06.10.2020

Neoh-Gründer beantwortet aktuelle Fragen zur “Neoh Invest AG” und zum weiteren Wachstum

Das Wiener Startup Alpha Republic, das hinter dem Schokoriegel NEOH steht, hat im September eine Invest AG gegründet, die als Vehikel für künftige Finanzierungsrunden dienen soll. Im Q&A beantwortet Gründer Manuel Zeller aktuelle Fragen der Community, die sich im Zuge der Gründung der Invest AG ergeben haben. Zudem geht er auf die weiteren Wachstumspläne des Startups ein.
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Neoh
Neoh Gründer Manuel Zeller im Brutkasten Studio | (c) brutkasten

Das in Wien ansässige Startup Alpha Republic, das hinter dem Schokoriegel Neoh steht, sorgte Ende September mit der Gründung einer Invest AG für Schlagzeilen – der brutkasten berichtete.

Interessierte Investoren können seitdem Aktien zu je 100 Euro an der neu gegründeten NEOH Invest AG erwerben, die wiederum zu vier Prozent an der Alpha Republic GmbH beteiligt ist. Insgesamt werden bis zu 8.800 Aktien ausgegeben.

Im Zuge der Gründung der Neoh Invest AG bewertete sich das Unternehmen mit 22 Millionen Euro. Die Gründung der Invest AG warf in der Startup-Community zahlreiche Fragen auf. Der brutkasten hat die Fragen aufgegriffen und in einem Q&A Neoh-Gründer Manuel Zeller gestellt.

Neoh-Gründer Manuel Zeller im Q&A

Warum habt ihr die Neoh Invest AG gegründet und wie schauen die Rahmenbedingungen diesbezüglich aus?

Die Rahmenbedingungen sind klar definiert und wurden auch von der Gesellschafterversammlung der Alpha-Republic GmbH vorab so abgenommen. Die Konditionen sind somit fix. Damit weiß jeder, der über die Neoh Invest AG eine 100 Euro Emission kauft, welchen Anteil er dafür bekommt. Die Bewertung liegt dabei immer bei 22 Millionen Euro, die im Hintergrund liegt. Im Moment sind aktuell nur Österreicher zeichnungsberichtigt.

In der Community gab es Kritik, dass die Bewertung zu “sportlich” sei. Wie entgegnest du dieser Kritik?

Wir haben im Jänner diesen Jahres eine Bewertung von 18 Millionen Euro realisiert, im Mai lag diese bei 20 Millionen Euro. Wir haben in Deutschland eine unglaubliche Listungssituation geschaffen, was uns aktuell zu einer Bewertung von 22 Millionen Euro bewegt hat.

Wir haben für nächstes Jahr einen Umsatz von 7,6 Millionen Euro geplant. Diesen Plan können wir gut abschätzen, da wir unsere Listungssitutaiton deutlich verbessert haben. Wir werden mit 1. Jänner 2021 doppelt so viele Point-of-Sales haben als 2020.

Demnach liegt in Bezug auf den Revenue ein Multiple von 3 vor, der noch sehr niedrig angesetzt ist. Wenn man auf den US-amerikanischen Markt blickt, ist ein Multiple von 6 bis 15 üblich. Gerade in der FMCG-Branche ist es unheimlich schwer, in den Einzelhandel zu kommen. Wenn man aber einmal drinnen ist, bleibt man in der Regel auch dort und daher hat die Marke bei der Bewertung einen ganz entscheidenden Aspekt. Für die Branche ist ein Multiple von 3 sehr niedrig angesetzt, in Österreich wird dies sehr konservativ betrachtet, daher erachten wir unsere Betrachtung als realistisch.

Sofern ich mich an der Neoh Invest AG beteilige, wie komme ich dann wieder aus dieser Beteiligung heraus?

Das war eine der Hauptfragen, die im Zuge der Gründung der Neoh Invest AG aufkam. Hier muss ich mich allerdings ein wenig bedeckt halten. Ich kann es allgemein formulieren, wie ich aus einem Investment bei einem Startup herauskomme.

