05.04.2022

“2 Minuten 2 Millionen”: Maderthaner nennt Rohlas Angebot “schwach”

In dieser Folge von "2 Minuten 2 Millionen" ging es um gesundes Essen, gesunde Hunde und Fenster-Balkone. Zudem gewann eine Gründerin Sympathien mit ihrem Charme, während es bei einem Deal-Angebot zu leichten Spannungen zwischen den Investoren kam.
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2 Minuten 2 Millionen, Natierlich
(c) Puls4/Gerry Frank - Cornelia Riegelnegg, Gründerin von Natierlich.
kooperation

Adi Raihmann war der erste bei “2 Minuten 2 Millionen”. Er hat 2014 Karma Food gegründet und verfügt über mittlerweile sieben Standorte und 30 Mitarbeiter:innen. Bis zur Pandemie wurden täglich rund 600 Menschen mit Mittagessen versorgt. Als Covid kam und Gäste ausblieben, wurde die Idee zu Curry-Pasten geboren, damit Kund:innen einfach und in kurzer Zeit selbst und daheim gesundes kochen können. Auch eine fertige Sauce ist im Portfolio des gebürtigen Inders.

Alle dies wird auf diversen Onlineshops und eigenen Kanälen angeboten – Handelslistungen seien in Aussicht. Die Forderung: 50.000 Euro für zehn Prozent Anteile an einer neuen GmbH, die nur die Produkte vertreibt. Restaurants und Kochbücher waren im Angebot nicht dabei.

Nach dem Pitch und einer gelungenen Kostprobe für die Investoren erzählte der Gründer, dass sie mitten in der Covid-Krise ihre Kundschaft auf Social Media erreichen konnten, indem sie direkt aus der Küche 60 Tage lang ohne Pause beim Kochen “gestreamt” haben. Und dabei mitunter 2.000 Viewer hatten.

Ein erstes Angebot, aber…

Danach folgte bereits die erste Offerte. Stefan Piëch machte eine stärkere Nutzung von Bio-Produkten zur Voraussetzung und wollte mit einem Partner zu den genannten Konditionen einsteigen. Martin Rohla, der sich per Green-Screen zuschaltete, nahm sich aber aus dieser Idee heraus. Der Nachhaltigkeits-Experte bot alleine 25.000 Euro für zehn Prozent plus sein Netzwerk von Habibi & Hawara. Er könnte beim Aufbau der neuen Lebensmittelmarke ideal helfen, sagte er und warb für sich als Investor.

Karma Food, 2 Minuten 2 Millionen
(c) Puls 4/ Gerry Frank – Adi Raihmann und seine Mutter bei “2 Minuten 2 Millionen”

Anschließend meinte Philipp Maderthaner salopp, Rohlas Angebot wäre “schwach”, weil der Gründer mit einem sehr fairen Angebot das Studio betreten hätte. Da müsse man nicht unterbieten, so das Credo. Der Kommunikationsexperte wollte sich Piëch anschließen und mitmachen. Ihm folgte Mediashop-Chefin Katharina Schneider, die alleine 50.000 Euro für zehn Prozent anbot, aber zugleich meinte, sie könne sich eine Kooperation mit ihren Vorrednern vorstellen.

Nachverhandlungen bei “2 Minuten 2 Millionen”

Der Gründer wandte sich nach einem kurzen Hick-Hack zwischen den Investoren an Rohla und wollte ein besseres Angebot hören. Jener erhöhte tatsächlich auf 50.000 Euro und bekam den Zuschlag. Deal für Karma Food.

Balkon-Alternative Balcosy

Der nächste bei “2 Minuten 2 Millionen” war Florian Holzmayer. Er hat mit Balcosy etwas erfunden, das Fensterbretter zum Balkon macht. Das hölzerne Produkt ist als Tisch verwendbar; aufgeklappt als Balkon-Alternative. Jeder Balcosy soll von regionalen Tischlern aus Holz maßangefertigt und österreichweit verschickt werden. “Uns ist wichtig, die heimische Wirtschaft zu fördern und auf ökologisch hochwertige Materialien zu setzen”, erklärte der Gründer dem brutkasten bereits im Februar 2021.

