20.09.2022

Innovation in Corporates: “Ein bisschen Startup funktioniert nicht”

WhatAVenture CEO Max Ditzel argumentiert im Gastkommentar, warum Innovation keine Frage des Wollens, sondern eine Überlebensfrage ist.
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Innovation in Corporates: „Ein bisschen Startup funktioniert nicht“
Innovation in Corporates: „Ein bisschen Startup funktioniert nicht“ | Foto: (c) WhatAVenture
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Die Herausforderungen, die Unternehmen kumulativ zu meistern haben, sind vielfältig: Wir leben inmitten einer digitalen und technologischen Transformation, stehen einer Umwelt- und Gesundheitskrise gegenüber – und das global. Die geopolitischen Risiken nehmen zu, die Konjunktur kühlt weltweit ab, aktuelle Problemstellungen wie hohe Material- und Energiepreise, der Fachkräftemangel und Materialengpässe kommen noch hinzu.

Nun gilt es, neue Antworten auf diese Herausforderungen zu finden: Alte Problemlösungsstrategien reichen nicht mehr. Die Entwicklung innovativer Herangehensweisen gewinnt an Relevanz. Diese neuen, frischen Zugänge bedeuten auch erfüllende Jobs, die wichtige Aufgaben lösen und dadurch auf schwer verfügbare Fachkräfte anziehend wirken.

Auf den Punkt gebracht: Innovation schafft Perspektiven in so vieler Hinsicht. Innovation ist heute daher keine Frage des Wollens mehr, sondern eine Überlebensfrage. Stabilität und nachhaltiges Wachstum sind auch nur mehr in neuen Märkten – außerhalb der Komfortzone – möglich.

Europäische Unternehmen: Innovativer als wir denken

Seit Jahren wird europäisches Unternehmertum vor allem negativ und pessimistisch betrachtet. Das entspricht nicht dem Bild, das ich von europäischen Unternehmen habe: Ich sehe Tag für Tag erfolgsversprechende, hochinnovative Ideen, die nur darauf warten, umgesetzt zu werden.

Sie bleiben jedoch aus den unterschiedlichsten Gründen ungenutzt liegen oder büßen an Geschwindigkeit ein, weil sie in den alten unternehmerischen Strukturen gefangen sind.

Innovation: Drei Kern-Skills entscheiden über Erfolg und Misserfolg

Aus meiner Erfahrung aus der Begleitung von über 150 Unternehmen unterscheiden sich erfolgreiche Innovatoren in drei Themenfeldern von ihrem Mitbewerb: Das sind Innovationsmut, der Aufbau des idealen Settings und die konsequente Umsetzung.

Innovationsmut bedeutet, ganz neue Entwicklungs- und Vermarktungsansätze zu ermöglichen. Produkte und Dienstleistungen, die noch nicht fertig ausgefeilt sind, auf den Markt zu bringen und mit echten Kunden zu testen. Das braucht Mut, und eine neue Fehlerkultur in Unternehmen. Fehler sind gewünscht, denn nur so können wir lernen und unser neues Produkt weiterentwickeln.

Innovation ist kein Hobby und Teilzeit-Spiel. Ein bisschen Startup funktioniert nicht.

Weiters darf das Setting nicht von vorhandenen, alten Strukturen definiert werden. Nur ein vom Tagesgeschäft losgelöstes Vehikel kann sich schneller bewegen und neue Märkte erobern. Dafür braucht es andere Fähigkeiten und ein eigenes Führungsteam, um diese neuen Lösungen in den Markt zu bringen und durch einen hohen Grad an Unsicherheit zu navigieren.

Und drittens braucht es die konsequente Umsetzung: Innovation ist kein Hobby und Teilzeit-Spiel, sondern braucht die volle Aufmerksamkeit. Das gesamte Team muss zu 100 Prozent fokussiert sein, denn ein bisschen Startup funktioniert nicht. Ein Verzetteln schadet dem Bestandsgeschäft, aber auch dem Neuen. Wenn die Zeichen auf Erfolg stehen, dann darf nicht gewartet werden. Aber: Ich muss Projekte auch stoppen, wenn das Timing nicht passt, oder wenn der Rückenwind vom Markt fehlt.

Dem Neuen seinen eigenen Raum geben

Bedeutet: Es braucht andere Unternehmensstrukturen, damit das Neue wachsen und sich entwickeln kann. Hier hat sich Venture Building, das Gründen von unternehmerischen Räumen, als erfolgsversprechender Ansatz entwickelt. Radikale Innovationen kommen in einem alten System nicht vom Fleck. Sie benötigen eine Unabhängigkeit, da sie so ganz andere Entwicklungsbedingungen benötigen als sie in etablierten Mutterunternehmen meist vorherrschen. Nur wenn sie ihren eigenen Weg gehen können, haben diese Ideen die Chance, am Markt Fuß zu fassen.

