28.09.2022

Autonome Mobilität: “Wir müssen schnell und effizient scheitern”

Selbstfahrende Autos und ein öffentliches Transportsystem ohne menschliche Supervision? Klingt nach einer Utopie. Doch autonome Mobilität könnte strukturellen Problemen wie Arbeitskräftemangel entgegenwirken.
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The Autonomous
Wie die Zukunft autonomer Transportsysteme aussehen könnte, diskutierten Expert:innen in der Wiener Hofburg (c) The Autonomous

“The time is now.” Mit diesen Worten hat Ricky Hudi, Chairman von The Autonomous, das gleichnamige Event am 27. September in der Wiener Hofburg eröffnet. Das Ziel der Veranstaltung: Eine sichere Zukunft autonomen Fahrens zu gestalten und konkrete Maßnahmen zu setzen, um eine Mobilitätsrevolution voranzutreiben. Denn die fahrerlose Fortbewegung von Fahrzeugen, mobilen Robotern und autonomen Transportsystemen könne Lösungsansätze gegen Arbeitskräftemangel und Unsicherheit in puncto Trust, Safety & Security bieten.

The Autonomous: Autonome Mobilität im Diskurs

Schätzungen des Fraunhofer Instituts zufolge könnten bis 2060 alle Kraftfahrzeuge Deutschlands selbstständig unterwegs sein. Inwiefern diese Prognose tatsächlich Realität werden könnte, haben über 500 Teilnehmer:innen und Branchenexpert:innen im Zuge des The Autonomous Events diskutiert. Die hybride Veranstaltung gab Interessent:innen aus aller Welt die Möglichkeit, die themenbezogenen Talks und Panels in der Wiener Hofburg auch online mitzuverfolgen. Expert:innen und Executives der Branche boten Insights in Forschungs- und Entwicklungsfortschritte rund um die Themen autonome Mobilität und Robotik.

“Collaboration is a main factor, but not the only one”

Andreas Urschitz, Chief Marketing Officer der Infineon Technologies AG, sieht branchenübergreifende Zusammenarbeit als unabdingbaren Key Factor für die Zukunft autonomer Mobilität. Konkurrenzkampf könne in einem derart komplexen Themenfeld keinen erfolgversprechenden Fortschritt garantieren. Inhouse Technology soll branchenweit geteilt werden, fachspezifisches Know How müsse als Open Source gehandhabt werden. Ein konsequenter Team Approach sei gefragt, so der CMO von Infineon.

Das Trust, Safety & Security-Problem

Zur Integration autonomer Mobilität und selbstfahrender Transportsysteme sei jedoch nicht nur branchenübergreifende Kollaboration notwendig, sondern auch Aufklärungsarbeit von Seiten politischer Entscheidungsträger:innen. Was in weiten Teilen der europäischen Gesellschaft auf Unsicherheit stößt, ist unter Expert:innen schon lange eines: Sicher und zukunftsträchtig. Eigens auf autonome Mobilität ausgerichtete “Legal Frameworks” seien notwendig, um vor allem in puncto Datenschutz und -sicherheit das Verständnis in der Bevölkerung zu stärken.

Cross Industry Fertilization: Das Zukunftsrezept der Automobilindustrie

Industrieübergreifende Zusammenarbeit, der sogenannte Collaboration Spirit, sei für eine erfolgsversprechende Zukunft autonomer Mobilität unabdingbar. Laut Georg Kopetz, CEO der TTTech Auto AG, hätten europäische Fachkräfte ausreichend Fachwissen in den Bereichen Safety & Security und Digital Technologies, um die Entwicklung autonomer Transportsysteme voranzutreiben. Allerdings könne lediglich strategische Ressourcenbündelung einen langfristigen Fortschritt sowie Verständnis in der Bevölkerung schaffen. Die sogenannte Cross Industry Fertilization sei das Erfolgsrezept, so der Branchenexperte.

Autonomous Mobility im Kampf gegen Arbeitskräftemangel

Strukturelle Branchenveränderungen sowie die sukzessive Integration autonomer Transportsysteme in urbane und suburbane Regionen seien angesichts des branchenweiten Arbeitskräftemangels dringlich, so Markus Heyn, CEO der Robert Bosch GmbH. Über 100.000 Fahrer:innen würden dem Fern- und Nahverkehr aktuell fehlen. Autonome Mobilität und Robotik würde, dem Branchenexperten zufolge, neue Zukunftschancen im Transportsektors versprechen und dem branchenweiten Arbeitskräftemangel entgegenwirken. Fehlende Fahrer:innen des Nah- und Fernverkehrs müssten dank selbstfahrender Transportsysteme nicht mehr nachbesetzt werden, so Heyn.

