02.03.2023

Geschlechtergleichstellung wird für österreichische Unternehmen unwichtiger

Eine aktuelle Deloitte-Umfrage zeigt, dass der Stellenwert der Geschlechtergleichstellung in heimischen Unternehmen sinkt. Befragt wurden rund 200 heimische Unternehmensvertreter:innen.
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Geschlechtergleichstellung
Das Thema Geschlechtergleichstellung nimmt in Österreichs Unternehmen an Bedeutung ab | (c) Hunters Race via Unsplash
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Wir schreiben das Jahr 2023. Laut zahlreichen Statistiken liegt die faktische Geschlechtergleichstellung in Österreichs Wirtschaft noch immer in weiter Ferne. Ein Grund, aktiv zu werden? Für die Mehrheit der heimischen Unternehmen nicht, wie eine aktuelle Deloitte-Umfrage unter rund 200 heimischen Unternehmensvertreter:innen anlässlich des Weltfrauentags zeigt. Die Bedeutung der Chancengerechtigkeit nahm zuletzt sogar deutlich ab.

„Vor zwei Jahren war die Gleichstellung der Geschlechter noch bei der Hälfte der Befragten strategisch in den Unternehmenszielen verankert, heute ist das nur noch bei 41 Prozent der Fall. Dieser Abwärtstrend war angesichts der multiplen Krisen zu befürchten“, erörtert Deloitte-Partnerin Gundi Wentner. Die Abfederung von Pandemie, Krieg und Inflation sei stattdessen zuletzt im Fokus der Führungskräfte gestanden. „Nun gilt es dieser besorgniserregenden Entwicklung entgegenzuwirken“, meint Wentner. „Um den dringend notwendigen Wandel endlich spürbar voranzutreiben, braucht es umsetzbare Strategien und vor allem mehr Mut seitens Wirtschaft sowie Politik“.

Geschlechtergleichstellung: Deutliche Wahrnehmungs- und Auffassungsunterscheide zwischen Männern und Frauen

Die Deloitte-Umfrage zeigt auch deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung von Maßnahmen zur Geschlechtergleichstellung zwischen den Geschlechtern. Während laut Studie 60 Prozent der Männer meinen, dass ihr Unternehmen Gleichstellungsmaßnahmen aktiv umsetzt, sind davon nur 38 Prozent der Frauen überzeugt.

Unterschiedliche Auffassungen herrschen zwischen befragten Männern und Frauen auch darüber, was wirksame Gleischstellungsmaßnahmen sind. So sehen Männer jeweils zu 40 Prozent die Möglichkeit von Top-Sharing, also die Aufteilung einer Managementposition auf zwei Personen, sowie die Flexibilität beim Arbeitsort als zielführende Maßnahmen. Frauen hingegen fordern häufiger eine grundlegende Veränderung der Unternehmenskultur (45 Prozent), gezielte Frauenförderung sowie Mentoring (40 Prozent). „Männer suchen nach Lösungen im Status quo, Frauen pochen auf strukturelle Veränderungen. Faktisch braucht es aber Verbesserungen auf beiden Seiten“, kommentiert Deloitte-Partnerin Elisa Aichinger.

Widerspruch zwischen Führungsposition und Teilzeit löst sich langsam auf

Eine weitere Entwicklung der vergangenen Jahreim Bereich Geschlechtergleichstellung: Die „Teilzeit-Falle“ wird in der Wahrnehmung weniger relevant. „Wie die aktuelle Umfrage zeigt, löst sich das Paradigma, dass erfolgreiche Karrieren nur in Vollzeit möglich sind, nun langsam, aber sicher auf“, heißt es von Deloitte. Demnach knüpfte vor vier Jahren noch mehr als die Hälfte der Befragten Chancengleichheit an das Beschäftigungsausmaß, während es heute nur mehr 38 Prozent sind. Dazu Elisa Aichinger: „Gerade jüngere Generationen stellen das Modell der Vollzeiterwerbstätigkeit zunehmend infrage. Eine ausgewogene Work-Life-Balance und reduzierte Arbeitszeit werden immer wichtiger, widersprechen aber nicht dem Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung und Führungsverantwortung“. Die Rahmenbedingungen dafür seien allerdings aktuell nicht ideal – wer langfristig in Teilzeit arbeite, müsse bei der Karriere Abstriche machen.

