13.06.2022

Morpher-CEO: Darum bleibt DeFi auch im Bärenmarkt robust

Die Lage am Kryptomarkt wirkt sich auch speziell auf die DeFi-Branche aus. Martin Fröhler, CEO und Co-Founder des Wiener DeFi-Unternehmens Morpher, gibt im brutkasten-Gespräch seine Einschätzung.
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Morpher-CEO Martin Fröhler gibt im brutkasten-Interview seine Einschätzung dazu, wie DeFi aktuell dasteht © Schauer-Burkart; immimagery/AdobeStock
Morpher-CEO Martin Fröhler gibt im brutkasten-Interview seine Einschätzung dazu, wie DeFi aktuell dasteht © Schauer-Burkart; immimagery/AdobeStock

Decentralized Finance (DeFi) bzw. dezentralisierte Finanzmärkte bezeichnen jene Finanzdienstleistungen, die über öffentliche Blockchains angeboten werden – in den meisten Fällen geschieht dies über die Ethereum-Blockchain. Wie der Name bereits verrät, kommt DeFi ohne zentrale Parteien wie Börsen, Makler:innen oder Banken aus. Die Grundmerkmale der Kryptowelt – offen für alle, peer-to-peer, global und ohne Angabe von Klarnamen – sollen auch hier gelten. In den letzten Jahren hat sich in dieser Branche sehr viel entwickelt. So ist laut dem “State of Crypto Report 2022” vom VC Unternehmen Andreessen Horowitz (“a16z”) der Total Value Locked (TVI) in DeFi in weniger als zwei Jahren von Null auf über 100 Milliarden Dollar gestiegen. Nachdem sich der Kryptomarkt aktuell im Bärenmarkt befindet und sich nicht zuletzt der Kollaps der Terra-Blockchain auf die Kryptobranche und speziell auch auf DeFi ausgewirkt haben, stellt sich die Frage, wie dezentrale Finanzen nun dastehen. Wie ist die Lage in Europa und in Österreich? Kann man Zukunftsprognosen formulieren? Co-Founder und CEO des Wiener DeFi-Unternehmens, Martin Fröhler, ordnet im brutkasten-Interview die Lage im aktuellen Markt ein.

DeFi-Projekte kommen und gehen – “Ein natürlicher Startup-Evolutionsprozess”

Laut Fröhler würde aktuell zwar viel im DeFi-Bereich passieren, was man beispielsweise an sehr vielen neuen Projekten auf der Cardano-Blockchain oder auf der Solana-Blockchain sehen könnte. Allerdings bleiben die Entwicklungen der letzten Monate dominant. “DeFi leidet aktuell natürlich mit dem gesamten Kryptomarkt mit. Grundsätzlich gilt: Wenn sich Krypto in einem Bärenmarkt befindet, sieht man eigentlich bei allen Projekten – egal, wie gut sie sein sollten – einen Rückgang in der Nutzer:innen-Aktivität und einen automatischen Rückgang bei DeFi-Protokollen”, meint Fröhler im Interview. In solchen Phasen, in denen die Märkte unter Druck stehen, sei laut Fröhler in der Regel eine Marktbereinigung zu beobachten. Konkret würde das bedeuten: Es gibt verhältnismäßig weniger neue Projekte und viele Projekte, die wieder vom Radar verschwinden. Diese Entwicklung beschreibt der Morpher-CEO allerdings als einen ganz natürlichen Startup-Evolutionsprozess.

Was hat der Terra (LUNA)-Kollaps für DeFi bedeutet?

“Dass jene Projekte, die fundamental nicht gut gebaut sind – wie es bei Terra (LUNA) der Fall war – wieder vom Markt verschwinden, verstehe ich als normalen Prozess”, ergänzt Fröhler. Der erwähnte Crash der Terra-Blockchain habe zwar wesentlich zum aktuellen Bärenmarkt beigetragen, für Fröhler habe er aber auch einen bedeutenden Vorteil von DeFi hervorgehoben. Demnach findet er es bemerkenswert, dass der Terra-Crash keinen generellen Systemzusammenbruch ausgelöst hatte bzw. dass Kryptowährungen nach wie vor existieren, ohne dass Staaten einspringen mussten. Im Vergleich zur traditionellen Finanzwelt habe man in der Vergangenheit andere Erfahrungen gesammelt.

