30.12.2021

EY: Zahl der Millionen-Investments hat sich 2021 in Österreich verdoppelt

Mehr Geld, aber weniger Runden. EY fasst das Rekordjahr für österreichische Startups im Startup Barometer 2021 zusammen.
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Haas
Florian Haas von EY im Brutkasten-Talk | (c) der brutkasten

Das aktuelle EY Startup Barometer bestätigt, dass 2021 für die österreichische Startup-Szene ein Rekordjahr war. 1,23 Milliarden Euro sind laut EY in heimische Startups geflossen – fast fünf Mal so viel wie 2020. Auch nach der starken zweiten Jahreshälfte entfällt noch immer mehr als die Hälfte der Gesamtsumme auf die beiden neuen Unicorns Bitpanda und GoStudent.

Trotzdem: Noch nie gab es so viele Investments mit einem Volumen von mehr als einer Million Euro. EY zählte heuer 63 siebenstellige Investments, während es im Jahr davor noch 29 waren. Das durchschnittliche Volumen stieg, stark verzerrt durch die 9-stelligen Investments in Bitpanda und GoStudent, von 4,5 Millionen Euro auf 12 Millionen Euro. “Mit Bitpanda und GoStudent gibt es seit diesem Jahr die ersten österreichischen Unicorns unter weltweit aktuell rund 1.600, und Österreich hat es damit jetzt auch bei diesem Kriterium auf die Landkarte internationaler VCs geschafft”, betont Florian Haas, Head of Startup bei EY Austria, die Bedeutung der ersten österreichischen Startups mit Milliardenbewertung.


Florian Haas fasst die wichtigsten Ergebnisse des EY Startup Barometers 2021 im Podcast des brutkastens zusammen, gibt eine Einordnung der Zahlen und einen Deep Dive zur Lage der österreichischen Startup-Szene: Was bedeuten die Unicorns? Wie schneidet Österreich im internationalen Vergleich ab? Welche Bundesländer haben sich besonders stark entwickelt?


Zahl der Finanzierungsrunden rückläufig

Ohne die beiden Unicorns stieg das durchschnittliche Volumen aber immer noch auf 6 Millionen Euro. Im Unterschied zum Vorjahr gab es heuer Runden, die die Schwelle von 50 Millionen Euro übertrafen und zwar gleich zehn. Vier Runden lagen sogar über 100 Millionen Euro. Die Zahl der Finanzierungsrunden war in Österreich heuer sogar rückläufig. Und zwar gleich um 20 Prozent auf 122 Runden.

Grafik: Zahl und Volumen der Investmentrunden für österreichische Startups 2021 laut EY Startup Barometer © brutkasten
Grafik: Zahl und Volumen der Investmentrunden für österreichische Startups 2021 laut EY Startup Barometer © brutkasten

Die Gründe für den Boom

Für Haas ist der “Finanzierungsboom” auf drei Faktoren zurückzuführen: “Erstens ist sehr viel Liquidität im Markt, die im aktuellen Niedrigzinsumfeld nach attraktiven Anlagemöglichkeiten sucht. Zweitens ist die globale Großwetterlage sehr günstig: Nie zuvor wurde so viel Kapital in Startups investiert. Am stärksten ist der Anstieg 2021 in Europa gewesen, da die Bewertungen immer noch deutlich niedriger als beispielsweise im Silicon Valley sind, während die Renditen in Europa höher sind. Drittens sind neue, disruptive Geschäftsmodelle – insbesondere in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung – sehr stark nachgefragt, was sich positiv auf die Finanzierungsrunden und Exits auswirkt“.

Startup-Szene im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich habe Österreich aber noch Luft nach oben, so der Startup-Experte. EY führt das Startup Barometer in ganz Europa durch und Länder in ähnlicher Größe wie Schweden oder Finnland würden es nach wie vor auf deutlich höhere Finanzierungsrunden bringen. Um das zu ändern und auch grundsätzlich die vergleichsweise niedrige Zahl der Startup-Gründungen zu steigern, gebe es Maßnahmen, die bereits seit vielen Jahren von der Startup-Szene gefordert werden. Haas betont beispielhaft steuerliche Erleichterungen bei Mitarbeiterbeteiliung, raschere Verfahren bei der Unternehmensgründung oder die einfachere Anstellung internationaler Fachkräfte.

Bundesländer

Wenig überraschend ist Wien bei allen Kennzahlen mit großem Abstand Spitzenreiter im Bundesländer-Ranking. Bei der Zahl der Deals liegt Wien bei 73, gefolgt von Oberösterreich (18) und Steiermark (14). Gemessen am Volumen gab es aber nicht nur in Wien (> 1 Mrd. Euro) massive Zuwächse, sondern auch in der Steiermark von 17 auf 70 Millionen Euro und in Oberösterreich von 14 auf 63 Millionen Euro.

Florian Haas im Video-Talk mit dem brutkasten

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Expedition Zukunft: Wie die FFG bahnbrechende Innovationen unterstützt

Die FFG hat mit „Expedition Zukunft“ ein Förderprogramm gestartet, das bahnbrechende Innovationen in Österreich vorantreiben soll. Gesucht werden mutige Ideen, die Märkte, Technologien oder die Gesellschaft grundlegend verändern. Programmleiterin Annamaria Andres hat uns mehr zu den Möglichkeiten erzählt, die Expedition Zukunft für Fördernehmer:innen bietet.
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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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