14.09.2021

Unternehmen wir Zukunft: “Nachhaltigkeit kein Widerspruch zu Wirtschaftlichkeit”

Wie können Unternehmen Nachhaltigkeit als wirtschaftliche Chance nutzen? Zum Auftakt der Initiative "Unternehmen wir Zukunft" diskutierten Expert:innen mit Willibald Cernko.
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Nachhaltigkeits-Debatte im Rahmen der Initiative
Nachhaltigkeits-Debatte im Rahmen der Initiative "Unternehmen wir Zukunft" der Erste Bank © brutkasten Media
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“Nachhaltigkeit ist ein Auftrag, den wir haben. Das sind wir den nächsten Generation schuldig, das sind wir unseren Kindern schuldig”, sagte Axel Kühner, Chef des oberösterreichischen Kunststoff-Unternehmens Greiner im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Erste Bank. “Nachhaltigkeit ist möglich, notwendig und auch eine geschäftliche Chance”. Kühner diskutierte mit Markta-Gründerin Theresa Imre, Nachhaltigkeits-Ökonomin Sigrid Stagl (WU Wien) und Erste-Bank-Firmenkundenvorstand Willibald Cernko darüber, wie Unternehmen diese Chance wirtschaftlich nutzen und gleichzeitig einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft leisten können.

Mit Nachhaltigkeit zu geschäftlichem Erfolg

Der Online-Bauernmarkt Markta zeige deutlich, dass sich Nachhaltigkeit und Profit nicht ausschließen. “2019 haben wir mit einem Pilotprojekt begonnen, Kleinbauern abseits vom Lebensmitteleinzelhandel einen Umschlagplatz anzubieten”, sagte Imre. In diesem ersten Jahr sei der Umsatz bei 90.000 Euro gelegen – ein Jahr später, 2020, bereits bei 2,5 Millionen Euro.

Nachhaltigkeit auch als geschäftlichen Erfolg zu betrachten, dafür müsse man sich nicht schämen, betonte auch Kühner. Ein wesentlicher Punkt für Unternehmen sei dabei aber die Planungssicherheit bei Innovationen. Als Beispiel brachte er Joghurtbecher aus Kunststoff. Man könne in diesem Fall zwar auf Glas setzen, dann habe allerdings schon alleine der Deckel des Glases einen größeren CO2-Fußabdruck als der ganze Kunststoffbecher mitsamt Deckel. Eine Alternative ist Recycling, aber auch das ist nicht einfach, da bei Kunststoffverpackungen für Lebensmittel nur Kunststoff recycelt werden darf, der auch zuvor für Lebensmittel eingesetzt wurde. “Damit man den Becher in den Kreislauf führen kann, braucht es Zeit und Verlässlichkeit”, so Kühner.

Eben diese Sorge um Planungssicherheit kennt auch Cernko aus seinen Gesprächen mit Firmenkunden. “Wenn wir wollten, dass ab einem bestimmten Stichtag im ersten Bezirk in Wien nur noch E-Autos zugelassen sind, dann muss ich einem Tischler im Weinviertel mit Kunden im ersten Bezirk die Chance geben, das in sein Investitionsprogramm zu integrieren. Unternehmen müssen wissen, womit sie in den nächsten 5 bis 15 Jahren rechnen können”, so Cernko in der Diskussionsrunde, die gleichzeitig den Auftakt zur Initiative “Unternehmen wir Zukunft” der Erste Bank bildete, die vom brutkasten als Kooperationspartner begleitet wird.

Rahmenbedingungen stimmen noch nicht

Um Nachhaltigkeit bei Kund:innen und Konsument:innen massentauglich machen zu können, müsse noch an der Preisschraube gedreht werden – in diesem Punkt waren sich die Diskutant:innen einig. “Unsere Preise sind höher, wir arbeiten aber in einem unfairen System. Wir bezahlen Bauern fair, die Produkte sind bio und wir organisieren die Transportwege sinnvoll. Wenn da die Spielregeln passen würden, kann ich wahrscheinlich sogar garantieren, dass unsere Produkte günstiger sind”, erklärt Imre.

