24.01.2022

Schule in Österreich: Nicht für die Zukunft gerüstet

Das Schulwesen in Österreich zeigt deutliche Schwächen. Um Schüler:innen für die Zukunft zu rüsten, bräuchte es eine grundlegende Reform.
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brutkasten-Redakteur Dominik Perlaki:
brutkasten-Redakteur Dominik Perlaki: "Es braucht eine grundlegende Reform im Schulwesen" | (c) Porträt: Magdalena Schauer-Burkart; Hintergrund: (c) pololia | Adobe Stock
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Regelmäßig wird sie als eines der wichtigsten wenn nicht das wichtigste Zukunftsthema genannt: Die Bildung. Die UNESCO bezeichnet Bildung und Lernen als “wertvollste nachhaltige Ressource der Menschheit”. Den heutigen 24. Jänner hat sie übrigens zum “Welttag der Bildung” erklärt, “um auf die Schlüsselrolle für die Verwirklichung von inklusiven, chancengerechten und nachhaltigen Gesellschaften hinzuweisen”. Auch andernorts besteht Konsens darüber, dass Bildung, insbesondere in den Schulen, der absolute Kern einer gesellschaftlichen Strategie für die Zukunft sein muss, die Innovation ermöglicht. Dieser Befund ist sogar unabhängig von der politischen Philosophie (die Umsetzung leider nicht – doch mehr dazu später).

Schule in Österreich: ein hochbetagtes System

Zurück in die Realität im Jänner 2022. Nicht erst die Corona-Pandemie hat deutliche Schwächen im heimischen Schulsystem gezeigt. Es ist ein System, das bei seiner ersten Einführung im 18. Jahrhundert revolutionär war, doch seitdem immer nur Schritt für Schritt, also evolutionär weiterentwickelt wurde. Prinzipien wie die Einteilung in Klassen, der Stundenrythmus mit Pausenglocke und die alle zu einer Tafel hin ausgerichteten Sitzbänke haben sich seit den Anfängen gehalten (es gab sie teilweise sogar schon lange davor). Eine größere Vereinheitlichung mit Verlängerung der Schulpflicht gab es im 19. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert gab es bedeutende Schritte in der Mädchen-Bildung. Die heutige Aufteilung in Mittelschule und Gymnasium ist ein Artefakt aus der der Zeit zwischen erstem und zweitem Weltkrieg und war damals schon ein fauler Kompromiss zwischen Konservativen und Sozialdemokraten, der in mehreren weiteren “Reformen” (zuletzt 2009) weiter getragen und immer absurder wurde. Substantiell ist schon seit 1962 nichts passiert.

Kurzum: Wir lassen unsere Kinder und Jugendlichen auch im Jahr 2022 ein System durchlaufen, das teils 250, teils 150, teils 100 und nur in einigen wenigen Punkten jünger als 60 Jahre alt ist. Dabei hat die Philosophie der Aufklärung, in deren Geiste das System ursprünglich eingeführt wurde, in den Jahrhunderten dazwischen die Gesellschaft als Ganzes und den Zugang jedes Einzelnen grundlegend verändert. Schon immer hat dieses Schulsystem nicht für alle Schüler:innen funktioniert. Doch es funktioniert für immer weniger. Die Folgen sind eine enorme Nachfrage nach Nachhilfe (wie man am Erfolg von GoStudent sieht, nicht nur in Österreich) und – noch schlimmer – viele “Drop-Outs”.

Die besten Köpfe scheitern am System

Das Problem sind aber nicht nur jene, die nicht mit dem System zurechtkommen. Es sind vor allem auch jene, die mit dem System gut zurechtkommen. Sie haben gelernt, in vorgegeben Mustern zu funktionieren, anstatt eigene Lösungen zu suchen. Sie haben gelernt, die Wünsche von hierarchisch übergeordneten Menschen unabhängig von deren Sinnhaftigkeit zu erfüllen, anstatt diese klug zu hinterfragen (nicht zu verwechseln mit dem als Selbstzweck dagegen sein, das uns heute soviel begegnet). Sie haben gelernt, in einer Welt der repetitiven Tätigkeiten zurechtzukommen und nicht in einer der kreativen neuen Lösungen. Und sie perpetuieren dieses Schulsystem, indem sie Lehrer:innen werden und es wieder genau so machen, weil es für sie ja gut funktioniert hat.

Hört man sich die Geschichten über die Schullaufbahnen der großen Innovator:innen im Land an, gehören sie überproportional oft zu jener Gruppe, die nicht mit dem System zurechtkam und abseits davon einen eigenen Weg fand. Es ist ein Armutszeugnis für dieses System, wenn die besten Köpfe daran scheitern, während es Durchschnitt fördert und belohnt. Und das Problem wird im Hinblick auf die sich immer rasanter wandelnde Welt immer größer. Mit dieser Form von Schule sind wir nicht für die Zukunft gerüstet: Eine Zukunft, in der repetitive Tätigkeiten von künstlichen Intelligenzen ausgeübt werden und Problemlösungskompetenz, Kreativität, Empathie und selbstständiges Denken die wichtigsten Skills sind.

