26.07.2019

Startups mit Mega-Kapitalrunden performen später schlechter

Eine Untersuchung des Analyse-Portals CB Insights zeigt: (US-)Startups, die mit Mega-Kapitalrunden über 100 Millionen US-Dollar finanziert werden, fällt es schwer, ihre Bewertung beim Exit oder nach dem IPO angemessen zu steigern.
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Startups mit Mega-Kapitalrunden haben später schlechtere Performance
(c) fotolia.com - Andrey Popov

Beim Analyse-Portal CB Insights nennt man den Vorgang “Foie Gras’ing” in Anlehnung an die französische Delikatesse Foie gras: Fett- bzw. Stopfleber. Immer mehr Startups schließen Mega-Kapitalrunden über 100 Millionen US-Dollar ab. 184 solcher Runden gab es in den USA 2018 – ein neuer Rekord und eine massive Steigerung zum Vorjahr, in dem mit 120 Mega-Runden ebenfalls der Rekord gebrochen wurde. Die Erwartungen, die immer größere VCs zu immer größeren Investments bewegen, sind enorm. Bei CB Insights beschäftigte man sich nun mit der Frage, ob sich die Mega-Kapitalrunden für die Investoren überhaupt entsprechend auszahlen.

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Großes Vorbild Facebook

Die Messlatte ist dabei Facebook. 2012 startete der Silicon Valley-Riese mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 100 Milliarden US-Dollar an der Börse. Seitdem gelang eine massive Steigerung: Derzeit liegt die Bewertung bei mehr als 550 Milliarden US-Dollar. Die insgesamt rund 1,24 Milliarden US-Dollar Kapital, die vor dem IPO investiert wurden, haben sich für die Kapitalgeber also massiv ausgezahlt.

Viele “High Raiser” verlieren nach dem IPO an Wert

Wie CB Insights auf Basis einer Analyse der 50 US-Unternehmen mit den größten Exits bzw. IPOs seit 2012 ausführt, ist Facebook aber die Ausnahme und nicht die Regel. Denn nicht nur ist seit dem Facebook-IPO 2012 keinem US-Startup mehr ein Börsengang oder Exit bei mehr als 100 Milliarden US-Dollar Bewertung gelungen. Tatsächlich können viele Unternehmen, die insgesamt mehr als 100 Millionen US-Dollar aufgenommen haben (“High Raiser”), ihre Bewertung nach dem IPO (Daten bis Ende 2018) nicht halten und verlieren an Marktkapitalsierung. Der Fall war das bei ganzen sechs der elf “High Raiser”-Unternehmen mit der höchsten Bewertung beim Börsengang: Snap, Groupon, Dropbox, Zynga, Lending Club, und GreenSky. Die ebenfalls in dieser Gruppe liegenden Twitter und Zayo Group Holding verzeichneten seit dem IPO weniger als 100 Prozent Wertzuwachs.

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“Low Raiser” performen besser

Der Median beim Wertzuwachs liegt bei “High Raiser”-Unternehmen nach dem IPO bei 64 Prozent (siehe Grafik unten). Dem gegenüber steht der Wertzuwachs-Median von 263 Prozent bei “Low Raiser”-Unternehmen (die vor dem IPO/Exit weniger als 100 Millionen US-Dollar aufgenommen haben). Ein Viertel dieser “Low Raiser”-Unternehmen hatte gar einen Wertzuwachs von mehr als 659 Prozent (3. Quartil). Ein Wertverlust nach dem IPO trat hingegen bei weniger als 15 Prozent ein. Spitzenreiter in dieser Gruppe ist ServiceNow mit einem Wertzuwachs von rund 1900 Prozent. Sechs der neun beim IPO am höchsten bewerteten “Low Raiser” konnten ihren Wert zumindest verdreifachen: Neben ServiceNow auch Veeva Systems, Palo Alto Networks, Tableau Software, Splunk, und Ubiquiti Networks.

