28.10.2021

Roots Urban Villages: Wie mySugr Co-Founder Gerald Stangl urbanes Wohnen revolutionieren möchte

Mit Roots Urban Villages verfolgt Gerald Stangl, ehemaliger Co-Founder von mySugr, seit Anfang 2020 ein neues Projekt. Nach dem Motto "Living as a Service" möchte Stangl künftig Wohnen im urbanen Raum komplett neu denken.
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Roots Urban Villages
(v.r.) Gerald Stangl mit seinem Co-Founder Florian Hackl-Kohlweiß | (c) Roots Urban Villages

Eine Großstadt ist nicht nur ein Ort der vielen Möglichkeiten, sondern auch gekennzeichnet durch Anonymität. Dies trifft insbesondere auf den Wohnungsbereich zu. Vielfach kennen sich die Bewohner:innen von Mehrparteienhäusern nicht. Verstärkt wird der Trend durch immer kleinteiligere Wohneinheiten und den Anstieg an Single-Haushalten.

Das neue Konzept von Roots Urban Villages

Doch wollen Menschen in dieser Anonymität tatsächlich leben und Infrastruktur bzw. Ressourcen redundant nutzen? Diese Frage stellte sich der ehemalige mySugr Co-Founder Gerald Stangl. Nach seinem operativen Ausstieg bei mySugr entwickelte er seit Anfang 2020 gemeinsam mit seinem neuen Gründungspartner Florian Hackl-Kohlweiß ein neues “Living as a Service”-Wohnkonzept.

Konkret trägt das Projekt und das neu gegründete Unternehmen den klingenden Namen “Roots Urban Villages”. Stangl verfolgt dabei einen Co-Living-Ansatz, bei dem sich Bewohner:innen flexibel Gemeinschaftsräume teilen.

“Mit unserem Konzept wollen wir Wohnorte schaffen, an denen man nicht nebeneinander, sondern miteinander lebt. Unsere künftigen Endkunden können über Roots Urban Villages entweder mit ihren bestehenden Freundeskreis zusammenziehen oder selbst Schritt für Schritt Leute einladen, die zu ihrem Freundeskreis werden”, so Stangl über seine neuen Pläne.

Know-How aus der Zeit bei mySugr

Während seiner Zeit bei mySugr sammelte der gelernte Bautechniker bereits eine Menge an Erfahrung in der Gestaltung von Räumlichkeiten. “Neben klassischen Aufgaben, die ein Gründer zu erledigen hat, war mein Hobby während der Zeit bei mySugr immer die Entwicklung unserer Büros”, so Stangl im Brutkasten-Talk. Das von ihm konzipierte Büro von mySugr befindet sich nur wenige Minuten vom Stephansplatz entfernt und verfügt über 2000 Quadratmeter Bürofläche. Die Räumlichkeiten bezeichnet er als einen Ort der kreativen Entfaltung, wobei die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen und Teams im Zentrum stehen. “Mir war klar, dass ich mich nach einem operativen Ausstieg dem Thema Wohnen widmen möchte”, so Stangl.

Auch seine Expertise in Sachen Digitalisierung fließt nun bei Roots Urban Villages mit ein. Herzstück bildet nämlich eine App, die weit mehr bietet als das Verwalten der einzelnen Wohneinheiten. Über die App können sich die Endkund:innen ihre künftigen Mitbewohner:innen selbst aussuchen. “Ein zentraler Aspekt ist nämlich, dass die Orte um die ausgewählten Freundeskreise gestaltet werden”, so Stangl. Sofern man eine Wohngemeinschaft bilden möchte, erfolgt dies auch über die App. Laut Stangl müssen die Mieter:innen dabei aber keine Risiken eingehen, wie dies bei konventionellen Wohngemeinschaften der Fall ist.

Roots Urban Villages verfügt über eine eigene Werkstatt im 6. Bezirk | (c) Roots Urban Villages

Roots Urban Villages möchte Flexibilität und Transparenz bieten

Zudem können ähnlich wie bei einem Car-Sharing Anbieter die Wohnungen bis zu drei Monate im Voraus bereits reserviert werden. Da die Buchung flexibel über die Plattform von Roots Urban Villages erfolgt, benötigt man auch kein österreichisches Bankkonto – ein Aspekt der laut Stangl insbesondere Expats zu Gute kommen soll. Das Zielpublikum soll in einem ersten Schritt auch Expats aus über 40 unterschiedlichen Nationen umfassen, die unter anderem mit Hilfe von Roots Urban Villages einen Freundeskreis in Wien aufbauen möchten.

Neben dieser Flexibilität setzt Stangl auch auf eine möglichst große Transparenz. Im All-Inclusive-Preis sind nämlich Strom, Wasser und Internet inkludiert. Zudem können flexibel Abstellräume oder ein Putzservice hinzugebucht werden. Trotz dieser Annehmlichkeiten soll der Preis ein leistbares Wohnen ermöglichen. Möglich macht dies laut Stangl das Co-Living-Konzept, da Räume von der Gemeinschaft gemeinsam genutzt werden und so nicht redundant bezahlt werden müssen.

(c) Roots Urban Villages

Ökologisches Wohnen in bestehender Bausubstanz

Doch das Projekt umfasst weit mehr als nur ein flexibles Co-Living-Modell, das mit Hilfe der digitalen Plattform ermöglicht wird. Wie Stangl betont, steht bei Roots Urban Villages ein Cradle-to-Cradle-Ansatz im Zentrum, der eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft gewährleistet. Dies startet bereits bei der Auswahl des ersten Immobilien-Objektes. Dafür soll ein bestehendes Bestandsobjekt restauriert werden, das sonst abgerissen hätte werden sollen. Eine erste Anfrage für ein geeignetes Immobilien-Objekt in Wien wurde bereits gestellt.

Zudem sollen bei der Restaurierung nur Materialien zum Einsatz kommen, die im Falle eines Umbaus wieder verwertbar sind. So verzichtet Stangl beispielsweise im Innenausbau gemeinsam mit seinem Team auf die klassischen Gips-Karton-Wände, die in der Regel nur einmalig verwendet werden können. Zum Einsatz kommen hier Elemente mit Steckverbindungen, die im Falle einer Umgestaltung der Räume an einem Ort gelagert werden. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn sich Wohn- bzw. Freundeskreise ändern und die Räumlichkeiten umgestaltet werden müssen.

Die Finanzierung des ersten Gebäudes erfolgt übrigens gänzlich aus privaten Mitteln, wobei noch ein dritter Co-Founder an Bord kommen soll. Die erste Einheit soll rund vier Freundeskreisen Platz bieten und ab Mitte/Ende nächstes Jahres beziehbar sein.


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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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