17.06.2022

EUROC: Circle startet Euro-Stablecoin – warum das wichtig ist

Circle startet einen Euro-Stablecoin, der 1:1 mit Euro hinterlegt ist. Die Reserven liegen bei einer US-Bank.
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Circle startet am 30. Juni einen Euro-Stablecoin © Circle
Circle startet am 30. Juni einen Euro-Stablecoin © Circle

Das US-Krypto-Unternehmen Circle steckt hinter USDC, einem der größten und bekanntesten Stablecoins. Nun hat das Unternehmen bekannt gegeben, mit Euro Coin bzw. EUROC auch einen Euro-Stabecoin ausgeben zu wollen – der Start ist für 30. Juni geplant.

Stablecoins versuchen, einen konstanten Wechselkurs zu Fiat-Währungen aufrechtzuerhalten – in diesem Fall durch eine 1:1-Bindung an den Dollar. Dadurch sind sie wesentlich stabiler als herkömmliche Kryptowährungen und werden von Anleger:innen gerne genutzt, um ihr Kryptovermögen weniger risikoreich zu “parken” oder als weniger volatiles Zahlungsmittel. Zuletzt hat das Vertrauen in Stablecoins allerdings massive Risse bekommen. Bei dem Zusammenbruch von Terra/LUNA haben Investor:innen zig Millionen Dollar an Vermögen verloren.

Algorithmische vs Asset-basierte Stablecoins

TerraUSD hatte aber zu dem Stablecoin USDC einen gewichtigen Unterschied: TerraUSD war ein algorithmischer Stablecoin. Das bedeutet, dass er keine Reserven in Dollar oder anderen Fiat-Währungen hat. Stattdessen sollte sein Wert durch einen komplexen Mechanismus aufrechterhalten werden, bei dem TerraUSD-Münzen mit einer frei gehandelten Kryptowährung namens Luna getauscht werden, um das Angebot zu kontrollieren.

Die großen Stablecoins wie Tether, USD Coin und Binance USD sind mit Reserven hinterlegt: Die Unternehmen oder Organisationen dahinter geben an, dass sie genügend Dollar halten, um einen Wechselkurs von 1:1 aufrechtzuerhalten. Die Unternehmen sagen, dass jeder ihrer im Umlauf befindlichen Stablecoins immer gegen einen Dollar getauscht werden kann. Nach diesem Prinzip soll auch EUROC funktionieren, wie Circle bekannt gab.

Reserven bei US-Bank

“Wie USDC wird auch Euro Coin in einem regulierten Rahmen für die Abwicklung von Geldtransfers ausgegeben, und zwar nach denselben Statuten, die auch USDC regulieren, mit vollen Reserven in Euro und mit der gleichen Sicherheit, Liquidität und Transparenz, die der Markt von Circle erwartet”, schreibt Jeremy Allaire, Founder und CEO von Circle auf Twitter. Di entsprechenden Reserven will Circle in Euro-denominierten Konten bei “führenden Finanzinstituten” halten – das erste davon ist die US-Bank Silvergate. Asset-basierte Stablecoins sind in den letzten Jahren immer wieder unter Druck geraten, transparent zu machen, ob wirklich ausreichende Mengen der korrespondierenden Fiat-Währung halten.

Hier soll der Euro Coin nach dem Start verfügbar sein

  • Exchanges: Binance.US, Bitstamp, FTX, Huobi Global
  • DeFi: Compound, Curve, DFX, Uniswap Protocol
  • Custodians: Anchorage Digital, CYBAVO, Fireblocks
  • Wallets: Ledger, MetaMask Institutional

In Österreich aus steuerlicher Sicht interessant

Für Anleger:innen, die in Ländern mit steuerlichen Regelungen wie in Österreich, sind Stablecoins auch aus dieser Perspektive interessant. In Österreich fällt Kapitalertragssteuer an, sobald Kryptowährungen in Euro getauscht werden. Keine Steuer fällt hingegen an, wenn Kryptowährungen in andere Kryptowährungen umgeschichtet werden. Viele Anleger:innen schichten daher Krypto-Gewinne gerne in weniger volatile Stablecoins um.

