13.07.2022

Junge Wirtschaft: “Hohe Energiepreise sind bei Jungunternehmer:innen ein Megathema”

Die Junge Wirtschaft hat am Mittwoch gemeinsam mit dem Linzer market-Institut das aktuelle Konjunkturbarometer präsentiert, das halbjährlich die Stimmungslage der österreichischen Jungunternehmer:innen untersucht. Das Ergebnis: Zwei Drittel der Befragten beurteilen die steigenden Energiepreise als belastend.
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© Jana Madzigon

Wie ist aktuell die Stimmung unter den österreichischen Jungunternehmer:innen? Eine detaillierte Antwort darauf liefert traditionsgemäß das Konjunkturbarometer, das die Junge Wirtschaft halbjährlich gemeinsam mit dem Linzer market-Institut durchführt. Am Mittwoch präsentierte JW-Chefin Christiane Holzinger gemeinsam Market-Vorstand David Pfarrhofer die jüngsten Ergebnisse des Barometers, die ganz im Zeichen des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise stehen.

Große Betriebe & Industrie skeptischer

Im Rahmen der Befragung wird standardmäßig erhoben, wie Jungunternehmer:innen die wirtschaftliche Lage in Österreich einschätzen. Insgesamt 27 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Konjunktur steigt, 32 Prozent, dass sie gleichbleibt, während 37 Prozent einen Rückgang erwarten.

Ein spanendes Ergebnis: Die größeren Betriebe rechnen laut Pfarrhofer vermehrt mit einer rückläufigen Konjunktur. Besonders hoch fällt dieser Wert aktuell auch bei Industriebetrieben aus. Im Vergleich zur letzten Befragung wurde die Stimmungslage etwas kritischer. Trotz des Ukraine-Kriegs, Teuerung & Co handelt es sich bei den aktuellen Zahlen aber nicht um einen historischen Tiefstwert. So gaben beispielsweise während der Coronakrise im Erhebungszeitraum Mai/Juni 2020 rund 55 Prozent der Befragten an, dass sie mit einem Rückgang der Konjunktur rechnen.

Weiters wurde im Barometer die Einschätzung der eigenen Kostensituation und die Ertragslage erhoben. “Die größte Sorge gilt der eigenen Kostensituation. 59 Prozent nehmen an, dass sie sich verschlechtert”, so Pfarrhofer. Besonders hoch fällt dieser Wert in den Branchen Transport & Verkehr, Handel sowie der Industrie aus. Um die Ertragslage stabil zu halten, müssen die Befragten laut dem Experten Kostenanpassungen vornehmen. Insgesamt 68 Prozent der Befragten gehen daher von einer Steigerung ihrer eigenen Verkaufspreise aus. Aber auch hier zeigt sich, dass die Unternehmen im ersten Jahr der Pandemie noch besorgter waren.

Energiepreise als besonders belastend

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs wurde in der jüngsten Befragung zudem ein besonderes Augenmerk auf die Energiepreise gelegt. “Die hohen Energiepreise sind bei Jungunternehmer:innen ein Megathema”, so Pfarrhofer. Zwei Drittel der Jungunternehmer:innen beurteilen die steigenden Energiepreise als besonders belastend. 80 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass es zu einem weiteren Anstieg der Kosten für Energie kommen wird. Und es gibt auch Forderungen an die Politik: Während 49 Prozent „auf jeden Fall“ eine Senkung der Mineralölsteuer und 47 Prozent eine Energiekosten-Unterstützung erwarten, sprechen sich 45 Prozent für den Ausbau der Förderungen für Investitionen in alternative Technologien aus. Ein gleich hoher Anteil fordert die Sicherstellung von Energielieferungen aus anderen Ländern.

Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage unterstrich JW-Chefin Holzinger einmal mehr ihre Forderungen nach der Einführung des Beteiligungsfreibetrags für Eigenkapital und grüne Transformation sowie die Schaffung einer neuen Rechtsform für Startups. In Bezug auf die aktuelle Energiekrise wird zudem von der Jungen Wirtschaft eine “energiepolitische Offensive” der Bundesregierung gefordert, die eine Diversifizierung und effizientere Notfallplanung umfasst. Die Einführung einer Preisdecklung für Energiepreise hält die Junge Wirtschaft für nicht zielführend. Vielmehr bedarf es einer rascheren gesamteuropäischen Lösung im gemeinsamen Gaseinkauf.


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(c) martin pacher | brutkasten

Unter dem Motto “Navigating the Unknown“ bot das Future Forward-Event am vergangenen Donnerstag im Wiener weXelerate auch in diesem Jahr wieder eine Plattform für den Austausch zwischen Startups, Branchenführern und Tech-Visionären. Im Fokus stand Japan als Gastland. Das Land ist nicht nur globaler Innovationstreiber, sondern im nächsten Jahr auch Austragungsort der EXPO 2025.

