18.09.2019

KMU-Roadshow: “Wir dürfen uns nicht auf Mozartkugeln und Karajan ausruhen”

Gestern, Dienstag, ging die KMU-Roadshow in Salzburg in die vierte Runde. Unter dem Motto "KMU meet Startup & Corporates" vernetzte der brutkasten im Casino Salzburg mittelständische Unternehmen mit Startups und Corporates.
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KMU-Roadshow
(c) Werner Streitfelder / der brutkasten

KMU bilden das Rückgrad der heimischen Wirtschaft. Dieser viel zitierte Satz hat seine Berechtigung: Laut dem Mittelstandsbericht 2018 gibt es in Österreich rund 328.900 KMU, die im vergangenen Jahr mehr als 60 Prozent zur heimischen Wertschöpfung beitrugen.

+++ KMU und Digitalisierung in Österreich: Daten und Fakten +++

Trotz dieser Bilanz steht ihre Leistung leider nur selten im Rampenlicht und in Sachen Digitalisierung besteht großer Aufholbedarf. Potential für Veränderung kann dabei die Kooperation zwischen KMU, Startups und Corporates mit sich bringen. Daher hat der brutkasten eine eigene Roadshow gestartet, um Corpoarates, Startups und KMU miteinander zu vernetzen.

Nach den erfolgreichen Auftakt-Events in Klagenfurt. Amstetten und Graz legte die KMU-Roadshow des brutkasten nun ihren vierten Halt ein – genauer gesagt im Casino Salzburg. Am Programm standen neben einem Lightning-Talk der Wiener Städtischen zum Thema Cybersecurity auch zwei Diskussionspanels und Matchmaking-Phasen.

Digitalisierung und Learnings

Am ersten Panel nahmen Florian Hasler, Innovationsmanager bei der Stieglbrauerei, Josef Reiter, Managing Director des Salzburger Aluminium-Herstellers Amari, Gerald Krug-Strasshofer, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Neuro Performance Group, Klaus Reisinger, Geschäftsführer des Maschinenbau-Unternehmens Emcotest, und Helmut Gruber von der Medienagentur G.A. Service GmbH teil.

Sie gaben den Teilnehmern einen Einblick, welche Erfolge und Learnings sie mit der Digitalisierung in ihren eigenen Unternehmen gemacht haben. Zudem erläuterten sie, was die Erfolgsfaktoren für eine gelungene Kollaboration zwischen Startups, KMU und Corporates sind.

KMU meet Startups & Corporates Roadshow im Casino Salzburg | Erfolge & Learnings der Digitalisierung

Willkommen zur KMU meet Startups&Corporates – Roadshow 2019 in Salzburg bei den Casinos Austria. In unserer ersten Podiumsdiskussion geht es um die Erfolge und Learnings der Digitalisierung.

Gepostet von DerBrutkasten am Dienstag, 17. September 2019

Digitalisierung mit Umwegen

Hasler von der Stiegl-Brauerei erklärte, dass sein Unternehmen im Rahmen der Digitalisierung auch Umwege gehen musste. Ein erster Versuch Prozesse innerhalb des Unternehmens zu digitalisieren, sei zunächst schief gelaufen. Beim zweiten Anlauf habe es aber geklappt, da der Innovationsprozess von innen heraus angestoßen wurde. Eine Gruppe von 20 Personen hat schlussendlich an der Projektumsetzung gearbeitet. Wichtig dabei: Die Gruppe war sehr heterogen und setzte sich aus Mitarbeitern unterschiedlichster Abteilungen zusammen. Dadurch konnte auf ein möglichst breites Fachwissen zurückgegriffen werden, so Hasler.

“Nicht auf Mozartkugeln und Karajan ausruhen”

Dass die Digitalisierung für sein Unternehmen nicht erst seit kurzem ein Thema ist, betonte Reisinger von Emco-Test. Das Maschinenbau-Unternehmen produziert Härteprüfmaschine und verfügt über eine 65-jährige Firmengeschichte. “Um die Daten verfügbar zu machen und Maschinen fernzusteuern, setzen wir schon seit Jahrzehnten auf Digitalisierung”, so Reisinger. Die größte Challenge sei aber, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Sein Unternehmen arbeitet diesbezüglich mit der Neuroperformance-Group zusammen. Dessen Geschäftsführer, Krug-Strasshofer, betonte: “Wir dürfen uns nicht auf Mozartkugeln und Karajan ausruhen”. Jetzt sei die Zeit der Umsetzung, wobei sich Startups und Corporates auf Augenhöhe begegnen müssten, so Krug-Strasshofer.