Ein grundlegende Änderung – unter Einbeziehung der Innovator:innen

Mit der nächsten kleinen Gesetzes-Novelle hier, dem nächsten neuen Schulfach da und der nächsten Lehrplan-Überarbeitung dort lässt sich das nicht lösen. Denn auch ein neuer Gegenstand fördert in diesem System nur die oben genannten Skills. Und die Lehrpläne sind bei genauerer Betrachtung schon lange nicht mehr das Problem. Sie lesen sich bereits seit Jahrzehnten stellenweise wie Utopien, die im schulischen Alltag an festgefahrenen Mustern scheitern. Noch viel schlimmer ist dieses an den Gegebenheiten Scheitern für ambitionierte Lehrer:innen, die etwas ändern wollen. Die Burnout-Rate in dieser Berufsgruppe ist nicht zufällig eklatant hoch.

Es braucht eine grundlegende Änderung. Etwas, das in seinen Zielen so revolutionär ist, wie die Einführung der Schulpflicht im 18. Jahrhundert und dabei operativ gerade pragmatisch genug, um umgesetzt werden zu können. Als Grundlage dafür gibt es die Ergebnisse aus Jahrzehnte langer Forschung und Entwicklung in Bereichen wie Pädagogik, Lernpsychologie und Philosophie. Das Wissen, wie es besser ginge ist reichlich vorhanden und wird in einzelnen Schulen und Systemen ganzer Länder bereits teilweise umgesetzt. Es sind also auch ausreichend Best Practice-Beispiele und Erfahrungswerte da, die man als Orientierungshilfe heranziehen kann. Und es gibt genug motivierte Lehrkräfte, die die richtigen Änderungen mit ganzem Herzen mittragen würden.

Ministerialbeamte, Landes- und Stadtschulräte und wie sie alle heißen, werden die Gesetzesvorlage für eine solche Reform aber nicht alleine zustande bringen – sie scheitern bisweilen an viel geringeren Aufgaben. Neben der Wissenschaft, die seit Jahrzehnten gegen eine politische Wand prallt, die durch ideologische Kleingeistigkeit getrieben nur faule Kompromisse hervorbringt, braucht es auch jene, die jene Skills verkörpern, die wir mit dem neuen System fördern wollen: Die Innovator:innen des Landes. Sie sollten nicht nur als Inspiration dienen, welche Kompetenzen es wirklich braucht, sondern auch mit der technischen Umsetzung von Schritten beauftragt werden, die mit so einem grundlegenden Systemwechsel zwingend einhergehen.

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(c) pollak

Die ViennaUP 2024 steht in ihren Startlöchern und damit auch der Connect Day 24, der auch dieses Jahr traditionsgemäß als größte Networking-Veranstaltung des Startup-Festivals am 4. Juni in Wien über die Bühne gehen wird. Zur Größenordnung: Letztes Jahr zählte der Connect Day über 1000 Teilnehmer:innen – darunter 200 Investor:innen. Zudem gab es unter den teilnehmenden Startups, Corporates und Investor:innen über 1500 Matchmaking-Meetings (brutkasten berichtete).

Und auch für dieses Jahr bietet die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) als Veranstalterin wieder ein umfangreiches Rahmenprogramm, um Startups, Investor:innen und Corporates sowie KMU miteinander zu vernetzen. Im Zentrum stehen unterschiedlichste Formate, die ein qualitativ hochwertiges Matchmaking unter den Teilnehmer:innen ermöglichen.

Der Corporate Reverse Pitch

Traditionsgemäß ist der Corporate Reverse Pitch im Rahmen des Connect Day ein starker Anziehungspunkt für viele Teilnehmer:innen. Das Format wird bereits seit sechs Jahren umgesetzt und hat zahlreiche erfolgreiche Kooperationsprojekte zwischen Startups und Unternehmen initiiert.

Das Besondere: Startups und Corporates begegnen sich durch dieses einzigartige Format auf Augenhöhe. Moritz Weinhofer von aws connect Industry-Startup.Net erläutert den Ablauf: “Beim Corporate-Reverse Pitch tauschen wir die Rollen. Normalerweise präsentieren Startups ihre Company und Lösungen. Beim Corporate-Reverse Pitch hingegen müssen Corporates ihre Lösungen präsentieren, nach denen sie suchen. Im Idealfall entsteht daraus eine Kooperation mit einem Startup”.

So pitchten in den vergangenen Jahren bekannte Unternehmen wie KTM, Hutchison Drei Austria und auch internationale Unternehmen wie SAAB ihre gesuchten Innovationslösungen. Der Corporate Reverse Pitch wird in diesem Jahr von ABA, aws connect Industry-StartUp.Net and EIT Manufacturing ermöglicht.

