21.04.2020

Dümmel beim Höhle der Löwen Staffelfinale: “Die Schnellen fressen die Langsamen”

Beim Staffelfinale von "Die Höhle der Löwen" ging es um "beißende" Schienbeinschoner, Keim-bekämpfende Tapeten und eine Seife, die sich als Shampoo und Duschgel "identifiziert". Zudem erregte ein Startup mit seiner Idee den Unmut eines Löwen, der das Produkt ein "großstädtisches Hirngespinst" nannte.
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Höhle der Löwen, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Ralf Dümmel, Startup
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer - Investor Carsten Maschmeyer nimmt die Anti-Keim Tapete von "keimEX" genau unter die Lupe.
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Der erste in der “Höhle der Löwen” war Hannes Mirrow. Mit Panthergrip präsentiert der Wirtschaftsingenieur „den ersten unverrutschbaren Schienbeinschoner der Welt”. Auf der Oberfläche befinden sich tausende mikroskopisch kleine “Zähne”, die für einen rutschfesten Sitz im Stutzen sorgen sollen. Zusätzlich lässt Panthergrip im oberen Bereich Platz für die Muskulatur zum Arbeiten und im unteren Bereich bildet ein Kanal Schutz für die Sehnen. Für die Produktion und Marketing benötigt Hannes Mirow 120.000 Euro und bot den Löwen dafür für 25 Prozent seiner Firmenanteile.

+++ Frank Thelen verlässt Startup-TV-Show „Die Höhle der Löwen“ +++

Der sexy Löwe

Konzernchef Nils Glagau zog sich zu Präsentationszwecken direkt im Studio um und legte ein Fußball-Gewand an. Nachdem sich LEH-Experte Ralf Dümmel und Shopping-Queen Judith Williams scherzhaft darüber freuten gleich ihren Löwen-Kollegen in einem sexy Outfit zu sehen, meinte der Angesprochene nach dem Test, der Schoner sitze gut. Auch die mitgelieferte Anziehhilfe sei leicht zu verwenden.

Eine Drohung bei “Die Höhle der Löwen”

Nach kurzen Gesprächen über den Werdegang bot Glagau für das patentierte Produkt zuerst irrtümlich 125.000 Euro für 25 Prozent. Der Gründer klärte das Missverständnis auf und wollte dem Rest der Löwen lauschen. Als Dümmel einige offene Dinge klärte, griff Glagau plötzlich ein und drohte damit, er würde sein Angebot zurückziehen, wenn sich der Gründer nicht gleich für ihn entscheide.

Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Ralf Dümmel, Startup
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer -Hannes Mirow spannte gleich die Investor Nils Glagau (M.) als Vorführmodel ein.

“Kein Sinn weiterzumachen”

Mirrow fragte nach dem Grund dieses Verhaltens und bekam als Antwort, dass Glagau an den Gründer und das Produkt glaube und er auch ohne weitere Infos gerne dabei wäre. Es würde für den Investor keinen Sinn machen, wenn das ganze Prozedere mit den anderen Löwen weiter läuft, obwohl das Angebot bereits am Tisch liegt. Schlussendlich kam es für Panthergrip zum Deal mit dem Wunsch-Investor.

Zwei Wochen Test in Uniklinik

Mit keimEX präsentierten Ullrich und Paul Eitel in der “Höhle der Löwen” einen antibakteriellen Wandbelag, der aktiv Keime und Bakterien bekämpfen und reduzieren soll. Die Oberfläche der speziellen Tapete enthält unter anderem Silberionen und könne so in hygienisch sensiblen Räumen in Krankenhäusern oder Pflegeheimen Krankheitserreger im Wandbereich verringern. An der Uniklinik Marburg wurde der Wandbelag über 14 Wochen getestet. In dem mit keimEX ausgestatteten Raum wurde eine um 64 Prozent niedrigere lokale Keimbelastung festgestellt, so der Gründer

Fünfte Generation Familienunternehmen

Die Tapete sei unter anderem leicht und sicher wischdesinfizierbar, scheuerbeständig, robust und langlebig. Ullrich Eitel ist Inhaber der “Marburger Tapetenfabrik”, die in der fünften Generation als Familienunternehmen geführt wird. Aus dem Mutterkonzern hat er gemeinsam mit seinem Sohn Paul das Tochterunternehmen keimEx GmbH gegründet. Für den Ausbau des Vertriebs ist das Vater-Sohn-Gespann auf der Suche nach einem Investor und strategischen Partner. Ihr Angebot an die Löwen: 500.000 Euro für 25 Prozent der Firmenanteile.

keimEx, Höhle der Löwen, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Ralf Dümmel, Startup
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Paul (l.) und Ullrich Eitel wollten mit “keimEX”, einer Anti-Keim Tapete, die Löwen beeindrucken.

