08.08.2019

Gründer Drescher verlässt DealMatrix, startup300 übernimmt Kunden

Das Wiener Startup DealMatrix beendet mit Ende August sein operatives Geschäft. Wie es mit Marke und Technologie weitergeht, ist derzeit noch unklar. Wir sprachen mit Gründer Christoph Drescher über seinen Ausstieg und einen Asset Deal mit startup300, das über seine Tochter JFDI mit der Marke Pioneers Digital die DealMatrix-Kunden übernimmt.
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DealMatrix hört auf - startup300 übernimmt mit Pioneers Digital Kunden
(c) DealMatrix: Christoph Drescher

startup300 setzt seine Einkaufstour fort. Diesmal übernimmt man jedoch kein Unternehmen, sondern ein Kundenportfolio. Konkret werden die Kunden der Wiener Dealscreening- und Innovations-Scouting-Plattform DealMatrix zur bisherigen Konkurrenz-Plattform Pioneers Digital überführt. Diese ist eine Marke der startup300-Tochter JFDI GmbH. Das passiert in Form eines Asset Deals, über dessen finanzielles Volumen Stillschweigen vereinbart wurde.

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Drescher gibt Anteile ab, DealMatrix GmbH bleibt (vorerst) bestehen

Mit Ende August beendet DealMatrix sein operatives Geschäft. Nicht nur das Team sondern auch Gründer Christoph Drescher verlassen das Unternehmen, das aber (vorerst) weiter besteht. Drescher, der zuletzt 38 Prozent am Startup hielt, gibt seine Anteile an die Investoren Venionaire Capital und Ertler Holding ab. Was mit der GmbH passiert, die weiterhin die Rechte an der Marke und der Technologie behält, ist derzeit unklar.

“Habe keinen einzigen Euro aus dem Unternehmen herausgeholt”

Das Unternehmen sei im aktuellen Setting nicht nachhaltig finanzierbar gewesen, sagt Christoph Drescher im Gespräch mit dem brutkasten. “Wir konnten den operativen Betrieb rund um uns immer aufrechterhalten und auch das Team finanzieren. Ich selbst habe aber dieses Jahr keinen einzigen Euro aus dem Unternehmen herausgeholt”. Man sei “potenziell zu früh am Markt” gewesen, habe zwar Marktanteile gewonnen, aber zu früh den Großteil des vorhandenen Kapitals investiert. Eine Anschlussfinanzierung blieb aus. “Es gab unterschiedliche strategische Meinungen zum Markt zwischen den Investoren und dem Gründer-Team”, sagt Drescher.

startup300: “für alle Seiten gute Lösung”

Bei startup300 bzw. Pioneers sieht man den Schritt naturgemäß positiv: “Christoph hat mit seinem Team in den letzten Jahren eine sehr gute Plattform mit internationaler Reichweite aufgebaut. Er hat renommierte Kunden aus den Bereichen Investment, Corporates und Events für DealMatrix gewinnen können, für die Pioneers als Teil der startup300 Gruppe ein erweitertes Angebot zur Verfügung stellen wird. Daher freue mich mich sehr, dass wir nun diese für alle Seiten gute Lösung gefunden haben”, wird Pioneers-Chef Oliver Csendes, in einer Aussendung dazu zitiert.

“Wähle dein Team sorgfältig aus”

Drescher sieht sich indessen bereit zu neuen Taten. “Ich werde wieder etwas aufbauen und mein nächstes Startup zu einem großen Exit führen”, sagt er. Noch will er aber nichts über seine nächsten Pläne preisgeben. Seine Arbeit mit DealMatrix bereue er jedenfalls nicht. “Ich würde es jederzeit wieder machen”. Für Founder, die ganz am Anfang stehen, hat er einen Tipp: “Wähle dein Team und die Leute, mit denen du zusammenarbeitest, sorgfältig aus”.

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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