29.03.2018

#DeleteFacebook: Die Hysterie erreicht wieder einmal einen Höhepunkt

Gastkommentar. Es sieht nach einer Posse aus: die Empörung darüber, dass Facebook nicht nur Daten über uns sammelt, sondern auch für Werbekampagnen benutzt.
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Kryptowährungen
(c) fotolia/nanomanpro - Trennt sich Facebook von der Like-Funktion?

Egal, ob man bei Tinder, Twitter oder lustigen “Welche Berühmtheit bist Du?”-Quizzes nicht sogar noch mehr persönliche Daten teilt. Nicht man selber ist schuld, weil man gehirnlos Fake News geteilt und geliket hat, sondern Facebook (oder Google oder Twitter oder wer auch immer). Die Hysterie um Facebook und Nutzerdaten erreicht mit #DeleteFacebook wieder einmal einen Höhepunkt, und man möchte angesichts der Ereiferung meinen, wir hätten alle zugestimmt, unsere Erstgeborenen an Mark Zuckerberg übergeben zu müssen.

Die Posse um #DeleteFacebook

Das Erstaunen und der Aufschrei in der Öffentlichkeit, dass Facebook Benutzerdaten für Kampagnen verwendet, erscheint als Heuchelei und wird als willkommener Anlass für die Schaffung eines Sündenbocks für die eigenen Verfehlungen verwendet. Ein Service wie Facebook, das für die Benutzer gratis ist, verschweigt ja nicht, dass die Nutzerdaten und die von den Benutzern erzeugten Daten für kommerzielle Zwecke verwendet werden. Das ist weder neu, noch ungewöhnlich und schon gar nicht geheim. Es steht sogar in den Benutzungsbestimmungen drinnen, denen jeder Benutzer vor dem Anlegen eines Profils zustimmt.

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Niemand wird gezwungen soziale Netzwerke zu nutzen

Das mittlerweile schon hinfällig bekannte Mantra, “wenn das Produkt gratis ist, dann bist du das Produkt”, beschreibt es präzise. Es ist ja nicht so, dass wir gezwungen werden Facebook zu benutzen. Es ist ja nicht so, dass Facebook (oder jede andere unserer bevorzugten Social Media Plattformen) uns keinen Wert liefert. Ganz im Gegenteil: wir profitieren mehr davon, als wir zugeben wollen und vermutlich die meisten realisieren. Wer’s nicht glaubt, mache den Selbstversuch und schalte für eine Woche mal davon vollständig ab. Die Empörung über diese Erkenntnis, dass Facebook die Daten von Benutzern verwendet und damit Geld verdient, ist reine Heuchelei. Das wusste jeder und jede.

Europa steht für wirklichkeitsfremde Regulierungen

Die Empörung bietet viel mehr den eifrigsten Heuchlern die willkommene Gelegenheit, einen Sündenbock zu schaffen und vom eigenen Versagen abzulenken. Etwa dafür, dass Amerika so jemanden wie Donald Trump zum Präsidenten wählen konnte. Es ist einfacher auf Facebook hinzuhauen, als sich selbst an der Nase für die eigenen Verfehlungen zu nehmen. Anstelle die gelikten oder geteilten Posts vorher zu kontrollieren, schieben wir die Schuld Facebook. Anstelle Rahmenbedingungen zu schaffen, dass in Europa solche Plattformen durch Startups geschaffen werden können, verhindern wir das aktiv durch wirklichkeitsfremde Regulierungen wie “General Data Protection Regulation”. Anstelle selbst solche Plattformen zu schaffen, hauen wir auf die ein, die uns eine solche bereit stellen.

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Amerikanische Studenten schaffen, europäische Studenten verklagen Facebook

Aber selber nachschauen, selber nachdenken, selber machen ist zu viel Aufwand. Wir feiern lieber, dass der Datenschutzaktivist Max Schrems aus Österreich ist, der das soziale Netzwerk vor den Kadi gezogen hat. Das sind unsere “Helden”. Das sind unsere “Vorbilder”. Amerikanische Studenten schaffen Facebook, europäische Studenten verklagen Facebook.

So wird das nichts werden. So schaffen und bestimmen wir die Zukunft nicht mit. Und unsere Heuchelei mit #DeleteFacebook glaubt uns auch niemand. Das Einzige was uns helfen wird, ist solche Dinge selbst anzupacken und zu schaffen, und nicht die anderen machen lassen und dann lautstark schreien. Die Ironie, dass die lautesten Schreier nun ausgerechnet wieder Facebook und Twitter für ihre Proteste nutzen, geht dabei nicht verloren.