Verwunderung über Struktur bei “Die Höhle der Löwen”

Multi-Investor Carsten Maschmeyer lobte den Problemlöser. Danach ging es um die Firmenstruktur. Vater Ulrich Eitel hält 100 Prozent an der neuen GmbH keimEx, Sohnemann Paul ist Geschäftsführer. Dass das eigene Kind keine Anteile am Startup besitzt, verwunderte den Juroren etwas, sodass der Gründer spontan meinte: “Wenn sie, Herr Maschmeyer, 25 Prozent nehmen, bekommt mein Sohn auch 25”.

Knifflige Sache, wenn Vaterfirma Lieferant ist

Doch es tat sich ein weiteres Problem auf: Da die Marburger Tapetenfabrik im Besitz des Vaters Eitel das Produkt produziert, wollte Medien-Profi Georg Kofler wissen, wie den die Dienstleistung mit dem Startup verrechnet wird. Dies sei nämlich eine knifflige Sache. Zudem scheine hier eine gewisse Abhängigkeit durch, warf Dümmel ein und stieß damit die Frage an, was passiere, wenn Ulrich Eitel entscheide, den Preis für die Produktion zu erhöhen.

Langfristiger Vertrag als Lösung?

Es zeigte sich, dass die Antwort des Gründers durchdacht war. Er meinte, die Produktionskosten für die Herstellung eines Quadratmeters Tapete beträgt 1,95 Euro. Er wäre bereit einen langfristigen Vertrag aufzusetzen, in dem festgelegt wird, dass es das Produkt an keimEx um zwei Euro verkauft.

+++ 6 Tipps für Early-Stage-Startups vom refurbed-Co-Founder +++

Kein Herzblut?

Nils Glagau meinte danach, Sohn und Student Paul könne neben seinem Studium nicht wirklich mit vollem Herzblut hinter dem Startup stehen und Ulrich müsste sich um seine andere Firma kümmern. Dieser Umstand passte ihm nicht und der Löwe stieg aus. Danach musste Familien-Unternehmerin Dagmar Wöhrl das Familienoberhaupt der Eitels bremsen, damit “der Junior auch mal zu Wort kommt”. Von ihm erfuhr man, dass bisher 25.000 Euro Umsatz erwirtschaftet wurden. Dies regte Kofler auf.

Lieben heißt, …

“Da ist ja gar nichts da”, sagt er. Mit der Bewertung fühle er sich “veräppelt”. Und war raus. Auch Wöhrl hatte trotz des tollen Produkts ein Problem: Das Vater-Sohn-Gespann. Ulrich Eitel sei noch nicht bereit seinen Sohn loszulassen, wie man beim Pitch gemerkt habe. Diese Konstellation wäre schwierig. Auch sie ging ohne Angebot.

Das Krankenhausproblem

Der Gründer gab nicht auf und meinte, er wäre bereits 71 Jahre alt und würde sich zurückziehen. Und wäre nur der Lieferant im Hintergrund. Es kam zu einer Demonstration, der der Vorschlag von Dümmel folgte, die Tapete auch im Einzelhandel zu platzieren. Dem widerspreche nichts, außer dass das Produkt erklärt werden müsse, so die Antwort von Ulrich Eitel. Der Löwe stieg daraufhin mit großem Komplimenten aus. Maschmeyer folgte ihm alsbald, da der Einstieg in Krankenhäusern zu schwer sei. Kein Deal für keimEx.

Weltmeisterlicher Besuch in der Höhle der Löwen

Der Handball-Weltmeister Johannes Bitter und Christian Monzel, ehemaliger Spieler und Co-Trainer der “1. Hockey-Bundesliga” in Deutschland, haben mit drinkbetter ein Nahrungsergänzungsmittel entwickelt. Dank einer SoluSmart-Technologie können insbesondere die schwer wasserlöslichen sekundären Pflanzenstoffe besser aufgenommen werden und ins Blut gelangen, erklärt der Gründer.

Höhle der Löwen, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Ralf Dümmel, Startup
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Christian Monzel (l.) und Johannes Bitter präsentierten mit “drinkbetter” ein Leistungs-Booster Elixier in der Höhle der Löwen.

Ohne chemische Hilfsstoffe

Die Herstellung erfolgt durch ein rein natürliches Verfahren ohne chemische Hilfsstoffe. So funktioniert die Anwendung: Stilles Wasser einfüllen, Cap aufschrauben, entriegeln, drücken, schütteln und trinken. Um jetzt den Markteintritt zu realisieren und den Vertrieb voranzubringen, benötigen Johannes Bitter und Christian Monzel 200.000 Euro und bieten dafür 20 Prozent ihrer Firmenanteile.

