06.09.2021

Privé: Wealth-Tech closed Series B mit über 11 Millionen US-Dollar

Vermögensberatung hat in den letzten Jahren durch Digitalisierung und veränderter Kundenpräferenz eine massive Wandlung erfahren. Dies wissen Privé CEO Julian Schillinger und CFO Roland Meier und erklären, warum es wichtig ist, Anlegern Freiheit bei der Portfolio-Erstellung zu gewähren und Beratern digitale Werkzeuge für die einfache Umsetzung in die Hand zu geben.
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(c) Privé - Julian Schillinger, CEO Privé (r.) und Roland Meier, CFO sehen Änderungen in der Vermögensberatung.

Die Hongkonger Privé Unternehmensgruppe (deren europäische Holding in Wien sitzt) hat im Rahmen ihrer „Series B1“ 11,8 Millionen US-Dollar lukriert und im Zuge dessen durch die Integration von Axial Partners ihr „Wealth-Tech“-Angebot erweitert. CEO Julian Schillinger und CFO Roland Meier setzen damit einen Schritt in neue Entwicklungen der Vermögensverwaltung, die Begriffe wie „Segregated Managed Accounts“ (SMA) und „Business Model in a Box“ oder Baukasten-Plattform mit sich führen. Und einem Trend in diesem Bereich nachkommen, der immer stärker wird: Personalisierung. Privé möchte bestehenden und neuen Zielgruppen freiere Möglichkeiten eröffnen, bei der Veranlagung individuell zu agieren.

Die „Mergers & Acquisitions“- Transaktion war im Zuge des ersten Teils der Series B Finanzierungsrunde eingebettet (Anm.: Series B2 ist am Laufen), wo einerseits bestehende Investoren mitgezogen (Credit Suisse, Samsung), aber auch einige neue an Bord gekommen sind, wie etwa Blackrock. Die Unternehmensbewertung von Privé bewegt sich nun im dreistelligen Millionen-Bereich, allerdings ohne eine „eins“ davor, wie CEO Schillinger erfreut betont.

FinTech-Lösungen auf einer Plattform

Das 2016 gegründete Unternehmen Axial ermöglichte Vermögensverwaltern die Umsetzung maßgeschneiderter Segregated Managed Accounts. Konkret bedeutet das eine Evolution in der Anlageberatung, wie Schillinger erklärt: „Die von Axial bereitgestellten separaten Verwaltungskonten/SMAs und die Erfahrung in der Vermögensverwaltung werden Teil der Privé-Plattform und bilden ein Netzwerk von Integrationen, die einen direkten Zugang zu FinTech-Lösungen für die Kontoführung, den Portfolio-Health-Check und die Vermögensplanung bieten und den Anlegern eine nahtlose, digitale Vermögensverwaltungs-Journey ermöglichen“, sagt er. „Durch die Verbindung der Vermögensverwaltungslösungen von Privé mit der Expertise von Axial bei der Transformation der Kerninfrastruktur stellt die Übernahme einen Sprung in der Integration von Vermögensdienstleistungen auf einer einzigen Plattform dar, um sowohl Finanztechnologie als auch innovative Produkte gleichzeitig anzubieten.“

Privé selbst wurde 2011 gegründet und ist aktuell auch Partner am INFINITECH-Projekt, der Flaggschiff-Initiative der Europäischen Union für KI und Big Data in der digitalen Finanzindustrie. In den letzten Jahren – und nicht zuletzt durch die Pandemie – merkten Meier und Schillinger, dass die Notwendigkeit den Bereich stärker zu digitalisieren wuchs und es nötig wurde, Berater zu „empowern“. Das Unternehmen setzte sich daher als Aufgabe, Tools zu entwickeln, um verschiedene Plattformen zu verknüpfen.

SMA versus Investmentfonds

Es ist ein Thema, das viel Fahrt aufgenommen hat“, weiß Schillinger, der auch erkannte, dass bisherige Arbeitsweisen von Anlageberatern neu zu strukturieren sind, um im Zuge der immer rascher voranschreitenden Digitalisierung – mit Kunden – in Echtzeit agieren zu können. „Eine einzelne Plattform als Baukasten ist sinnvoller“, sagt er und beschreibt damit indirekt die bisherige Arbeit von Beratern mit mehreren Tools als altes Relikt. Und zeigt, die Entwicklung in Richtung Moderne hat der Anlage-Sektor definitiv zügig zu beschreiten.

Als Beispiel führt er die „SMAs“ an, also „Segregated Managed Accounts“, die in den USA bereits Usus sind und langsam in die DACH-Region Einzug finden. Zur Erklärung: SMA ist eine Art Anlagevehikel ähnlich einem Investmentfonds. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass ein Investmentfonds-Investor Anteile dieses Investmentfonds besitzt, während ein SMA-Investor das investierte Vermögen direkt in einzelnen Aktien oder Anleihen veranlagt.