Auch Stagl bestätigte, dass die Rahmenbedingungen noch nicht ideal auf unsere Zukunfstherausforderungen ausgerichtet seien: “Das grundlegende Problem ist, dass nachhaltiges Handeln derzeit teurer ist als nicht nachhaltiges Handeln. Das muss korrigiert werden”. Ein gutes Beispiel dafür sei das Dienstauto, ergänzte Cernko. Das sei derzeit steuerlich begünstigt. Eine Mobilitätsprämie hält der Banker für sinnvoller – mit der könne man dann beispielsweise die Öffis nutzen und ein gewissen Kontingent Carsharing. Gerade bei Mobilität hält auch Stagl es für besser, in Diensten als in Produkten zu denken: “Weg vom Besitz, hin zur Nutzung”.

CO2-Footprint wird für Finanzierung entscheidend

Für Unternehmen wird Nachhaltigkeit auch zunehmend zur entscheidenden Frage, wenn es um Fremdkapital-Finanzierungen geht. “Wir fragen nicht nur, ob sich etwas rechnet, sondern auch, ob es unserem Anspruch an einen gesunden Planeten genügt”, sagt Cernko in Hinblick auf Finanzierungen. “Wir werden unser gesamtes Kreditportfolio auch in Hinblick auf den CO2-Footprint darstellen müssen”. Das bedeutet auch, dass es in Zukunft schwieriger wird, nicht nachhaltige Geschäftsmodelle zu finanzieren: “Wir werden Branchen sehen, die sich ökonomisch schwertun werden, zu Finanzierungen zu kommen”, so der Firmenkundenvorstand der Erste Bank. Ein Punkt, der bei Unternehmen wie Greiner bereits angekommen ist, wie Kühner bestätigt: “Das ist nachvollziehbar, jeder Geldgeber will ja verstehen, wie hoch das Risiko für ein Unternehmen ist, in der Zukunft noch zu bestehen”.

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Investments
(c) Stock.Adobe/sutthiphong - Die die Investitionsfreude in den heimischen Unternehmen sinkt.

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen ist es den österreichischen Unternehmen in den vergangenen Jahren gelungen, ihre Eigenkapitalausstattung zu verbessern. 57 Prozent (ein Plus von sechs Prozent gegenüber 2023) der Betriebe bewerten ihre aktuelle Eigenkapitalsituation mit “sehr gut” oder “gut”. Gleichzeitig sehen 42 Prozent der Befragten die Entwicklung innerhalb der vergangenen drei Jahre positiv. Trotzdem sinkt die Investitionsfreude in den Unternehmen angesichts zahlreicher Herausforderungen und negativer Einflüsse – das sind einige der Ergebnisse des Austrian Business Checks von KSV1870. Die Studie wurde im März 2024 gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt, an der rund 1.200 Unternehmen teilgenommen haben.

Darin liest man: Lediglich 17 Prozent (2023: 21 Prozent) haben Investitionen im laufenden Jahr fix eingeplant. Gleichzeitig steigt der Anteil jener, die Investitionen für 2024 bereits jetzt zur Gänze ad acta gelegt haben. Das hat auch Folgen für den heimischen Kreditmarkt: Gerade einmal neun Prozent (2023: 20 Prozent) der Unternehmen planen eine Kreditaufnahme in diesem Jahr.

“Implosionsgefahr”

Für den Kreditschutzverband hat vor allem der Mix an Krisen, mit denen sich Österreichs Wirtschaft zuletzt konfrontiert sah, vielerorts unmittelbaren (negativen) Einfluss auf die Geschäftstätigkeit und -ergebnisse genommen.