CBinsights: Zahlen sich Mega-Kapitalrunden aus?
(c) CB Insights: Wertzuwachs und -Verlust nach dem IPO

16 von 50 Spitzen-Exits/IPOs von “Low Raiser”-Unternehmen

Insgesamt haben es 16 “Low Raiser” in die Gruppe der 50 IPOs bzw. Exits mit der höchsten Bewertung (seit 2012) geschafft. Herausragendstes Beispiel ist WhatsApp, das 2014 für 19 Milliarden US-Dollar an Facebook ging, nachdem es zuvor insgesamt nur 60 Millionen US-Dollar Kapital aufgenommen hatte. Das Messaging-Unternehmen ist damit aber auch der einzige “Low Raiser”, dem ein Exit/IPO bei mehr als zehn Milliarden US-Dollar Bewertung gelang. Neben Facebook fallen noch fünf weitere “High Raiser” in diese Gruppe.

Investoren verdienen an kleinen IPOs/Exits mehr

CB Insights kommt zu einem eindeutigen Befund: Immer mehr, immer größere Kapitalrunden gehen nur stark unterproportional mit größerem Wertzuwachs für die Investoren einher. Untermauert wird das auch durch ein drastisches Sinken der Kapitaleffizienz bei Unternehmen mit einer Exit/IPO-Bewertung über einer Milliarde US-Dollar. Während Investoren ihr Geld bei diesen im Jahr 2013 durchschnittlich noch versechzehnfachten, lag der Multiplikator 2018 nur mehr bei durchschnittlich 6,9. Bei Unternehmen mit kleineren Exits/IPOs veränderte sich der Wert im gleichen Zeitraum hingegen nur geringfügig nach unten. Tatsächlich stiegen Investoren 2018 bei Exits/IPOs zwischen 500 Millionen und einer Milliarde US-Dollar mit einem Multiplikator von 8,9 sogar am besten aus.

“Liebesaffäre mit Mega-Kapitalrunden muss überdacht werden”

CB Insights resümiert daher, der Trend zum “Overfunding” sei aus den Daten offensichtlich erkennbar. “Die Liebesaffäre des Silicon Valley mit Mega-Kapitalrunden muss überdacht werden. So viel Kapital wie möglich, so schnell wie möglich in Startups zu pumpen ist nicht nur eine schlechte Formel für einen guten Exit – es ist geradezu gefährlich, wenn man es durch die Brille des langfristigen Erfolgs an den Börsen betrachtet”.

⇒ Zur CB Insights-Publikation

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Die Kurstafel:

​⚠️ Das Bitcoin-Halving steht unmittelbar bevor

Es steht jetzt endgültig bevor: das vierte Bitcoin-Halving wird in der Nacht auf Samstag über die Bühne gehen. Beim Halving wird die Belohnung, die Miner erhalten, um neue Blöcke zu Bitcoin-Blockchain hinzufügen, halbiert. Die Folge: Es kommen weniger neue Bitcoins in den Umlauf als es ohne Halving der Fall wäre. Diesmal sinkt diese “Ausschüttung” von 6,25 Bitcoin auf 3,125 Bitcoin.

Wer gut im Kopfrechnen ist, kann es sich schon herleiten: Nachdem es das vierte Halving ist, ist die Belohnung zunächst von 50 auf 25 (im Jahr 2012), dann von 25 auf 12,5 (im Jahr 2016) und zuletzt 2020 von 12,5 auf 6,25 gesunken. Das Halving ist dabei aber nicht über einen Zeitraum definiert, allerdings dennoch klar vorherbestimmt: Es findet alle 210.000 Blöcke statt - was in der Praxis aktuell (bei einer Blockzeit von zehn Minuten)  auf etwa vier Jahre hinausläuft.

Das Halving spielt eine extrem wichtige Rolle für die Geldpolitik von Bitcoin. Denn dass die Menge aller jemals bestehender Bitcoin begrenzt ist, ist eines der zentralen Merkmale von Bitcoin. Und geht Hand in Hand mit einer deterministischen Geldpolitik. Es entscheidet keine Zentralbank nach eigenem Ermessen, wie viele Bitcoin in Umlauf kommen. Sondern es ist im Code vorgegeben. 

