31.05.2022

VitraCash-Gründer nennt 2m2m-Juroren „eine Frechheit“

Die Founder fühlten sich während dem Auftritt bei 2 Minuten 2 Millionen von oben herab behandelt, nennen das unprofessionell und öffnen damit ein Thema, das immer wieder in der Versenkung verschwindet. Und vom großen Bruder namens "Umsatz" gepeinigt wird: die Firmenbewertung.
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2 Minuten 2 Millionen, Schneider
(c) Puls 4/Gerry Frank - Mit ihrer Kritik am Umgang mit ihnen stoßen die beiden Gründer einen wichtigen Diskurspunkt an: Firmenbewertung.

Firmenbewertung, Umsatz und Investoren. Eine Triade, die hierorts – nicht bloß in TV-Sendungen – für Diskurse sorgt. Wie legt man eine Bewertung fest? Ist immer der Umsatz der entscheidende Faktor? Wie sieht es mit dem Markt aus, wie mit Skalierungspotential? Was ist mit bereits eingestiegenen Kapitalgebern? Darf man als Startup Umsatzentwicklungen ignorieren oder ist man ihre Geisel? Ein Thema, das die Startup-Szene bewegt. Und mancherorts im Austausch mit Investoren negative Ausmaße annehmen kann. Wie bei VitraCash.

Koray Koska und Florian Winkler, Gründer dieses FinTechs, betraten mit einer 16 Millionen Euro Bewertung die „2 Minuten 2 Millionen“-Bühne. Sie boten 1,25 Prozent für 200.000 Euro an. Während die Gesamterfahrung für die beiden Founder des in Großbritannien sitzenden FinTechs durchaus positiv war – professionelle und nette Puls 4-Crew, wie sie sagen – waren sie von der Art schockiert, wie sie von den TV-Investoren behandelt wurden. Und möchten dies zum Thema machen.

VitraCash-Gründer geschockt

„Wir bekamen über ein Jahr im Voraus die Zusage für den Auftritt“ erzählt Koska. „Als wir im Studio ankamen, mussten wir einen Corona-Test machen und wie üblich auf der Couch ein paar Fragen beantworten. Der ganze Raum war voll mit viel Bühnenmaterial von allen teilnehmenden Startups. Alles, wie man es von den Folgen kennt. Wir haben die Investoren bereits zu Mittag in einem nahen Restaurant gesehen. Was dann aber nach dem Pitch folgte, war eine Frechheit, die uns doch schockiert hat.“

VitraCash befand sich zur Zeit der Aufnahme auf der Suche nach einem Funding und hatte auch den österreichischen Markt im Hinterkopf. Neben einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne konnte man eigenen Angaben nach bis dato ein siebenstelliges Investment zu einer Bewertung von 16 Millionen Euro lukrieren. Investoren waren Zinal Growth, mit dem Checkout-Gründer Guillaume Pousaz als CEO, und CrowdCube.

Keine Augenhöhe

„Zinal Growth ist einer der bekanntesten Investoren in der Londoner FinTech-Szene, die auch unsere Bewertung festgelegt haben“, führt Koska aus. „Ich habe mit sehr vielen Investoren Kontakt gehabt. Sie waren nie arrogant, stets nett, man bekam immer Feedback und eine ehrliche Meinung. Nicht jeder fand unsere Idee gut oder glaubte daran, aber sie waren nie unhöflich. Wohingegen wir in der Show von oben herab behandelt wurden. Wie ein Lehrer, der sauer ist und Respekt von seinen Schülern einfordert. Das hat sehr irritierend gewirkt. Von Augenhöhe keine Rede.“

Konkret störten den Gründer ständig wiederkehrende rhetorische Fragen – von den es seinen Angaben nach ein Teil gar nicht in die TV-Fassung geschafft habe. Alexander Schütz etwa hätte gleich zu Pitch-Ende zynisch angemerkt, was sie (Anm. die Investoren) mit 1,25 Prozent überhaupt anfangen sollten. „Wir haben nichts falsch gemacht oder waren frech. Dennoch hat man uns damit bombardiert“, erinnert sich Koska.

