19.04.2021

“Daten klassischer Analytics-Tools weichen um 30 Prozent von der Realität ab”

Im Interview erklärt Jentis-Gründer Thomas Tauchner, warum Analytics-Tools ungenau sind, was sein Startup anders macht und wie dieses sich im ersten Jahr entwickelt hat.
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Jentis: Gründer und Co-CEO Thomas Tauchner
(c) Jentis: Gründer und Co-CEO Thomas Tauchner
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Vor einem Jahr, im April 2020, also mitten im ersten Lockdown, launchte in Wien das Startup Jentis – der brutkasten berichtete. Das Unternehmen will mit seiner Daten-Tracking-Technologie nichts Geringeres als den gesamten Bereich neu zu erfinden. Inzwischen kann das Startup einige große Referenzkunden vorweisen. Und im ersten Jahr seines Bestehens holte es sich ein Investment und eine Förderung. Wir sprachen mit Gründer und Co-CEO Thomas Tauchner unter anderem über die Entwicklung im ersten Jahr und die Pläne für das zweite.

Ihr sagt, Google Analytics und Co messen nicht genau. Wie habt ihr das erhoben und woran liegt das?

Wir haben schon vor mehreren Jahren, als ich noch auf Agenturseite gearbeitet habe, erkannt, dass klassische Analytics Tools nicht ausreichend und zum Teil erheblich fehlerhafte Daten verarbeiten. Das liegt im Wesentlichen am umfangreichen Einsatz von Adblockern auf Nutzerseite und an der Integration von ITP (Anm. Intelligent Tracking Prevention) in den Webbrowsern. Die dadurch entstehenden weißen Flecken auf der “Datenlandkarte” führen dazu, dass die abgebildeten User Journeys erheblich von der Realität abweichen – derzeit durchschnittlich um 30 Prozent, Tendenz steigend –, und in der Folge eklatante Fehlattribuierungen von Budgets und damit massive Mediaineffizienzen entstehen.

Was macht Jentis anders?

Wir setzen mit unserer Lösung einen entscheidenden Schritt weiter vorne in der Datenwertschöpfungskette an. Seit 2016 arbeiten wir daran, nicht erfassbare Daten umfänglich wieder zurückzugewinnen bzw. falsche Daten zu eliminieren. Wir haben eine hochwertige Hybrid-Technologie entwickelt, die das herkömmliche client-side Browsertracking um einen server-side Trackingansatz ergänzt. Die Datenerfassung erfolgt dabei nicht mehr über den Webbrowser des Nutzers, sondern den Jentis TwinServer. Anders als beim konventionellen Tracking kommt bei unserer Lösung anstelle externer Third-Party-JavaScripts ein einziges First-Party-JavaScript auf der Website zum Einsatz. Dadurch ist die Datenerfassung gegen externe Eingriffe geschützt. Fehlerhafte Daten durch kompromittierende Browser und Datenverluste lassen sich so eliminieren und die Datenqualität signifikant steigern.

Gleichzeitig sichert dieses Konzept den Website-Betreibern nicht nur den Rohdatenbesitz für z.B. den Einsatz von KI und erweiterte Datenanalysen, sondern auch die jederzeitige uneingeschränkte Kontrolle über die Daten und den Datenfluss. Damit erhalten Website-Betreiber die volle Autonomie über ihre proprietären First-Party-Daten. Wer mehr darüber erfahren will, sollte sich unbedingt für unser Webinar am 26. April anmelden.

Das soll wiederum auch das Google-Ranking verbessern. Wie das?

Das ist richtig. Durch die Ablösung der Third-Party-Pixel-Schwemme auf den Websites durch unseren Single-Pixel-Ansatz nimmt die Seitenladegeschwindigkeit – einer der wichtigsten Rankingfaktoren bei Google – rapide zu. Das bringt nicht nur einen erheblichen Zugewinn für die User Experience, sondern pusht auch die SEO-Optimierung. Zudem gilt: We are living in an algorithms‘ world. Auch Google Adwords nutzt Daten – und je umfangreicher und präziser diese sind, desto effizienter ist die Werbeaussteuerung. Unser Tool stellt also auch einen erheblichen Performance-Schub für Google dar.

Ihr habt mit Jentis vor einem Jahr mitten im ersten Lockdown gestartet. Was habt ihr seitdem geschafft?

