16.12.2022

Crypto Weekly #84: Marktstimmung dreht nach Fed-Entscheid – und Unsicherheit um Binance

Diese Woche: Zuerst treiben US-Inflationszahlen den Kryptomarkt an - doch dann dämpft die Notenbank Fed die Stimmung. Außerdem: Was hinter der Unsicherheit rund um die Kryptobörse Binance steckt.
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Trading online while cryptocurrency exchange rate going down with red background
Foto: Adobe Stock

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Die Kurstafel:

  • Bitcoin (BTC): 17.000 US-Dollar (-1 % gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 1.200 Dollar (-6 %)
  • BNB: 249 Dollar (-14 %)
  • Cardano (ADA): 0,28 Dollar (-9 %)

? Wie die US-Inflationsdaten diese Woche den Markt bewegt haben…

 Wir starten mit einem Blick auf die Kursbewegungen: Erst kürzlich – in Crypto Weekly #82 – hatten wir thematisiert, dass sich hier nach der FTX-Pleite erstaunlich wenig getan hat. Klar, zunächst kam es zu einem Kursrutsch. Aber dann stabilisierte sich die Lage rasch und die wirklich starken Verluste konzentrierten sich auf einige wenige Token mit direktem Bezug zu FTX selbst oder zumindest zu Gründer Sam Bankman-Fried.

Was die FTX-Pleite auch bewirkte: Der Markt wurde wieder einmal von einem kryptospezifischen Thema dominiert – nachdem er zuvor lange Zeit von einer ganzen Reihe an Themen auf der Makroebene getrieben worden war: Corona, Inflation, Geldpolitik, Ukraine-Krieg. 

Aber dass sich der Markt diesem Umfeld dauerhaft entziehen würde, das war nicht anzunehmen. Und diese Woche gab es nun auch schon wieder die ersten Anzeichen für das Comeback des Makro-Einflusses auf den Kryptomarkt: Gleich zweimal reagierte er spürbar auf Ereignisse auf besagter Makro-Ebene.

Zuerst waren da einmal die US-Inflationszahlen. Die am Dienstag veröffentlichten Daten zeigten, dass sich der Preisdruck in der US-Wirtschaft im Oktober leicht abgeschwächt hat. Was für die Märkte positiv ist: Denn dann muss die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Zinsen vielleicht doch nicht ganz so stark erhöhen wie gedacht. 

Und jeder Datenpunkt, der sich in diese Richtung interpretieren lässt, beflügelt die Fantasie über den von vielen Tradern herbeigesehnten geldpolitischen Richtungswechsel der Fed. Die Kurse von Bitcoin, Ethereum und den übrigen großen Kryptowährungen reagierten daher auch positiv auf die Daten.

?…und warum mit der Fed-Zinsentscheidung die Stimmung am Markt gedreht hat 

Apropos Fed. Die gab dann am Mittwoch die Ergebnisse ihrer zweitägigen Zinssitzung bekannt – und erhöhte dabei ihren Leitzins um 0,50 Prozentpunkte. Womit er nun in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent liegt. 

Die Zinserhöhung fiel etwas weniger stark aus als die vorherigen: Denn zuvor hatte die Fed ihren Leitzins viermal in Folge sogar um jeweils 0,75 Prozentpunkte angehoben. Aber das war diese Woche ohnehin nicht so entscheidend. Denn der Schritt war im Wesentlichen so erwartet worden – und war damit auch eingepreist.

Wichtiger daher: Die Kommentare von Fed-Chef Jerome Powell auf der begleitenden Pressekonferenz. Powells Aussagen werden am Markt genau auf mögliche Implikationen für die künftige Ausrichtung der Geldpolitik abgeklopft: Hat er hier vielleicht angedeutet, dass die Zinsen nicht mehr so stark steigen müssen? Hat er dort etwas durchklingen lassen, das Rückschlüsse auf die Anzahl der Erhöhungen im kommenden Jahr zulässt?

Gerade weil Notenbanker sich aber häufig nicht ganz so eindeutig ausdrücken, gibt es meist viel Interpretationsspielraum. Und das führt dann oft zu starken Kursausschlägen in alle Richtungen während dieser Pressekonferenzen.

