24.05.2019

EU-Wahl: Othmar Karas will bis 2050 Energieabdeckung ohne CO2-Ausstoß

Wie kann ein Atomkrieg verhindert werden? Wie dämmen wir den Klimawandel ein? Müssen AI und Bioenginnering reguliert werden? Im Vorfeld der Europawahl antwortet Othmar Karas, ÖVP, auf diese Fragen.
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Othmar Karas / ÖVP
(c) Volkspartei/Glaser

Der wohl bekannteste Historiker der Gegenwart, Yuval Noah Harari, hat fünf Fragen formuliert, die man jedem Politiker stellen sollte. Wie verhindert man eine nukleare Eskalation? Wie stoppen wir den Klimawandel? Wie lässt sich Bioengineering und AI regulieren? Diese und weitere Fragen stellt der brutkasten im Vorfeld der EU-Wahlen den Spitzenkandidaten.

Im heutigen Interview stellt sich Othmar Karas, der Spitzenkandidat der ÖVP, den Fragen. Karas plädiert dafür, einen neuen EU-Vertrag zu definieren, um für das bevorstehende 21. Jahrhundert gerüstet zu sein. Bisher haben auch die Spitzenkandidaten von Neos, den Grünen und Liste Jetzt auf die Fragen geantwortet, die SPÖ folgt in Kürze. Die FPÖ stand trotz Anfrage des Brutkasten leider nicht zur Verfügung.

+++Das EU-Programm der Parteien für Österreichs Startups+++

1. Wie lässt sich ein nuklearer Krieg vermeiden?

Othmar Karas: Im Kampf gegen Atomwaffen spielt Europa – als größtes Friedensprojekt aller Zeiten – eine zentrale Rolle. Österreich arbeitet dabei seit vielen Jahren aktiv mit. Die Konferenz über die humanitären Folgen von Kernwaffen im Dezember 2014 war Ausgangspunkt für multilaterale Initiativen für einen Richtungswechsel in der Nukleardebatte. Auch im Rahmen der Vereinten Nationen hat Österreich führend an einem rechtlich bindenden Verbot von Nuklearwaffen mitgearbeitet. Daran müssen wir ohne Wenn und Aber festhalten und uns als geeintes Europa für mehr Frieden auf der ganzen Welt einsetzen.

2. Was werden Sie tun, um den Klimawandel zu reduzieren? Ist Innovation dahingehend die Lösung?

Othmar Karas: Europa muss beim Klimaschutz globaler Vorreiter sein. Spätestens 2050 sollten wir in Europa unseren Energiebedarf ohne den Ausstoß von Treibhausgasen erzeugen. Mit der nötigen Anstrengung können wir dabei „innovation leader“ bei Energietechnologien werden. Die österreichischen Unternehmen zählen hier bereits jetzt zur Weltspitze. Mit hochwertigen Batterien „made in Europe“ könnten wir neue Maßstäbe setzen: Durch mehr Leistungsfähigkeit, hohe Umweltstandards und innovative Recycling-Konzepte. Auch im Ausbau der Waserstoffindustrie steckt noch Potential. Für den Erfolg der Energiewende ist schlussendlich entscheidend, dass die Bürgerinnen und Bürger mitgehen und spürbar davon profitieren. Wenn es mehr Möglichkeiten gibt, um aktiv am Energiesystem teilzunehmen, beispielsweise durch bessere Anreize für Photovoltaik-Anlagen, kann jedes Haus zum „Kraftwerk“ werden.

3. Was werden Sie tun, um Bioengineering zu regulieren? Immerhin kann man damit Menschen wie Gemüse gentechnisch präparieren. Wäre das für Sie vertretbar, dass man damit die Sinne und kognitiven Fähigkeiten des Menschen verbessert?

Othmar Karas: Für uns ist klar: Die Sicherheit von Patienten muss immer an erster Stelle stehen. Daher darf Bioengineering nur im Rahmen klinischer Studien und unter strikter Prüfung durch eine Ethikkommission erfolgen. Wir haben in Österreich dazu bereits gute Regelungen. Etwa Eingriffe in Keimbahnen von Embryos sind bei uns verboten.

4. Was sollte im Bereich der künstlichen Intelligenz reguliert werden? Immerhin kommt diese immer mehr zum Einsatz. In China gibt es dahingehend schon ein vollständiges Überwachungssystem und Social-Screening. AI-Waffen werden auch gebaut. Wo ist die Grenze?

Othmar Karas: Für mich ist die Digitalisierung eine Zukunftschance, die wir aktiv gestalten müssen. Neue, robotisierte Technologien bieten wichtige Möglichkeiten, etwa im Bereich der Mobilität oder Medizin, und lassen hochqualifizierte Arbeitsplätze entstehen. Wir müssen aber auch die Menschen auf die Anforderungen einer digitalisierten Welt vorbereiten, rechtliche Rahmenbedingungen schaffen und dabei die Sicherheit unserer Daten gewährleisten. So können auch Risiken minimiert werden. Wir brauchen klare Spielregeln und Transparenz,welche Arten von Entscheidungen von künstlicher Intelligenz getroffen werden dürfen, und welche nicht.

 5. Wie sieht die Welt im Jahre 2050 aus? Was ist ihr Best- und Worstcase Szenario

Othmar Karas: Die kommende Europawahl ist eine Richtungsentscheidung für Europa. Wollen wir mehr Miteinander oder mehr Gegeneinander? Wollen wir uns von den Extremisten links und rechts die politische Tagesordnung bestimmen lassen? Oder setzt sich die Volkspartei mit einem Weg der Mitte durch, der Europa verändern will, um es für die Zukunft zu bewahren? Das beste für Europa wäre aus meiner Sicht daher eine starke Volkspartei, die Veränderung auch in Europa vorantreiben kann: Mit einem neuen Vertrag für Europa, der Spielregeln festlegt, mit denen die Europäische Union auch im 21. Jahrhundert erfolgreich bestehen kann.

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

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Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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