Zudem tragen zahlreiche weitere Partner zum Connect Day bei. Einer von ihnen ist die Erste Bank. Emanuel Bröderbauer, Head of Marketing Gründer & SME bei der Erste Bank, hebt die Bedeutung der Vernetzung von Corporates, Startups und Investor:innen für den Wirtschaftsstandort Österreich hervor: “Damit Österreich nicht den Anschluss an die großen Wirtschaftsnationen bei der Bewältigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen verliert, bedarf es der Stärken etablierter Unternehmen, Startups und Investor:innen. Der Connect Day hilft, diese Kräfte zu bündeln.” Und er merkt an: “Der Connect Day ist eine Veranstaltung mit Mehrwert und daher sind wir als Erste Bank auch heuer wieder gerne als Partner dabei.”

Internationale Startups am Connect Day und B2B-Matchmaking

Neben der Begegnung auf Augenhöhe zeichnet sich Connect Day auch durch seine internationale Ausrichtung aus. So werden am 4. Juni neben heimischen Startups auch zahlreiche internationale Startups ihre Lösungen pitchen. Darunter befinden sich beispielsweise auch Startups aus asiatischen Märkten, die über das GO AUSTRIA Programm des Global Incubator Network (GIN) nach Österreich gebracht werden. Somit erhalten Corporates, Investor:innen und KMU auch einen Überblick über verschiedene Lösungen, die über den “Tellerrand Österreich” hinausreichen.

(c) pollak

Damit Startups, Investor:innen sowie Corporates und KMU Kooperationsmöglichkeiten möglichst effektiv ausloten können, findet auch in diesem Jahr wieder B2B-Matchmaking statt. Neben dem 1:1 On-site-Matchmaking, das pro Session 15 Minuten dauert, bietet die Austria Wirtschaftsservice (aws) auch ein Long-Term-Matchmaking an. So können Teilnehmer:innen sogar nach der Veranstaltung weiter mit Personen in Kontakt treten, die sie eventuell verpasst haben. Das B2B-Matchmaking wird von Enterprise Europe Network und aws Connect ermöglicht.

Zudem findet am 4. Juni auch eine Afterparty statt, die ebenfalls zum Networking genutzt werden kann und von Green Tech Valley Cluster sowie aws Connect gehosted wird.


Tipp: Für das On-Site-Matchmaking bedarf es einer Vorbereitung, um am Event-Tag möglichst viele Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. Die Veranstalter bieten hierfür einen übersichtlichen Leitfaden mit allen wichtigen Informationen. Zudem wird den Teilnehmer:innen empfohlen, vorab die b2match-App herunterzuladen, die für iOS und Android zur Verfügung steht.


Wer kann am Connect Day teilnehmen?

Die Zulassung zur Teilnahme am Connect Day 24 steht laut Veranstalter allen offen, die an einer Zusammenarbeit zwischen Startups und Unternehmen interessiert sind. Es gibt jedoch auch gewisse Kriterien zu erfüllen. Der Veranstalter stellt so sicher, dass ein hochwertiges Matchmaking unter den Teilnehmer:innen stattfindet. Hier ein kurzer Überblick, worauf insbesondere Startups und Corporates/KMU achten müssen:

  • Startups dürfen nicht älter als sechs Jahre sein und über maximal 250 Mitarbeiter:innen verfügen. Zudem sollen sie mindestens einen Prototypen oder ein MVP vorweisen, das skalierbar ist. Startups, die sich für ein Matchmaking mit Investoren bewerben, werden von einer Jury gescreent.
  • Corporates/KMU müssen auf der Suche nach innovativen Produkten und Dienstleistungen sein. Zudem müssen sie die Bereitschaft mitbringen, mit Startups zusammenzuarbeiten. Dazu zählen etwa Pilotprojekte, gemeinsame Forschung und Entwicklung, aber auch Vertriebspartnerschaften.

+++ Hier findet ihr alle Voraussetzung für die Anmeldung zum Connect Day – Jetzt anmelden und vom Matchmaking profitieren +++

Tipp der Redaktion: Von aws Connect ganzjährig profitieren

Der Connect Day zeigt die Kollaboration der Ökosystem-Player untereinander und auch die Networking-Expertisen, besonders von aws Connect. Die Austria Wirtschaftsservice GmbH bietet mit den aws Connect Programmen ganzjährig ihre Matching-Services für Kooperationen, Investments und Internationalisierung an.

Auf der Online-Plattform sind aktuell rund 3200 Startups, KMU, Corporates, Investor:innen und Forschungseinrichtungen gelistet. Seit dem Start wurden so über 470 Kooperationen und Investments vermittelt.

Zu den vielfältigen Vernetzungsmöglichkeiten zählt übrigens auch der aws KI-Marktplatz. Hier treffen sich Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die KI anbieten, mit Unternehmen, die KI für die Umsetzung ihrer Zukunftsprojekte einsetzen wollen.

+++ Jetzt für aws Connect anmelden und vom Matchmaking profitieren +++

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