Wiener Coding-Startup Mimo: Von 2 auf 3 Millionen User in 4 Monaten
Gestartet hat das Wiener Startup Mimo 2016 mit einer iOS-App. Mitte diesen Jahres kam eine Android-Version dazu. Nun folgte die Web-Version. Wir sprachen mit Co-Founder und CEO Johannes Berger.
Beim Wiener Startup Mimo geht es momentan schnell voran. Im Herbst 2016 war das Unternehmen gegründet worden. Das Produkt: Eine iOS-App, mit der man coden lernen kann. Die App überzeugte schnell viele User, vor allem in den USA. Und auch bekannte Investoren, darunter Hansi Hansmann, 8eyes der Runtastic-Founder und Busuu-Founder Bernhard Niesner stiegen ein. Nach nicht ganz zwei Jahren, im Juni diesen Jahres, launchte Mímo seine Android-Version. Eine Million User sind alleine seitdem dazugekommen. Der Stand: ca. drei Millionen.
“Wir haben bereits eine halbe Million User über Android. Das ist sehr gut angelaufen”, sagt Mimo Co-Founder und CEO Johannes Berger im Gespräch mir dem brutkasten. Und der nächste User-Schub dürfte derzeit bereits nachfolgen. Denn vor kurzem führte Mimo sein Lernprogramm nach etwa zwei Jahren des Bestehens in eine Web-Version über. “Ergänzungen zur Mobil-Version hatten wir bereits seit einiger Zeit. Man kann mit Tastatur und großem Bildschirm einfach weiter in die Tiefe gehen”, erklärt Berger. Nun habe man aber den gesamten Content auf Web umgesetzt.
“Dadurch können die User über uns noch einen Schritt weiter gehen. Und das ist es, was wir ihnen geben wollen. Wir wollen das Lernen erleichtern”, sagt Berger. Und dennoch stellt er klar: “Wir wollen ‘mobile first’ bleiben”. Durch die Ergänzung des Angebots könnten User jetzt in beide Richtungen zwischen den Anwendungen wechseln, wie es gerade besser passe.
Mimo CEO Johannes Berger im Video-Interview
Johannes Berger, der CEO und Co-Founder von Mimo, im Live Gespräch über den WWDC Auftritt, die rasante Entwicklung, das bevorstehende Redesign, den Android-Launch, weitere Pläne uvm
Gepostet von DerBrutkasten am Dienstag, 5. Juni 2018
Mehr als 50.000 Premium-User
Wirtschaftlich setzt Mimo auf ein Freemium-Modell. Eine erste Lektion gibt es gratis. Wer mehr will, muss zahlen. Die Premium-Version gibt es derzeit für 10 Euro monatlich bzw. 30 Euro jährlich. Man sei hier aber noch beim Erkunden des optimalen Preises, sagt Berger. Mehr als 50.000 Premium-User könne man bereits verzeichnen. “Wenn wir uns mit anderen benchmarken, zeigt sich, dass das eine sehr gute Conversion Rate ist”, sagt der CEO. Umsätze will er aber noch keine nennen.
Mimo: “Wachstum noch wichtiger als schwarze Zahlen”
Momentan sei das Wachstum jedenfalls noch deutlich wichtiger als das Erreichen schwarzer Zahlen. Neben dem Hauptmarkt USA hat Mimo es vor allem auf das Vereinigte Königreich, Deutschland und China abgesehen. Und auch eine weitere Investment-Runde steht im Raum. “Hier explorieren wir gerade wieder Möglichkeiten”, sagt Berger.
Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.
„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.
Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.
Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen
Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“
Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft
Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.
Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.
Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.
Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“
Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit
Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.
“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.
Langfristiges Potenzial heben
Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“
Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“
Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?
Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.
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