Redundanz und mangelnde Professionalität

Versuche zu erklären, wie die 16-Millionen Euro Bewertung zustande kam, ließ vor allem Philipp Maderthaner nicht gelten. „Er hat uns ständig unterbrochen und wollte unserem Gefühl nach gar keine Antwort hören. Sondern nur anbringen, dass wir unsere aufgerufene Bewertung nicht wert wären“, sagt der Gründer. Koska möchte nicht wie ein schlechter Verlierer klingen, sondern das Verhalten der Investoren in einer „großartigen Show mit einem professionellen TV-Team“ als unprofessionell zur Disposition stellen.

„Es ist total in Ordnung, dass sie nicht an einem Deal interessiert waren. Aber die Art, wie sie sich präsentiert, und immer wieder redundante Fragen gestellt haben, hat mich mehr mitgenommen, als ich erwartet habe“, sagt Koska.

Der TV-Ausschnitt, den er bereits vorab gesehen hat, zeige ja nicht das ganze Ausmaß seiner Irritation, sondern nur einen Teil. Eine Anfrage des brutkasten, was an der validierten Bewertung des Startups nicht gepasst habe, blieb bisher ohne Antwort.

Startup, wie hälst du’s mit dem Umsatz?

Man habe, so Koska, das Gefühl, wenn man nicht hohe Umsätze mache, werde man in Österreich von manchen Investoren gar nicht angesehen. Oder wie ein kleines Kind behandelt.

„Ich selbst bin ja Österreicher und lebe in London. Und habe nicht allzu viel mit der lokalen Startup-Szene hier zu tun. Was mir aber aufgefallen ist und ich sehr schade finde, ist, dass es in Österreich sehr schwer ist, es weit zu bringen. Einblicke von Freunden und dieses Erlebnis in der Show geben einem das Gefühl, dass man hier Millionen verdienen muss, um ernst genommen zu werden. In Großbritannien oder Deutschland stehen Kapitalgeber auch mal hinter einem Konzept oder einer Idee. Das fehlt in Österreich so stark. Und solche Investoren machen das noch schlimmer.“

Mit dieser verheerenden Kritik scheint der VitraCash-Gründer einen Punkt getroffen zu haben, den der brutkasten hier bereits 2020 angeschnitten hat. So kommt es immer wieder vor, dass vor allem Technologie-Startups über ähnliche Erfahrungen berichten, wenn sie sich selbst oder durch Kapitalrunden – auch ohne passenden Umsatzfaktor – hoch bewerten.

Investor muss Branche verstehen

Die auf KI gestützte Lernapp Studyly – ebenfalls einstiger Teilnehmer mit „hoher“ Bewertung, welche mittlerweile den Sprung in den deutschen Markt geschafft hat, sieht vor allem in der Pitch-Kürze ein Problem.

„Innerhalb von zwei Minuten ist es sehr schwierig, alle Facetten eines Tech-Produkts zu beleuchten – deshalb werden bei tiefgreifenden Analysen andere Metriken auch immer wichtiger. Welche KI-Technologien etwa zum Einsatz kommen, kann erst nach einer eingehenden Prüfung beurteilt werden“, sagt Gründer Leon Frischauf.“ Man muss einen Investor finden, der die eigene Vision des Startups teilt. Und die Technologie auch versteht.“

Christof Straub: „Auf lange Sicht größere Risikobereitschaft wünschenswert“

Ein anderes Startup, das ebenso mit einer hohen Bewertung in die Sendung gegangen ist, war Global Rockstar vom ehemaligen Papermoon-Sänger Christof Straub. Auch da rief man mit zwölf Millionen Euro eine hohe Bewertung aus, bekam ebenfalls kein Investment, trennte sich aber in Freundlichkeit von den Investoren.