Internet of Things & Artificial Intelligence

Europa sei in puncto Information & Data Security bestens aufgestellt, so Wolfgang Ebner des Bundesministeriums für Finanzen. Ein weiterer Ausbau des landesweiten 5G-Netzes könnte diesbezüglich ein Meilenstein sein. Vor allem in Hinblick auf die Integration AI-basierter Softwaresysteme seien entsprechende Legal Frameworks notwendig, um auf Umrüstungen in der Mobilitätsszene vorbereitet zu sein. Dies liege, Ebner zufolge, in der Verantwortung politischer Entscheidungsträger:innen. Bisherige Projekte autonomer Transportsysteme haben es – zumindest in Wien – nicht über die Pilotphase geschafft: So wurden die autonomen E-Busse als Teil des öffentlichen Transportsystems in der Aspern-Seestadt Ende Juni 2021 wieder eingestellt.

“We need to fail smart and fast”

Neben dem breiten Anwendungsfeld des Internet of Things und AI-basierter Software sei vor allem eines wichtig: Schnelles und effizientes Scheitern. Georg Kopetz der TTTech Auto AG verfolgt dabei die Devise: “Wir müssen schnell und effizient scheitern.” Forschungs- und Entwicklungsarbeit müsse schnell passieren, Synergien genutzt und Erkenntnisse branchenübergreifend geteilt werden. Kopetz betont die Bedeutung eines branchenweiten Team Approaches, um die Zukunft autonomer Mobilität europaweit zu stärken. Die Zukunft autonomer Mobilität und Robotik sei vielversprechend, allerdings nur unter zielführender Ressourcenbündelung und unternehmensübergreifender Zusammenarbeit.

Über das Event “The Autonomous”

Die The Autonomous Community strebt eine sichere Zukunft autonomen Fahrens an. Unter dem Motto “Act to Impact” diskutieren dieses Jahr mehr als 500 Teilnehmende, Branchenführende und Expert:innen in der Wiener Hofburg über aktuelle Sicherheitsherausforderungen der Automobilitätsszene. Thematisiert wurden nicht nur Sicherheitslücken von künstlicher Intelligenz, sondern auch Data-based Entwicklungen und Level-4-Systeme der Branche.

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Das inoqo-Team startet mit seiner App in den Niederlanden durch (c) inoqo

Wer schon einen Trip in die Niederlanden genossen hat, wird ihn mit guter Wahrscheinlichkeit kennen: Den mit lokalen Grundnahrungsmitteln wie Stroop Waffels, Haring, Oliebollen oder Pannenkoeken bestückten Lebensmittelhändler Albert Heijn. Die Kette zählt zu den führenden Nahversorgern in den Niederlanden – und wurde mittlerweile auch für Tourist:innen zu einem Kulturgut.

Nun setzt Albert Heijn einen Schritt in Richtung CO2-Transparenz: Der Händler will die Klimaauswirkungen seiner 1.100 Eigenmarken mit seinen Konsument:innen per App teilen. Und damit zeigen, wie groß die CO2-Auswirkungen ihrer Einkäufe sind.

CO2-Hotspots per App

Dabei kommt das Wiener ClimateTech inoqo ins Spiel: Mit seiner KI-gesteuerten SaaS-Plattform ermöglicht es inoqo Lebensmittelhändlern, Marken und Lieferanten, die Emissionen ihrer gesamten Lebensmittel-Lieferkette zu identifizieren, zu analysieren und zu bewerten.

Die inoqo-Plattform kann dabei “CO2-Hotspots” bestimmter Produkte identifizieren. Lebensmittelketten wie Albert Heijn können so mit Lieferanten gemeinsam Maßnahmen zur Emissionsreduktion setzen.

Auf der inoqo-Kooperation basierend will Albert Heijn einen sogenannten “Product Climate Footprint (PCF)” einführen. Der CO2-Fußabdruck soll die Klimaauswirkungen seiner Eigenmarken hervorheben. Konsument:innen wird indes gezeigt, in welchem Ausmaß jedes einzelne erworbene Lebensmittel- und Getränkeprodukt zum Klimawandel beiträgt.

Neue inoqo-Initiative erst letzte Woche gestartet

Erst vor letzte Woche verkündete inoqo-Gründer Markus Linder den Start der Nachhaltigkeits-Initiative European Sustainable Food Coalition – brutkasten berichtete. Ziel verfolge man ein äußerst ähnliches, nämlich: Die Dekarbonisierung des Lebensmittelhandels. Am Start-Event anwesend waren unter anderem Vertretende internationaler Lebensmittelhandelsriesen – namentlich Migros aus der Schweiz und Ahold Delhaize aus den Niederlanden. Migros ist bereits Referenzkunde von inoqo.