Und weil neue Bitcoin eben als “Block-Subvention” für Miner entstehen, hängt die Anzahl der im Umlauf befindlichen Coins klarerweise direkt davon ab, wie viele Bitcoin diese “Belohnung” ausmacht. Mit dem Halving ist sichergestellt, dass die Anzahl der neu entstehenden Coins langfristig sinkt. Wichtig dabei: Es sinkt nicht die Gesamtzahl der Bitcoin - es kommen weiterhin neue dazu, nur eben nicht mehr so viele wie vorher.

​📈 Warum das Halving den Bitcoin-Kurs antreiben könnte…

Soweit einmal die Auswirkungen des Halvings auf die in Umlauf kommenden Bitcoin. Für viele, die am Markt aktiv sind, ist aber ein anderer Aspekt interessanter: Wie wirkt sich das Halving auf den Bitcoin-Kurs aus? 

Und auch hier gibt es Theorien, die in Crypto Weekly auch immer wieder diskutiert worden sind. Eine der populärsten Annahmen: Auf das Halving folgt ein Bullenmarkt mit steigenden Kursen. 

Bei den vergangenen drei Halvings war dies - mit einigen Monaten Verzögerung - auch tatsächlich der Fall. Drei Fälle sind aber statistisch nicht viel und die zeitliche Verzögerung macht es noch einmal schwieriger, Kausalitäten herzuleiten. Zumal Bitcoin sich im Jahr 2024 unter völlig anderen Rahmenbedingungen bewegt als in den Jahren 2012, 2016 und 2020.

Anstatt uns von der Vergangenheit leiten zu lassen, werfen wir doch einen Blick auf die Logik hinter der Annahme. Die lautet im Wesentlichen: Wenn weniger Bitcoin in Umlauf kommen, werden sie wertvoller. 

🤔 …und warum vielleicht auch nicht

Aber diese Begründung hat gewisse Probleme: Einerseits sinkt ja das Bitcoin-Angebot nicht, sondern es kommen weiterhin neue dazu. Andererseits ist es beim Bitcoin-Kurs so wie bei jedem anderen Asset: Er wird nicht monokausal vom Angebot bestimmt - ebenso entscheidend ist auch die Nachfrage. Und die hängt von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren ab - die mitunter sogar völlig außerhalb des Kryptomarkts angesiedelt sind. Etwa, wenn makroökonomische oder geopolitische Entwicklungen die Nachfrage nach sämtlichen “Risk Assets” dämpfen. 

Dazu kommt: Dass das Halving kommt, ist bekannt. Wahrscheinlich gibt es nur sehr wenige Ereignisse in der Finanzwelt, deren Eintreten mit dermaßen geringer Unsicherheit vorhergesagt werden kann. Und kursrelevante Ereignisse, die bereits bekannt sind, sind im Normalfall bereits im Kurs widergespiegelt. 

Natürlich kann man trefflich darüber diskutieren, ob der Kryptomarkt einen effizienten Markt darstellt. Aber grundsätzlich ist die geschilderte Annahme plausibel: Wer ein iPhone verkauft, von dem man sicher weiß, dass es in drei Monaten kaputt geht, wird dafür einen geringeren Preis erzielen als wenn dies nicht der Fall ist. Der Käufer weiß, dass das passieren wird - und preist es dementsprechend ein. Analog dazu läuft es an den Finanzmärkten. 

Heißt das nun also, dass das Halving keine Auswirkungen auf den Bitcoin-Kurs haben wird? So einfach ist es dann auch wieder nicht. Wie schon in Crypto Weekly #124 geschildert, kann das Halving bis zu einem gewissen Grad auch zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden: Wenn alle auf einen Kursanstieg setzen, kommt er dann tatsächlich - zumindest vorübergehend. Der Kurs wird in einem solchen Fall also nicht vom Halving selbst getrieben, sondern von der Wahrnehmung des Halvings durch die Trader:innen. 

Entscheidend dabei ist aber: Die kurzfristige Kursreaktion auf das Halving ist jedenfalls spekulativ getrieben. Und spekulativ getriebene Marktbewegungen können schnell in die eine wie auch in die andere Richtung gehen. Wie sich das Bitcoin-Halving kurzfristig auf den Kurs auswirken wird, werden wir morgen wissen. Zuverlässig voraussagen, lässt es sich jedenfalls nicht.


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