Aktuell führt das Musik-Startup eine Investitionsrunde im zweistelligen Millionenbereich durch, um weitere Expansionsschritte zu setzen. Insbesondere geht es dabei um Akquise von Songrechten und Superstars, Wachstum durch Marketing, Ausbau des Teams und Internationalisierung durch zusätzliche Büros zu den bereits bestehenden in Wien und London. Etwa nun auch in Paris, Berlin, Stockholm und New York. Dazu gehöre auch ein weit fortgeschrittener Plan für ein Joint Venture in Indien in Kooperation mit Größen der Bollywood-Industrie.

„Österreich hat eine durchaus interessante Investorenszene, die auch das Potential von web3-Unternehmen, wie unserem, erkannt haben. Tatsächlich würde man sich auf lange Sicht eine noch größere Risikobereitschaft erhoffen, wie sie in den USA gang und gäbe ist, und wie man sieht auch zu den größten Erfolgen führt. Wir bei Global Rockstar aber können uns glücklich schätzen. Unsere großartigen Investoren bilden mit uns eine richtige Global Rockstar-Familie“, sagt Straub, der zustimmt, dass generell in Europa die Investitionskultur Großteils dahin tendiert, sich die Umsätze anzusehen und die Bewertung darauf beruht.

Wachstum für Startups wichtiger als Umsatz?

„In den USA beispielsweise ist das ganz anders, da können Startups mit einem tollen Konzept und dem Nachweis eines großartigen Teams und eines sehr guten Plans auch auf Basis von Dokumenten zweistellige Millionenbeträge für ihr Anfangsfunding aufstellen – ohne jeglichen Proof of Concept und ohne jegliche Umsätze nachzuweisen“, sagt er. Und führt zugleich einen anderen wesentlichen Faktor an, der hier öfter mal stiefmütterlich behandelt wird: Wachstumspotential.

Straub dazu: „Unsere Erfahrung war, dass der Nachweis des Wachstums ein wichtiger ist – Wachstum in Userzahlen, Wachstum in Umsätzen. Das Wachstum ist unserer Erfahrung nach wichtiger, als die Zahl, die am Ende des Jahres steht. Gerade im Bereich, in dem wir uns befinden – innovatives Musiklabel, Verlag und eine Plattform für Music NFTs – wird das Wachstum des Marktes für die nächsten Jahre als enorm eingestuft. Das alles ist zu berücksichtigen.“

Für Koska war die Ablehnung der Investoren kein Problem, wie er sagt: „Wir als VitraCash bekommen viele ‚Neins‘, das ist nicht der Untergang der Welt. Gespräche aber müssen auf Augenhöhe stattfinden.“

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In einem dynamischen Marktumfeld innovativ zu bleiben, ist eine der großen Herausforderungen für Unternehmen. Die Raiffeisen Bank International (RBI) ergänzt ihre bisherigen Innovationsaktivitäten nun mit einem neuen Ansatz: Dem Global FinTech Scouts Program, das sie gemeinsam mit ihrer slowakischen Tochterbank Tatra banka umsetzt.

Dahinter steckt ein weltweit tätiges Team aus externen Expertinnen und Experten, die sogenannten FinTech Scouts. Diese beobachten im Auftrag der Bank von London, New York, Singapur und Delhi aus relevante technologische Innovationen und Entwicklungen – und sollen der Bank direkten Zugang zu den relevanten Anbietern des weltweiten Technologie-Ökosystems verschaffen.

FinTech-Scouts sollen neue Impulse liefern

„Die FinTech-Scouts sind für uns Partner, mit deren Hilfe wir besser verstehen, welche Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle sich um Technologien herum entwickeln, welche davon wir nachahmen oder sogar kopieren können, wo wir Kooperationen und Partnerschaften anstreben können oder wo wir sie nur als eine Art Ideenpool für künftige Unternehmungen nutzen können“, erläutert Christian Wolf, Head of Strategic Partnerships & Ecosystems bei der RBI, im brutkasten-Interview.

