22.06.2018

Spaces: Internationales Coworking-Imperium eröffnet in Wien

Mit „Spaces“ bringt Gründer Martijn Roordink im zehnten Jahr des Bestehens sein international erprobtes Coworking-Konzept nach Österreich. Zielgruppe sind auch, aber nicht primär, Startups. Roordink selbst erzählt im Interview, wie sehr er Eigenverantwortung und „Work Balance“ in den Mittelpunkt stellt.
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Coworking
(c) Bernhard Madlener: Gründer Martijn Roordink zur Entstehung von Spaces: "Wir wollten das neue WTO sein, und zwar für kleine und mittlere Unternehmen."

In Wien-Landstraße bietet Spaces ab sofort 500 Arbeitsplätze auf 4.000 Quadratmetern. Im Februar 2019 soll bereits der zweite österreichische Coworking-Standort am Wiener Hauptbahnhof eröffnet werden. Aktuell gibt es mehr als 200 Spaces in 30 Ländern der Welt. Bis Ende 2019 soll sich die Zahl der Standorte in etwa verdoppeln.

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Wie hat sich das Spaces-Konzept entwickelt – was war Ihr Anliegen?

Ich habe Ende der 90er-Jahre, nachdem ich bereits ein Catering-Unternehmen geleitet hatte, in der Steuerberatung gearbeitet. Als Herausforderung hat sich beides bald erschöpft und ich ging in den frühen 2000ern zum Coworking-Anbieter Regus. Ich habe aber rasch gemerkt, dass ich mein eigenes Business starten will. Und dafür nahm ich meine Erfahrungen aus dem Catering und kombinierte sie mit dem, was ich bei Regus lernte. Die Idee war, Eigentümer von Gebäuden mit ihren Mietern auf neue Weise zusammen zu bringen – eine besondere Beziehung zwischen ihnen aufzubauen. Dieser Mehrwert für beide Seiten sollte einen Wohlfühl-Faktor für die sich einmietenden Betriebe bzw. Arbeitenden und langfristig überzeugte Kunden für die Eigentümer bringen.

Wie rasch konnten Sie damit Fuß fassen?

In den ersten eineinhalb Jahren konnten wir gut sechs Millionen Quadratmeter an verschiedenen Standorten in den Niederlanden bewirtschaften. Was für mich problematisch war: Nachdem nicht nur für die Mieter, sondern auch aus Eigentümersicht definitiv ein Mehrwert entstanden ist, wurden die Gebäude oft verkauft und die Eigentümer nahmen sich selbst aus dem Spiel. Also dachte ich: Dann mache ich das Ganze eben zu meinem Mehrwert. Mein Freund Rattan Chadha baute damals gerade das Hotelkonzept „Citizen M“ auf – leistbarer Luxus für Geschäftsreisende -, und ich dache: Das kann man auch für den Office-Markt machen und tat mich mit ihm zusammen. Mir war klar, dass es eine Menge Unternehmen gibt, die kaum planen können, wie groß sie in einem Jahr sind, oder die auf Grundlage des aktuellen Erfolgs keine Fünf-Jahres-Mietverträge eingehen können. Die wollten wir für uns unter der Marke „City Spaces“ gewinnen. Als Vorlage diente das World Trade Center: Wir wollten das neue WTO sein, und zwar für kleine und mittlere Unternehmen. Von da an kauften wir selbst Gebäude, bauten sie nach unseren Bedürfnissen um und entwarfen ein passendes Design. Start für dieses Konzept war übrigens an dem Tag, an dem die Lehmann-Brothers Pleite gingen, im Oktober 2008.

2008, das war eine Zeit, in der die Gesellschaft eine neue Sichtweise auf Eigentum bekam und sich die Sharing Economy stark entwickelt hat.

War es im Nachhinein ein guter Zeitpunkt? Die Entwicklung der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise war ja in ihrer Gesamtheit kaum absehbar…

Ich glaube zumindest, dass es kein Zufall war. Es war eine Zeit, in der die Gesellschaft eine neue Sichtweise auf Eigentum bekam und sich die Sharing Economy stark entwickelt hat. Für uns wurde auch langsam klar, was unser Mehrwert wirklich ist. In der Folge, nun unter der Marke „Spaces“, kauften wir eine Reihe ehemaliger Firmensitze von großen Unternehmen und machten Shared Working-Spaces daraus. Der Handel mit Immobilien war aber nicht unsere Kernkompetenz, wir mussten uns wandeln und kooperierten wieder mit anderen Immobilienbesitzern, denen wir sagten: Ihr habt den Platz, wir haben das Konzept. Nach gut vier Jahren – im Jahr 2012 – waren wir soweit, auch über unsere Landesgrenzen hinaus zu gehen, um ein globales Unternehmen zu werden.

Was wohl nicht so einfach war, wie es klingt…?

