07.02.2024

Piur Imaging: Wiener MedTech führt neue Technologie zur 3D-Bildgebung ein

Piur Imaging, ein Health-Startup aus Wien, startet die Markteinführung einer Zusatzlösung für Ultraschall. Damit sollen u.a. Arbeitsabläufe des medizinischen Personals rationalisiert werden.
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Piur Imaging,
(c) Piur Imaging - Das Wiener MedTech mit neuer Lösung.

Das Wiener MedTech Piur Imaging kann vorhandene Medizingeräte kostengünstig zu KI-gesteuerten, tomographischen 3D-Ultraschalllösungen upgraden. Damit weckte es das Interesse von Investor:innen. Im April des letzten Jahres schloss man eine Series A in Höhe von 3,5 Millionen Euro ab; im Juli desselben Jahres folgte ein 4,9 Mio-Euro-Investment, der brutkasten berichtete. Nun kann man zwar nicht mit einer Finanzierung aufwarten, dafür aber mit der Markteinführung des Piur tUS Infinity 4.

Piur Imaging mit Zusatzlösung für Ultraschall

Diese Technologie ist eine Zusatzlösung für jedes Standard-Ultraschallsystem, die innovative Sensortechnologie nutzt, um diagnostische tomographische 3D-Bildgebung mit jedem Schallkopf zu ermöglichen. Mit einem einzigen transversalen Durchlauf kann ein ganzer Schilddrüsenlappen in einem volumetrischen Datensatz erfasst werden.

Computergestützte Analysetools sollen für eine schnelle und reproduzierbare 3D-Bewertung der Schilddrüse und der Knoten sorgen und so die starke Abhängigkeit vom Bediener verringern, die bei herkömmlichen 2D-Ultraschalluntersuchungen besteht.

Die 3D-Volumenerfassung des Piur tUS Infinity ermöglicht zudem eine Entkopplung der Bildaufnahme von der Bildauswertung und damit neue Arbeitsabläufe für den Ultraschall, die bisher nur für andere bildgebende Verfahren in der Radiologie verfügbar waren. Die Kombination von lokaler Ultraschallaufnahme und zentraler Datenanalyse maximiere den Patientendurchsatz bei gleichzeitiger Beibehaltung oder Verbesserung der Qualität der diagnostischen Ergebnisse, heißt es laut Aussendung.

Neue Features

Piur tUS Infinity 4 weist gegenüber dem Vorgängermodell Verbesserungen auf: Es ermöglicht tomografische Ultraschallaufnahmen mit doppelt so hoher Geschwindigkeit, was den Patientendurchsatz und die diagnostische Effizienz deutlich erhöhe. Eine neue Benutzeroberfläche rationalisiere außerdem den diagnostischen Arbeitsablauf, sodass medizinisches Fachpersonal mit weniger Klicks und weniger Zeitaufwand für die Navigation durch das System Ergebnisse erzielen könne.

Die erweiterte Hintergrundbildverarbeitung beschleunige zudem die Bildanalyse, ermögliche eine schnellere Diagnose und verbessere die Patientenversorgung. Dabei verfügt der neue Sensor über eine zusätzliche optische Komponente für eine höhere Genauigkeit, eine flexible Scanrichtung und die Möglichkeit des kabellosen Aufladens.

Ein-Klick-Segmentierung von Schilddrüsenknoten ist eine weitere Funktion, die den komplexen Prozess der Segmentierung von Schilddrüsenknoten vereinfacht und eine genaue Markierung der Knotenränder ermöglicht. Auch eine verbesserte manuelle Korrektur durch manuelle Werkzeuge sei nun ausführbar.

Piur Imaging: Piur tUS Infinity soll Arbeitsabläufe rationalisieren

“Die Entwicklung des Piur tUS Infinity 4 ist das Ergebnis umfangreicher Forschung, Entwicklung und Zusammenarbeit mit unseren geschätzten Partnern und Kunden”, sagt Milad Mesri, Head of Product bei Piur Imaging. “Dieses Produkt ist ein Beweis für unser Engagement, die Grenzen der medizinischen Bildgebung immer weiter zu verschieben. Wir freuen uns, eine Lösung anbieten zu können, die den Bereich der Ultraschalldiagnostik erheblich voranbringt.

Auch Robert Bauer, Chief Technology Officer, betont die Bedeutung der neuen Funktionen: “Die fortschrittlichen Funktionen des Piur tUS Infinity 4 verbessern nicht nur die Präzision der 3D-Ultraschallbildgebung, sondern rationalisieren auch die Arbeitsabläufe für das medizinische Personal. Diese Innovation ist ein Schritt vorwärts in unserer Mission, auf die sich entwickelnden Bedürfnisse der medizinischen Gesellschaft einzugehen und sich an diese anzupassen.” Piur tUS Infinity 4 ist ab sofort in der EU erhältlich.

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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