Unterschiedliche Meinungen zum Geschmack

Nach einem äußerst professionellen Pitch waren sich die Löwen bei der Kostprobe nicht einig. Während Wöhrl meinte, das Getränk schmecke neutral, meinte Kofler es wäre “weniger als neutral”. Und Maschmeyer verglich es mit anderen Drinks, die Ingwer besitzen und nannte es geschmacklich “fantastisch”.

Flüsternde Löwen

Georg Kofler fand die Marke gut, ihm schmecke drinkbetter aber nicht. Er stieg aus. Während Nils Glagau nach dem USP nachfragte, besuchte Dümmel seinen Kollegen Maschmeyer und flüsterte ihm ins Ohr, er fände das Thema super.

300.000 Euro plus eine Million

Das patentierte drinkbetter-Verfahren sei das einzig rein natürliche, um schlussendlich Vitamine in den Körper zu bekommen, so die Antwort der Gründer an den kritischen Glagau. In der Zwischenzeit kamen Maschmeyer und Dümmel überein. Ohne große Umschweife und mit Blick auf den internationalen Markt boten sie 300.000 Euro für 30 Prozent. Bitter fragte daraufhin die Experten nach ihrer Einschätzung, wieviel “working capital” man benötige. Maschmeyer meinte eine Million Euro, die beide Investoren auch bereit wären zur Verfügung zu stellen.

Ein zweites Angebot in der Höhle der Löwen

Dagmar Wöhrl war ebenfalls begeistert und bot 200.000 Euro für 20 Prozent. Glagau stieg aus. Nach kurzer Beratungsphase entschieden sich die Gründer für das Kombi-Angebot mit Dümmel und Maschmeyer. Deal für drinkbetter.

Home Gardening

Hannes Popken und Dennis Lizarzaburu haben mit Rankwerk etwas schaffen, das Home Gardening für Jedermann möglich machen soll. Die Produktpalette, die sie in der Höhle der Löwen vorstellen, beinhaltet unter anderem biologisches Saatgut, Gartenwerkzeuge, Pflanzengefäße und viele weitere ökologische Gartenartikel. Beim Kauf einer Jahresbox werden die Kunden via Onlinekurs von der Aussaat bis zur Ernte begleitet und bekommen über das Gartenjahr sechsmal verteilt (alle zwei Monate) das entsprechende Saatgut zugestellt. Um noch mehr Menschen für das Gärtnern in der Stadt zu begeistern, benötigen die Gründer 150.000 Euro und bieten dafür 15 Prozent ihrer Firmenanteile an.

Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Ralf Dümmel, Startup
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Dennis Lizarzaburu (l.) und Hannes Popken mussten sich mit ihrer Home Gardeing Idee Rankwerk Kritik von Georg Kofler und Carsten Maschmeyer  gefallen lassen.

Digitalen Content nachsenden

Nach dem Pitch durfte Maschmeyer Saatgut einsetzen und Thelen wollte den USP erklärt bekommen. Wissensvermittlung war die Antwort von Popken. Thelen und die restlichen Juroren störten sich am häufigen Versand der Produkte an Kunden, der finanziell schwer wiegen würde. Der Tech-Löwe meinte, man könne eine Jahres-Box verschicken und digitalen Content regelmäßig nachsenden.

“Großstädtisches Hirngespinst”

Das Argument “Kundenkontakt” zählte bei den Löwen nicht. Nils Glagau war der erste, der sich verabschiedete. Kofler hingegen konnte sich nicht mit der Zielgruppe des Startups identifizieren und war kein großer Freund von Home Gardening. Er nannte es ein “großstädtisches Hirngespinst” und war als nächster potentieller Investor weg.

“Wahlkampf” nötig in der Höhle der Löwen

Thelen folgte unmittelbar. Die Gründer hatten es verabsäumt, ihm ihren USP ausreichend zu erklären. Dümmel nahm die jungen Entrepreneure etwas in Schutz, stieg aber ebenso aus. Die Gründer nutzen am Ende die Chance zu Wort zu kommen und berichteten von den Zusatz-Produkten, die Kunden ebenfalls erhalten würden. Dies nahm Multi-Investor Maschmeyer zum Anlass, dem Duo klarzumachen, sie als Startup-Gründer müssten mehr kämpfen und wie im Wahlkampf ihre Punkte durchbringen. Er glaubte nicht an sie als Geschäftsleute und stieg aus. Kein Deal für Rankwerk.

