12.04.2021

Nur Technologie kann uns noch den A… retten!

In seiner aktuellen Kolumne bringt Mic Hirschbrich drei Beispiele, wie Technologie die größten aktuellen Probleme der Menschheit lösen könnte.
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Mic Hirschbrich: Warum nur Technologie uns den A... retten kann
brutkasten-Kolumnist Mic Hirschbrich | Hintergrund: (c) Adobe Stock / Choat

Die Headline ist provokant, aber einfach zu begründen: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Es fällt ihm unglaublich schwer, sein Verhalten zu ändern. So haben etwa nicht einmal die dystopischen Nachrichten zum Klimawandel uns dazu bringen können, das eigene Verhalten zu ändern, obwohl uns die wissenschaftlich gut abgesicherten Fakten längst in Panik versetzen müssten.  Das CO2-emittierende Autofahren ist doch eh noch ok, urlauben, essen, wohnen, arbeiten – alles läuft weiter wie gewohnt.

Auch Corona hat uns das gezeigt. Wir kennen die Fakten und dennoch fällt es vielen von uns schwer, das gewohnte Leben zu adaptieren. Ja, es tut uns richtig weh. Manchen gelingt es, auch in der Verhaltensänderung Vorteile zu sehen, sich anzupassen und trotzdem erfolgreich zu agieren. Doch das ist die Minderheit.

Grundlegend verändern wir unser Verhalten offenbar nur dann, wenn wir massiv persönlich betroffen sind oder gar Sanktionen drohen. Was wir nicht unmittelbar selbst spüren, was uns nicht richtig weh tut, das verdrängen wir. Wir mögen eine Bedrohung zwar erkennen, uns darüber beklagen und facettenreich diskutieren. Aber uns selbst als Verursacher sehen, fällt dem Homo Sapiens Sapiens (Ausnahmen bestätigen die Regel) unfassbar schwer. Dem Autor selbst übrigens auch.

Auch aus diesem Grund müssen wir auf Innovation und High-Tech setzen, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.

Der Angst-Wettlauf

Als Technologe muss ich seit Jahrzehnten dystopische Artikel zu Digitalisierung und Deep-Tech lesen und das beinahe täglich. Wie sehr uns Ad-Cookies bedrohen (lol), wie KI uns arbeitslos machen wird und wie Daten-Technologien zuerst die Markt- und dann die Weltherrschaft an sich reißen.

Oft ist diese Angst aber irrational bzw. mehr von Hollywood-Filmen und medial ständig wiederholten Horror-Frames gespeist, denn von realen Bedrohungen. So erleben wir beispielsweise seit ein paar Jahren einen rasanten Fortschritt bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz. Die geschulten Pessimisten sagen: Um Himmelswillen, wenn diese Künstliche Intelligenz intelligenter wird als wir Menschen, wird sie uns unterwerfen oder vernichten wollen. Die Optimisten sagen: Großartig, denn wir haben unendlich viele, schier unlösbare und hochkomplexe Probleme. Eine uns überragende, intelligente KI wird uns helfen, diese zu lösen. Und ein Realist wird sagen: Achten wir doch darauf, dass diese Technologie jedenfalls im Sinne der Menschheit eingesetzt wird. Denn sollte sie mal können, was sie jetzt verspricht, war es das doch wert.

3 Beispiele wo Technologie der Menschheit fundamental helfen wird.

Nehmen wir den Klimawandel und das CO2-Problem. Die kalifornische TAE Technologies will in weniger als zehn Jahren das Prinzip der Kernfusion marktreif machen. CEO dieses Unternehmens ist übrigens der Salzburger Michl Binderbauer. Am Prinzip gefahrloser Kernfusion, die eine enorm große Energiemenge produzieren kann, forscht man quer über den Globus schon seit Jahrzehnten. Doch vor knapp zwei Jahren gelang, dank komplexer KI-Algorithmen, ein entscheidender Durchbruch. Schon in den kommenden zehn Jahren sollen Kraftwerk-Reaktoren auf den Markt kommen, die mit über 100 Millionen Grad heißem Plasma operieren. Eine einmal erreichte Fusion könnte unglaublich lange arbeiten, die besagt hohe Hitze dauerhaft produzieren und über Dampf dann Turbinen zur Stromerzeugung antreiben. Ein Prinzip das wir ja schon lange nutzen. Würden wir den Umstieg etwa in die Elektro-Mobilität global und in einem ausreichend hohen Maß schaffen, könnte das eine Technologieform sein, die uns den dann vorherrschenden Elektro-Durst zu stillen hilft.

