14.10.2019

Führungskräfte-Hiring in Österreich: Freunderlwirtschaft der Alpha-Tiere

Eine aktuelle Deloitte-Befragung unter 150 österreichischen Führungskräften zeigt: Das Führungskräfte-Hiring ist hierzulande wenig objektiv und richtet sich mehr nach Persönlichkeitsmerkmalen und Netzwerken als nach Fachkompetenzen.
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Führungskräfte-Hiring in Österreich: Freunderlwirtschaft der Alpha-Tiere - Deloitte-Studie
(c) Adobe Stock - sonsedskaya

“Warum so viele inkompetente Männer in Führungspositionen sind” lautet der Titel eines kürzlich veröffentlichten Buchs des Wirtschaftspsychologen Tomas Chamorro-Premuzic. Eine der zentralen Antworten des Autors: Weil bei der Besetzung stärker auf das Bauchgefühl gehört wird, als dass Qualifikationskriterien zu Tragen kommen. Besonders häufig kommen demnach jene (hauptsächlich Männer) in hohe Manager-Positionen, die am “lautesten schreien”. Auch empirisch lässt sich dieser Befund untermauern, wie nun etwa eine aktuelle Deloitte-Studie zum Führungskräfte-Hiring in Österreich zeigt.

+++ Fokus: Human Resources +++

Fachliche Qualifikation spielt untergeordnete Rolle

Führungskräfte-Hiring in Österreich: Freunderlwirtschaft der Alpha-Tiere
(c) Deloitte: Gudrun Heidenreich-Pérez

150 heimische Führungskräfte wurden dafür zu ihren Einschätzungen hinsichtlich der Besetzung von Top-Jobs befragt. Fachliche Qualifikation spielt im Führungskräfte-Hiring demnach eine untergeordnete Rolle. Beachtlich ist dabei der Unterschied zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung. Während rund die Hälfte der Befragten fachliche Qualifikation als wesentlich bei der Besetzung von Top-Jobs im eigenen Unternehmen betrachtet, geht nur ein Viertel davon aus, dass das in Österreich auch allgemein so ist. “Die Führungskräfte stufen das eigene Unternehmen um einiges objektiver und kompetenzorientierter ein, als die restliche Unternehmenslandschaft. In der Beratungspraxis stellen wir aber fest: Die eigene Objektivität wird oft überschätzt”, kommentiert Gudrun Heidenreich-Pérez, Senior Managerin bei Deloitte Österreich.

Führungskräfte-Hiring: Alpha-Tiere mit “Führungswille”

Wenn es also nicht die Kompetenz ist, worauf kommt es beim Manager-Hiring dann an? Fast zwei Drittel der Befragten halten die Persönlichkeit der Kandidaten für den entscheidenden Faktor beim Recruiting von Spitzenpositionen. Bei den speziellen Persönlichkeitsmerkmalen überzeugen besonders “Führungswille” (von 71 Prozent als “sehr wichtig” betrachtet), ein “breiter Blickwinkel” (69 Prozent) und Entschlossenheit (65 Prozent). Gesucht werden also die klassichen “Alpha-Tiere”. Risikobereitschaft (38 Prozent) ist bei Führungskräften im Vergleich hingegen weniger relevant.

Die Krux mit der Risikobereitschaft

“Es überrascht nicht, dass die Persönlichkeit der Bewerber eine so große Rolle spielt. Für eine Spitzenposition müssen klare Führungsqualitäten mitgebracht werden. Allerdings wird das Augenmerk zu sehr auf traditionelle Führungseigenschaften gelegt”, kommentiert Heidenreich-Pérez. “In einer sich wandelnden Wirtschaft sind Mut zu Innovation und eine gewisse Risikobereitschaft entscheidend für den langfristigen Erfolg. Die heimischen Chefetagen setzen aber überwiegend auf Sicherheit und klassische Führung”.

“Freunderlwirtschaft” gibt’s nur bei den anderen

Neben der Persönlichkeit ist hierzulande das Netzwerk der Bewerber beim Führungskräfte-Hiring besonders relevant – etwas spitzzüngig könnte man den Studien-Ergebnissen folgend von “Freunderlwirtschaft” sprechen. Auch hier gibt es eine klare Divergenz zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung. Für 54 Prozent der Befragten sind “gute Netzwerke” eine sehr wichtige Voraussetzung bei der Besetzung – allerdings nur in der allgemeinen Einschätzung. In der eigenen Organisation führen nur 28 Prozent der Befragten Netzwerke als sehr wichtigen Besetzungsfaktor an.

