06.05.2021

Digitaler Frachtbrief: Test-Transport geglückt

Obwohl die Digitalisierung in der Logistikbranche stetig voranschreitet, werden Frachtdokumente nach wie vor papierbasiert abgewickelt. Um das zu ändern, soll hier nun künftig das Potenzial von Blockchain eingesetzt werden.
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Spedition Wildenhofer
© Wildenhofer
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Die papierbasierte Abwicklung von Frachtdokumenten sorgt häufig dafür, dass die zeitgerechte Verfügbarkeit von Transportinformationen und Unterschriften für Spediteure, Verlader, Frächter und Versicherungen nicht gewährleistet ist. Um hier gegenzusteuern und auch Betrügern den Wind aus den Segeln zu nehmen, wurde 2019 die „Blockchain Initiative Logistik“ ins Leben gerufen, die sich in einem ersten Pilotprojekt der Digitalisierung des internationalen Frachtbriefes (CMR) gewidmet hat. Damit sollen jährlich 75 Millionen Prozesse bei österreichischen Logistikern automatisiert und zwölf Millionen Blätter Papier eingespart werden. Um die Anwendung auch praxistauglich zu machen und professionell einsetzen zu können, wurden im Zuge einer zweiten Phase schwerpunktmäßig die Identifizierung der Teilnehmer mittels digitaler Signaturen, der Datenschutz (DSGVO) sowie die Einbindung von Standards behandelt.

Mehrwert für alle Teilnehmer

Dieses Pilotprojekt, bei dem die Blockchain als passende Technologie zum Einsatz kommt, ging nun auf Initiative vom EDI-Dienstleister Editel erstmals gemeinsam mit der Salzburger Spedition Wildenhofer in den Praxistest – mit richtungsweisenden Ergebnissen. Denn die neue Anwendung lies sich sowohl im Backoffice als auch bei den Fahren rasch und unkompliziert einführen; die Einbindung von Warenversendern und -empfängern, die jeweils die Übergabe bzw. den Empfang der Waren digital bestätigen mussten, verlief ebenfalls reibungslos. Zudem zeigten sich die Vorteile der Digitalisierung deutlich, denn alle Akteure (Auftraggeber, Spedition und Empfänger) konnten sämtliche Transportschritte live mitverfolgen. Zum Zeitpunkt der Warenübergabe standen allen zeitgleich die ausgefertigten Dokumente zur Verfügung, was nicht nur mit einer enormen Zeitersparnis einhergeht, sondern auch etliche manuelle Arbeitsschritte überflüssig macht. Allein die direkten Kosteneinsparungen durch den Wegfall manueller, repetitiver Tätigkeiten im Bereich des Dokumentenhandlings wurden von verschiedenen Institutionen mit mindestens 4,50 Euro je eCMR-Frachtpapier errechnet.

Rudolf Mieser, Prokurist der Spedition Wildenhofer bezeichnete den Testtransport als „als extrem spannend, und vor allem auch richtungsweisend, um die daraus resultierenden Vorteile künftig auch für uns und unsere Partner zu nutzen.“ Editel-Geschäftsführer Gerd Marlovits wiederum sieht diesen Praxistest, der vor allem wichtige Erkenntnisse zur Usability brachte, „als wertvolles Feedback, um die richtigen Schwerpunkte für die nächsten Entwicklungsschritte zu setzen“. Im Zuge der nun startenden dritten und letzten Phase steht der Aufbau einer allgemein nutzbaren, branchenweiten Plattform im Fokus. Dabei sollen weitere Partner technisch und organisatorisch integriert sowie Vorbereitungen für das Inkrafttreten der EU-Verordnung über elektronische Frachtbeförderungsinformationen (eFTI) getroffen werden.

Kostensenkung und mehr Übersichtlichkeit

Die Vorteile des digitalen Frachtbriefs lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Prozesskostensenkungen durch Automatisierungspotenzial, wie z.B. eine direkte Anbindung in Transportmanagementsysteme
  • Schneller „real-time” Zugriff auf Daten und Status durch alle Beteiligten (Absender, Empfänger, Frächter, Spediteure, Behörden und Versicherungen im Schadensfall)
  • Exakte Protokollierung der Änderungen von Daten, die bisher nicht nachvollziehbar und handschriftlich auf einzelnen Durchschlägen vermerkt wurden
  • Elektronisches Proof-of-Delivery zeitgleich mit der Unterschrift des Empfängers
  • Leichte Archivierbarkeit und Auffindbarkeit, z.B. für Finanzprüfungen
Über die Blockchain Initiative Logistik
Um die Potenziale von Blockchain für die österreichische Logistikbranche zu nutzen, hat die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY 2019 gemeinsam mit GS1 Austria, dem EDI-Dienstleister Editel, den Transportunternehmen DB Schenker und LKW Walter, der Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL) und der WU Wien 2019 die Blockchain Initiative Logistik gegründet. Diese wurde noch im gleichen Jahr mit dem futurezone-Award als „Blockchain-Projekt des Jahres“ ausgezeichnet.
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vor 26 Minuten