Nun, nachdem ich Mark Dixon, den CEO von Regus, von früher kannte, tat ich mich einfach mit ihm zusammen. Ich erklärte ihm, dass er Regus neu erfinden müsse – und dass ich wisse, wie. Mit seinem Business-Center hatte es Regus geschafft, den Kunden ein tolles Angebot in Sachen Funktionalität zu machen. Aber um richtig groß zu werden, müssen sich deine Kunden mit deiner Marke identifizieren. Regus hatte eine gute Business-Lösung, aber die Leute redeten nicht über Regus. Also haben wir Spaces an Regus verkauft – das seither zu IWG geworden ist -, was beiden Seiten ganz neue Möglichkeiten brachte. In knapp fünf Jahren machten wir Spaces tatsächlich zu einer internationalen Marke für das Coworking, die nun eben auch in Wien gelandet ist.

Wer Spaces nicht erlebt hat, fragt sich: Was unterscheidet das Konzept von anderen Coworking-Anbietern?

Unser Anliegen ist die Disruption der klassischen Arbeitswelt. Es gibt so viele Leute, die keine Work-Life-Balance mehr haben, sondern nur eine „Work Balance“. Was man durchaus auch positiv auslegen kann – wenn sie selbst entscheiden können, wann, wo, wie und mit wem sie arbeiten. Meine Work Balance ist gut, ich fühle mich ausgeglichen. Und dennoch gibt es eben in der modernen Wirtschaft auch jene, die sich als Einzelunternehmer einsam fühlen, und denen wir hier eine soziale Umgebung, soziale Aktivitäten bieten.

Sie bieten Spaces aber explizit auch etablierten Unternehmen an, die Arbeitsraum für ihre MitarbeiterInnen benötigen. Wie vermitteln Sie denen das Konzept – Ihr Lebensgefühl?

Ich kann Ihnen zuerst sagen, wie ich es selbst handhabe: Ich bin froh, selbst zu entscheiden, wann und wie ich arbeite, und dass ich von daheim ins Büro mit dem Rad fahren kann. Ich fliege ungern, aber immer noch zu viel – man muss ja auch vor Ort sehen, wie es mit der Expansion voran geht. Dennoch freue ich mich, dass ich vieles an meine „jüngere Generation“ abgeben kann. Dafür braucht es Vertrauen in deren fachliche Kompetenz, aber auch in deren Umgang mit der eigenen Arbeitszeit. Das habe ich, weil Spaces auch als Dienstgeber ein soziales Umfeld bietet.

Wenn man einmal in der Woche eine großartige Idee hat und daran arbeiten kann, ist das mehr wert als wenn man viele Dinge nebeneinander erledigt und eigentlich für keines davon genug Zeit hat. Das ist der Spirit, den Spaces vermittelt.

Viele Arbeitgeber fürchten aber einen Kontrollverlust, wenn die MitarbeiterInnen einfach „irgendwo“ arbeiten – auch z.B. im Home Office. Es könnte ja jemand weniger Stunden arbeiten, als vereinbart…

Ach, die Arbeitszeit… Wir Niederländer sind ja sozusagen die Champions der Teilzeit-Arbeit, und dennoch gehören wir zu den fünf produktivsten Ländern. Im Durchschnitt arbeiten wir 29 Stunden pro Woche – wobei hier natürlich nur die bezahlten Stunden erfasst werden können -, und liegen bei der Produktivität auf Platz vier. Wir sind überzeugt davon, dass man in der Früh daheim etwas beginnen kann, dann ins Büro geht – idealer Weise zum Coworking in sein Spaces in wenigen hundert Metern Entfernung, und das vielleicht zwei, drei Mal die Woche. Einmal pro Woche geht man auch ins Headquarter des Arbeitgebers und stimmt Arbeitsabläufe und Ergebnisse mit Kolleginnen und Kollegen ab. Diese Freiheit genießen wir und die öffnet unseren Geist. Wenn man einmal in der Woche eine großartige Idee hat und daran arbeiten kann, ist das mehr wert als wenn man viele Dinge nebeneinander erledigt und eigentlich für keines davon genug Zeit hat. Das ist der Spirit, den Spaces vermittelt: Wir glauben wirklich daran, dass es in der neuen Welt der Arbeit nicht um die 40 Stunden geht, sondern darum, etwas Gutes abzuliefern – einen echten Mehrwert zu produzieren. Als Arbeitgeber sollte man die Belegschaft besser im Output-Management schulen, und dann einfach auf deren Eigenverantwortung setzen.

Auf den Punkt bringt es das Spaces-Motto, das auch hier in Wien am Eingang steht…

Genau, es lautet: „Welcome home, oops, we meant welcome to work.“ Man soll sich in der Arbeit wie zu Hause fühlen, aber auch spüren, wann es reicht und man in sein „echtes“ daheim zurück kehren sollte. Denn wenn man zu viel im Home Office ist, birgt das die Gefahr, dass man selbst zu einem von vielen Elementen des Hauses wird und nicht mehr richtig dazu gehört. Spaces bietet eine andere Inspiration, eine andere Energie, in der man sich anders daheim fühlen und entspannt arbeiten kann. Aus österreichischer Sicht geht es bei uns im Coworking auch sicher entspannter und weniger förmlich zu als in euren Unternehmen. Die Kunden hier gewöhnen sich aber sicher sehr rasch daran, sodass sie sich nicht immer gegenseitig mit „Herr Doktor“ anreden.

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In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

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Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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