Im Prinzip gibt es drei Möglichkeiten: Ich kann aussteigen, wenn wir an die Börse gehen würden, das können wir aktuell nicht ausschließen, dürfen wir aber aktuell noch nicht planmäßig sagen. Das zweite Ausstiegsszenario ist, wenn wir einen kompletten Exit hätten. Das dritte Szenario sind Finanzierungsrunden, in denen es eine Überzeichnung gibt, auch dann kann man mit diversen Methoden wieder aussteigen.

Die Neoh Invest AG ist sicherlich ein Vehikel, um künftig Investoren mit an Bord zu holen. Natürlich haben wir auch kleinere Investoren, die zwischen 1000 und 5000 Euro investieren und sich gerne an dem Wachstum beteiligen wollen. Daher ist die Invest-AG ein Thema, das künftig interessant für uns ist.

Der aws Gründerfonds investierte letztes Jahr sechsstellig in euer Startup. Stehen weitere Finanzierungsrunden an?

Dabei handelte es sich um eine Mezzanine-Finanzierung. Aktuell sind wir im österreichischen Einzelhandel Top-Seller, zudem sind wir auch bei Amazon Top-Seller. Das hat uns deutschlandweit die Türen zu Kaufland, Rewe, Müller, Combi und Familia geöffnet. Von diesen Listungen träumt jedes Startup. Natürlich sind derartige Listungen sehr kapitalintensiv, daher wird es in Zukunft auch immer wieder Finanzierungsrunden geben müssen.

Welches Marketing-Budget habt ihr für Deutschland geplant?

Wir wissen, dass es dauert, bis sich die Marke in den Köpfen festsetzt. Daher rechnen wir für Deutschland mit zirka zwei Millionen Euro an Werbeausgaben. Sofern wir die passenden Investoren finden, kann das Budget für Marketing natürlich noch anwachsen.

Ihr vertreibt den Schokoriegel auch am US-amerikanischen Markt, wie sieht die Situation dort aus?

Wir arbeiten aktuell mit einem Lizenznehmer, der in Washington D.C. ansässig ist. Er darf am US-amerikanischen Markt unseren Markennamen verwenden und das Business vor Ort aufbauen. Aktuell haben wir am US-amerikanischen Markt einen Umsatz von mehr als einer Million US-Dollar. Zudem sehen wir, dass dieser Markt nochmals eine ganz andere Liga ist, da wir starke Skalierungseffekte spüren. Im Moment arbeiten wir in den USA mit Testboxen und versuchen das Geschäft online voranzutreiben. Auch hierfür brauchen wir Kapitalgeber, um das Wachstum zu finanzieren.

Wer gehört zur Zielgruppe von Neoh?

Aktuell setzen insbesondere Sportler auf unseren Riegel, da er viele Ballaststoffe und gute Proteine beinhaltet. Wir wachsen aber immer mehr aus der Sportler-Zielgruppe heraus. Unser Ziel ist es, dass jeder, der Schokolade mag, auch zu Neoh greift. Das Word-of-Mouth der Sportler ist hier entscheidend, das sie ihr Umfeld ebenfalls vom Riegel überzeugen können.

Inwiefern trifft euch die Coronakrise?

Der österreichische Markt ist stabil und wächst. Wir haben sogar die Werbeausgaben zurückgefahren. In Deutschland war allerdings der Rollout im Zuge des Lockdowns kürzlich gestoppt. In Bezug auf Corona sei zu erwähnen, dass der Kassenbereich, in dem der Riegel gelistet ist, etwas schwierig ist. Kunden möchten aufgrund der aktuellen Situation im Kassenbereich nur kurz verweilen. Hier haben wir aber im Juli und August wieder an Fahrt aufgenommen.