Der Vorstand entscheidet – und holt Externe

Getroffen werden die Hiring-Entscheidungen übrigens überwiegend von der Geschäftsführung bzw. vom Vorstand – 90 Prozent der Befragten geben an, dass das “regelmäßig” so ist. Dann werden die Posten sehr häufig mit Personen von Außerhalb des Unternehmens besetzt. Weniger als die Hälfte der befragten Führungskräfte gibt an, dass das eigene Unternehmen strategische Nachfolgeplanungsprozesse implementiert hat. Ein knappes Drittel der Unternehmen besetzt Führungsstellen demnach vorwiegend extern, weitere 46 Prozent zumindest teilweise. Nur 22 Prozent finden ihre Führungspersonen regelmäßig intern.

“Bauchentscheidungen und Besetzung nach Selbstähnlichkeit”

Generell mangle es im Führungskräfte-Hiring an strukturierten Prozessen und Maßnahmen wie Persönlichkeitsanalysen und Leadership Assessments, sagt Gudrun Heidenreich-Pérez. “Objektivität, Struktur und strategische Gesichtspunkte kommen bei der Auswahl oft zu kurz. Auch deshalb, weil man interne und externe Expertise in der Kompetenzdiagnose zu wenig nutzt”, erklärt die Deloitte-Expertin. Die Folge seien Bauchentscheidungen und Besetzung nach Selbstähnlichkeit. “Das senkt die Diversität in Führungsteams und hebt gleichzeitig das Risikopotenzial. Es braucht besser nachvollziehbare Auswahlprozesse, um Besetzungsentscheidungen mit mehr Objektivität treffen zu können”.

⇒ Zur Studie

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Johannes Luger von SEOschmiede über KI & SEO
Johannes Luger von SEOschmiede | Foto: SEOschmiede, Adobe Stock (Hintergrund)

Die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) revolutioniert die Welt des Online-Marketings. KI bietet Unterstützung bei der Analyse von Daten und der Erstellung von Inhalten, doch der Einsatz birgt auch Risiken für Website-Betreiber:innen.

Was sich für Onlineshops & Websites durch KI ändert

Noch bevor fortschrittliche Technologien wie ChatGPT den Markt erreichten, erleichterten Plattformen wie Fiverr, Upwork und Co. die Erstellung von Webinhalten erheblich. Diese Online-Marktplätze ermöglichten es, auf ein globales Netzwerk von Freelancer:innen zuzugreifen, die Texte, Grafiken und andere Inhalte zu erschwinglichen Preisen anbieten.

Der einfache Zugang zu Inhalten und spätestens die Einführung von ChatGPT führte zu einer erheblichen Zunahme von Duplikaten und nur geringfügig modifizierten Texten im Internet, was letztlich die Qualität der Suchergebnisse beeinträchtigte.

Als Antwort darauf setzte Google mehrere Updates durch, zuletzt im März 2024, um gegen minderwertige Inhalte vorzugehen und das Nutzererlebnis zu verbessern.

Um sich in diesem veränderten Umfeld hervorzuheben, ist es heutzutage entscheidend, einzigartige und originelle Inhalte zu erstellen, die sich klar von der Masse abheben. Sichtbarkeit in den Suchmaschinen wird zukünftig mehr denn je mit authentischem und unverwechselbarem Content verbunden sein.

Interaktivität wird unglaublich wichtig

Interaktivität entwickelt sich aus Sicht der SEO-Agentur SEOschmiede zu einem zentralen Element einer herausragenden Nutzererfahrung. Rechner, Tools, interaktive Checklisten und Tabellen, unterstützt durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), werden zu einem entscheidenden Faktor in der Content-Strategie. Die gute Nachricht ist, dass KI hervorragend eingesetzt werden kann, um solche interaktiven Anwendungen zu entwickeln.

In der nahen Zukunft wird entscheidend sein, welche Akteur:innen im digitalen Umfeld die Nase vorn haben werden. Aus SEO-Perspektive könnte argumentiert werden, dass Webseiten mit interaktiven Features durch längere Verweilzeiten und ihr Potenzial als linkwürdige Assets – also Inhalte, die zur Verlinkung durch andere Webseiten anregen – einen klaren Wettbewerbsvorteil erzielen.