“Als die sehr wichtige Investmentbank Lehman Brothers pleite ging, war man auf externe Rettung von Staaten angewiesen, damit das Finanzsystem weiter funktioniert. Das ist bei Terra (LUNA) nicht notwendig gewesen. Es stimmt, dass manche DeFi-Protokolle scheitern, genauso wie auch manche Investmentbanken scheitern. Aber im Falle eines Scheiterns dieses Protokolls musste niemand einspringen und die Rechnung dafür übernehmen. Sondern jede:r, der bzw. die in dieses Protokoll investiert war, trägt selbst das Risiko – es hat also keine systemischen Auswirkungen”, meint Fröhler. Für ihn spricht das sehr für die Robustheit von DeFi im Vergleich zur traditionellen Finanzwelt. Eine Konsequenz, dass Staaten einspringen müssen, könne demnach nur bei einer wohl regulierten traditionellen Finanzwelt passieren.

Wie steht Österreich da?

Mit Blick auf Österreich und andere europäische Länder weist Fröhler der DeFi-Branche hierzulande nach wie vor ein Nischendasein zu. Seiner Meinung nach habe Österreich weder den Ruf, besonders technologiefreundlich, noch unternehmer:innenfreundlich oder hinsichtlich Regulierungen besonders progressiv zu sein. “Ich glaube man kann das nicht mit Ländern wie der Schweiz, Deutschland, Malta, Estland oder Zypern vergleichen, wo sich viele Firmen niederlassen, da dort die Regulierungsumgebungen freundlicher sind. In Österreich gibt es sehr viele strukturelle Hürden. Das fängt beispielsweise schon dabei an, dass österreichische Banken Krypto-Startups in der Regel kein Konto eröffnen, obwohl man natürlich Geschäftskonten benötigt, um eine Firma in Österreich zu gründen”, meint der CEO.

Wie das Internet Ende der 90er

Auch wenn andere Länder bereits regulierungsfreundlicher sind, sei DeFi trotzdem noch weit entfernt vom Mainstream, betont Fröhler. Da sich die Kryptobranche immer noch in einer sehr frühen Phase befindet, vergleicht er die aktuelle gesellschaftliche Position mit jener des Internets der späten 1990er Jahre. Mit Blick auf die aktuellen Nutzer:innenzahlen und auf die Frage, ob die Öffentlichkeit dies als nützliches Tool der Zukunft anerkennt, würden wir uns aktuell dort befinden, wo das Internet 1997 stand. “Damals gab es noch starke Zweifel, ob man das Internet überhaupt braucht. Heute hat es seinen Einzug in unseren Alltag gefunden, ohne dass die Leute darüber nachdenken, wie es eigentlich funktioniert. Genau so wird es bei Krypto auch sein”, meint Fröhler. Den großen Boom, in dem sich Kryptowährungen und DeFi zum Mainstream etablieren, sehe er daher in der kommenden Dekade – sollten schärfere Regulierungsversuche eintreten, gehe er von circa 15 Jahren aus.

Die Vorteile des Grundkonzepts von DeFi haben sich für Fröhler bereits erwiesen: Dezentrale Finanzen seien demnach robust, zugangsneutral und politisch nicht regulierbar. Besonders der globale Blick wichtig ist für ihn an dieser Stelle wichtig. Denn nicht nur Menschen in westlichen Demokratien hätten hier Vorteile, “vor allem für jene Menschen, die in Diktaturen oder Autokratien leben und effektiv über ihre Finanzmittel kontrolliert werden, ist DeFi das Gegenmittel”.

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Wirtschaft Konjunktur wachstum
Das Konjunkturbarometer der Jungen Wirtschaft wird zweimal jährlich durchgeführt. (c) Envato

Knapp 120.000 Jungunternehmer:innen zwischen 18 und 40 Jahren werden in Österreich von der Jungen Wirtschaft vertreten, die Teil der Wirtschaftskammer ist. Rund 1.300 von ihnen wurden für das aktuelle Konjunkturbarometer der Interessensvertretung befragt. Die Ergebnisse decken sich mit klassischen Forderungen aus dem Wirtschaftssektor: weniger Steuern, weniger Bürokratie, dafür eine bessere und innovativere Standortförderung.

