06.08.2021

Morpher DEX: Neues DeFi-Angebot von Wiener Startup auf Ethereum-Mainnet gestartet

Das seit dieser Woche verfügbare Angebot richtet sich vor allem an Anleger mit Erfahrung im Bereich Decentralized Finance und ermöglicht anonymes Investieren direkt über die Ethereum-Blockchain.
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Morpher-CEO Martin Fröhler
Morpher-CEO Martin Fröhler | © brutkasten/Schauer-Burkart

Anfang Juli war es angekündigt worden, diese Woche ist das neue Decentralized-Finance-Angebot (DeFi) des Wiener Krypto-Startups Morpher am Ethereum-Mainnet gestartet: Morpher DEX ist eine DeFi-Finanzapplikation, die es Usern ermöglicht, über das Protokoll des Unternehmens direkt auf der Ethereum-Blockchain zu traden. Die im August 2020 gestartete herkömmliche Trading-Plattform von Morpher läuft dagegen über eine Sidechain. Beide Plattformen nutzen aber dasselbe Protokoll. DEX steht für Decentralized Exchange.

“Unsere Trading-App wird auch weiterhin das Haupt- und Konsumentenprodukt bleiben, aber darüber hinaus gibt es die DeFi-Bewegung, die den Anspruch hat, dezentrale Finanzservices aufzubauen, und dazu wollen wir einen Beitrag leisten”, sagte Morpher-CEO Martin Fröhler gegenüber dem brutkasten. Die DEX richte sich vor allem an DeFi- und Ethereum-Nutzer, denen Dezentralisierung und Transparenz wichtig seien. Dabei handle es sich um eine stark wachsende Nutzergruppe, führte Fröhler weiter aus.

Anonyme Nutzung möglich

Im Gegensatz zur herkömmlichen Trading-Plattform ist die DEX völlig “permissionless” – jeder kann sie nutzen, ohne sich ausweisen zu müssen. Für die reguläre Plattform müssen Trader einen Know-Your-Customer-Prozess (KYC) durchlaufen. Über die DEX wird man nun auch erstmals in den USA auf Morpher traden können.

Die herkömmliche Plattform wird vom Unternehmen in den USA derzeit nicht angeboten – wegen der unsicheren Rechtslage hinsichtlich der Einstufung von Finanzprodukten, die übrigens auch Thema eines brutkasten-Talks mit Fröhler im Juni war. Für das kommende Jahr plant das Startup, mit der US-Behörde Securities and Exchange Commission (SEC) abzuklären, wie die herkömmliche Trading-App eingestuft werden würde, um sie dann eventuell auch am US-Markt verfügbar machen zu können.

Investments über alle Ethereum-basierten Währungen

Vorerst aber können US-User Morpher über die DEX nutzen. Neben dem uneingeschränkten und anonymen Zugang bietet diese laut Fröhler noch einen weiteren Vorteil – die Kompatibiltät mit anderen DeFi-Applikationen auf Ethereum. So kann man beispielsweise Ether in einer DeFi-App wie Oasis belehnen, um DAI zu erhalten – eine Stablecoin, die an den Wert des Dollar gekoppelt ist. Diese DAI können dann über die DEX in virtuelle Apple- oder Tesla-Aktien investiert werden. Investiert werden kann mit jeder Etherum-basierten Währung, der Umtausch in die für das Trading nötigen Morpher-Token erfolgt im Hintergrund.

Allerdings gibt es auch Nachteile: Handelt man über die DEX, fallen die Transaktionsgebühren der Ethereum-Blockchain an. Zudem dauert die Abwicklung der Trades länger. Über die auf der Sidechain basierenden Plattform fallen bei Trades dagegen keine Gebühren an und sie werden innerhalb von Sekunden abgewickelt.

Rund 700 Assets auf Morpher verfügbar

Auf Morpher können virtuelle Kopien von rund 700 Assets wie Aktien, Rohstoffe, Devisen oder Kryptowährungen gehandelt werden – und zwar ohne Gegenpartei. Dies ermöglicht es nach Angaben des Unternehmens, mit unendlicher Liquidität zu handeln: Jede Order kann sofort akzeptiert werden, ohne dass der darunterliegende Markt beeinflusst wird. Gehandelt werden kann rund um die Uhr.

Die Investments auf der Plattform erfolgen mit dem eigenen Token MPH, der auch die Grundlage des Geschäftsmodells bildet: Die Token werden vom Startup geschaffen und in den Markt hineinverkauft. Im Gegensatz zur herkömmlichen Trading-Plattform kann bei der DEX jede Etherum-basierten Währung für Investments verwendet werden – die dann allerdings im Hintergrund in Morpher-Token umgetauscht werden.

42.000 aktive Portfolios auf Morpher-Plattform

Das Startup wurde 2018 von Martin Fröhler und Denis Bykov gegründet. Das Unternehmen hat 2018 und 2020 Finanzierungsrunden in der Höhe von jeweils 1,25 Mio. US-Dollar abgeschlossen. An beiden Runden war Tim Draper beteiligt, der zuvor unter anderem bei Tesla, Coinbase oder Robinhood investiert hatte. Auf der Plattform unterhalten Trader aktuell 42.000 aktive Portfolios. Das Team umfasst derzeit 9 Personen.

Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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