Balcosy werde als Möbel gewertet und darf daher sowohl in Miet- als auch in Eigentumswohnungen montiert werden. In erster Linie sei der „Klappbalkon“ als Ad-on in Altbauwohnungen gedacht, soll aber auch im Neubau einfach zu verwenden sein. Die Forderung: 200.000 Euro für 15 Prozent.

Balcosy
(c) Puls 4/ Gerry Frank – Philipp Maderthaner testete Balcosy von Florian Holzmayer.

Nach dem Pitch zeigten sich Maderthaner und Leo Hillinger begeistert von der “Anti-Sturz”-Vorrichtung für Fenster, die auch ein Tisch ist. Anschließend ging es um die Zielgruppe, 20- bis 35-jährige urbane Personen, und um die Kosten pro Stück, die je nach Variante und Add-ons zwischen 600 bis 2.000 Euro betragen.

Manche Investoren glaubten an den Erfolg des Gestells, andere sahen keinen Investment-Case. Am Ende gab es schlicht keinen Deal für Balcosy.

Natierlich bei “2 Minuten 2 Millionen”

Die nächste bei “2 Minuten 2 Millionen” war Cornelia Riegelnegg. Sie bietet mit Natierlich eine ganze Reihe von natürlichen Kräutermischungen als Nahrungsergänzungsmittel für Hunde für verschiedene Beschwerden. In der Zecken-Bekämpfung bzw. -Prävention etwa sind Chemikalien üblich. Das Grazer Startup stellt eine natürliche Alternative auf Kräuter-Basis her.

Natierlich nutzt in seiner Kräutermischung „Zeckenfrei“ unter anderem Zistrosenkraut und Bierhefe, die beide erwiesenermaßen gegen Zecken schützen. Die Forderung: 50.000 Euro für zehn Prozent.

Natierlich, 2 Minuten 2 Millionen
(c) Puls 4/ Gerry Frank – Cornelia Riegelnegg und Hund Ossi präsentierten Hunde-Nahrungsergänzungsmittel.

Die Gründerin und ihr Unterstützer, Hund Ossi, machten einen sympathischen Eindruck vor der Jury und gewannen das Investment-Herz von Hans Peter Haselsteiner, der bereits an Hello Bello beteiligt ist. Er stellte eine Vernetzung und einen möglichen Einstieg in Aussicht, sollte alles passen.

Dann schaltete sich Daniel Zech von Seven Ventures per Screen zu und bot 500.000 Euro TV-Werbung für 30 Prozent. Es folgte Katharina Schneider mit 80.000 Euro für 20 Prozent. Die Gründerin schlug nicht bei Zech, aber bei der Mediashop-Chefin zu. Deal für Natierlich.

Du Backst Das

Die nächste bei “2 Minuten 2 Millionen” war Julia Greßböck von Du Backst Das. Die Sport- und Mathematik-Lehrerin hat einen Online-Shop für Back-Sets erschaffen, mit denen jede und jeder eindrucksvolle Torten für Anlässe wie Hochzeiten und Geburtstage kreieren könne.

Du Backst Das
(c) Puls 4/ Gerry Frank – Julia Greßböck überzeugte unter anderem mit ihrem Charme.

In ihrem Shop kann man aus unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, Designs, Farben und handgezeichneten “Toppern” wählen und bekommt dann ein Set aus verschiedenen Beutelchen mit Zutaten inklusive Backformen und Teigkarte zugeschickt. Frische Zutaten wie Eier oder Mascarpone müssen Kund:innen allerdings selbst beisteuern – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung liegt in der Box. Die Forderung: 30.000 Euro für fünf Prozent Anteile.

Die Gründerin benötigte das Kapital für einen neuen Laser und um den Konditormeister zu machen. Maderthaner zweifelte etwas daran, ob es sich für einen Investor lohnen würde einzusteigen, was die Gründerin aber versuchte, mit ihrem Charme zu entkräften. Beim Kommunikationsexperten half es nicht, Katharina Schneider indes bot 30.000 Euro für zehn Prozent. Deal für Du Backst das.

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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