Wie bereits gesagt, arbeiten wir bereits seit 2016 an der Entwicklung von Jentis. Bis 2020 waren wir eine kleine, aber feine Truppe von drei Tracking-Spezialisten – heute sind wir ein Team von mehr als 20 Experten unterschiedlichster Disziplinen. Corona und der Lockdown haben uns also nicht ausgebremst, was wir nicht zuletzt auch einer schnellen und unbürokratischen Förderung des österreichischen Covid-Startup-Hilfsfonds verdanken. Im Gegenteil: Die sich beschleunigende Digitalisierung weiter Teile der Wirtschaft und die damit verbundenen data economics spielen uns in die Hand. Derzeit arbeiten wir gerade an der Überführung unserer Lösung in die Produktversion 2.0 und bauen das Vertriebsteam erheblich aus. Seit Anfang des Jahres intensivieren wir den Rollout von Jentis auch in Deutschland und der Schweiz und sind gerade dabei, nach zahlreichen erfolgreichen Pilottests erste Lizenzverträge abzuschließen. Und wir strecken bereits erste Fühler nach UK und Overseas aus.

Ihr habt jetzt schon einiges an Erfahrungen im Einsatz mit Kunden gesammelt. Was waren die größten Learnings?

Zum einen, dass wir mit unserer Lösung eine echten Schmerzpunkt treffen. Publisher und E-Commerce-Anbieter verstehen immer besser, dass sie, wenn sie in ihren bisherigen technischen Analytics Setups bleiben, ein Problem mit ihren Daten und mit den datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen haben. Zum anderen, und das ist eigentlich die schönste Erfahrung seit dem Start, dass sich die Ergebnisse aus unserem “Laborbetrieb”, im Praxiseinsatz immer bestätigen. Das hilft uns, potenzielle Kunden sehr schnell davon überzeugen, die Lösung zu implementieren und zu testen.

Gemeinsam mit 506 Data & Performance hat Jentis ein weiteres Projekt am Laufen. Worum geht es da?

KI-Anbieter und Datenunternehmen sind wesentliche Partner für uns. Als Technologie- und Produkthersteller halten wir uns fern von sämtlichen Projektgeschäften. Umso wichtiger ist es, dass wir auf Unternehmen wie 506 Data & Performance oder AI Automatica zählen können, die Kunden dabei unterstützen, mit den von Jentis gewonnenen Daten gewinnbringende Personalisierungsanwendungen einzusetzen. Dabei kann es um Produktempfehlungen, Sortierungslogiken, Suchvorschläge, Retourenquotenminimierung und vieles mehr gehen. Es hat sich bspw. gezeigt, dass alleine schon die datengestützte, nutzerindividuell richtige Sortierung der Zahlarten im Checkout einen signifikanten Mehrwert bringen kann.

Dieses Jahr plant ihr eine Finanzierungsrunde. Wofür braucht ihr das Kapital und was steht sonst noch am Plan?

Das Geld aus der Seed-Finanzierungsrunde werden wir hauptsächlich in zwei Richtungen investieren: Zum einen, um unser Team weiter zu verstärken. Wir sind u.a. gerade dabei, diverse Nearshoring Offices aus dem Boden zu stampfen. Das erste, und darauf sind wir wirklich stolz, werden wir bereits in vier Monaten mit vier neuen Kolleg:innen in Debrecen (Ungarn) eröffnen. Und dann haben wir uns für Ende dieses Jahres vorgenommen, den ersten Kunden ohne Vertriebsaktion zu gewinnen. Dazu müssen wir noch einiges in unser Marketing investieren – hierfür brauchen wir nicht nur die entsprechenden Expert:innen an Bord sondern auch das nötige Kleingeld.

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Kosima Kovar, Forbes
(c) FHWN - Kosima Kovar, CEO und Co-Founderin Ada Growth.

Kosima Kovar, CEO & Co-Founder von Ada Growth, hat es auf die Forbes “30 under 30 Europa“-Liste geschafft, nachdem sie bereits 2020 auf dem Österreich-Pendant der DACH-Ausgabe von Forbes gelistet war. Ihr Startup bietet Nutzer:innen täglich zweiminütige Videos mit verschiedenen nützlichen Tipps, die Frauen in ihrem Berufsleben anwenden können.

Zur Info: Ada Growth wurde von Kosima Kovar mitbegründet und ist ein Business-to-Business-Modell, d. h. Unternehmen, die sich für eine Teilnahme entscheiden, können die Software als Vorteil für ihre Mitarbeiter:innen nutzen. In seinem ersten Jahr auf dem Markt hat Ada Growth seine frauenspezifische Technologie bei mehr als 25 internationalen Unternehmen implementiert, darunter prominente österreichische Unternehmen wie EY, Rewe Group und ÖBB.

Im Interview mit dem brutkasten erklärt sie, welchen Impact so eine Auszeichnung hat, erzählt, warum “Hoffnung” keine Strategie ist und was es in Österreich braucht um female Entrepreneurship zu fördern.


brutkasten: Du hast es in die “30 under 30 Europe”-Liste von Forbes geschafft. Was bedeutet das für dich?

