23.02.2021

Wiener Startup Kaleido AI schafft “einen der größten Exits” der österreichischen Startup-Geschichte

Die global agierende Design-Plattform Canva hat das Wiener Visual-AI-Startup Kaleido AI übernommen, das mit seinen Bild- und Videoverarbeitung-Tools "remove.bg" und "Unscreen" monatlich mehr als 20 Millionen aktive Nutzer zählt. Der brutkasten hat mit den beiden Gründern Benjamin Grössing und David Fankhauser exklusiv über die Hintergründe des Exits gesprochen.
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Kaleido AI
Das Kaleido AI-Team in Wien – Diese COVID-safe Digital-Fotomontage wurde mit der Hintergrundentfernungs-Technologie von Kaleido erstellt | (c) Kaleido AI

Ein Paukenschlag für die heimische Startup-Landschaft: Wie dem Firmenbuch zu entnehmen ist, wurde die australische Canva Inc, deren Grafikdesignplattform aktuell mit rund sechs Milliarden US-Dollar bewertet wird, Mitte Feber diesen Jahres 100-prozentiger Anteilseigner des Wiener Startups Kaleido AI rund um die beiden 29-jährigen Gründer Benjamin Grössing und David Fankhauser.

Kaleido AI gilt mit seinen Bild- und Videoverarbeitung-Tools “remove.bg” und “Unscreen” als Hidden-Champion der heimischen Startup-Landschaft. Mit dem 2018 gelaunchten Produkt “remove.bg” können Hintergründe in Bildern automatisch in Sekundenschnelle entfernt werden. Das Tool wird unter anderem von Weltmarken wie Alibaba, Samsung oder der New York Times genutzt.

Mit dem Tool Unscreen, das seit 2020 am Markt verfügbar ist, können hingegen Menschen und Objekte in Videos mit nur einem Klick freigestellt werden. Aktuell zählt das Startup mit seinen beiden Tools rund 20 Millionen monatliche Nutzer.

Die beiden Gründer im exklusiven Hintergrund-Talk

“einer der größten Exits der österreichischen Startup-Geschichte”

Über die exakten Übernahmesumme, die Canva Inc für Kaleido AI auf den Tisch legte, wurde Stillschweigen vereinbart. Wie das Startup allerdings offiziell nach Außen kommuniziert, handelt es sich um einen der “größten Exits der österreichischen Startup-Geschichte”.

Zur Einordnung: Im Jahr 2015 ging die Fitness-App Runtastic für rund 220 Millionen Euro an Adidas. Die Kleinanzeigen-App Shpock wurde im selben Jahr für rund 200 Millionen Euro an den norwegische Medienkonzern Schibsted verkauft. Der kolportierte Kaufpreis für die MySugr-Übernahme im Jahr 2017 betrug laut Branchen-Insidern zwischen 70 und 200 Millionen Euro.

Wie ein Branchen-Insider gegenüber dem brutkasten erläutert, dürfte sich der Kaufpreis für Kaleido AI zumindest auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag belaufen. Der Deal zwischen Kaleido AI und Canva, der von i5invest begleitet und in zwei Tranchen abgewickelt wurde, schreibt in Bezug auf seine Höhe somit österreichische Startup-Geschichte.

“Exit war für uns nicht das Ziel”

In einem Brutkasten-Talk erläuterten die beiden Gründer Benjamin Grössing und David Fankhauser die Hintergründe zum Deal und ihre Entscheidung Kaleido AI an Canva zu verkaufen. “Ein Exit war für uns nie das Ziel. Wir haben lediglich gesagt, dass wir Visual AI für eine möglichst breite Masse zugänglich machen wollen. Schlussendlich haben wir uns aber dazu entschieden, dass Canva dafür der perfekte Partner ist”, so Fankhauser und fügt hinzu: “Wir haben bei Canva gemerkt, dass es diesen frischen Startup-Spirit gibt, den Unternehmen in dieser Größenordnung in der Regel verlieren. Das hat uns schlussendlich überzeugt.”

Integration in Canva

Obwohl der Exit erst Mitte Feber 2021 formell abgeschlossen wurde, ist das Tool remove.bg schon seit rund einem Jahr in die Grafikdesign-Plattform von Canva integriert. “Unser Produkt remove.bg zählt zu einem der beliebtestes Pro-Features und wird täglich von mehr als 500.000 Nutzern auf der Canva-Plattform verwendet”, so Grössing.