EZB arbeitet an digitalem Euro

Mit Circle startet ein US-Unternehmen einen Euro-Stablecoin zudem in einer Zeit, in der die EZB immer häufiger die Werbetrommel für den digitalen Euro rührt – eine Central Bank Digital Currency (CBDC), die direkt von der EZB ausgegeben wird. An diesem Projekt arbeitet die EZB bereits seit rund einem Jahr, wobei es zunächst eine zweijährige Konsultationsphase geben soll, nach der eine Entscheidung gefällt wird, ob es einen digitalen Euro geben wird und wie er aussehen könnte. Der zuständige EZB-Direktor Fabio Panetta sagte erst diese Woche, dass die CBDC innerhalb der nächsten vier Jahre starten werde. Der digitale Euro soll mit höchstens 1,5 Billionen Euro limitiert werden – das entspreche etwa 3000 bis 4000 digitalen Euros pro Einwohner:in.


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Clemens Wasner vor einem Symbolbild zu künstlicher Intelligenz
Clemens Wasner | Foto: Adobe Stock (Hintergrund), Enlite.ai

Entgegen der Erwartungshaltung vieler Skeptiker hat sich die KI-Entwicklung in 2024 noch beschleunigt: Im Wochentakt erfolgten neue technische Durchbrüche, der Launch neuer Services oder die Integration von KI in bestehende Lösungen. Über die rasanten Entwicklungen im abgelaufenen Jahr könnte man ohne weiteres ein Buch füllen, weshalb ich hier nur einen kurzen Abriss über die wichtigsten Entwicklungen geben kann.

Large Language Models: Mit den Claude-Modellen von Anthropic hat sich ein Konkurrent zu OpenAI etabliert. Auch Google hat sich nach Startschwierigkeiten zu einem ernsthaften Player entwickelt. Den eigentlichen Wendepunkt stelle jedoch der Open-Source-Bereich dar. Während zu Beginn des Jahres LLama2 und vergleichbare Modelle einen Rückstand von etwa 18 Monaten gegenüber GPT4 hatten, gab es im Sommer mit Llama3 erstmals ein Open-Source-Foundation-Model, das seine Closed-Source Konkurrenten in Rankings und Benchmarks übertraf. Seitdem hat Meta mit LLama3.2, einer multimodalen Variante die Text und Bild als Input akzeptiert, Open-Source-seitig noch nachgelegt (auch wenn die kommerzielle Nutzung in der EU leider nicht erlaubt ist). 

Marktanteil von Large Language Models 2023 vs 2024

Bild und Video-Generierung: Die letzten Jahre waren von Dall-e, Mid Journey und RunwayML geprägt. Mit Flux, einer der sehr seltenen europäischen Erfolgsstories im KI-Bereich, ist ein neues Modell zur Generierung von Bildern neu hinzugekommen, das von vielen als das aktuell beste angesehen wird. 

Im Dezember erfolgte schließlich der lange erwartete Launch von OpenAIs Sora (nicht in der EU) sowie die Vorstellung von Google’s Veo2 (nicht in der EU), welches technisch einen Riesensprung gegenüber der Konkurrenz darstellt. In 2025 ist auf Social Media eine ähnliche Schwemme an AI-generierten Videos zu erwarten, wie wir sie in 2023 für KI-generierte Bilder erlebt hatten.

In 2024 wurden die ersten sogenannten “Reasoning-Modelle” vorgestellt. Ein Reasoning-Modell wie GPT o1 kann nicht nur Texte anhand erlernter Muster erstellen, sondern auch echte logische Zusammenhänge erkennen und nachvollziehen. Dies ist ein vollkommen anderer Ansatz als bisher, da KI-Systeme dadurch fundierter argumentieren können, anstatt lediglich die „wahrscheinlichste“ Antwort aus riesigen Textmengen herauszufiltern bzw. vorherzusagen. Ein paar Tage vor den Weihnachtsfeiertage wurde GPT o3 vorgestellt (brutkasten berichtete), dass bei komplexen wissenschaftlichen Aufgaben, Mathematik und Coding-Benchmarks eine neue Ära einläutet. 

das neue OpenAI-Modell o3 im Vergleich zu früheren Modellen

KI wird ‘Personal’

Während die letzten Jahre KI vor allem auf der Cloud stattfand und wir mit unseren Endgeräten lediglich darauf zugegriffen haben, wurden in 2024 die Weichen für KI am Smartphone und Computer (Windows & Mac) gestellt.

Apple Intelligence (derzeit nicht in der EU verfügbar) ist Apples hauseigene KI-Plattform, die neben einer für andere KI-Modelle offenen Architektur vor allem auf Datenschutz und lokale Datenverarbeitung setzt. Googles Assistent Gemini (nur eingeschränkt in der EU verfügbar) auf Android-Smartphones geht noch einen Schritt weiter, was App- und Datenübergreifende Assistenzfunktionen betrifft.