Stärker hat sich die Coronakrise allerdings in Bezug auf unsere Umsätzen im White-Label-Segment ausgewirkt. Wir produzieren den Riegel ja europaweit auch für andere Unternehmen. Wir erwarten aber dennoch, dass wir nächstes Jahr auch in diesem Segment wieder an Fahrt aufnehmen.

Wie viel Prozent macht das White-Label-Segment am Gesamtumsatz aus?

Letztes Jahr erwirtschafteten wir die Hälfte unseres Umsatzes im White-Label-Segment, heuer wird es nur ein Viertel sein. Langfristig wird dieser Anteil allerdings immer weniger an unseren Umsätzen ausmachen. Das liegt daran, dass die Marke Neoh im Moment sehr gut wächst.

Welche künftigen Märkte habt ihr derzeit im Blick?

Die FMCG-Branche ist sehr hart, daher wollen wir auch nicht zu schnell wachsen und den Fokus auf unsere bestehenden Märkte legen. Allerdings gibt es auch schon Anfragen aus UK, ein Land das eine Zuckersteuer verhängt hat. Zudem erhalten wir auch Anfragen aus Spanien, Frankreich oder den arabischen Emiraten. Als Startup wollen wir allerdings nicht zu schnell den nächsten Schritt machen und uns auf unsere Kernmärkte fokussieren.


*Disclaimer: Der Artikel stellt keine Handelsempfehlungen und keine Anlageberatung dar.

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Logo von OpenAI
Foto: Adobe Stock

Wenn OpenAI neue Dinge ankündigt, hört die KI-Szene hin. Klar, nicht jede Ankündigung des US-Unternehmens in den vergangenen zwei Jahren hatte dieselbe Tragweite wie jene vom 30. November 2022, als OpenAI den Start eines Chatbots namens ChatGPT verlautbaren ließ. Aber potenziell könnte jede Mitteilung des Unternehmens rund um CEO Sam Altman bahnbrechend sein. Kein Wunder also, dass es für Aufsehen sorgte, als OpenAI Anfang Dezember verlautbarte, zwölf Tage hintereinander neue Dinge vorzustellen.

Schon in der Ankündigung hatte Altman darauf hingewiesen, dass es neben größeren auch kleinere Neuigkeiten sein würden, die OpenAI liefern würde. So kam es dann auch: Zugang zu ChatGPT über WhatsApp oder die Integration in Apple Intelligence waren eher in die zweite Kategorie einzuordnen. Daneben veröffentlichte OpenAI aber auch das neue Modell o1 für ChatGPT – oder Sora, ein Tool zur Videoerstellung.

Den größten Widerhall in der KI-Szene fand allerdings die Ankündigung am letzten der zwölf Tage. Am vergangenen Freitagabend stellte OpenAI sein neues Modell o3 vor. Wichtig dabei: Das Modell ist noch nicht öffentlich zugänglich. OpenAI stellte zunächst einmal nur vor, wie das Modell in unterschiedlichen KI-Benchmarks abschnitt. Aber diese Ergebnisse hatten es in sich.

o3 zeigt starke Performance bei AGI-Benchmark

Vielbeachtet wurde dabei vor allem die Benchmark namens ARC-AGI (Abstraction and Reasoning Corpus for Artificial General Intelligence), bei der zwei Varianten des o3-Modells deutlich bessere Ergebnisse erzielten als die bisher führenden o1-Modelle. Das Ziel von ARC-AGI ist es zu messen, wie sich eine KI im Umgang mit ihr unbekannten Aufgaben schlägt.

Wie die O3-Modelle verglichen mit anderen OpenAI-Modellen abschneiden // Grafik: ARC Prize

Es gibt unterschiedliche Definitionen von AGI. Die meisten davon verstehen AGI aber als ein System, das sämtliche intellektuellen Aufgaben mindestens so gut oder besser als ein Mensch erledigen kann.

Die ARC-AGI-Benchmark wurde von François Chollet konzipiert. Er definiert AGI als ein System, das “in der Lage ist, effizient neue Fähigkeiten zu erwerben und neuartige Probleme zu lösen, für die es trainiert wurde.”