Kein Palmöl

Während einer Weltreise 2017 lernten sich die Gründer Johannes Lutz und Christoph Lung kennen und merkten, dass es beim Reisen ein Problem gibt: Shampoo und Duschgel in flüssiger Form ist unpraktisch und die Plastikverpackung ist schlecht für die Umwelt. Mit Duschbrocken haben sie eine Alternative entwickelt, die festes Shampoo und Duschgel vereint. Mit nur rund 90 Gramm Gewicht soll das Produkt für zwei Monate reichen. Außerdem verzichten die Gründer bei der Herstellung komplett auf Mikroplastik, Palmöl, Sulfate, Silikone oder sonstige Konservierungsstoffe. Noch wird der Duschbrocken nur über den eigenen Onlineshop vertrieben, doch in Zukunft soll dieser auch im stationären Handel erhältlich sein. Um ihr Ziel zu erreichen, suchen die Gründer in der Höhle der Löwen einen strategischen Partner. Für 250.000 Euro bieten sie zehn Prozent ihrer Firmenanteile.

Drei Varianten

Duschbrocken kommt in drei Varianten daher: Maxi Minz, Carlos Cocos und Frida Früchtchen. Besonders von der letzen Version zeigten sich die Löwen angetan, in der sich Pfirsich, Ananas, Mango und Kokosöl befinden.

Höhle der Löwen, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Ralf Dümmel, Startup
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Johannes Lutz (r.) und Christoph Lung von “Duschbrocken” wurden von Dümmel aus dem Studio gebeten – und blieben trotzdem.

Pflegender als Kernseife?

Kofler meinte nach einem Test, seine Hände würde wie die eines Neugeborenen riechen. Glagau sagte indes, er habe bei seinen Rucksack-Reisen ein einfaches Duschgel verwendet, das habe auch funktioniert. Die Gründer argumentierten, dass ihr Brocken ein schaumiges Duscherlebnis liefere und einen Tick pflegender sei als Kernseife.

Zwei Millionen Euro Umsatz in Planung

Wöhrl und Glagau sahen jedoch kein Alleinstellungsmerkmal beim USP und stiegen aus. Kofler störte sich an der aktuellen Firmenbewertung bei einem Jahresumsatz von knapp 500.000 Euro. Die Gründer argumentierten mit steigender Nachfrage und besserer Produktion dagegen; und erwähnten dass Einzelhändler bereits Interesse signalisiert hätten. Man rechne mit einem Umsatz von zwei Millionen für das Jahr 2020.

Maschmeyer, das Anti-Sandmännchen

Daraufhin sagte Maschmeyer, dies wäre ein toller Traum der Gründer, aus dem er sie aufwecken möchte. Neun Euro Verkaufspreis wären zuviel, zudem könne er wenig mit der Bewertung anfangen. Er stieg aus.

Dümmel bittet Gründer hinaus

Kofler waren die Gründer sympathisch. Er sorgte sich aber vor der Konkurrenz der Duschindustrie und ging ebenfalls. Dümmel wiederum meinte, er kenne das Geschäft und die Branchen-Mitstreiter. Man müsse schnell sein, denn nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen, meinte er. Und sandte die beiden jungen Männer aus dem Studio, um ihm ein “richtiges” Angebot zu machen.

Ein Nein, ein Ja zum Staffelfinale der Höhle der Löwen

Lutz und Lung ließen sich jedoch nicht “wegbitten” und warfen 20 Prozent Beteiligung in den Raum für die oben genannte Summe. Dies jedoch reichte dem Investor nicht. Er würde mit seinem Team derart viel einbringen und über “working capital” nachdenken müssen, sodass er zumindest 25 Prozent für 250.000 Euro bekommen sollte. So kam es. Deal für Duschbrocken.


⇒ Panthergrip

⇒ keimEx

⇒ drinkbetter

⇒ Rankwerk

⇒ Duschbrocken

⇒ DHDL zum nachsehen auf TVNOW

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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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AI Summaries

Dümmel beim Höhle der Löwen Staffelfinale: “Die Schnellen fressen die Langsamen”

  • Mit Panthergrip wurde in der Höhle der Löwen ” ein unverrutschbarer Schienbeinschoner präsentiert.
  • Ein Vater-Sohn-Gespann sorgte mit keimEx zwar für Interesse, aber auch für Zurückhaltung
  • Drinkbetter möchte Vitamine besser ins Blut bringen.
  • Rankwerk versuchte mit Kundenbindung zu punkten, was zum Boomerang wurde
  • Und Duschbrocken sorgte bei beinahe allen Löwen für Ablehung wegen der Firmenbewertung und des USP. Beinahe.

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Dümmel beim Höhle der Löwen Staffelfinale: “Die Schnellen fressen die Langsamen”

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