Dies bedeutet, dass Webseitenbetreiber:innen, die in interaktive Tools investieren und diese durch KI noch weiter verbessern, nicht nur das Engagement und die Zufriedenheit ihrer Nutzer:innen steigern, sondern auch ihre Sichtbarkeit und vor allem die Autorität im Internet weiter ausbauen können. In einer Zeit, in der der Wettbewerb um Aufmerksamkeit stetig wächst, könnte dies ein entscheidender Faktor für den Erfolg sein.

Funktioniert klassische SEO-Optimierung noch?

Die Landschaft der Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist dynamisch, doch grundlegende Optimierungsstrategien bleiben auch in Zeiten von ChatGPT und weiteren KI-Tools erhalten. Dazu gehören Maßnahmen wie die Optimierung von Title-Tags, die Strukturierung von Überschriften und weitere Faktoren wie Meta-Beschreibungen, Alt-Texte für Bilder, interne Verlinkungen sowie der Fokus auf Suchintentionen der Zielgruppen. Diese Maßnahmen sind keineswegs überholt; vielmehr bilden sie das Fundament für eine effektive SEO.

Googles primäres Ziel war und ist es, die Nutzererfahrung zu verbessern. Die Qualität und Relevanz des Contents, eine klare und logische Website-Architektur sowie eine mobilfreundliche Gestaltung sind Aspekte, die in diesem Bestreben weiterhin entscheidend sind.

Es ist möglich, dass die Bedeutung von Backlinks als Rankingfaktor zugunsten von Nutzersignalen, wie etwa der Verweildauer oder der Interaktionsrate, leicht abnimmt. Auch der Pagespeed, also die Ladezeit einer Webseite, wird wahrscheinlich an Bedeutung gewinnen, da dieser die Nutzerzufriedenheit direkt beeinflusst. Aber das bleibt vorerst Spekulation.

SEO für ChatGPT und andere Sprachmodelle (LLMs)

Neben den etablierten Kanälen wie Suchmaschinen und Social Media entsteht mit den fortschrittlichen Sprachmodellen wie ChatGPT ein neuer, wesentlicher Bereich für das Online-Marketing. Für Expert:innen in diesem Sektor ist es unerlässlich, die Bedeutung der Optimierung in diesem neuen Umfeld zu erkennen.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Menschen beginnen, direkt in LLMs (Large Language Models) nach Informationen, Dienstleistungen oder Produkten zu suchen. Die Anpassung an diese Entwicklung ist nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit für zukunftsorientierte Marketingstrategien. Die Optimierung für LLMs ähnelt auf den ersten Blick der Suchmaschinenoptimierung, hat aber ihre eigenen Feinheiten und ist sehr viel dynamischer, wie einige Tests bereits zeigen konnten.

Fazit

Die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) im Online-Marketing präsentiert sowohl signifikante Chancen als auch Herausforderungen für die gesamte Branche. KI transformiert die Landschaft durch fortschrittliche Datenanalyse und Content-Erstellung, fordert aber gleichzeitig Website-Betreiber:innen heraus, sich durch hochwertigen Content von der Masse abzuheben. Die Integration von KI zur Entwicklung interaktiver Tools öffnet neue Wege, um Nutzerbindung und -zufriedenheit zu verbessern, was essenziell für die Steigerung der Online-Sichtbarkeit und -Autorität ist.

Obwohl die Bedeutung klassischer SEO-Techniken bestehen bleibt, zeichnet sich ein Wandel hin zu Nutzersignalen und einer agileren Optimierung von Inhalten ab. Die Anpassung an neue Technologien wie fortschrittliche Sprachmodelle, exemplarisch ChatGPT, wird zunehmend kritisch, um in der dynamischen digitalen Welt erfolgreich zu sein.

Für Online-Marketer:innen, Shopbetreiber:innen und Website-Besitzer:innen bergen die aktuellen Entwicklungen sowohl enorme Chancen als auch alltägliche Herausforderungen. Der Wettbewerb im Bereich der Suchmaschinenoptimierung und des Online-Marketings wird intensiver, was sowohl Gewinner als auch Verlierer hervorbringen wird.

Es ist entscheidend, sich kontinuierlich mit den neuesten Trends und Entwicklungen auseinanderzusetzen und schnell auf Neuerungen reagieren zu können. Diese Anpassungsfähigkeit ist der Schlüssel, um die sich bietenden Möglichkeiten zu ergreifen und den bevorstehenden Herausforderungen effektiv zu begegnen.


Über den Autor

Johannes Luger ist Gründer und Head of SEO bei SEOschmiede. Die Agentur für SEO & Content Marketing hat Standorte in Wien und Oberösterreich. Sie ist offizieller Google Ads Partner.

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