So war es auch diesmal. Zu Beginn einmal reagierten Aktien- wie auch Kryptomarkt positiv auf die Zinsentscheidung selbst. Nach Beginn von Powells Pressekonferenz ging es dann aber rasch wieder abwärts. Und zwar auch deutlich unter das Niveau von vor der Zinsentscheidung. 

Hintergrund: Powell betonte in seinen Aussagen, dass die Fed noch viel Arbeit vor sich habe, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen. Es brauche deutlich mehr Belege, damit man darauf vertrauen könne, dass sich die Inflation nachhaltig nach unten bewegte, sagte Powell. 

Für die Märkte hieß das: Nichts wird es mit dem erhofften Kurswechsel – jedenfalls nicht so bald. Am Kryptomarkt drehte nach der Zinsentscheidung generell die Stimmung. Auch am Donnerstag und Freitag fielen die Kurse. Auf 7-Tages-Sicht verzeichneten alle großen Kryptowährungen Verluste. Am besten hielt sich noch Bitcoin, dessen Kurs sich vergleichsweise stabil zeigte. Recht deutlich abwärts ging es dagegen für den Binance-Token BNB (minus 14 Prozent). 

? Unsicherheit um Binance: Das steckt dahinter

Und damit sind wir auch schon beim nächsten Thema. Denn es waren nicht nur makroökonomische Themen, die diese Woche Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. In der Kryptobranche selbst war es vor allem ein Unternehmen, das für Schlagzeilen sorgte: Binance.

Die größte Kryptobörse der Welt war am Niedergang des Konkurrenten FTX ja nicht völlig unbeteiligt. Binance-Chef CZ hatte sich mit FTX-Boss Sam Bankman-Fried auf Twitter verbale Scharmützel geliefert. Und dann angekündigt, dass Binance seine Bestände am FTX-Token FTT vollständig verkaufen werde. 

Das Online-Magazin Coindesk hatte bereits zuvor einen Bericht veröffentlicht, wonach ein großer Teil des Assets der FTX-Schwesternfirma Alameda Research aus besagtem Token FTT bestehe. Bei der Ankündigung von CZ war jedem klar: Wirft Binance seine FTT-Bestände auf den Markt, erzeugt das enormen Verkaufsdruck – und der Preis wird fallen. Was ungünstig ist, wenn die eigenen Assets hauptsächlich FTT-Bestände sind. Es wäre falsch, Binance für den Untergang von FTX verantwortlich zu machen – aber völlig unbeteiligt war Binance-Gründer CZ eben auch nicht.

Dazu kommt: Kurzzeitig stand ein Verkauf von FTX an Binance im Raum. Den Binance aber dann selbst absagte. In weiterer Folge kündigte CZ einen milliardenschweren Fonds zur Rettung von Krypto-Projekten an.

Angesichts dessen könnte man meinen, dass Binance der große Gewinner der FTX-Debakels wäre. Aber: Die Pleite einer großen Kryptobörse erschüttert natürlich bis zu einem gewissen Grad auch das Vertrauen in Kryptobörsen generell. 

Und so mancher stellt sich vielleicht die Frage: Wenn FTX pleite gehen konnte, wie sicher sind meine Krypto-Assets auf anderen Börse – etwa bei Binance? Binance versuchte dem entgegenzuwirken, indem es einen Bericht mit Details zu seiner vorhandenen Krypto-Assets veröffentlichte, genannt “Proof of Reserves”. Dieser wurde gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars erstellt. 

Viele waren davon aber nicht überzeugt, so etwa der CEO der US-Kryptobörse Kraken, Jesse Powell. Er sagte sinngemäß, dass eine Auflistung der Assets nichts bringe, wenn man die Verbindlichkeiten nicht kenne. 