Danke an dieser Stelle an unsere Partner vor Ort:

Casino Salzburg und Österreichische Lotterien

(c) Werner Streitfelder / der brutkasten

Chancen der Zusammenarbeit

Nach einer halbstündigen Pause, in der die Vertreter von Corporates, Startups und KMU die Möglichkeit zu 1:1 Meetings per Matchmaking hatten, fand ein zweites Panel zum Thema “Chancen & Möglichkeiten der Zusammenarbeit von KMU”statt. Am Panel vertreten waren Patrick Pirchegger von A1, Raphael Huber vom HR-Startup ITjobsaustria, Bernhard Gotthardt von der Salzburg AG, Franz Haller vom Leondinger Smart-Data-Startup Dagopt, und Robert Laner vom Salzburger Startup Erdbär, das nachhaltige Mode produziert.

KMU meet Startup & Corporates Roadshow im Casino Salzburg | Startup Corporate Collaboration

Weiter geht es nun in unserer zweiten Podiumsdiskussion auf der KMU meet Startups&Corporates – Roadshow 2019 bei Casinos Austria mit dem Thema Startup Corporate Collaboration.

Gepostet von DerBrutkasten am Dienstag, 17. September 2019

Kooperation zwischen A1 und ITjobsaustria

Pirchegger von A1 erläuterte, was die Erfolgskriterien für die Kooperation zwischen A1 und dem HR-Startup “ITjobsaustria” sind. Das Salzburger Startup ist Teil des A1 Startup-Campus und hat erst diese Woche eine neue Job-Plattform speziell für IT-Fachkräfte gelauncht. Die Plattform ist speziell auf die Bedürfnisse von IT-Fachkräfte zugeschnitten. So gibt es beispielsweise eigene Kategorien für Programmiersprachen und ein Tool mit dem die Benutzer unterschiedliche Stellenausschreibungen miteinander vergleichen können. A1 möchte damit dem IT-Fachkräftemangel entgegenwirken, der auch das eigene Unternehmen betrifft.

Hinsichtlich der Zusammenarbeit mit A1 betonte Huber von ITjobsaustria, dass sein Startup die Partnerschaft eingegangen sei, um die nötige Geschwindigkeit für die Skalierung des Produktes zu gewährleisten – insbesondere in den Bereichen Marketing und Vertrieb.

Kooperation zwischen Salzburg AG und Dagopt

Als zweites Beispiel einer erfolgreichen Kooperation zwischen einem Corporate und einem Startup wurde die Zusammenarbeit zwischen der Salzburg AG und Dagopt präsentiert. Das Smart-Data-Startup mit Sitz in Leonding hat nicht nur den weXelerate Startup Award gewonnen, sondern war auch Gewinner der Innovation-Challenge der Salzburg AG, aus der schlussendlich die Zusammenarbeit hervorging. Dabei kam eine mathematische Optimierung von Algorithmen für die Verbesserung des Einsatzes von Speicherkraftwerken zum Einsatz.

Haller betonte, dass für eine reibungslose Zusammenarbeit dezidierte Budgetzusagen nötig seien. Dabei sei es wichtig, dass emotionale Themen von Arbeitsthemen getrennt werden. Wichtig sei zudem, dass zwischen der Projektzusage und der schlussendlichen Umsetzung so wenig Zeit wie möglich vergeht.

Die nächsten Termine der Roadshow

  • 25. September in Oberösterreich | Linz
  • 2. Oktober im Burgenland | Weiden am See
  • 15. Oktober in Tirol | Wattens
  • 16. Oktober in Vorarlberg | Vandans
  • 25. Oktober in Wien | Wien

=> Anmeldung zur Roadshow 

Die Veranstaltung wird durch folgende Sponsoren und Netzwerkpartner ermöglicht:

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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Die Partner von No Hype KI
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