“Viele Unternehmen haben zuletzt vieles richtig gemacht. Angesichts der steten Implosionsgefahr aufgrund zahlreicher externer Gefahren ist das keine Selbstverständlichkeit und zeugt von einer bestehenden Widerstandsfähigkeit”, erklärt Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH.

Vorsichtige Planung bei Investments

Die Bandbreite an Herausforderungen und wirtschaftlichen Ungewissheiten dürfte auch dazu führen, dass Unternehmen ihre Investments noch vorsichtiger planen und genau überlegen, welche Investitionen tatsächlich notwendig sind, so eine weitere Erkenntnis der Untersuchung. Neben den 17 Prozent der Unternehmen, die Investments für dieses Jahr fest eingeplant haben, machen weitere 41 Prozent (2023: 49 Prozent) etwaige Investitionen von der Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten abhängig. Parallel dazu steigt der Anteil von jenen, die keine Investments ins Auge fassen, von 30 auf 42 Prozent an.

Als Lichtblick wird gesehen, dass von jenen Unternehmen, die Geld in die Hand nehmen möchten, 55 Prozent die Investitionen dazu nutzen wollen, um den eigenen Betrieb weiterzuentwickeln und innovativer auszurichten. Das ist insbesondere in der Industrie und am Dienstleistungssektor der Fall. Gleichzeitig gibt es aber auch 41 Prozent (vor allem in Handel und Gewerbe), die etwaige Investments vordergründig dazu verwenden wollen, um den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten.

Jedes zehnte Unternehmen möchte heuer Kredit aufnehmen

Die rückläufige Investitionsbereitschaft innerhalb der österreichischen Wirtschaft führt auch dazu, dass die Zahl der Kreditaufnahmen im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich gesunken ist – wie erwähnt von 20 auf neun Prozent. Demzufolge erwägt gerade einmal jedes zehnte Unternehmen, im Jahr 2024 einen Kredit aufzunehmen.

“Insgesamt scheinen Österreichs Unternehmen dem Thema Kredit aktuell eher reserviert gegenüberzustehen. Zwar gibt es noch einige Betriebe, wo eine finale Entscheidung offen ist und abgewartet wird, wie sich das laufende Geschäftsjahr entwickelt, doch schon jetzt scheint klar zu sein, dass es am Ende des Jahres deutlich weniger Kreditvergaben geben wird, als in der jüngeren Vergangenheit”, erklärt Wagner.

Die häufigsten Gründe, warum ein Kredit aufgenommen wird, sind auch heuer insbesondere die Finanzierung von Renovierungs- und Umbaumaßnahmen, der Aufbau neuer Geschäftsbereiche sowie der Ankauf von Immobilien.

Generell wird die Kreditaufnahme seitens der Unternehmen als zunehmend schwieriger bewertet, wie aus der Umfrage hervorgeht. Wurde die Kreditaufnahme vor zwei Jahren von insgesamt 52 Prozent der Befragten als “sehr schwierig” bzw. “schwierig” eingestuft, so sind es heuer bereits 66 Prozent. Die Gründe dafür werden vor allem im Bereich der Zinserhöhungen gesehen, aber auch, dass immer mehr private und unternehmerische Sicherheiten gefordert werden. Zusätzlich erschwere das hohe Maß an Bürokratie eine mögliche Kreditaufnahme.

Wünsche an die Politik

Auf die Frage, welche Wünsche es seitens der heimischen Unternehmer:innen in Richtung einer zukünftigen Bundesregierung gibt, wurden insbesondere jene Faktoren häufig genannt, die gerade jetzt als besonders erschwerende Aspekte eingestuft werden. Das sind vor allem die Senkung von Lohnkosten, die Reduktion der Bürokratie und umfassende Steuerentlastungen.

Genauso wichtig wäre es aus Sicht der Befragten aber auch, den anhaltenden Arbeitskräftemangel in den Griff zu bekommen und eine praxisorientierte Bildungsreform umzusetzen, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen und Anforderungen der Wirtschaft orientiert.

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