Environmental Social Governance

Meier dazu: „Es geht um die Personalisierung der Angebote, wo der Investor selber sagen kann, ich will mein Portfolio nicht nur mit Fonds zusammenstellen. Er muss keine Teile seines Vermögens in Investments stecken, wo er gar nicht investieren will. Der Investor kann selbst „customizen“, Präferenzen setzen, um etwa mehr in den USA oder Europa zu investieren oder auf die ESG (Anm.: Environmental Social Governance) zu achten.“

Der Finanzexperte berichtet in diesem Sinne von einem Projekt für fondsgebundene Lebensversicherungen, wo Personalisierung das entscheidende Thema war. Kunden können in diesem Beispiel bei der Portfolio-Erstellung vorgeben, ausschließlich nach ESG Kriterien oder kostenbewusst zu investieren, auf ETFs zu setzen, Megatrends in Betracht zu ziehen, regionale Präferenzen zu berücksichtigen, Goal-Investing (Retirement, Education, etc) zu definieren oder etwa in Richtung „e-Health“ zu gehen. “Es ist ein Werkzeugkasten mit einem patentierten Algorithmus, der hoch-personalisierte, optimierte Portfolios ermöglicht”, so Meier.

CEO: “Politische Zeichen setzen”

Schillinger erinnert sich daran, dass die ältere Generation stark “Rendite” gesteuert war, sich das aber auch aktuell ändere, wie er meint. “Die jüngere Generation möchte indes mit ‚Impact-Investments‘ ein Statement setzen. Jeder will Personalisierung haben. Das ist auch mit kleineren Anlagevolumen möglich”, sagt er. “Früher gab es ‚fake‘-Personalisierungen. Heute echte, auch um ein politisches Zeichen zu setzen.”

Der ehemalige JPMorgan-Mitarbeiter erwähnt als Vergleichsbeispiel US-Gigant Facebook mit seinem personalisierten Newsfeed und erklärt, dass sich alles in diese Richtung bewege: “Ein Trend, dem sich die Finanzbranche nicht entziehen wird”, sagt er und hat für die Anlagebranche ein Zitat als Rat parat, das Unternehmensberater und Erfinder des „360°-Feedback“ Marshall Goldsmith zuzuordnen ist. Und bei aller Veränderung spätestens seit Corona als Wegweiser für die gesamte „Wealth“-Anleger-Branche dienen kann: „What Got You Here, Won’t Get You There“.

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(c) Sophie Kirchner - Victoria Dejaco und Glenn Vanbanvinckhove von simplify.art.

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Ihr Unternehmen will dieses Problem lösen und bietet noch weitere Features für Künstler:innen und Sammler:innen. Vor einiger Zeit kam etwa ein AI-kuratierter Marktplatz hinzu. Letztlich will simplify.art den ganzen Weg von der Archivierung von Kunstsammlungen über das Zeigen, Anbieten und Verkaufen von Kunstwerken bis zum Transport zu den neuen Besitzer:innen abdecken. Zusätzlich waren noch weitere Funktionen in Planung.

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Das Potenzial überzeugte vergangenes Jahr auch das Wiener Startup-Studio trive studio rund um Martin Sirlinger, im Rahmen der oben genannten Finanzierungsrunde beim Unternehmen einzusteigen. Aktuell hält es laut Firmenbuchdaten knapp mehr als ein Viertel der Anteile. Victoria Dejaco und Co-Founder Glenn Vanbanvinckhove besitzen gemeinsam rund 60 Prozent des Unternehmens, dazu kommen zwei kleinere Anteilseigner. Zusätzlich zum Eigenkapital-Investment bekam das Startup auch eine FFG-Förderung.

Konkursantrag: Darlehensrückzahlung wurde zum Problem

Diese Förderung mit Darlehensanteil wurde für das Startup nun zum Problem. Wie die Kreditschutzverbände KSV1870 und AKV vermelden, brachte simplify.art heute einen Konkursantrag ein. Eine Fortführung der GmbH ist also nicht vorgesehen.

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“Ich betreibe eine gut laufende Galerie und konzentriere mich nun gerne wieder auf ein Unternehmen”

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Schade findet Dejaco auch, bestimmte Pläne, die mit simplify.art im Werden waren, nicht mehr umsetzen zu können, etwa ein Algorithmus, der die umfassenden Daten der Plattform nutzt, um Prognosen zur Entwicklung einzelner Künstler:innen abzugeben. “Ich bin immer noch überzeugt, dass das eine Jahrhundertidee für den Kunstmarkt gewesen wäre. Aber in Österreich hat keiner die Zeit, die Nerve und die Weitsicht für Dinge, die so lange brauchen”, so die Gründerin.

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