Vorsichtiger Optimismus bei Konjunktur

Insgesamt gehen rund zwei Drittel der befragten Jungunternehmer:innen von einer Verbesserung bzw. zumindest einer gleichbleibenden wirtschaftlichen Entwicklung aus. Gleichzeitig glauben 41 Prozent, dass sich ihre eigene Kostensituation verschlechtern wird. Immerhin 25 Prozent wollen in den nächsten sechs bis zwölf Monaten zusätzliche Mitarbeiter:innen anstellen. Auch bei den Investitionen wird ein vorsichtiger Optimismus deutlich: 19 Prozent berichten von steigenden, 37 Prozent von zumindest gleichbleibenden Investitionen. 41 Prozent hingegen berichten von sinkenden Investments. Auch im letzten Konjunkturbarometer im März 2024 wurde die generell wieder positivere Stimmung deutlich – brutkasten berichtete.

Wie könnten die Investitionen steigen? Aus Sicht der Jungunternehmer:innen vor allem durch Steuersenkungen, wie 70 Prozent angeben. Das ist der Jungen Wirtschaft zufolge “der Höchstwert aller bisherigen Befragungen”. Das erste Konjunkturbarometer der Organisation ist aus dem Jahr 2010, es wird circa zwei mal jährlich durchgeführt.  “Die Steuerbelastung muss runter, nicht rauf”, sagt Bettina Dorfer-Pauschenwein, Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft Österreich.

Etwa gleich viele Befragte fordern eine Bürokratieentlastung und mehr Engagement im Gesundheitssystem. Klimaschutz ist für viele kein Investitionsbremser, nur 22 Prozent wünschen sich hier eine Entlastung. Die größten Belastungsfaktoren im kommenden Jahr sind für die Befragten Bürokratie und Arbeitskosten.

Niedrigere Steuern, digitale Behörden

Von der nächsten Bundesregierung wünschen sich die befragten Jungunternehmer:innen einiges: Jeweils knapp 80 Prozent sprechen sich für eine generelle Senkung der Steuern und Lohnnebenkosten, weniger Bürokratie und schnellere Behördenentscheidungen aus. Knapp die Hälfte der Befragten sind klar gegen Steuerhöhungen oder neue Steuern, gleichbleibende Lohnnebenkosten oder Eigentumssteuern. Die Idee einer gesetzlichen Arbeitszeitverkürzung stößt ebenso auf Widerstand: Hier erwarten 70 Prozent der Betriebe negative Auswirkungen.

Abgesehen von den bereits erwähnten Punkten erhoffen sich knapp jeweils ein Viertel der Befragten von der nächsten Bundesregierung auch eine Anhebung des Gewinnfreibetrags bzw. der Grundfreibetragsgrenze und eine Verbesserung der Kleinunternehmerregelung. Etwa 20 Prozent wünschen sich eine Reduktion von bürokratischen Form- und Meldepflichten, eine Senkung der Körperschaftssteuer und die Digitalisierung und Optimierung behördliche Prozesse.

Der Standort soll auch insgesamt attraktiver werden. 70 Prozent wünschen sich, dass Österreich das Ziel verfolgt, das “jungunternehmerfreundlichste Land Europas zu werden”. Gelingen soll das – wie bereits erwähnt – durch Bürokratieabbau, eine Stärkung der Ausbildung im Bereich Entrepreneurship und verbesserten Finanzierungsmöglichkeiten

Wenig Vertrauen in öffentliche Hand

Auch im Bereich Kinderbetreuung sehen die Jungunternehmer:innen Verbesserungsbedarf: Die Hälfte der Befragten fordern längere und flexiblere Öffnungszeiten sowie einen schnelleren Ausbau. Ein Viertel nimmt bereits Kinderbetreuung in Anspruch, ein weiteres Viertel plant es in den kommenden fünf Jahren zu tun. Auch abseits der privaten Situation sehen die Befragten die Notwendigkeit von besserer Kinderbetreuung. Denn: Die Hälfte von ihnen erwartet, dass eine solche Verbesserung auch zu mehr Arbeitsstunden von Arbeitnehmer:innen führen würde. Außerdem könnte es die Mitarbeiter:innensuche erleichtern.

Das Vertrauen in die öffentliche Hand ist hingegen gering: Die Hälfte der Befragten glaubt, dass staatliche Kinderbetreuung allein den vorhandenen Bedarf nicht decken könne. Auch bei der Altersvorsorge wird auf private Anbieter gesetzt. “Unsere jungen Unternehmerinnen und Unternehmer machen sich Sorgen um ihre finanzielle Absicherung im Alter. Der Staat muss Anreize für die freiwillige private Altersvorsorge treffen“, sagt Bettina Dorfer-Pauschenwein. 66 Prozent der Befragten betreiben bereits private Pensionsvorsorge.

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