Diese Woche stelle die RBI das Ende 2024 gestartete Programm in Wien vor. Mehrere der Scouts waren dazu vor Ort und gaben Einblicke in aktuelle FinTech-Trends.


KI im Bankenbereich

So etwa Aditi Subbarao, die als Global Financial Services Lead beim KI-Startup Instabase in London fungiert. Sie stellte wichtige KI-Anwendungsfälle im Bankenbereich vor. Diese sind vielfältig und umfassen unter anderem Risikomanagement, Kundenkommunikation, operative Effizienzsteigerungen oder Compliance-Themen wie Geldwäsche-Monitoring.

Embedded Finance

Ein anderes großes Thema ist Embedded Finance: Darunter versteht man die nahtlose Einbettung von Finanzdienstleistungen in andere, oft branchenfremde Plattformen und Angebote. Einblicke in diesen Bereich gab FinTech-Scout Varija Raj, Product Manager bei Lendable in London. Sie berichtete unter anderem, dass Unternehmen wie Samsung, Visa oder Mastercard in den Bereich mobiler Zahlungen einsteigen und dass „Buy Now Pay Later“-Anbieter wie Klarna, Splitit oder LeanPay manchen Händlern erhebliche Umsatzsteigerungen bescheren.

Stablecoins

Einen weiteren Trend beleuchtete Akshat Mittal, General Manager of Core Payments bei Revolut in Delhi: Stablecoins – also Kryptowährungen, die 1:1 an reale Währungen wie den US-Dollar oder den Euro gekoppelt sind. Sie können in Staaten mit hohen Preissteigerungen als Inflationsschutz und Alternative zu den Landeswährungen fungieren. Aus der Perspektive von Banken wiederum verbessern sie die Liquidität.

„Ich nehme also am globalen Fintech-Scout-Programm teil, weil ich erstens seit 15 Jahren mit Startups zu tun habe und zweitens wissen wollte, wie eine Großbank die neuen Innovationen, an denen die Startups arbeiten, integrieren kann“, erläutert Mittal gegenüber brutkasten. „Schließlich sucht jedes Startup nach einem ‚Killer‘-Use-Case, den eine große Bank mit Sicherheit bieten kann.“

Personal Finance

Ebenfalls behandelt wurde das Thema Personal Finance. Dazu stellte Daniel Minarik, Chief Data & Innovation Officer der RBI-Tochter Tatra banka in Bratislava, eine App vor, bei der es um finanzielles Wohlbefinden und Fachwissen aus dem Finanzbereich geht. Außerdem ging Minarik auf die Themen Web 3.0 und IT-Infrastruktur der Zukunft, auf Quanten-Computing und die damit verbundenen Auswirkungen auf Kryptografie ein.


Zu den weiteren Fokusbereichen des Programms neben KI, digitalen Assets, Embedded Finance und Financial Inclusion zählen außerdem Sustainable Technologies und RegTech. Was sind nun die nächsten Schritte im Programm? „Wir haben unseren Scouts die Fokusbereiche kommuniziert und wollen jetzt spezifische Lösungen finden. Wir wollen das Programm aber auch intern in unseren anderen Tochterbanken ausweiten, denn schließlich stehen alle vor denselben Herausforderungen – wie reagieren wir auf relevante technologische Fortschritte?“, erläutert Christian Wolf im brutkasten-Gespräch.

Die Erwartungshaltung an die Scouts ist jedenfalls klar: „Die Scouts sind nicht nur unsere Augen und Ohren vor Ort, sondern wir verstehen die bestens vernetzten Experten auch als Türöffner, um attraktive Partner aus dem Technologie-Umfeld nach Österreich zu bringen – sie sind sozusagen die FinTech-Delegierten in aller Welt.“

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