Zwei Millionen-Investments in zwei Jahren

Gegründet wurde inoqo im Sommer 2020 in Wien. Im Team sitzen Markus Linder, Doris Wimmer, Hélène Saurais, Simon Haberfellner, Bernhard Schandl und Elisa Gramlich. Ursprünglich hat es sich inoqo zum Ziel gesetzt, Endkonsument:innen dabei zu helfen, die Umweltauswirkungen ihrer Einkäufe zu bewerten.

Um ihrer Mission nachzugehen, sicherte sich inoqo 2021 eine Finanzierungsrunde in Höhe von knapp zwei Millionen Euro. Zu den Kapitalgebenden zählten die Runtastic Co-Founder Alfred Luger und Christian Kaar, Biogena-Gründer Albert Schmidbauer und Ex-Raiffeisen International CFO Martin Grüll.

Mit der 2021 verabreichten Finanzspritze entwickelte das Startup die ursprünglich an Endkonsument:innen gerichtete inoqo-App. Diese hat es Nutzenden ermöglicht, die CO2-Emissionen ihrer Lebensmitteleinkäufe kostenlos zu tracken. Basierend auf gescannten Kassenzetteln erstellte die App Analysen zu den durch den Kauf verursachten CO2-Emissionen und den jeweiligen Auswirkungen auf Umwelt, Tierwohl und das eigene Wohlbefinden.

inoqo-B2C-App switchte zu B2B

Im Oktober 2023 folgte eine neuerliche Finanzspritze in Millionenhöhe. Unterstützt wurde das Team dabei unter anderem vom Bestandsinvestor Christian Kaar sowie von Heinz Hahn, ehemaliger Präsident FMCG (Anmerkung: Fast-Mooving-Consumer-Goods) von Mondelez, sowie von Felix und Susanne Porsche. Weitere Investor:innen sind hier nachzulesen.

In ihrer damaligen Version zählte die inoqo App rund 10.000 Nutzende. Dies sollte aber nicht mehr lange der Fall sein. Der zweiten Finanzspritze voran ging nämlich eine Neuausrichtung: inoqo wechselte zu einem B2B-Geschäftsmodell:

“Als immer mehr Lebensmittelhändler Interesse an unserer Technologie zeigten, erkannten wir, dass wir einen viel größeren Einfluss haben können, indem wir Lebensmittelhändlern weltweit helfen, den Umwelteinfluss ihrer Lebensmittel-Lieferketten zu verstehen und zu managen”, erzählte Gründer und CEO Linder brutkasten damals.

Rezeptur von Produkten in Berechnung integriert

Seither steht die von inoqo entwickelte SaaS-Plattform primär Geschäftskund:innen – wie nun auch dem Lebensmittelhändler Albert Heijn – zur Verfügung. Erste Business-Partner sicherte es sich schon 2023 – darunter Norwegens führender e-Lebensmittelhändler ODA. Das Besonderer der KI-Plattform: Sie bewertet sowohl Produktzutaten und Zusammensetzung als auch alle Produktions- und Vertriebsprozesse – sprich alle Scope-3-Emissionen.

“Die KI-gesteuerte Plattform kann die Rezeptur von Tausenden von Lebensmittel- und Getränkeprodukten auf Grundlage der den Händlern heute zur Verfügung stehenden Daten berechnen. Berücksichtigt werden Merkmale wie das Herkunftsland der Zutaten, die Produktionsprozesse , die Verpackung und der Transport ”, erklärte Markus Linder, Gründer und CEO von inoqo, in einem brutkasten-Gespräch 2023.

Albert-Heijn-Koop soll eigene “Primärdaten” sammeln

Mit der Plattform von inoqo will nun auch der neue Business-Partner Albert Heijn “eine wachsende Menge an Primärdaten sammeln”, um weitere Möglichkeiten zur CO2-Reduktion zu identifizieren, sagt Nachhaltigkeitsmanager Jens Gronheid.

Inoqos Bewertungsansatz sei dabei ein Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Lebensmittelindustrie: “Durch die Erstellung skalierbarer Folgenabschätzungen auf Zutatenebene vermeidet inoqo die Verwendung von Daten auf Kategorie-Ebene”, heißt es von Albert Heijn.

Scope-3-Emissionen vermehrt im Fokus

Inoqo-Co-Founder und CEO Markus Linder schreibt der neuen Kooperation Pionierpotenzial zu: Man wolle “neue Standards für Transparenz und Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinzelhandel” setzen und “andere Einzelhändler inspirieren”. Die Scope-3-Emissionsreduzierung – also die Betrachtung der Segmente Produktzutaten, Produktion und Vertrieb – benötige nämlich branchenübergreifend weitaus höhere Priorität, so Linder.

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