11.04.2018

Kärntner Startup Tremitas startet Indiegogo-Kampagne für “Parkinson-Stift”

Rechtzeitig zum Welt-Parkinson-Tag am 11. April startet das Klagenfurter Startup Tremitas eine Crowdfundingkampagne mit 30 Tagen Laufzeit. Patienten mit Bewegungsstörungen wie Parkinson können nun das mobile Messgerät Tremipen - ein High-Tech-Stift zur Erfassung von Tremor-Messwerten - vorbestellen.
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Tremipen von Tremitas
(C) Tremitas GmbH - Tremipen soll die Datenerfassung bei Parkinson-Patienten vereinfachen.

Parkinson ist eine langsam fortschreitende, degenerative Erkrankung des Nervensystems und des Gehrins. Durch das Absterben bestimmter Nervenzellen kann der Botenstoff Dopamin nicht mehr ausreichend vom Körper produziert werden. Die Folge: Zittern, verlangsamter Bewegungsablauf und Steiffheit der Muskeln. Mit Tremipen möchte das Klagenfurter Startup Tremitas nun Menschen mit neurologischen Bewegungsstörungen die Langzeitbehandlung erleichtern.

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Mit Tremipen regelmäßige Werte für Langzeit-Diagnosen

Der 26. Präsident der USA, Theodore Roosevelt, die verstorbene Box-Legende Muhammed Ali und Schauspieler Michael J. Fox sind prominente Beispiele für Parkinson-Patienten. In Österreich war vor allem der ehemalige VP-Politiker und Außenminister Alois Mock der Öffentlichkeit bekannt. Alle vier Beispiele zeigen Menschen, die trotz der unheilbaren Krankheit ihren Alltag bewältigten oder es noch immer tun. Ein langjähriges Problem für alle, die an Parkinson oder Essentiellem Tremor leiden, bleibt dabei aber die aufwändige und teure Erfassung der Tremorstärke, die für die Diagnose und Medikamenteneinstellung von Nöten ist. Bisher geschah dies stationär und zweimal pro Jahr. Daher hat Tremitas Tremipen entwickelt, das es Patienten ermöglicht konkrete Messwerte selbst und kontinuierlich zu erfassen und diese Daten dem behandelnden Arzt zur Langzeitbeobachtung zur Verfügung zu stellen.

Erklär-Video von Tremitas:

Familie von Founder betroffen

Tremias-Founder Tibor Zajki-Zechmeister hatte bereits mit Parkinson und Essentiellem Tremor zu tun: “Da es in mehreren Generationen meiner Familie Tremor-Erkrankte gibt, beschäftige ich mich schon seit dem Studium näher mit dem Thema Optimierung des Patientenalltags. Der Arzt sieht den Patienten nur selten, deshalb ist die Selbstbeobachtung zu Hause von enormer Wichtigkeit. Diese hilft dabei, Vorhaben im Alltag besser zu bewältigen. Als Beispiel kann man besser planen, wann Ruhephasen und Massagen oder Übungen und sportliche Aktivitäten am ehesten gut tun”, sagt Zajki-Zechmeister.

30.000 Euro Funding-Ziel für Zertifizierung

Die Idee zu Tremipen kam dem Medizintechniker bereits 2011, als er sich an der FH mit Lösungsansätzen zu technischen Hilfsmittel für die Tremor-Messung auseinandersetzte. Zajki-Zechmeister beschrieb in seiner Bachelor-Arbeit seine Vorstellung des High-Tech-Stifts und wurde in das Förderprogramm des build! Gründungszentrum Kärnten aufgenommen, wo er die ersten Schritte setzte. Nun sorgt er sich um die technische Entwicklung, die Koordination klinischer Studien und Abwicklung der Zulassungsprozesse bei seinem MedTech-Startup Tremitas. Von der Crowdfunding-Kampagne erhofft er sich den finalen Schritt: “Wir haben uns zum Ziel gesetzt, innerhalb der Laufzeit von 30 Tagen einen Betrag von 30.000 Euro zu erreichen. Diese Summe hilft uns dabei die Zertifizierung abzuschließen und den Tremipen anbieten zu können“, so Tibor Zajki-Zechmeister.

Tremipen
(c) Tremitas GmbH – Tremitas-Founder Tibor Zaijki-Zechmeister arbeitet seit seinem Studium an Tremipen.

Mobiles Sensorsystem

Bei genauerem Hinsehen handelt es sich bei Tremipen um einen Stift, der eigentlich ein mobiles Sensorsystem ist. Es dienst der elektrischen Erfassung des Tremors und ist dazu gedacht, dass der Patient zweimal am Tag – vor und nach Einnahme der Medikation – die Stärke des Zittern misst. Die Handhabung erweist sich als einfach, da die betroffene Person den Stift nur 30 Sekunden lang in der Hand halten muss, bis der Messwert am Display erscheint. Konkret wird die Tremorstärke in Milli-G angegeben, die die Amplitude des Tremors beschreiben. Zudem wird als weitere Parameter die Frequqenz des Zitterns gemessen. In dem kleinen Beipack-Tagebuch können die Daten tabellarisch erfasst und dem behandelndem Arzt zur Verfügung gestellt werden.

Kampagnenstart auf Indiegogo – Auslieferung des Tremipen ab Juli

Die vierwöchige Crowdfunding-Kampagne startete heute um 12:00 Uhr – genau am Welt-Parkinson-Tag und ermöglicht Schnellentschlossenen Tremipen reduziert vorzubestellen oder das Projekt finanziell zu unterstützen. Die Produktlieferung ist für Juli geplant. “Wir würden uns freuen, die angepeilte Summe so schnell wie möglich zu erreichen. Wir haben aber noch mehr vor”, sagt Zajki-Zechmeister. Zeitnah und bei der nächsten Stufe von 50.000 Euro Förderung ist geplant, dass die Messwerte auch via Bluetooth-Schnittstelle ausgelesen werden, sodass errechnete Parameter über das Smartphone oder eine PC-App gespreichert werden können.

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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