Viele große und mittelständische Unternehmen nutzen bereits diesen Lösungsansatz. So ist das deutsche Traditionsunternehmen Miele gerade dabei, sich mit Hilfe von innovativen Startups für die Zukunft neu aufzustellen. Die Unternehmensgruppe Lobbe, spezialisiert auf Recycling, widmet sich in einer eigenen Venture-Abteilung neuen Geschäftsmodellen. Auch der Heiztechnik-Profi Viessmann hat die Vorteile des Venture Buildings als Teil seines konsequenten Innovationskurses erkannt.

Mir ist bewusst, dass dieser Weg eine radikale Abkehr vom gewohnten und lieb gewonnenen Alltag bedeutet. Diesen neuen Weg einzuschlagen erfordert Mut. Sie sind auf diesem Weg nicht alleine. Zahlreiche Unternehmen stehen vor ähnlichen Herausforderungen und man kann mittlerweile auf eine ganze Reihe an Best Practice-Beispielen zurückgreifen.

Eines muss jedenfalls klar sein: Gewohnheit hat inmitten der gesellschaftlichen und geschäftlichen Veränderungen sowie globalen Dynamiken keinen Platz mehr. Je schneller Unternehmen das realisieren, desto eher können sie neues Terrain erobern und erfolgreich den zahlreichen Herausforderungen entgegentreten.


Zum Autor

WhatAVenture CEO Max Ditzel | (c) Lea Fabienne
Max Ditzel | (c) Lea Fabienne

Max Ditzel ist CEO und Managing Partner bei WhatAVenture, einem führenden Corporate Venture Builder mit Standorten in Deutschland, Österreich und Italien. Als einer der ersten Mitarbeiter gestaltet er bereits seit 2015 das Wachstum des Unternehmens mit.

Die Zusammenarbeit mit über 150 Unternehmen in ganz Europa ermöglicht ihm einen branchenübergreifenden Einblick in die Erfolgsfaktoren von neuen Geschäftsmodellen.

Mit dieser Erfahrung begleitet er Entscheidungsträger beim Aufbau von Innovationsportfolios und dem Markteintritt von Corporate Startups.

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Taxefy-Gründer Aleksej Sinicyn (c) Taxefy
Taxefy-Gründer Aleksej Sinicyn (c) Taxefy

“Es könnt’ alles so einfach sein, ist es aber nicht” – diese Textzeile aus “Einfach sein” von den Fantastischen Vier feat. Herbert Grönemeyer kommt so manchem wohl öfter in den Sinn. Das kann etwa auch passieren, wenn man sich die Geschichte des Wiener Startups Taxefy ansieht. Mit seiner Steuerausgleichs-App hat es nämlich ein klares Ziel: Einfachheit. User:innen verbinden die App mit Finanz Online und beantworten dann ein paar einfache Fragen. Die App reicht auf Basis der Antworten den Steuerausgleich ein. Fertig.

Taxefy-App “zu einfach”

Soweit der Plan. Doch vor etwas weniger als einem Jahr erwirkte das Finanzministerium einen vorübergehenden Stopp von Taxefy, indem es die Anträge, die über das Startup eingebracht wurden, nicht mehr bearbeitete – brutkasten berichtete. Die Kritik (einfach ausgedrückt): Die App ist zu einfach. Mehrere Fragen, etwa zur Pendlerpauschale, seien nicht detailliert genug, weswegen ungenaue Angaben und letztlich falsche Steuer-Berechnungen herauskämen.

Eigens geschaffene Steuerberatungskanzlei

Im Herbst kündigte Taxefy dann ein umfassendes Update an. Tatsächlich soweit war es vor etwa zwei Wochen. Am 4. April verkündete das Startup seinen Relaunch, wie brutkasten berichtete. Neben der Überarbeitung der beanstandeten Fragen stand beim Neustart vor allem die Gründung einer von einem Partner eigens für die App geschaffenen Steuerberatungskanzlei im Zentrum. Deren Ziel: Wirklich alle rechtlichen Auflagen sicher erfüllen.

Taxefy von Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (KSW) geklagt

Also alles geschafft? Nein. Denn nun muss sich das Startup mit einer Klage durch die Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (KSW) beschäftigen, wie unter anderem die Tageszeitung Der Standard berichtet. Die Begründung: Aus Sicht der KSW stehe “das bisherige Vorgehen der Taxefy GmbH nicht mit den einschlägigen gesetzlichen Vorgaben (genauer gesagt: mit den für Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen geltenden berufsrechtlichen Vorschriften) in Übereinstimmung”.

Skurriles Timing

Skurril ist dabei allerdings das Timing. Denn die Klage der Kammer kam just am 3. April, also einen Tag vor der Verkündigung des Relaunch und der umfassenden Updates, bei Taxefy an. Für Gründer Aleksej Sinicyn ist: Die Klage ist dank der umfassenden Änderungen de facto gegenstandslos. Doch das wird er bzw. sein Rechtsbeistand nun erst einmal überzeugend darlegen müssen. “Es könnt’ alles so einfach sein, ist es aber nicht”.

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