Und auch eine beträchtliche Anzahl an Kundinnen und Kunden von Binance dürfte nicht ganz überzeugt sein. Jedenfalls wurden diese Woche enorme Summen von Binance abgezogen. Am Dienstagabend berichtete Reuters unter Verweis auf Daten der Analysefirma Nansen, dass in den 24 Stunden davor Krypto-Assets im Wert von mindestens 1,9 Mrd. US-Dollar von der Börse abgezogen worden seien. Für Unruhe sorgte auch, dass Binance am Dienstagnachmittag Auszahlungen des Stablecoins USDC vorübergehend stoppte. Nach einigen Stunden wurden diese wieder aufgenommen.

Binance-Chef CZ war auf Twitter um Beruhigung bemüht. „Wir haben das alles schon erlebt. An manchen Tagen haben wir Netto-Abflüsse, an manchen Tagen haben wir Netto-Einzahlungen“, schrieb er am Dienstagabend. Das sei „Business as usual“ für die Börse. Einige Stunden später twitterte er, es scheine, dass sich die Dinge nun „stabilisiert“ hätten. Was die Höhe der abgezogenen Kundengelder angehe, habe es schon schlimmere Tage gegeben. Mittlerweile würden die Einlagen auch schon wieder zurückkommen.

Etwas Unterstützung erhielt CZ übrigens vom CEO der besagten Datenanalyse-Firma Nansen:  Alex Svanevik sagte in einem Interview mit dem Finanzsender CNBC, dass es zwar definitiv mehr Geld von Binance abgezogen würde als normal und man dies auf jeden Fall im Auge behalten sollte. “Aber soweit ich das zum jetzigen Zeitpunkt beurteilen kann, unterscheidet sich das sehr von der FTX-Situation”, stellte Svanevik klar.

Weniger erfreulich für Binance war da eine andere Nachricht, die am Freitag öffentlich wurde: Die bereits erwähnte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars, mit der Binance seinen “Proof of Reserves”-Bericht ausgearbeitet hatte, stellt die Zusammenarbeit mit sämtlichen Krypto-Mandanten weltweit ein. Dies betrifft auch Binance. Man arbeite aber anderen Wegen, zusätzliche Transparenz herzustellen, sagte ein Binance-Sprecher gegenüber dem Online-Magazin Decrypt.


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Vergangenen Oktober kam für Steyr Automotive die Hiobsbotschaft. Der wichtigste Kunde musste Insolvenz anmelden: das schwedische E-LKW-Startup Volta Trucks. Nun erging es Magna Steyr fast gleich: Das US-E-Auto-Startup Fisker, für das man in Europa produziert, steht am Abgrund.

Das Ergebnis war ein etwas anderes. Steyr Automotive konnte es abwenden, selbst in die Insolvenz gezogen zu werden, wartete ab und konnte schließlich, nachdem Volta gerettet wurde, weitermachen – Arbeitsplätze hat das gewiss trotzdem gekostet. Bei Magna Steyr fackelte man nicht lange herum. Noch während Fisker versuchte, sich zu retten, also bevor das Aus besiegelt war, verkündete Magna Steyr, ganze 500 Stellen kürzen zu wollen. Denn die Auftragslage ist generell schlecht. Schon davor mussten 450 Angestellte gehen.

Risiko-Angst bei Investments, aber anscheinend nicht bei Kunden

Man kann die Schuld also wohl zumindest im zweiten Fall nicht allein auf das Startup schieben. Die Parallele ist dennoch erstaunlich. Dass heimische Konzerne in Startups investieren ist – abgesehen von einer Handvoll herausstechender Corporate VCs – auch 2024 noch die Ausnahme. Wenn internationale Startups aber mit großen Umsatz-Versprechen als Kunde auftreten, scheint die Angst vor dem Risiko vergessen zu sein. Dabei bringt man sich mit so einem Deal in eine erheblich größere Abhängigkeit, als mit einem diversifizierten Portfolio an Startup-Beteiligungen.

Für die betroffenen Arbeitnehmer:innen bleibt freilich zu hoffen, dass es auch bei Fisker noch zu einer (unerwarteten) Kehrtwende kommt. Für die Autozulieferer bleibt eine Lehre für die Zukunft: Eine ordentliche Due Dilligence braucht es auch bei Kunden.

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