Eine AGI ist also nicht für eine bestimmte Aufgabe trainiert, sondern kann jegliche Aufgaben übernehmen. Es ist weitgehender Konsens in der KI-Szene, dass solche Systeme noch nicht existieren. OpenAI wurde aber beispielsweise explizit mit dem Ziel gegründet, AGI zu erreichen.

Chollet gehört zu den bekanntesten Namen der internationalen KI-Szene. Er hat die bekannte KI-Library Keras entwickelt und seit einigen Jahren für Google tätig. Dem von ChatGPT ausgelösten Hype rund um generative KI steht Chollet seit Anfang an eher kritisch gegenüber, wie beispielsweise auch dieser brutkasten-Bericht wenige Wochen nach Erscheinen von ChatGPT thematisierte.

o3: “Wir befinden uns auf neuem Terrain”

Umso interessanter ist es, was Chollet nun zu den Ergebnissen des o3-Modells bzw. seiner Varianten zu sagen hat. In einem Blogeintrag attestiert er OpenAI, mit dem Modell einen “bedeutenden Sprung nach vorne” erreicht zu haben.

Die Performance des Modells stelle “einen echten Durchbruch” in der Anpassungsfähigkeit und Verallgemeinerung” von KI-Modellen dar”, wenn es darum gehe, wie sich KI-Modelle an neue Aufgaben anpassen könnten. o3 stelle nicht bloß einen “schrittweisen Fortschritt” dar. Vielmehr befinde man sich auf “neuem Terrain”, das “ernsthafte wissenschaftliche Aufmerksamkeit” erfordere.

Aber es ist schon Artificial General Intelligence (AGI)? Hier schränkt Chollet ein: “o3 scheitert immer noch an einigen sehr einfachen Aufgaben, was auf grundlegende Unterschiede zur menschlichen Intelligenz hinweist”. Dennoch befeuerten die Ergebnisse die Diskussion rund um AGI – und manche Stimmen sahen, anderes als Chollet, mit o3 AGI sogar bereits erreicht.

Selbst wenn dem so wäre, wäre es zum jetzigen Zeitpunkt schwer nachzuprüfen: Denn das Modell ist noch nicht veröffentlicht. Forscher:innen im Bereich der KI-Sicherheit können sich für Zugang vormerken lassen. Wann und zu welchen Konditionen das Modell für Endnutzer:innen zugänglich sein wird, ist aktuell noch unklar. Klar ist allerdings schon jetzt, dass die beeindruckenden Ergebnisse bei der ARC-AGI-Benchmark enorme Rechenressourcen erforderten – und dementsprechend teuer waren.

Reasoning-Modelle

Das o3-Modell ist eine verbesserte Version des o1-Modells, welches OpenAI am 4. Dezember veröffentliche und das zuvor bereits in Preview- und Mini-Varianten für ChatGPT-User:innen zugänglich gewesen war. Dieses Modell unterscheidet sich zu dem im Mai 2024 veröffentlichten GPT4o-Modell insofern, als es auf einen “Reasoning”-Ansatz setzt.

OpenAI bezeichnet GPT4o weiterhin als das “vielseitige, hochintelligente Flagship-Modell”, das für die “meisten Aufgaben” die richtige Wahl sei. Die o1-Modelle wiederum referenziert das Unternehmen als “Reasoning-Modelle, die sich bei komplexen, mehrstufigen Aufgaben auszeichnen”.

Enduser:innen von ChatGPT merken dies in der Nutzung vor allem insofern, als sich die o1-Modelle länger Zeit nehmen, Ergebnisse zu produzieren. Diese Modelle “verbringen mehr Zeit mit Nachdenken, bevor sie reagieren”, wie es OpenAI formuliert. In einigen (aber nicht notwendigerweise in allen) Bereichen liefern sie dann deutlich bessere Ergebnisse als die bisherigen Modelle.


Tipp der Redaktion: Die neue brutkasten-Serie “No Hype KI”

No Hype KI
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