Kosima Kovar: Ich freue mich natürlich ungemein und habe es nicht erwartet. Ich wusste nicht, dass es möglich ist auf mehreren Forbes-“30 under 30”-Listen zu stehen. Und würde ja sagen, jetzt wo ich das weiß, würde ich gerne auf der Liste in den USA stehen, aber auch ich werde irgendwann zu alt dafür (lacht). Ich wurde letztens gefragt, ob diese Auszeichnungen einen Einfluss auf mein Leben und das Business haben. Nach der letzten Auszeichnung in 2020 hat sich der Umsatz meines Business – damals noch meine erste Firma – um fast 600 Prozent erhöht.

Ich habe durch diese Auszeichnung begonnen, Keynotes zu halten und an zehn Universitäten zu unterrichten. Also ja, es macht einen Unterschied. Sichtbarkeit macht immer einen Unterschied. Natürlich kommt es aber auch immer darauf an, was man daraus macht. Einen Award gewinnen und dann hoffen, dass es alle interessiert, ist auch sicher kein Erfolgsrezept.

Wer meinen TEDx Talk kennt, weiß, dass ich nach dem Motto lebe ‘Hope is not a strategy’. Wenn ich möchte, dass Leute von meinen Erfolgen erfahren, dann muss ich es ihnen auch sagen. Warten ist in meinen Augen nie eine gute Strategie. Mal sehen, was die europaweite Auszeichnung für mein Business, mein Team und mich bringt. Als leidenschaftliche Marketerin versuche ich natürlich auch hier das meiste daraus herauszuholen.

Warum, glaubst du, hast du als einzige Österreicherin geschafft, gelistet zu werden?

Spannenderweise habe ich mich dazu auch mit meinem Team unterhalten. Wie ich auch in meinen Vorträgen immer wieder sage, bin ich felsenfest der Überzeugung, dass es in Österreich unglaublich viele Unternehmer:innen gibt, die diese Auszeichnung verdient haben. Worauf es am Schluss immer wieder ankommt, ist das Thema Sichtbarkeit. Du kannst das spannendste Tech-Startup bauen, wenn niemand davon weiß geht es in unserer Gesellschaft leider unter.

Das soll auch gleichzeitig ein Aufruf für alle weiblichen Gründer:innen sein. “Habt keine Angst vor dem Spotlight oder der Bühne und glaubt mir, auch die Personen, die jetzt auf der Bühne stehen, leben ‘fake it till you make it’.

Als ich das Thema mit meinem Team besprochen habe, kam jedoch auch das Thema ‘Think big’ auf. Alle Personen auf dieser Liste denken über die Landesgrenzen hinaus. Alle Personen auf dieser Liste machen etwas ‘anders’. Wie gesagt, ich bin mir sicher, es gibt viele Hidden Champions in Österreich – ich kann es nicht oft genug sagen: ‘(Personal) Branding is Key’.

Was würdest du deinem früheren Ich heute sagen? Welchen Rat würdest du ihr geben?

Die Fehler und Verluste, über die du dir so viele Gedanken machst, interessieren niemanden. Hinfallen, aufstehen, weitergehen. Du kannst gerne aus deinen Fehlern lernen, aber lass dich von ihnen nicht hinunterziehen und erst recht nicht verunsichern. Man muss es so sehen: Fehler kann man nur machen, wenn man es probiert. ‘Failing often provides a fast, surefire route to success, even if it isn’t always fun’.

Wie wird sich Entrepreneurship für Frauen in Österreich und Europa verändern? Wo müssten wir uns noch verbessern?

Mehr staatliches Geld für Gründerinnen. Es ist bewiesen, dass sich Frauen mehr mit Problemen auseinandersetzen, die dem Gemeinwohl guttun. Zudem lösen Gründerinnen Herausforderungen von Frauen. Beispielsweise ist die ganze Kategorie ‘FemTech’ durch Frauen getrieben. Wenn uns in Österreich Frauen und ihre Bedürfnisse am Herzen liegen, dann braucht es hier mehr staatliche Förderungen. Es reicht nicht auf ‘Innovation’ zu setzen und gleichzeitig Diversität zu vernachlässigen. Das geht Hand in Hand. Oftmals wird auch behauptet, dass weniger Frauen sich selbständig machen, weil sie weniger Risiko eingehen wollen. Frauen sind nicht risikoaverser, wie wir durch eine Harvard-Studie wissen.

Was es vom Staat Österreich wirklich braucht sind: frauenfreundliche KPIs bei Förderprozessen, frauenfreundliche Formulierungen (bspw. bei Ausschreibungen), Bias minimieren (Prozesse, Research, Kommunikationskampagnen), Frauen als Unternehmer:innen wahrnehmen und ihre Ideen, die oft wiederum Frauen adressieren, nicht als ‘Nische’ abtun. Und wir brauchen 50 Prozent Frauen in Entscheidungspositionen – vor allem bei der Vergabe von Förderungen. Passend dazu sagen meine amerikanischen Founderkolleg:innen vom MIT immer wieder gerne: “Being a female entrepreneur is working in hard mode”.

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