Zeitgleich mit der Übernahme des Wiener Startups kommunizierte Canva übrigens auch die Übernahme des tschechischen Startups Smartmockups, das Nutzern die Möglichkeit gibt, realistische Design-Mockups zu erstellen – angefangen von T-Shirts über Flyer bis hin zu Tassen.

Kaleido AI bleibt in Europa

Sowohl Kaleido AI als auch Smartmockups sollen laut Canva weiterhin unabhängig von ihren Standorten in Europa aus operieren und im selben Zug die globale Präsenz von Canva mit Teams in Österreich, Deutschland und Tschechien verstärken.

Von Seiten der Grafikdesign-Plattform Canva verweist man dabei auf die Vorgehensweise von Übernahmen, die in der Vergangenheit über die Bühne gingen. Als Beispiel werden die beiden Plattformen Pexels und Pixaby angeführt, die im Jahr 2019 von Canva gekauft wurden. “Sowohl Pexels als auch Pixabay sind auch nach der Übernahme durch Canva weiterhin die führenden und bevorzugten Produkte in ihrer Branche geblieben”, so Seb Ruiz, Head of Apps and Integrations bei Canva.

Kaleido AI will Team weiter ausbauen

Wie Grössing und Fankhauser erläutern, soll durch die Übernahme Kaleido AI sein Wachstum und die Entwicklung neuer, bereits in Planung befindlicher, Visual AI-Produkte weiter beschleunigen können.

Dafür soll das Team am Standort Wien nahezu verdoppelt werden. Bis Jahresende 2021 plant das Startup 30 neue Stelle zu schaffen. Aktuell verfügt Kaleido AI über rund 25 Mitarbeiter. Das Hiring neuer Mitarbeiter erfolgte in der Vergangenheit laut den Gründern vorwiegend im deutschsprachigen Raum, obgleich in der Firma Englisch gesprochen wird.

Persönlich bleiben die beiden Gründer Grössing und Fankhauser als Geschäftsführer weiterhin als Geschäftsführer im Unternehmen operativ tätig. “Jetzt geht es erst richtig los. Wir haben aktuell viele AIs in Entwicklung. Durch die Übernahme haben wir neue Möglichkeiten, an die wir gar nicht denken konnten”, so Fankhauser.

Bootstrapping & Hockey-Stick Growth 

Nicht nur die Höhe des Deals ist für die heimische Startup-Landschaft einzigartig. Auch das bisherige Wachstum und der Umstand, dass Kaleido AI bis zum Exit keinen externen Investor an Bord geholt hat und somit zu je 50 Prozent Grössing und Fankhauser gehörte.

Bislang konnte sich Kaleido AI komplett aus dem Cashflow finanzieren. Das Startup setzte hierfür auf ein Software as a Service (SaaS)-Geschäftsmodell, das in seiner Basisvariante kostenlos ist. Für die professionelle Verwendung von remove.bg gibt es hingegen je nach Bedarf Prepaid-Credits, Monatsabos und für Großkunden maßgeschneiderte Zahlungsmodelle. Bei Unscreen fließen für größere Datenmengen auch die Qualität und Länge der Videos ins Pricing ein.

“Es war einen Luxus-Position, dass wir zu Beginn nichts mit Investoren zu tun hatten, die einen natürlich viel bringen, aber auch viel Zeit kosten. Wir wollten jede Sekunde in unserer Produkt stecken”, so Fankhauser.

Die Bootstrapping-Strategie der beiden Gründer ging schlussendlich auf und lässt sich mit beindruckenden Zahlen belegen: Obwohl Kaleido AI erst vor gut zwei Jahren gegründet wurde, konnte das Startup 2020 ein Nutzerwachstum von rund 600 Prozent verzeichnen. Aktuell wird das Tool in über 180 Ländern genutzt. Erst kürzlich knackte das Startup laut eigenen Angaben die Grenze von 100 Millionen Hintergrundentfernungen im Monat.


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“Noch sehr oft bestehen Sammlungsdatenbanken aus Excel-Listen. Man kann sich nicht vorstellen, dass Sammlungen, die Millionen von Euro wert sind, über Listen händisch gemanagt werden. Ein Alptraum für alle, die diese Informationen warten oder teilen müssen”, erklärte Victoria Dejaco, Gründerin des Wiener Startups simplify.art, vor etwas mehr als einem Jahr anlässlich einer 700.000 Euro schweren Finanzierungsrunde.