Japan als Innovationsland

Die enge Verbindung zwischen Japan und Österreich sowie die Bedeutung der bilateralen Zusammenarbeit für die Zukunft hob auch der japanische Botschafter in Österreich Ryuta Mizuuchi hervor, der zu Beginn der Veranstaltung eine Keynote über die engen Handelsbeziehungen beider Länder hielt. Ein herausragendes Beispiel sei die Präsenz des japanischen Pharmariesen Takeda, der in Österreich eine seiner größten Forschungs- und Produktionszentralen betreibt.

Zudem betonte er die Arbeit des Global Incubator Networks Austria, das über das GO AUSTRIA-Programm Startups aus asiatischen Zielregionen nach Österreich bringt – darunter auch japanische Startups. “Startups aus Japan wie Spiral, die Drohnen- und KI-Technologien entwickeln, stehen exemplarisch für den Erfolg unserer Zusammenarbeit”, so der Botschafter.

Das japanische Technologieunternehmen Spiral Inc. ist ein weltweit führender Anbieter von automatisierten Indoor-Drohnenlösungen. 2024 gründete das Unternehmen in Österreich eine FlexCo und wurde bei der Ansiedelung vom Global Incubator Network Austria (GIN) unterstützt (brutkasten berichtete). Die Ansiedelung erfolgte über das GO AUSTRIA PLUS-Programm, das auch das japanische KI-Startup Godot nutzte und bereits 2023 einen Standort in Wien errichtete.

Ryuto Mizuuchi beim Future Forward-Event | (c) martin pacher | brutkasten

Werner Müller, FFG-Programmleiter des Global Incubator Network Austria (GIN), erklärt: „Japan ist eine strategische Zielregion für unser Netzwerk. Seit 2016 haben wir 40 Startups aus Japan über das GO AUSTRIA-Programm nach Österreich geholt.” Die Zusammenarbeit mit Japan, so Müller, profitiere von der starken Innovationskultur beider Länder. Während in Österreich KMUs und Forschungseinrichtungen maßgeblich Innovationen vorantreiben, dominieren in Japan große Konzerne.

Werner Müller | (c) martin pacher

Unter anderem werden über das GO ASIA-Programm des Global Incubator Network Austria (GIN) auch österreichische Startups nach Japan geholt. Müller hob zudem die Chancen der EXPO 2025 hervor: “Die EXPO bietet eine großartige Plattform, um österreichische Innovationen einem internationalen Publikum zu präsentieren. Geplant sind Delegationsreisen, Hackathons und Präsentationen im österreichischen Pavillon in Osaka.”

Sechs Startups auf der Bühne

Ein weiteres Highlight im Rahmen des Future Forward-Events und der Eventpartnerschaft mit dem Global Incubator Network Austria (GIN) war die Beteiligung von Startups aus ganz Asien. Sechs asiatische Startups aus dem aktuellen Durchgang von GO AUSTRIA präsentierten ihre Technologien auf der Bühne, darunter auch Alexis Huang vom taiwanesischen Startup Allxon. Das Unternehmen bietet eine Lösung für Remote Device Management, die insbesondere auf KI-gestützte Geräte zugeschnitten ist. Alexis erklärt: „Unser Ziel ist es, Geräte immer verfügbar zu machen, was der Name Allxon – ‚Always On‘ – widerspiegelt.”

Alexis Huang | (c) martin pacher / brutksaten

Die Teilnahme am GO AUSTRIA-Programm war für Allxon ein entscheidender Schritt, um den europäischen Markt zu erschließen. Alexis betont: „Wir haben bereits viele Nutzer in Westeuropa, aber wir möchten unsere Marktpräsenz in Mittel- und Osteuropa ausbauen. Österreich ist dafür ein idealer Ausgangspunkt – geografisch zentral gelegen, mit hervorragenden Flugverbindungen und einer aufgeschlossenen Kultur.”

Die Rolle der Mentoren

Ein wichtiger Erfolgsfaktor des GIN-Programms sind erfahrene Mentoren wie Jasper Ettema, der Startups bei ihrem Markteintritt in Österreich unterstützt. Ettema erläutert seine Motivation das Programm zu unterstützen.: “Das GO AUSTRIA-Programm ist eine großartige Initiative, weil es gezielt die Stärken einzelner Länder berücksichtigt und Startups die Möglichkeit bietet, auf diese zuzugreifen. Meine Aufgabe ist es, Startups dabei zu helfen, ihr Potenzial in Österreich und darüber hinaus voll auszuschöpfen.”

Jasper Ettem | (c) martin pacher | brutkaten

Ettema spricht auch über die besondere Dynamik des österreichischen Marktes: „Österreich ist ein überschaubarer Markt, bietet aber durch seine Nähe zu Deutschland und die starke Forschungslandschaft ideale Voraussetzungen für Unternehmen, die eine solide Basis in Europa suchen.“

Ein Beispiel seiner Arbeit zeigt die Zusammenarbeit mit dem japanischen Drohnen-Startup Spiral, das durch das GIN-Programm in Österreich eine Niederlassung gründete: „Wir haben mit ihnen gemeinsam überlegt, wie ihre Technologie die österreichische Industrie unterstützen kann. Durch mein Netzwerk konnten wir wertvolle Verbindungen herstellen, die langfristig Wachstum ermöglichen.”


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