18.02.2019

Wie Wien zur europäischen HealthTech-Hauptstadt werden soll

Das Thema HealthTech nimmt weltweit immer mehr Fahrt auf. Wien hat die Voraussetzungen, in dem Bereich eine globale Rolle zu spielen. Wir sprachen mit UNIQA Ventures CEO Andreas Nemeth darüber, wie der Corporate VC dazu beitragen will.
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UNIQA Ventures CEO Andreas Nemeth über HealthTech und Wien
(c) der brutkasten/Marko’s Photography: UNIQA Ventures CEO Andreas Nemeth
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Zahlreiche Umfragen würden immer wieder das gleiche Ergebnis bringen, sagt UNIQA Ventures CEO Andreas Nemeth: “Wenn man Menschen fragt, was für sie das Wichtigste ist, stehen an den ersten zwei Plätzen Familie und Gesundheit”. Mag der Wunsch nach intakter Gesundheit auch so alt sein, wie die Menschheit selbst. Er bleibt immer aktuell. Was sich jedoch ändert sind der Zugang zum Thema und die technischen Möglichkeiten. Und Nemeth ist sicher: “Wir befinden uns gerade in einer Phase enormer Veränderungen und damit verbundenen Herausforderungen für das Gesundheitswesen”.

+++ Interview mit Andreas Brandstetter: “HealthTech als Chance begreifen” +++

Strukturen verändern

Seien es Themen wie personalisierte Medizin, der Wandel vom Patienten zum Konsumenten oder Ansätze zur Stärkung der Prävention – überall könnten technische Lösungen das Patientenwohl verbessern und zugleich die Kosten senken, sagt Nemeth. “Um dieses Potenzial zu schöpfen muss man aber neue Wege gehen. Wir sehen hier Startups und Entrepreneurship als Motor der Innovation”. Doch auf der sprichwörtlichen “grünen Wiese” könnten junge Unternehmen in Österreich nicht beginnen. “Hier muss man auf gewachsenen Strukturen und Institutionen aufbauen”, sagt Nemeth. Aber sie hätten das Potenzial, diese Strukturen zu verändern.

Mit dem Health Hub zur HealthTech-Hauptstadt

Vorausgesetzt, ihnen würden Türen geöffnet werden. Dazu will Nemeth mit UNIQA Ventures beitragen und formuliert eine noch größere Vision: “Wien hat die Chance zu einem der führenden europäischen HealthTech-Hubs zu werden und mit Städten wie Stockholm, Amsterdam, Berlin und London gleichzuziehen”. In einem ersten Schritt initiierte die UNIQA daher vergangenes Jahr den Health Hub Vienna, ein international ausgerichtetes Accelerator Programm für HealthTech Startups das gemeinsam mit Partnern wie der MedUni Wien, INITS, Böhringer Ingelheim, Pfizer und der Rechtsanwaltskanzlei Wolf Theiss ausgerichtet wird. In einer Kooperation mit Pioneers holte man das Branchen-Event Health.Pioneers nach dem Debut in Amsterdam im zweiten Jahr nach Wien.

Schulterschluss der Stakeholder

“Damit Wien wirklich eine Führungsposition einnimmt, braucht es aber einen Schulterschluss der im Gesundheitssystem relevanten Stakeholder”, sagt der UNIQA Ventures CEO. Er begrüße es daher, dass inzwischen auch institutionelle Player wie etwa Stadt Wien, Industriellenvereinigung, Wirtschaftskammer und Hauptverband der Sozialversicherungsträger das Thema für sich entdeckt haben.

UNIQA Ventures: 25 Mio. Euro Kapital

Als Venture Capital Gesellschaft soll UNIQA Ventures natürlich nicht nur vernetzen, sondern auch finanzieren – und Renditen einfahren. 25 Millionen Euro standen dem Investmentvehikel der UNIQA beim Start vergangenes Jahr zur Verfügung. Vieles davon wurde bereits in Startups investiert. “Seit einiger Zeit legen wir dabei einen besonderen Fokus auf HealthTech. Denn ohne Kapital bringt den Startups das beste Netzwerk nichts”, sagt Nemeth. Konkret suche man nach Lösungen an der Schnittstelle von Gesundheit und IKT. Der VC nennt Telemedizin, Remote Monitoring, Chronical Desease Management, Prävention, personalisierte Medizin und Wearables als Suchfelder.

VC-Pendant zu Hansmann

Bis zu zwei Millionen Euro investiert man initial in Later Seed- und Early Growth-Runden. “Es wird dabei doppelt bis dreimal soviel für Follow-Up-Runden zurückgestellt”, erklärt Nemeth. Daneben stellt man das Konzern-Netzwerk zu Verfügung. Etwa auch zu den PremiQaMed-Krankenhäusern der UNIQA Gruppe. Zwei Runden mit HealthTech-Startups seien bereits abgeschlossen, bei drei laufen momentan die Verhandlungen. “Nachdem wir ja auch in InsureTechs und FinTechs investieren kann man wohl sagen, dass wir ziemlich aktiv sind”, sagt der UNIQA Ventures-Chef. Auch hier formuliert er ein großes Ziel: “Wir wollen einen Magneten für die besten Health-Tech Startups in der CEE-Region darstellen. Die Position, die Hansi Hansmann zu Recht als Business Angel für Seed-Deals hat, wollen wir als VC im Bereich Later-Stage einnehmen”.

⇒ Zur Page von UNIQA Ventures

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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