25.09.2020

Heimische Startups wollen EU-“Schrems II”-Urteil ausnutzen

Angestoßen durch den österreichsichen Datenschützer Max Schrems kippte die EU das "Privacy Shield"-Abkommen mit den USA. Heimische Startups wollen davon nun profitieren.
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eyeson: Der EuGH kippte das
(c) eyeson: Der EuGH kippte das "Privacy Shield"-Abkommen mit den USA. Vom Urteil ("Schrems II) wollen nun auch heimische Startups profitieren.

Die Zufriedenheit mit dem abermaligen Erfolg des österreischischen Datenschützers Max Schrems mit seiner NGO Noyb vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) hält sich vielerorts in Grenzen. Im Juli war das “Privacy Shield”-Abkommen mit den USA gekippt worden, welches das Senden von Daten europäischer Nutzer auf US-Servern ermöglichte und regelte. Die Intention hinter dem Urteil “Schrems II” richtete sich zwar primär gegen große US-Player wie Facebook und Google. Tatsächlich sind aber auch unzählige kleinere Unternehmen betroffen, die etwa bislang US-Cloud-Dienste nutzen. Wie so oft könnten die “Großen” einen Umweg finden und die “Kleinen” die wahren Leidtragenden sein, befürchten Kritiker.

“Schrems II” als möglicher Push für heimische Startups

Doch es gibt auch “Kleine”, denen das Schrems II-Urteil durchaus gelegen kommt. Bereits der Corona-Lockdown bescherte heimischen Startups in den Bereichen Messaging, Video-Telefonie und Cloud-Services einen starken Push (hier eine kleine Auswahl). Mit dem aktuellen Urteil wollen sie sich nun in Europa endgültig durchsetzen – schließlich wird das Business der bislang oft übermächtigen US-Konkurrenz (zumindest theoretisch) de facto verunmöglicht.

Einer dieser heimischen Player ist das Grazer Startup Eyeson mit seinem Video-Conferencing-Tool, das bereits mehrmals international durch technologische Stärke für Aufsehen sorgte. Das Grazer Unternehmen machte nun in einer Aussendung explizit auf seine “Schrems II”-bedingten Ambitionen aufmerksam. “Praktisch betrachtet dürfen damit die meisten US-Dienstleister nicht eingesetzt werden. Auch Anbieter wie Google, Facebook, Zoom oder WebEx stehen nun vor einem großen Problem, wenn sie Daten der EU-Bürger in den USA verarbeiten wollen” heißt es dort.

eyeson will nicht nur mit gesetzlichen Gegebenheiten punkten

Freilich will man nicht nur mit den neuen gesetzlichen Gegebenheiten gegen die US-Konkurrenz punkten, sonder vor allem mit Sicherheit. “Nach US-Gesetzen (Cloud Act) können US-Geheimdienste ohne Angabe von Gründen die Herausgabe von persönlichen Daten von amerikanischen Unternehmen und deren Tochterunternehmen verlangen oder einfach darauf zugreifen”, betont man beim Startup und hält entgegen: “eyeson, als 100-prozentiger europäischer Anbieter für Videokonferenzen mit Sitz in Österreich, kann sicherstellen, dass die Daten seiner EU-Kunden mit EU Cloud Services innerhalb der EU verbleiben und nicht den US-Behörden ausgesetzt sind. Dies betrifft Videoaufzeichnungen, Chats, Präsentationen und vor allem die Videostreams an sich”.

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NeedNect-Co-Founder baut Chatbot, der im Dialekt das Regierungsprogramm erklärt

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Regieurngsprogramm.chat, Regierungsprogramm
(c) zVg - Raphael Duhs.

Raphael Duhs hat 2019 NeedNect mitgegründet und war bis März 2024 CTO beim Kärntner Startup. Er verließ es im Vorjahr aus diversen Gründen u.a. aus diversen Vorstellungen über die Weiterführung des Unternehmens. Im Dezember 2022 baute er Radiospotter, eine Lösung, die User:innen per Mail benachrichtigt, wenn im Radio ein Gewinnspiel läuft. “Es macht mir einfach großen Spaß, mit digitalen Technologien reale Probleme zu lösen. Für mich war das ein reales Problem und deshalb hab ich es auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht”, erklärte er damals. Nun hat der Digital Solution Architect von Cancom Austria es wieder getan und seiner Kreativität freien Lauf gelassen.

Regierungsprogramm.chat auf “GenZ”

“Ich habe einen kleinen KI-Usecase zum Regierungsprogramm umgesetzt”, erklärt er. “Und zwar einen Chatbot (Anm.: regierungsprogramm.chat) in österreichischen Dialekten, der alle Fragen zum Regierungsprogramm beantworten kann.”

Die Idee zum regierungsprogramm.chat kam ihm nebenher, als er das aktuelle Regierungsprogramm durchforstete und sich dachte: “Das liest man sich ja nicht ganz durch”. Es entstand der Plan, die Thematik etwas unterhaltsamer zu gestalten und Duhs nahm Dialekte mit ins Konzept.

“Ich beschäftige mich in den letzten Monaten immer mehr mit LLMs (Large Language Models) und der GenAI-Thematik und wollte auch einfach mal ein lustiges kleines Projekt umsetzen”, sagt er. “Ich dachte mir, vielleicht findet es ja jemand unterhaltsam und hilfreich.”

Der Chatbot lässt sich von Wienerisch bis Vorarlbergerisch in die Dialekte der neun Bundesländer einstellen und verfügt noch über den Zusatz “GenZ-Sprache”.

Hier ein Beispiel zur Frage, über das Vorhaben der Regierung bei Volksschulen, in Worten der Generation Z: “Also, in den Volksschulen plant die Regierung ein paar nice Moves, um die Integration zu boosten. Die wollen die Verbindung zwischen Kindergarten und Volksschule richtig fit machen. Außerdem wird unsere Fest- und Feiertagskultur gefeiert – Nikolaus, Weihnachten und so weiter, das ist alles am Start! Berufsschulen werden auch gestärkt, was mega wichtig ist, aber da geht’s mehr um die älteren Kids. Also, für die Volksschulen gibt’s auf jeden Fall frische Vibes, no cap!”

Innovation im Regierungsprogramm

Bei den Innovationsvorhaben der Regierung indes meint der Chatbot im schönsten Vorarlbergerisch folgendes: “Hoi zäme! D’Regierig plant a Menge für d’Innovation. Si setzt auf Bio-Schwerpunkte, vor allem im Klimaschutz und biologisch Pflanzenschutz. Si kämpft aktiv gegen Patente uf Saatgut und die Eigenschafte vo Pflanze und Tier. Au wichtig isch die Förderung vo unternehmerischer Innovation. D’Forschungsprämie soll sicher bliebe, damit d’Forschung in Östereich weiter vorwärts chunnt. Mit dem Forschungsfinanzierungsgesetz wird au dr FTI-Pakt langfristig abgesichert, was für d’Planigssicherheit wichtig isch. So wöi d’Regierig sicherstelle, dass Österreich im internationalen Wettbewerb guet dasteht!”

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