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Die letzte größere Finanzierungsrunde für das Wiener PropTech PlanRadar ging im Frühjahr 2020 kurz vor dem Inkrafttreten des ersten Lockdowns über die Bühne. Damals holte sich das Scaleup unter dem Lead des US-VC Insight Partners im Zuge einer Series-A-Runde rund 30 Millionen Euro, um international neue Märkte für seine cloudbasierte SaaS-Lösung für Bau- und Immobilienprojekten zu erschließen. Nicht ganz zwei Jahre danach folgt nun die Series-B-Runde in der Höhe von mehr als 60 Millionen Euro (69 Millionen US-Dollar).
In der heimischen Startup-Geschichte handelte es sich somit um die drittgrößte Series-B-Finanzierungsrunde eines österreichischen Scaleups. Zudem zählt die Wachstumsfinanzierung von PlanRadar als bisher größte Kapitalrunde eines Business-to- Business (B2B) PropTech-Unternehmens in der DACH-Region und stellt zugleich die höchste jemals erhaltene Series-B-Finanzierung eines B2B-Unternehmens in Österreich dar. Der Unicorn-Status – die Bewertung des Unternehmens von über einer Milliarde US-Dollar – wurde allerdings mit der jüngsten Finanzierungsrunde noch nicht erreicht.
Die Investoren-Konstellation
Ähnlich wie in der Series-A-Runde beteiligt sich in der jüngsten Finanzierungsrunde eine internationale Konstellation an Investoren. Den Lead übernehmen die in New York ansässige Venture Capital Gesellschaft Insight Partners, die bereits in der Series-A-Runde eingestiegen ist, und der französische Risikokapitalgeber Quadrille Capital.
Zudem wurde die Runde von dem Bestandsinvestor Cavalry Ventures in erheblichem Umfang mitgetragen. Auch die anderen Bestandsinvestoren Headline, Berliner Volksbank Ventures, aws Gründerfonds beteiligen sich erneut und vervollständigen die internationale Finanzierungsrunde gemeinsam mit den zusätzlichen Kapitalgebern Proptech1 aus Berlin, die österreichische Russmedia sowie GR Capital mit Sitz in London.
“Alle Bestandsinvestoren sind mitgezogen und zusätzlich haben wir auch noch ein Konsortium an kleineren Investoren, wo jeder einen bestimmten Hebel für eine bestimmte Region mitbringt. Diese haben wir nicht primär wegen dem Cash hinzugenommen, sondern wegen ihrem strategischen Netzwerk”, so Sander van de Rijdt, Mitgründer und Co-CEO von PlanRadar, im Brutkasten-Talk.
PlanRadar möchte 200 neue Arbeitsplätze schaffen
PlanRadar wird die neuen Finanzmittel für die internationale Expansion einsetzen und in den USA, Australien, in der Region GCC (Golf-Kooperationsrat), Südostasien sowie in Lateinamerika zusätzliche Niederlassungen eröffnen. Insgesamt sollen im Zuge der Expansion allein in den kommenden zwölf Monaten mehr als 200 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, wodurch sich die weltweite Mitarbeiterzahl nahezu verdoppeln wird.
“Im Rahmen des Go-Global werden wir zwei regionale Headquarter ins Leben rufen. Das eine wird in Dubai sein, wo wir den asiatischen und australischen Markt bearbeiten werden. Auf der andere Seite werden wir in den USA ein regionales Headquarter errichten”, so Ibrahim Imam, Mitgründer und Co-CEO von PlanRadar. Zudem wird es zusätzliche Niederlassungen geben, die den jeweiligen Headquarters reporten, wie beispielsweise Singapur und Sydney oder Sao Paulo und Mexico City. Als Zeithorizont für die Fertigstellung der neuen Standorte nennt Ibrahim Imam das erste Halbjahr 2022.
Seit dem Start der Expansionsstrategie im Jahr 2020 wurden bereits zehn neue Standorte in Europa und Russland aufgebaut. Mehr als 200 Mitarbeiter betreuen Kunden in über 20 Sprachen u.a. an den Standorten in Wien, London, Amsterdam, Moskau, Paris, Madrid, Mailand, Zagreb, Warschau und Bukarest.
Investitionen in die Produktentwicklung
Zudem sollen die Investitionen in Forschung und Entwicklung maßgeblich gesteigert werden, um die technologische Weiterentwicklung der Produkte und Services weiter voranzutreiben. “Wir haben immer unsere Produktfokus Gruppen, wo auch unsere Kunden mitsprechen. Aus diesen Gruppen entstehen sehr viele neue Ideen und Use-Cases”, so Sander van de Rijdt.
Mittlerweile kommt die SaaS-Lösung nicht nur auf Baustellen zum Einsatz, sondern auch im Bereich des Facility-Management. So nutzt beispielsweise auch die Rewe Gruppe die Lösung des Wiener Scaleups, um Prozesse im Retail-Bereich zu optimieren.
“Aufgrund der unterschiedlichen Bauvorschriften waren wir schon sehr früh gezwungen, das Produkt möglichst flexibel zu gestalten. Nutzer können im Self-Service ohne eine zusätzliche Programmierzeile ihre individuellen Konfigurationen vornehmen”, so Ibrahim Imam. Die Anwendungsfelder für die Plattform sind laut den Gründern äußerst vielfältig und werden teilweise von den Kunden selbst erweitert – angefangen vom Schiffsbau bis hin zum Fuhrpark-Management.
In der Produktentwicklung soll künftig die Konnektivität der Plattform über einen No-Code-Ansatz noch weiter ausgebaut werden, um verschiedenste Systeme anbinden zu können. “Gerade im Enterprise-Bereich ist dies sehr wichtig, da wir in der Anwendung immer breiter werden”, so Sander van de Rijdt. Der zweite Fokus liegt zudem auf der Informationserfassung vor Ort – als Beispiele nennt der Gründer unter anderem den Einsatz von Drohnen oder Robotik.
Das Umsatzwachstum von PlanRadar
Seit der letzten Series-A Finanzierung hat PlanRadar ein Umsatzwachstum von über 250 Prozent verzeichnet. “Unser Ziel ist es, das Wachstum mindestens zu verdoppeln. Das erreichen wir über die Expansion in neue Märkte, aber auch dem Nachlegen auf bestehenden Märkten”, so Ibrahim Imam. Als größte Herausforderung für das Wachstum nennen die Gründer den weltweiten War for Talents. Hier wolle man insbesondere durch eine moderne Arbeitskultur eines Startups und der Stabilität der Branche punkten.
Zudem konnte der Kundenstamm auf über 14.500 Kunden mehr als verdoppelt werden. Aktuell nutzen rund 100.000 Anwender in über 60 Ländern die Applikation, die für alle Geräte basierend auf iOS, Android und Windows verfügbar ist. Wachstumspotential sieht Sander van de Rijdt jedenfalls genug: “Wenn wir nur nach Westeuropa schauen, dann haben wir alleine dort ein Potential von 2,5 Millionen Unternehmen, die potentielle Kunden sein könnten.”
Als einen großer Treiber für das Wachstum sehen die beiden Gründer unter anderem ESG-Themen, die künftig von großer Bedeutung sein werden. Hier könne die SaaS-Lösung aktiv dazu beitragen, Misskommunikation in der Planung zu minimieren und so Ressourcen zu sparen.
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