„Anstehende Pensionierungswelle bietet die Möglichkeit, nachhaltige Veränderungen ins Rollen zu bringen“

Frauen würden im Berufskontext nach wie vor viel häufiger auf Herausforderungen stoßen, als ihre männlichen Kollegen. Große Hürden in der Geschlechtergleichstellung seien Vereinbarkeit von Familie und Beruf, konservative Rollenbilder und hinderliche Rahmenbedingungen. Auch die Hierarchieebene spiele eine große Rolle. Aichinger analysiert: „Während der Frauenanteil in Spitzenpositionen nach wie vor sehr gering ist, finden sich auf niedrigeren Levels immer mehr Frauen. Die vielzitierte gläserne Decke ist nach wie vor schwer zu durchbrechen, gleichzeitig bietet sich durch die anstehende Pensionierungswelle die Möglichkeit, nachhaltige Veränderungen ins Rollen zu bringen.“

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Accenture trennt sich weltweit von 19.000 Mitarbeiter:innen

Der irisch-amerikanische Technologie-Beratungs-Riese Accenture will durch die Kündigungen in den kommenden Monaten Einsparungen erzielen.
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accenture hokify continuum outschool Massenkündigungen bei better.com
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Der globale Technologie-Beratungskonzern Accenture mit Sitz in der irischen Hauptstadt Dublin machte im Geschäftsjahr 2022 weltweit 61,6 Milliarden US-Dollar Umsatz. Auch in diesem Geschäftsjahr soll der Umsatz laut Prognosen des Unternehmens, die in einem Bericht an die US-Börsenaufsicht SEC veröffentlicht wurden, weiter wachsen. Allerdings nicht so stark, wie zuvor prognostiziert: Statt acht bis elf Prozent Umsatzwachstum erwartet der Beratungsriese nur mehr acht bis zehn Prozent. Diese Korrektur nimmt der Konzern zum Anlass, weltweit 19.000 Stellen zu streichen – etwa 2,6 Prozent der insgesamt 738.000 Beschäftigten. Ob auch Accenture Österreich von der Maßnahme betroffen ist, geht aus dem Bericht nicht hervor.

„Nutzen unfreiwillige Kündigungen, um unser Angebot im Einklang mit der veränderten Kundennachfrage zu halten“

Die Kündigungen sollen im Laufe der kommenden 18 Monate erfolgen. Mehr als die Hälfte der gestrichenen Stellen seien solche im Back-Office, die nicht direkt Umsätze generieren, heißt es vom Unternehmen. Zudem wird im Bericht an die SEC die Strategie genauer erläutert: „Wir prüfen die freiwillige Fluktuation, passen das Niveau der Neueinstellungen an und nutzen unfreiwillige Kündigungen als Mittel, um unser Angebot an Skills und Ressourcen im Einklang mit der veränderten Kundennachfrage zu halten“. Im vorangegangenen Geschäftsjahr stellte Accenture noch 38.000 Personen neu ein.

„Bedingungen haben das Tempo und das Niveau der Kundenausgaben verlangsamt“

Nun argumentiert das Unternehmen mit der ökonomischen Situation: „Unsere Geschäftsergebnisse werden von den wirtschaftlichen Bedingungen beeinflusst, einschließlich der makroökonomischen Bedingungen, dem allgemeinen Inflationsumfeld und dem Vertrauen der Unternehmen“. Auf vielen Märkten der Welt herrsche nach wie vor eine erhebliche wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheit, die sich bereits auf das Geschäft ausgewirkt habe und weiterhin auswirken könne, insbesondere im Hinblick auf die Lohninflation und die Volatilität der Wechselkurse. „In einigen Fällen haben diese Bedingungen das Tempo und das Niveau der Kundenausgaben verlangsamt“, heißt es von Accenture.

Accenture in Österreich gut positioniert

Der Beratungsriese hat in Österreich zahlreiche große Kunden, etwa den Versicherer Uniqa und das Industrieunternehmen Miba. Accenture setzt auch viele öffentliche Aufträge, teilweise in Kooperation mit dem Bundesrechenzentrum (BRZ), technisch um. Während der Corona-Pandemie baute man etwa für das Bildungsministerium das Portal „Digitale Schule“. Besonders viel Aufmerksamkeit erregte auch die Stopp Corona-App des Roten Kreuzes zu Beginn der Covid-Pandemie. An der technischen Umsetzung des zur PR-Katastrophe geratenen Projekt Kaufhaus Österreich von Wirtschaftministerium und Wirtschaftskammer war das Unternehmen laut Medienberichten ebenfalls beteiligt.

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