mehr zu den Möglichkeiten erzählt, die Expedition Zukunft für Fördernehmer:innen bietet.
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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

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Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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