Beide Lösungen stellen die allererste Version eines persönlichen Assistenten dar, der nicht an einzelne Services (wie MS Copilot) oder Umgebungen (wie Browser) gekoppelt ist, sondern übergreifend analysieren und agieren kann. Bis von diesen auch komplexere Aufgaben übernommen werden können, wird es noch einige Versionen benötigen, die Basis hierfür wurde jedoch in 2024 gelegt.

In 2024 wird auch als jenes Jahr in die Geschichte eingehen, in dem sich ein Pfad für die Einführung von Augmented Reality (auch xR) herauskristallisierte. Damit ist weniger das im Februar dieses Jahres erschienene Apple Vision Pro gemeint, das zum aktuellen Preis und Formfaktor nicht viel mehr als ein Developer Kit darstellt, sondern die xR-Plattformen von Google und vor allem Meta.

Mit den Orion Glasses hat Meta im September einen Prototypen vorgestellt, der einen guten Ausblick darauf gibt, welche Möglichkeiten uns in etwa 5 Jahren erwarten: echtes Augmented Reality gepaart mit generativer KI. Wer sich von Sprachsteuerung und GenAI bereits heute ein bild machen will dem seien die Meta Rayban Smartglasses empfohlen, welche u.a. Live-Übersetzungen und Bilderkennung ermöglichen – wie üblich gilt: nicht in Europa.

Österreich wird Lifesciene-lastiger und KI-affiner

Das österreichische KI-Ökosystem entwickelt sich nach wie vor sehr gut. Vor allem im Bereich der Corporates und IT-Dienstleister kam es zu einem sprunghaften Anstieg von Unternehmen die KI einsetzen bzw. anbieten. Als Highlight im wissenschaftlichen Bereich kann das von Michael Bronstein geleitete AITHYRA-Institut genannt werden, welches von der Boehringer Ingelheim Stiftung mit 150 Mio. Euro gefördert wird (brutkasten berichtete). “AI in Lifescience” stellt bereits heute den größten Bereich für KI-Startups dar, ein Trend der sich mit diesem Institut sicher noch verstärken wird.

Wie zu erwarten, fanden im Superwahljahr 2024 keine strategischen Weichenstellungen statt. Ausgehend von den Wahlprogrammen und den aktuell noch andauernden Koalitionsverhandlungen wird KI auch in der nächsten Legislaturperiode keine Rolle spielen. Ein Rekorddefizit und geschwächte Wirtschaftsleistung sind kein guter Nährboden für ambitionierte Projekte, derer es aber sehr viele bedürfte. Auch eine mögliche Neuwahl wird daran leider nichts ändern, da die relevanten Parteien geistig noch in den 1930ern, 1950ern oder 1970ern leben.

Aus Sicht der Bevölkerung lässt sich festhalten, dass KI hierzulande mittlerweile so alltäglich wie Google-Suche geworden ist. 

Google Suchtrends Österreich 2024, ChatGPT vor Taylor Swift

Europa, der scheiternde Kontinent

Üblicherweise würde ich den Ausblick mit einer europäischen Perspektive abschließen – leider gibt es diese im Technologiebereich nicht. Jedem Durchbruch der letzten 20 Jahre wurde mit einer Kombination aus Skepsis, Pessimismus und Protektionismus begegnet. Darstellungen wie diese verstärken den Eindruck eines gescheiterten Kontinents – ein Narrativ, der mittlerweile das europäische Bild in den USA und Asien dominiert.

In Anbetracht der Sachlage macht es keinen Sinn, die EU und ihre Mitgliedstaaten in eine Diskussion über den Status und Quo und zukünftige Entwicklungen von KI mit einzubeziehen. Eine Trendumkehr wird im KI-Bereich nicht mehr passieren können, dazu sind die Versäumnisse mittlerweile zu zahlreich und der Rückstand in Bereichen wie Infrastruktur, Kapitalmarkt und Skilled Migration zu groß. 

Anstatt sich für Steuergeldverschwendung wie Gaia-X oder Regulierung wie den AI Act selbst auf die Schulter zu klopfen, muss das Augenmerk auf die nächste Generation von Unternehmen gelegt werden – Startups. Das Zeitfenster hierfür schließt sich: Wenn es uns Europäern nicht binnen der nächsten fünf Jahre gelingt, Gründen in Europa attraktiver und erfolgreicher zu machen, wird die Erzählung von einem reichen Europa für nachfolgende Generationen ebenso unglaublich sein wie von einem österreichischen Imperium. 

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