⇒ Zur offiziellen Page von Gastautor Mario Herger

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Syncraft HQ
Syncraft Standort in Schwaz, Tirol (c) Syncraft

Der europäische Green-Deal verpflichtet alle EU-Länder, den Klimawandel bis 2050 mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Auch Unternehmen müssen deshalb nachhaltig werden.

Ein großer Teil der heimischen Treibhausgasemissionen entsteht jedoch nach wie vor in der Energiegewinnung. Hier möchte das Tiroler Scaleup Syncraft ansetzen. Mit Firmensitz in Schwaz, konzentriert sich das Unternehmen auf den Bau sogenannter Rückwärtskraftwerke. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept? brutkasten hat dazu mit Syncraft gesprochen.

“Wollen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten”

Kohlekraftwerke benötigen fossile Kohle, um Energie zu erzeugen. Dabei wird jedoch sehr viel CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Syncrafts Rückwärtskraftwerke kehren diesen Prozess um. Die Kraftwerke wandeln ungenutztes Wald-Restholz in Energie um, doch das bei der Verbrennung entstandene CO2 wird in Kohle gespeist. Dabei spricht das Unternehmen von “grüner Kohle”.

Die Kohle speichert rund 30 Prozent des im Holz enthaltenen CO2 dauerhaft. Das Endprodukt kann anschließend in Baumaterialien wie Beton verwendet werden. Ebenfalls kann die Kohle zur Defossilisierung weiterverwertet werden, indem sie in anderen Industrien fossile Kohlenstoffe ersetzt.

Bereits 2016 zeigte eine Studie der FH Vorarlberg das Potenzial von Holzkohle als Kohlenstoffsenker. Diese sogenannte „grüne Kohle“ dient nicht nur als effektiver CO2-Speicher, sondern findet in verschiedensten Bereichen Anwendung – von der Landwirtschaft bis hin zur Bauindustrie. Syncraft möchte dieses Wissen nutzen, um seine Technologie kontinuierlich zu verbessern. Aufklärung und Forschung rund um die Einsatzmöglichkeiten von grüner Kohle, auch bekannt als „Biochar“, haben sich mittlerweile zu einem zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells entwickelt.

„Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems zu leisten“, sagt Syncraft-Gründer Marcel Huber. Huber hat 2007 einen Schwebefestbettvergaser an der Hochschule MCI Innsbruck entwickelt – die patentierte Technologie, auf welcher das Unternehmen ruht. Zwei Jahre später gründete Huber Syncraft als Spin-off. 2014 gingen die ersten Rückwärtskraftwerke in Südtirol und Vorarlberg in Betrieb. Bis heute realisierte Syncraft mehr als 40 Rückwärtskraftwerke – unter anderem in Kroatien, Italien und Japan.

Neue Anlage in Gänserndorf

Mit rund 60 Mitarbeitenden konzentriert sich Syncraft auf die Kernbereiche des Kraftwerksbaus, der Forschung & Entwicklung, des Vertrieb und der Verwaltung. Der neue Firmensitz in Schwaz wurde 2024 eröffnet und soll ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen laufen.

Zu den jüngsten Erfolgen zählt die Eröffnung eines Rückwärtskraftwerks in Gänserndorf, Niederösterreich. Die Anlage versorgt das Fernwärmenetz mit 750 kW Wärme und speist 500 kW Elektrizität ins öffentliche Netz ein.

Darüber hinaus konnte Syncraft den Energy Globe Austrian Award 2024 in der Kategorie Wasser gewinnen. Wasser deshalb, da die Kohle auch dafür verwendet wird, um Abwasser zu reinigen, sagt das Unternehmen. Mit dem Projekt “Smarte Abwasserreinigung mittels Pulverkohle” konnten sich Syncraft gegen rund 300 andere Umweltprojekte durchsetzen.

Offen für Investor:innen

Syncraft hat sich mittlerweile zu einem profitablen Scaleup entwickelt. Seit der Gründung wirtschaftet das Unternehmen laut eigener Aussage mit den gleichen Gesellschaftern. Da Syncraft als Spin-off an der Hochschule MCI Innsbruck entstanden ist, zählt dazu auch MCI selbst.

Für die Zukunft hat sich Syncraft das Ziel gesetzt, sich noch weiter zu entwickeln und weiter zu wachsen. “Sollte uns also in Zukunft ein interessantes Investitionsangebot erreichen, werden wir uns dieses auf jeden Fall genauer anschauen”, so das Unternehmen.

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