Ihr Unternehmen will dieses Problem lösen und bietet noch weitere Features für Künstler:innen und Sammler:innen. Vor einiger Zeit kam etwa ein AI-kuratierter Marktplatz hinzu. Letztlich will simplify.art den ganzen Weg von der Archivierung von Kunstsammlungen über das Zeigen, Anbieten und Verkaufen von Kunstwerken bis zum Transport zu den neuen Besitzer:innen abdecken. Zusätzlich waren noch weitere Funktionen in Planung.

Wiener trive studio bei 700.000 Euro-Runde für simplify.art dabei

Das Potenzial überzeugte vergangenes Jahr auch das Wiener Startup-Studio trive studio rund um Martin Sirlinger, im Rahmen der oben genannten Finanzierungsrunde beim Unternehmen einzusteigen. Aktuell hält es laut Firmenbuchdaten knapp mehr als ein Viertel der Anteile. Victoria Dejaco und Co-Founder Glenn Vanbanvinckhove besitzen gemeinsam rund 60 Prozent des Unternehmens, dazu kommen zwei kleinere Anteilseigner. Zusätzlich zum Eigenkapital-Investment bekam das Startup auch eine FFG-Förderung.

Konkursantrag: Darlehensrückzahlung wurde zum Problem

Diese Förderung mit Darlehensanteil wurde für das Startup nun zum Problem. Wie die Kreditschutzverbände KSV1870 und AKV vermelden, brachte simplify.art heute einen Konkursantrag ein. Eine Fortführung der GmbH ist also nicht vorgesehen.

Wie Gründerin Dejaco gegenüber brutkasten sagt, habe sich simplify.art eigentlich zuletzt in Übernahmeverhandlungen befunden. Das noch offene FFG-Darlehen sei dabei aber zum Stolperstein geworden. Zum finanziellen Engpass kam es letztlich, weil bereits einkalkuliertes Kapital von einem Investor trotz aufrechtem Vertrag nicht ausgezahlt wurde.

“Ich betreibe eine gut laufende Galerie und konzentriere mich nun gerne wieder auf ein Unternehmen”

Dejaco kann der Situation auch etwas positives abgewinnen: “Ich betreibe eine gut laufende Galerie und konzentriere mich nun gerne wieder auf ein Unternehmen. simplify.art hat mich in den vergangenen Jahren 60 Stunden pro Woche gekostet und es ist viel weniger dabei herausgekommen, als bei der Galerie, die ich nur nebenbei betreut habe”, so die Gründerin.

Startup-Szene wird simlify.art-Gründerin “nicht abgehen”

Auch die Startup-Szene werde ihr nicht abgehen. Wohl aber ihr aktueller Co-Founder und ihr Team. “Wir hatten zuletzt ein gutes Jahr mit einem Team, in dem alle am gleichen Strang zogen”, sagt Dejaco. Das sei nicht immer so gewesen. Dafür habe man nach sehr hilfreichen Investor:innen in den Anfangsjahren zuletzt die oben genannten Probleme mit ausbleibenden Auszahlungen gehabt. “Ich hatte das ganze Glück, das man als Startup-Gründerin haben kann: unterstützende Investor:innen und ein tolles Team. Bloß leider nacheinander und nicht gleichzeitig”, resümiert die Gründerin.

Schade findet Dejaco auch, bestimmte Pläne, die mit simplify.art im Werden waren, nicht mehr umsetzen zu können, etwa ein Algorithmus, der die umfassenden Daten der Plattform nutzt, um Prognosen zur Entwicklung einzelner Künstler:innen abzugeben. “Ich bin immer noch überzeugt, dass das eine Jahrhundertidee für den Kunstmarkt gewesen wäre. Aber in Österreich hat keiner die Zeit, die Nerve und die Weitsicht für Dinge, die so lange brauchen”, so die Gründerin.

Nach Pluz Care-Exit und Emma Wanderer-Konkurs verliert trive studio letzte Beteiligung

Erst im Jänner dieses Jahrs meldete die aktuell einzige andere trive-studio-Beteiligung, Emma Wanderer, ebenfalls Konkurs an – die Liquidation wurde mittlerweile angeordnet. Schon im Sommer 2023 war die Beteiligung Pluz Care an das Wiener Startup Teledoc verkauft worden. Ursprünglich hatte trive studio angekündigt, in vier Jahren acht Startups gründen zu wollen. Vergangenen Sommer verließ Mitgründerin Lena Köninger das Startup-Studio.

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