Bildquelle: https://tae.com/

Für den Laien ähnlich klingt TerraPower, ein Unternehmen aus Washington State, an dem auch Bill Gates beteiligt ist. Dieses Unternehmen kündigt bald marktreife und leistbare Mini-Reaktoren an, die noch dazu mit dem reichlich vorhandenen Atom-Müll (abgereichertem Uran) betrieben werden können. Der Markteintritt ist bereits in 5 Jahren geplant. Ein Brennstab für ein Haus-Kraftwerk ist (im Laborversuch) derzeit etwa so groß wie eine Stecknadel und reicht womöglich für mehrere Jahrzehnte. Ein wesentlicher Unterschied zu anderen Technologiezugängen ist hier die Größe dieses “Haus-AKWs”, das gerade einmal 20 kg wiegt. Auch bei dieser Technologie kam der Durchbruch mit dem Einsatz von KI, ermöglicht durch ein staatliches Forschungs-Förderprogramm. Machine Learning wird dabei eingesetzt, um die gewaltigen Datenmengen aus dem Reaktor, bzw. Muster darin, richtig zu analysieren um dann die besten Entscheidungen zum sicheren Betrieb zu treffen.

Ein drittes und ebenfalls hoch aktuelles Beispiel, wie neueste Innovationen der Menschheit schon bald enorm helfen werden, kommt aus der Medizin. Die Plattform-Technologie mRNA, die es uns ermöglichte, in kürzester Zeit ein Vakzin gegen Covid-19 verimpfen zu können, wird bald auch gegen Krebs eingesetzt werden. Unter anderem arbeiten auch die Gründer von BioNTech an einem Impfstoff, der dem Immunsystem beibringt, bösartige Tumore (Krebs) anzugreifen, auch wenn diese sich tarnen.

Seit dem Durchbruch bei Corona, herrscht in der mRNA-Community Aufbruchsstimmung. Man will den gemachten Fortschritt nun auch gegen Krebs einsetzen. Für mRNA-Impfstoffe gegen Lungen-, Haut- und Prostatakrebs laufen schon zahlreiche Studien und in bereits fünf Jahren sollen die ersten Vakzine auf den Markt kommen. Auch bei zahlreichen Autoimmunerkrankungen könnte mRNA einen ersten richtigen Durchbruch bringen.

Vielleicht fragen Sie sich, was dieses medizinische Produkt nun mit digitaler Technologie oder KI zu tun hat. Und die Antwort ist, ebenfalls sehr viel. Wie bei den anderen oben genannten Beispielen, haben auch hier komplexe Algorithmen eine wesentliche Rolle beim Durchbruch gespielt. Die oben genannte BioNTech zum Beispiel hat mit der Londoner InstaDeep extra ein eigenes “AI Innovation Lab” gegründet. Es hat verstanden, dass nur mit neuester KI und Machine Learning ihre Ziele zu erreichen sind.

Weshalb sich unser Technologie-Optimismus lohnt

Mein erster Chef, ein Gründer eines heute milliardenschweren Systemhauses, sagte einmal zu mir: Als selbstbewusster und kluger Chef suchst du Mitarbeiter, die intelligenter und begabter sind als du selbst. Du fürchtest dich nicht davor, dass sie dich irgendwann ersetzen könnten, sondern siehst in ihnen die Chance, gemeinsam noch erfolgreicher zu sein.

Für mich gilt heute in der Technologiefrage dasselbe Prinzip. Digitale Hoch-Technologie könnte in manchen Fällen bedrohlich werden und wir müssen achtsam sein, dass sie “human-zentriert” entwickelt wird. Aber sie ist und bleibt unsere einzige reale Chance, unseren Nachfahren ein qualitätsvolles Leben in einer intakten Welt garantieren zu können. Und für dieses Ziel können wir alle künstliche Intelligenz der Welt brauchen, selbst wenn, oder gerade wenn sie uns sogar ein wenig überlegen ist!


Zum Autor

Mic Hirschbrich ist CEO des KI-Unternehmens Apollo.AI, beriet führende Politiker in digitalen Fragen und leitete den digitalen Think-Tank von Sebastian Kurz. Seine beruflichen Aufenthalte in Südostasien, Indien und den USA haben ihn nachhaltig geprägt und dazu gebracht, die eigene Sichtweise stets erweitern zu wollen. Im Jahr 2018 veröffentlichte Hirschbrich das Buch „Schöne Neue Welt 4.0 – Chancen und Risiken der Vierten Industriellen Revolution“, in dem er sich unter anderem mit den gesellschaftspolitischen Implikationen durch künstliche Intelligenz auseinandersetzt.

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Expedition Zukunft: Wie die FFG bahnbrechende Innovationen unterstützt

Die FFG hat mit „Expedition Zukunft“ ein Förderprogramm gestartet, das bahnbrechende Innovationen in Österreich vorantreiben soll. Gesucht werden mutige Ideen, die Märkte, Technologien oder die Gesellschaft grundlegend verändern. Programmleiterin Annamaria Andres hat uns mehr zu den Möglichkeiten erzählt, die Expedition Zukunft für Fördernehmer:innen bietet.
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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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