24.04.2024
KONKURS

simplify.art: Wiener CultureTech-Startup meldet Konkurs an

simplify.art bietet ein Management-System für Künstler:innen und Sammler:innen. Das Wiener trive studio hält mehr als ein Viertel der Anteile.
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simplify.art, AI, Kunstmarktplatz
(c) Sophie Kirchner - Victoria Dejaco und Glenn Vanbanvinckhove von simplify.art.

“Noch sehr oft bestehen Sammlungsdatenbanken aus Excel-Listen. Man kann sich nicht vorstellen, dass Sammlungen, die Millionen von Euro wert sind, über Listen händisch gemanagt werden. Ein Alptraum für alle, die diese Informationen warten oder teilen müssen”, erklärte Victoria Dejaco, Gründerin des Wiener Startups simplify.art, vor etwas mehr als einem Jahr anlässlich einer 700.000 Euro schweren Finanzierungsrunde.

Ihr Unternehmen will dieses Problem lösen und bietet noch weitere Features für Künstler:innen und Sammler:innen. Vor einiger Zeit kam etwa ein AI-kuratierter Marktplatz hinzu. Letztlich will simplify.art den ganzen Weg von der Archivierung von Kunstsammlungen über das Zeigen, Anbieten und Verkaufen von Kunstwerken bis zum Transport zu den neuen Besitzer:innen abdecken. Zusätzlich waren noch weitere Funktionen in Planung.

Wiener trive studio bei 700.000 Euro-Runde für simplify.art dabei

Das Potenzial überzeugte vergangenes Jahr auch das Wiener Startup-Studio trive studio rund um Martin Sirlinger, im Rahmen der oben genannten Finanzierungsrunde beim Unternehmen einzusteigen. Aktuell hält es laut Firmenbuchdaten knapp mehr als ein Viertel der Anteile. Victoria Dejaco und Co-Founder Glenn Vanbanvinckhove besitzen gemeinsam rund 60 Prozent des Unternehmens, dazu kommen zwei kleinere Anteilseigner. Zusätzlich zum Eigenkapital-Investment bekam das Startup auch eine FFG-Förderung.

Konkursantrag: Darlehensrückzahlung wurde zum Problem

Diese Förderung mit Darlehensanteil wurde für das Startup nun zum Problem. Wie die Kreditschutzverbände KSV1870 und AKV vermelden, brachte simplify.art heute einen Konkursantrag ein. Eine Fortführung der GmbH ist also nicht vorgesehen.

Wie Gründerin Dejaco gegenüber brutkasten sagt, habe sich simplify.art eigentlich zuletzt in Übernahmeverhandlungen befunden. Das noch offene FFG-Darlehen sei dabei aber zum Stolperstein geworden. Zum finanziellen Engpass kam es letztlich, weil bereits einkalkuliertes Kapital von einem Investor trotz aufrechtem Vertrag nicht ausgezahlt wurde.

“Ich betreibe eine gut laufende Galerie und konzentriere mich nun gerne wieder auf ein Unternehmen”

Dejaco kann der Situation auch etwas positives abgewinnen: “Ich betreibe eine gut laufende Galerie und konzentriere mich nun gerne wieder auf ein Unternehmen. simplify.art hat mich in den vergangenen Jahren 60 Stunden pro Woche gekostet und es ist viel weniger dabei herausgekommen, als bei der Galerie, die ich nur nebenbei betreut habe”, so die Gründerin.

Startup-Szene wird simlify.art-Gründerin “nicht abgehen”

Auch die Startup-Szene werde ihr nicht abgehen. Wohl aber ihr aktueller Co-Founder und ihr Team. “Wir hatten zuletzt ein gutes Jahr mit einem Team, in dem alle am gleichen Strang zogen”, sagt Dejaco. Das sei nicht immer so gewesen. Dafür habe man nach sehr hilfreichen Investor:innen in den Anfangsjahren zuletzt die oben genannten Probleme mit ausbleibenden Auszahlungen gehabt. “Ich hatte das ganze Glück, das man als Startup-Gründerin haben kann: unterstützende Investor:innen und ein tolles Team. Bloß leider nacheinander und nicht gleichzeitig”, resümiert die Gründerin.

Schade findet Dejaco auch, bestimmte Pläne, die mit simplify.art im Werden waren, nicht mehr umsetzen zu können, etwa ein Algorithmus, der die umfassenden Daten der Plattform nutzt, um Prognosen zur Entwicklung einzelner Künstler:innen abzugeben. “Ich bin immer noch überzeugt, dass das eine Jahrhundertidee für den Kunstmarkt gewesen wäre. Aber in Österreich hat keiner die Zeit, die Nerve und die Weitsicht für Dinge, die so lange brauchen”, so die Gründerin.

Nach Pluz Care-Exit und Emma Wanderer-Konkurs verliert trive studio letzte Beteiligung

Erst im Jänner dieses Jahrs meldete die aktuell einzige andere trive-studio-Beteiligung, Emma Wanderer, ebenfalls Konkurs an – die Liquidation wurde mittlerweile angeordnet. Schon im Sommer 2023 war die Beteiligung Pluz Care an das Wiener Startup Teledoc verkauft worden. Ursprünglich hatte trive studio angekündigt, in vier Jahren acht Startups gründen zu wollen. Vergangenen Sommer verließ Mitgründerin Lena Köninger das Startup-Studio.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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