EY Scaleup-Report: Trotz Multikrise und Fachkräftemangel viel Zuversicht

Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit, Energiekosten und Investments. Das sind die Themen, die die Scaleup-Landschaft in Österreich laut EY-Report beschäftigt.
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Der Fachkräftemangel macht auch vor Scaleups keinen Halt © freshidea/AdobeStock
Der Fachkräftemangel macht auch vor Scaleups keinen Halt © freshidea/AdobeStock

Scaleups sind junge Unternehmen, die einen klaren Fokus auf Wachstum legen. In Zeiten von Energiekrise, geopolitischen Unsicherheiten und Arbeitskräftemangel, könnte man meinen, dass diese sich eher unzufrieden zeigen. Der jüngst veröffentlichte Scaleup Sentiment Index Österreich vom Beratungsunternehmen EY spiegelt jedoch eine gewisse Zufriedenheit (bei zwei Drittel der Befragten, um genau zu sein) wider. Dennoch wird betont, dass der Fachkräftemangel die Wachstumsambitionen hemmt.

Mehr als jedes Dritte Scaleup erwartet Verbesserung der Geschäftslage

Im Zuge der Umfrage berücksichtigte EY ca. 50 Verantwortliche von jungen Wachstumsunternehmen mit mindestens 30 Angestellten und Hauptsitz in Österreich. Die Gründung der jeweiligen Unternehmen sollte höchstes zehn Jahre zurückliegen.

Obwohl im zweiten Halbjahr 2022 ein 83-prozentiger Rückgang an Investitionen zu verzeichnen war, bleiben einige Scaleups optimistisch. 66 Prozent geben an, mit ihrer Geschäftslage sehr zufrieden zu sein – im Gegensatz zu 49 Prozent bei etablierten Unternehmen. Zudem rechnen 36 Prozent in den nächsten Monaten mit einer Verbesserung der eigenen Geschäftslage und 43 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus.

Dennoch scheinen die meisten Scaleups ihre Wachstumspläne an das Investmentumfeld anzupassen. Während 13 Prozent ihre Investments in den kommenden Monaten reduzieren wollen, planen lediglich sechs Prozent, ihre Investments im Vergleich zum Vorjahr zu steigern.

Fachkräftemangel birgt schwere Folgen für Scaleups

Auch Florian Haas, Head of Startup bei EY Österreich, hebt die harten Folgen der Energiekrise und des Fachkräftemangels bei österreichischen Jungunternehmen hervor. Letzteres bewertet er sogar als folgenschwerer, denn „während die Energiepreise ein temporäres Thema sind, hat sich der Fachkräftemangel als stärkster Hemmschuh für heimische Unternehmen entwickelt. Junge Unternehmen auf Wachstumskurs sind davon besonders stark und mehr denn je betroffen: Mehr als vier von fünf Scaleups haben aktuell große Probleme, geeignete Mitarbeitende zu finden“, erklärt er.

Das hat auch finanzielle Folgen: 40 Prozent besagter Unternehmen weisen deshalb Umsatzbußen auf. 26 Prozent verlieren laut Index dadurch mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes. Doch der Fachkräftemangel ist dabei kein neues Phänomen. Er prägt den österreichischen Arbeitsmarkt seit Jahren, weshalb Haas die Notwendigkeit für gezielte Maßnahmensetzung hervorhebt, um für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiv zu sein. „Die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte ist ein richtiger und notwendiger Schritt, aber nur ein Puzzleteil, um die größte Herausforderung für heimische Unternehmen und insbesondere junge Unternehmen auf Wachstumskurs zu bewältigen“, meint Haas.

Nachhaltigkeit und Klimaneutralität

Ebenso führt der EY Scaleup Sentiment Index Österreich inhaltliche Schwerpunkte von Scaleups an. Als wichtigsten Punkt wird neben der Digitalisierung das Thema Nachhaltigkeit identifiziert. 75 Prozent der Befragten geben an, dass sie „positive oder zumindest keine negativen Auswirkungen des Klimawandels auf ihr eigenes Geschäftsmodell“ sehen. Zudem sind 34 Prozent entweder bereits klimaneutral oder planen es, bis 2040 klimaneutral zu sein. Dem stehen 26 Prozent der etablierten Unternehmen gegenüber.

Auch auf Investor:innenseite ist dieser Trend nicht zu unterschätzen. Florian Haas erklärt hierzu abschließend: „Immer mehr Fonds konzentrieren sich auf vielversprechende Unternehmen im Bereich ClimateTech. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren massiv beschleunigen, was eine große Chance für heimische Jungunternehmen und den Wirtschaftsstandort Österreich als Green Innovation Hub darstellt.“

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