17.12.2017

Startups im Regierungsprogramm

Sneak-Peak. Wir haben für euch einen ersten Blick ins neue Regierungsprogramm geworfen und jene Passagen herausgeschrieben, die explizit Startups betreffen.
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Regierungsprogramm: Startups kommen acht Mal vor
Quelle: fpoe.at: HC Strache und Sebastian Kurz

Acht Mal kommt das Wort Startup (in der Schreibweise “Start-Up”) im nun vorgestellten rund 180 Seiten langen Regierungsprogramm von ÖVP und FPÖ vor. (Anm.: Das Wort “Jungunternehmen”, als häufig synonym genutzter Bergriff, kommt gar nicht vor). Fünf Erwähnungen und einen eigenen Unterpunkt bekommen Startups im Unterkapitel “Innovation und Digitalisierung” des Großthemas “Zukunft und Gesellschaft”. Im gleichen Großkapitel werden Startups ein weiteres Mal im Unterpunkt “Medien” erwähnt. Zwei weitere Nennungen gibt es im Unterpunkt “Energie” des Kapitels “Standort und Nachhaltigkeit”. In den Abschnitt “Wirtschaftsstandort und Entbürokratisierung haben es Startups nicht explizit geschafft.

Im folgenden haben wir die explizit Startups betreffenden Passagen herausgeschrieben. Fraglos sind Startups in vielfältiger Weise auch von nun geplanten Maßnahmen betroffen, die nicht direkt für sie geplant sind. Das sind einerseits Regierungsvorhaben, die Unternehmen im Allgemeinen betreffen. Andererseits sind das branchenspezifische Implikationen bestimmter Maßnahmen. Eine entsprechende Analyse liefern wir nach.

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Forschung durch Unternehmen

Ihre erste Nennung bekommen Startups auf Seite 75 des Regierungsprogramms. Im dritten Absatz des Unterkapitels “Innovation und Digitalisierung” geht es um Forschung durch Großunternehmen und KMU. Sie sei das “Rückgrat des Innovationssystems”, heißt es dort.

“Es gilt daher, die Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen – jeweils spezifisch für Startups, KMU oder große Industrieunternehmen – bestmöglich auszugestalten: durch ein Bekenntnis zur Forschungsprämie, die Stärkung der nachfrageseitigen Innovationsförderung und durch direkte wettbewerbliche Förderungen. Ziel ist es, Unternehmen bei der Entscheidung zu stärken, auf Investitionen in Forschung und Entwicklung zu setzen und als Headquarter attraktiv zu sein.”

Bei den darunter genannten Maßnahmen werden Startups nicht mehr explizit erwähnt. Mit der Anpassung der Forschungsstrategie auf Themen wie Blockchain (insgesamt sieben Mal erwähnt) und künstliche Intelligenz werden aber einige stark Startup-relevante Punkte im Forschungsbereich hervorgebracht.

Bildung: Arbeitskräfte für Startups heranziehen

Eine zweite Nennung im selben Unterkapitel gibt es unter der Headline “Digitalisierung der Bildung, der Wirtschaft und des Sicherheitsbereiches”.

“Um die Chancen der Digitalisierung im internationalen Wettbewerb optimal nutzen zu können, muss Österreichs Wirtschaft zur Speerspitze der digitalen Transformation gemacht werden. Entscheidend dafür sind eine forschungs- und innovationsfreundliche Umgebung sowie optimale Rahmenbedingungen, die Industrie, KMU und Startups ihr innovatives Potenzial voll entfalten lassen. Unser wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Erfolg wird daran hängen, dass unsere Bürger in ausreichendem Maß digitale Kompetenzen besitzen. Dafür ist eine Digitalisierungsoffensive im Bildungsbereich erforderlich: die Überarbeitung der Lehrpläne in Richtung Digital- und Medienkompetenzen ebenso wie die verpflichtende Weiterbildung für Lehrerinnen und Lehrer sowie ein breites Angebot an digitalen Lehrberufen. In diesem Zusammenhang soll der Einsatz moderner Technologien im Unterricht massiv forciert werden.”

Fünf Konkrete Maßnahmen

Noch immer unter der zuvor genannten Headline “Digitalisierung der Bildung, der Wirtschaft und des Sicherheitsbereiches” gibt es dann die einzige Passage mit Maßnahmen, die konkret Startups gewidmet ist, im Regierungsprogramm. Das meiste davon ist nicht neu.

Gründungen, Startups sowie Scaleups insbesondere von technologieintensiven Unternehmen erleichtern:

  • Ausbau der alternativen Finanzierungsmethoden (Ausbau von Fund-of-Fund-Modellen sowie eine einfachere steuerliche Abwicklung privater Investitionen in riskantere Projekte)
  • Erhöhung des Garantievolumens (durch die aws)
  • Internationale Top-Acceleratoren nach Österreich bringen, um innovative Startups im Bereich Digitalisierung zu fördern – GIN-Programm weiter ausbauen
  • Verstärkung der Kooperation zwischen Gründern, Startups sowie Scaleups und der Industrie
  • Einrichtung von regulatorischen “Sandboxes” für innovative Unternehmen mit neuen Technologien (Blockchain, künstliche Intelligenz etc.) als geschützter Entwicklungsrahmen.

Medien sollen Startups “zielgenau unterstützen”

Eine weitere explizite Erwähnung im Regierungsprogramm bekommen Startups im Unterkapitel Medien. Genauer unter der Headline “Aktive Standortpolitik für österreichische Inhalte”. Der Republik liege die Förderung des journalistischen Nachwuchses am Herzen, heißt es dort zuvor. Dann folgt eine Reihe von Punkten, v.a. zur Digitalisierung in den Medien. Der letzte davon:

“Forcierung neuer Technologien ‘Made in Austria’ über zielgenaue Unterstützung relevanter innovativer Unternehmen und Startups; Aufbau von technologischem Know-how”

Anm.: Der Brutkasten hat diese Maßnahme bereits umgesetzt 😉

Wettbewerbsfähige GreenTech-Startups im Regierungsprogramm

Die letzten zwei Erwähnungen bekommen Startups im letzten Unterkapitel des Regierungsprogramms zu Energie. Die erste Nennung ist eher floskelhaft:

“Bei modernen Energietechnologien, Energieeffizienz und erneuerbaren Energien zählen innovative heimische Unternehmen – von GreenTech-Startups bis zu international erfolgreichen Industriebetrieben – zur absoluten Weltspitze. Jedoch sichert uns nur ein wettbewerbsfähiger Heimmarkt internationalen Erfolg und forciert gleichzeitig regionale Wertschöpfung und Green Jobs. Diese Innovationskraft gilt es, auf allen Ebenen weiter zu forcieren.”

Bei den Maßnahmen wird es dann aber doch ein wenig konkreter, wenn man es auch bei Stichworten belässt:

“Innovation – von Startups bis Industrie. Neu: Energie-Cluster & Open Energy Innovation”

+++ 5 österreichische GreenTech-Startups, die man kennen sollte +++


⇒ Das gesamte Programm als pdf (Quelle: WZ)

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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