22.07.2019

Wenn die Bank plötzlich alles fällig stellt

Wie schnell man mit einem profitablen Unternehmen ohne eigenes Verschulden in die Insolvenz schlittern kann, erlebte Josef Zbytovsky, Gründer und CEO des burgenländischen Logistik-Unternehmens Triworx. Die Sanierung gelang dann aber innerhalb von nur drei Monaten - mit Hilfe von Factoring.
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Sanierung mit SVEA-Factoring
(c) Triworx: Gründer Josef Zbytovsky am Firmengelände
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Es ist gerade ein paar Wochen her, dass das burgenländische Logistik-Unternehmen Triworx erfolgreich seine Sanierung abschloss. Die Geschichte beginnt jedoch schon im Jänner 2017 an einem Sonntagvormittag. Damals ging die Lagerhalle des Unternehmens in Flammen auf. Gründer und CEO Josef Zbytovsky macht die Dimensionen klar: “Wir versenden 10.000 Paletten und 150.000 Pakete im Jahr. Wir haben im Durchschnitt 6500 Paletten auf Lager – mit einem Warenwert von rund fünf Millionen Euro. Das war mit 500 Einsatzkräften der größte Feuerwehreinsatz in der Geschichte des Burgenlands. Der Vollbrand dauerte 46 Stunden. Nach 72 Stunden konnte ‘Brand aus’ vermeldet werden”.

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5 Mio. Euro Schaden nach skurriler irrtümlicher Brandstiftung

Schuld an dem Brand war nicht etwa eine Verfehlung im Sicherheits-Bereich. “Ein unternehmensfremder Mann wollte an der Außenseite der Halle Wasser anzapfen. Da die Wasserversorgung im Außenbereich jedoch wie jeden Winter abgedreht war, dachte er, die Leitung wäre bei minus zehn Grad eingefrorern. Er wollte sie mit einem Gasflämmer auftauen. Der Mann wurde inzwischen zu einer kleinen Strafe verurteilt”, erzählt Zbytovsky. Rund 4,5 bis 5 Millionen Euro Schaden seien bei dem Großbrand insgesamt entstanden. “Das war heftig, aber wir dachten, ausreichend versichert zu sein”, sagt der Triworx-Gründer.

Insolvenzantrag trotz Gewinnen bei Triworx

Und so habe die Bank problemlos diverse Finanzierungen in entsprechender Höhe gewährt, die mit den Ratenzahlungen der Versicherung zurückzuzahlen waren, und Zbytovsky und sein Team konnten den Normalbetrieb nach einigen Monaten wieder aufnehmen. “Alles lief wieder gut und das Unternehmen warf Gewinne ab, bis die Versicherung im März 2019 die letzte Rate an die Bank überwies”, erzählt der Gründer. Denn nach dieser letzten Rate blieb ein Gap von rund 250.000 Euro übrig. “Die Bank traute uns nicht zu, dass wir das stemmen können, fror unsere Konten ein und stellte auch die anderen laufenden Kredite fällig. Daraufhin hatten wir nur die Möglichkeit einen Insolvenz-Antrag zu stellen”, erzählt Zbytovsky.

“Guten Sanierer ins Boot geholt”

Zusammen mit sämtlichen offenen Rechnungen sei so ein Insolvenz-Volumen von rund 650.000 Euro zustande gekommen. “Dabei hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch etwa 350.000 Euro offene Forderungen gegenüber Kunden. Wir waren also nicht schlecht aufgestellt. Wir haben uns sofort einen guten Sanierer ins Boot geholt. Der versuchte zunächst noch, mit der Bank zu vermitteln, biss aber auf Granit”, erzählt der Gründer. Triworx brachte also einen Antrag auf Sanierungsverfahren ein – mit 20 Prozent Rückzahlungsziel. Der wurde angenommen.

Factoring: Offene Forderungen als Trumpf

Zum Trumpf wurden dabei die erwähnten offenen Forderungen gegenüber Kunden. “Wir haben ca. 200.000 Euro Monatsumsatz. Es war klar: Wenn wir ohne Zahlungsziel darauf zugreifen können, sind wir sofort wieder liquide. Daher haben wir uns, auch auf anraten des Sanierers, für Factoring beim Anbieter SVEA entschieden”. Beim Factoring zahlt der “Factor”, in diesem Fall SVEA, die offenen Rechnungen sofort an den Auftragnehmer aus und übernimmt gegen eine Gebühr deren Fälligstellung beim Auftraggeber.

3 Monate: Sanierung “in Rekordzeit”

Damit sei die Sanierung “in Rekordzeit” gelungen. “Es waren genau drei Monate von der Fälligstellung der Kredite durch die Bank bis zum formellen Abschluss des Sanierungsverfahrens. Jetzt zahlen wir noch zwei Jahre unsere Raten. Dann wird der Sanierungsvermerk auch wieder aus dem Firmenbuch gestrichen”, sagt der Gründer.

(c) Triworx: Gründer Josef Zbytowsky

“Will weiter auf (selektives) Factoring setzen”

Auch nach der erfolgreichen Sanierung will man weiter auf Factoring setzen. Für Triworx habe sich vor allem das “selektive Factoring”, das SVEA im Gegensatz zu den meisten Anbietern am Markt anbietet, bewährt, sagt Zbytovsky. Dabei kann man von Rechnung zu Rechnung entscheiden, ob sie vom Factor übernommen werden soll, oder nicht. “Wir haben bei manchen Kunden ein Zahlungsziel von bis zu drei Monaten. Andere zahlen grundsätzlich innerhalb von drei Tagen, nachdem wir die Rechnung stellen. Bei denen würde es für uns überhaupt keinen Sinn machen, sie ins Factoring hereinzunehmen”, erklärt Zbytovsky. Aktuell würde man 75 Prozent der Rechnungen mit SVEA factoren.

“Steige unterm Strich besser aus”

“Das bietet einen weiteren riesigen Vorteil. Ich brauche jetzt keinen Kontorahmen mehr bei der Bank. Man darf nicht vergessen, dass man dort ja Überziehungszinsen zahlt und, wenn man beim Kunden in Vorleistung geht, ebenfalls Rechnungen zessieren muss”, sagt Zbytovsky. Wegen der durch das Factoring erhöhten Liquidität könne er nun dafür in Vorauskasse bezahlen und sich damit Sconti holen. “Wenn ich das alles gegenrechne steige ich mit Factoring unterm Strich finanziell besser aus, da mir ja auch sonstige Finanzierungskosten wegfallen, weil ich keine Kredite mehr brauche”.

Factoring von SVEA “jedenfalls die wirtschaftlichere Variante”

Für den Triworx-Gründer ist daher klar: “Wenn ich heute neu starten würde, würde ich es von Beginn an mit Factoring anstatt mit einem Kontorahmen machen. Wenn man potente Kunden hat, ist das jedenfalls die wirtschaftlichere und insgesamt bessere Variante”. und von diesen potenten Kunden hat Triworx viele: Unternehmen wie die Groupe PSA (Anm.: der Autokonzern hinter Peugeot, Citroën und Opel u.a.), Rewe, Mondi, Novartis oder die Raiffeisen Bausparkasse setzen auf den Logistik-Spezialisten.

⇒ Zur Page des Unternehmens

⇒ Zur Page des Factoring-Anbieters SVEA

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


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