10.09.2019

Höhle der Löwen-Startup rezemo: Millionen-Deal geplatzt

In der zweiten Folge von "Die Höhle der Löwen" wollten gleich drei Investoren in die Kaffeekapseln-Alternative rezemo investieren und boten 1.000.000 Euro. Im Studio wurden Hände geschüttelt, danach kam es anders.
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(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer - Der Höhle der Löwen-Deal

Anfangs lief alles genau so, wie es sich ein Startup in einer Pitching-Show nur wünschen kann. Nach der Vorstellung von rezemo bei “Die Höhle der Löwen” sah jeder Laie, dass nahezu alle Investoren am Haken waren. Ralf Dümmel, Dagmar Wöhrl und Carsten Maschmeyer hatten sich sogar zur Beratung zurückgezogen, während Frank Thelen und Judith Williams ebenfalls auf der Jury-Bühne ihre Köpfe zusammensteckten.

Nach Angebot und Gegenangebot einigten sich Julian Reitze und Stefan Zender mit dem Investment-Trio auf folgendes Geschäft: 1.000.000 Euro für 20 Prozent Beteiligung. Abseits der TV-Kameras scheiterte jedoch der Millionen-Deal, wie uns Gründer Reitze wissen lässt.

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rezemo aus 100 Prozent nachwachsenden Rohstoffen

Die “Löwen” stürzten sich auf rezemo wegen der Nachhaltigkeit des Produkts und der Möglichkeiten des Marktes. Das Startup produziert Kaffeekapseln aus Holz. Die Erfindung gilt den Gründern zufolge als die nachweislich erste Kaffeekapsel, die zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht.

+++Florian Kandler analysiert den Pitch von rezemo+++

Die Begehrlichkeiten, die diese Idee der jungen beiden Gründer weckte, lässt sich neben dieser besonderen Eigenart auf bloße Zahlen in diesem Markt zurückführen – und auf den Trend des nachhaltigen Wirtschaftens, der immer bedeutender zu werden scheint.

60 Milliarden Kapseln landen jährlich im Müll

Es gibt unterschiedliche Statistiken über den globalen Kaffeeverbrauch. Täglich werden – unterschiedlichen Schätzungen zufolge – weltweit zwischen 1,4 Milliarden und 2,25 Milliarden Tassen Kaffee konsumiert. Weiters, erzählen die Gründer, werden jährlich rund 60 Milliarden Kapseln, die entweder aus Aluminium oder Plastik bestehen, nach dem Gebrauch direkt weggeworfen.

Drei Jahre Forschung

Das Problem dabei: Die Aluminiumgewinnung in den Tropen zerstört die Regenwälder, Plastik in riesigen Mengen in den Weltmeeren verseucht insbesondere als Mikroplastik die Ozeane. Deshalb wollten die beiden Gründer den Kaffeemarkt aufrütteln.

Ihre Kapseln entstanden in drei Jahren Forschung und bestehen überwiegend aus Holz in Form von Hobelspänen aus deutschen Wäldern. Eingebettet in eine Matrix aus PLA, hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen, werden diese in einem umweltfreundlichen Verfahren in Baden Württemberg zur Kaffeekapsel verarbeitet. Nach Gebrauch kann das Produkt entweder im Biomüll entsorgt oder auch verbrannt werden.

Deal platzte nach Aufzeichnung

Die Agilität der Gründer und nicht zuletzt der umweltfreundliche Aspekt der Idee brachte Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel dazu, sich als Investoren anzubieten. Nach der Show jedoch gab es ausführliche Gespräche – mit dem Ergebnis, dass der Millionen-Deal nicht zustande kam.

Nähere Details wollte Gründer Reitze nicht nennen, es habe sich jedoch “herauskristallisiert, dass es in der Frage um die zukünftige strategische Ausrichtung von rezemo unterschiedliche Auffassungen gibt”, sagt er. Die “Löwen” hätten jedoch rezemo Unterstützung mit ihrem Know-How und ihrem Netzwerk zugesagt.

Video: Florian Kandler bewertet den rezemo-Pitch


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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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