20.09.2019

35 Mrd. US-Dollar Bewertung: Stripe gibt den Weg für FinTechs vor

Bei einer 250 Mio. US-Dollar-Finanzierungsrunde wurde das Silicon Valley-FinTech Stripe mit 35 Milliarden US-Dollar bewertet. Und es gibt noch viel Potenzial.
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Die Stripe-Gründer Patrick und John Collison
(c) Stripe: Die Stripe-Gründer Patrick und John Collison

Unter den zehn wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt war im zweiten Quartal 2019 ein Unternehmen aus dem Finanz-Bereich. Die Bank JP Morgan Chase aus den USA schaffte es auf den 10. Platz – im Vorquartal war kein Finanzinstitut in der Top-Liste vertreten. Die Entwicklung ist bekannt: In den vergangenen Jahren verdrängten die großen Tech-Konzerne aus den USA und China zusehends Öl-Konzerne, Mischkonzerne und eben auch Finanz-Konzerne von den oberen Plätzen.

+++ Fokus-Channel: FinTech +++

250 Mio. Dollar-Kapitalrunde: Stripe zieht fast mit Airbnb gleich

Von diesen Top-Platzierungen ist das (nicht börsennotierte) US-FinTech Stripe mit seiner Online-Payment-Lösung noch weit weg. Bei einer aktuellen Finanzierungsrunde durch General Catalyst, Sequoia und Andreessen Horowitz (u.a.) über 250 Millionen US-Dollar wurde das Unternehmen mit 35 Milliarden US-Dollar bewertet. Damit spielt es etwa in einer Kategorie mit Airbnb. Von JP Morgan Chase, mit einem Börsenwert von rund 360 Milliarden US-Dollar, ist das FinTech noch um knapp mehr als den Faktor 100 entfernt.

Am Anfang der Reise

Ob das B2B-Unternehmen Stripe es jemals in die obere Riege schaffen wird, ist freilich unklar. Die rasante Entwicklung der Bewertung – bei einer Kapitalrunde Anfang des Jahres lag sie noch bei 22,5 Milliarden US-Dollar – legt aber nahe, dass noch einige Plätze gutzumachen sind. Ein etwaiger Börsengang ist noch nicht einmal im Gespräch. Co-Founder und CEO John Collison sagt, es gebe noch keine diesbezüglichen Pläne. Das 2010 gegründete Unternehmen steht noch relativ am Anfang seiner Reise.

Amazon, Booking, Uber – die Kunden sind schon da

Dabei wurde ein denkbar guter Grundstein gelegt. Auf der Kundenliste des FinTechs mit seiner im Hintergrund laufenden Online-Payment-Lösung sind neben E-Commerce-Riese Amazon, Hotel-Buchungs-Weltmarktführer booking.com und Fahrtendienstriese Uber viele weitere Unternehmen, bei denen Online-Payment ein integraler Bestandteil des Konzepts ist. Die großen Fische als Kunden sind also schon da. Stripes weiteres Wachstum ist dementsprechend weniger von zusätzlichen Neukunden, als von einer Steigerung des Online-Payment-Volumens an sich abhängig. “Sogar jetzt, im Jahr 2019, finden noch weniger als acht Prozent des Handels online statt”, sagt John Collison anlässlich der aktuellen Kapitalrunde. “Wir investieren jetzt in den Aufbau der Infrastruktur, die den Internet-Handel im Jahr 2030 und darüber hinaus antreiben wird”.

Maximum an Skalierbarkeit

Wie viele andere FinTechs profitiert auch Stripe von einem simplen Faktum, das schon die großen Banken der Welt dorthin gebracht hat, wo sie sind: Konsumenten können sich etwa zwischen Auto, U-Bahn und Fahrrad oder zwischen Hotel, Privatquartier und Zeltplatz entscheiden – bezahlen müssen sie auf jeden Fall. Produkte kommen und gehen – Geld bleibt. Das Geschäft mit dem Geld und im speziellen Payment sind also nicht nur – langfristig und gesamt gesehen – krisensicher. Sie bieten auch das vielleicht höchste Maß an potenzieller Skalierbarkeit unter allen Branchen. Es gelingt Stripe bislang gut, das für sich zu nutzen.

Convenience und Sicherheit

Und der von Collison genannte Anteil des Online-Handels am gesamten Volumen zeigt: Das Wachstumsmöglichkeiten im Online-Payment, aber auch in anderen FinTech-Bereichen sind weiterhin enorm. Voraussetzung für den Erfolg ist es, mit einer Kombination aus Convenience und Sicherheit, die Kunden auf B2B- und B2C-Seite zufrieden zu stellen. Es ist die Herausforderung, die auch die Challenger-Banken im Großen und Ganzen gut meistern und damit, im Gegensatz zu Stripe, direkt die großen Banken angreifen.

Arbeite für alle, nicht gegen alle

Bloß: Die Challenger-Banken haben die Chance, sich im besten Fall in die Liste dieser großen Banken einzureihen, bzw. manche davon aus der Liste zu verdrängen. Lösungen wie Stripe hingegen können sich im besten Fall als Standard festsetzen, der von (fast) allen genutzt wird. Das US-FinTech ist auf dem besten Weg dorthin. Und es gibt damit den Weg für FinTechs im Jahr 2019 vor: Arbeite für alle, nicht gegen alle. Damit könnte Stripe als Unternehmen der Finanzbranche es auf Lange Sicht auch sehr weit nach oben schaffen.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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