24.06.2022

Crypto Weekly #62: Warum der FTX-Gründer Millionen in angeschlagene Kryptofirmen steckt

Diese Woche: Nach Celsius setzen weitere Lending-Unternehmen Auszahlungen aus. FTX-Gründer Sam Bankman-Fried greift zwei angeschlagenen Kryptofirmen mit hohen Krediten unter die Arme. Außerdem: Bitcoin und Ethereum starten nach ihren Tiefständen vom vergangenen Wochenende Erholungsversuche.
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FTX
Foto: Adobe Stock

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Die Kurstafel:

  • Bitcoin (BTC): 20.800 US-Dollar (+2 % gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 1.150 Dollar (+7 %)
  • BNB: 230 Dollar (+11 %)
  • Cardano (ADA): 0,49 Dollar (+4 %)
  • Solana (SOL): 38 Dollar (+28 %)

Bitcoin fällt bis auf 17.700 Dollar, Ethereum bis auf 900 Dollar – dann Erholungsversuch

Es ging dann ganz schnell: In der Crypto-Weekly-Ausgabe vom vergangenen Freitag wurde es noch ausführlich diskutiert – Bitcoin (BTC) drohte unter die 20.000-Dollar-Marke und in weiterer Folge auch unter den Höchststand des Bullenmarkts von 2017 zu fallen. Nur einen Tag später ist es schon passiert: Der Kurs sank bis auf rund 17.700 Dollar – ein neues Jahrestief und überhaupt der niedrigste Stand seit Ende 2020. Erstmals überhaupt fiel Bitcoin damit unter den Höchststand des vergangenen Zyklus.

Was bei Ethereum (ETH) übrigens, wie berichtet, schon eine Woche zuvor geschehen war. Für Ether ging es am vergangenen Wochenende dann sogar in die Dreistelligkeit – erstmals seit Anfang 2021. Der Kurs sank zwischenzeitlich auf unter 900 Dollar.

Trotz der weiter angespannten Stimmung am Markt riefen diese Tiefstände dann wieder die Käufer auf den Plan. Bitcoin kämpfte sich schon am Sonntag wieder über die 20.000-Dollar-Marke zurück, Ether über die 1.000 Dollar. In der neuen Wochen stieg Bitcoin dann zwischenzeitlich auf über 21.000 Dollar und Ether auf gut 1.100 Dollar.

Unterstützung kam dabei auch vom US-Aktienmarkt, mit dem die Krypto-Kurse weiterhin stark korrelieren: Der hauptsächlich Tech-Aktien umfassende Aktienindex Nasdaq-100 legte am Dienstag und Donnerstag ebenfalls deutlich zu. 

Allerdings: Ob die Kurse damit bereits ihren Boden gefunden haben, ist völlig offen. Erholungsversuche nach starken Kurseinbrüchen bedeuten nicht notwendigerweise eine Trendumkehr. Häufig kommt es auch zu “Bärenmarktrallys”, also zu vorübergehend steigenden Kursen, die jedoch nichts am übergeordneten Abwärtstrend ändern und sich somit als trügerisch erweisen. Anlegerinnen und Anleger tappen dann in die “Bullenfalle”, wenn die Kurse doch wieder fallen.

Gerade das Jahr 2021 hat viele, insbesondere Neulinge, auf die “Buy the dip”-Strategie konditioniert: Jeder Kursrücksetzer ist demnach eine Kaufgelegenheit, weil die Kurse ohnehin bald weiter steigen werden. Klar, im Bullenmarkt fährt man damit gut. In einem möglicherweise lang andauernden Bärenmarkt ist die Situation aber eine völlig andere – und nicht jeder hat die Nerven oder die Geduld nach massiven Buchverlusten über mehrere Jahren zu “hodlen”. Und selbst das ist ja keine Garantie, Verluste wieder aufzuholen – insbesondere nicht bei diversen Altcoins. Viele Coins, die 2017/18 populär waren, haben ihre damaligen Allzeithochs nie wieder erreicht. Dazu zählen etwa XRP, Tron, Stellar, Bitcoin Cash oder Tezos.

Keine Fortschritte bei Celsius-Rettung – warum der CEL-Token trotzdem um 75 Prozent gestiegen ist

Angespannt bleibt auch die Situation mit diversen Krypto-Lending-Plattformen. In finanzielle Schieflage geraten ist hier zunächst Celsius. In der Vorwoche hatte das Unternehmen, wie berichtet, sämtliche Auszahlungen ausgesetzt. Celsius ist einer der bekanntesten Plattformen zum Verleih von Krypto-Assets und verwaltet nach eigenen Angaben 12 Mrd. Dollar. 

Wirkliche Fortschritte bei der Rettung von Celsius sind weiterhin nicht zu erkennen. Das Unternehmen veröffentlichte zuletzt am vergangenen Sonntag einen Blogeintrag, in dem es bekräftigte, dass das Ziel weiterhin sei, “unsere Liquidität und unser operatives Geschäft zu stabilisieren”. Dieser Prozess benötige jedoch Zeit. Man sei mit den Behörden im Dialog, heißt es weiter. Nicht mehr im Dialog scheint man jedoch mit den eigenen Kundinnen und Kunden sein zu wollen, zumindest nicht übermäßig: Jedenfalls wurde ebenfalls angekündigt, dass Twitter Spaces und “Ask me Anything”-Sessions (AMAs) ausgesetzt würden.

Der zuletzt stark unter Druck geratene Token von Celsius (CEL) schoss seit vergangenem Freitag dagegen um rund 75 Prozent nach oben. Richtig gelesen, nach oben. Hintergrund dürfte hier ein “Short Squeeze” gewesen sein, der von CEL-Anlegerinnen und -Anlegern koordiniert herbeigeführt wurde – oder zumindest der Versuch dazu. Zu einem “Short Squeeze” kommt es, vereinfacht gesagt, wenn ein Asset, auf dessen Kursverfall bestimmte Anleger gesetzt haben, stark in Preis steigt – sodass diese Anleger das Asset ebenfalls kaufen müssen, um ihre Wetten auf einen Kursverfall auflösen zu können.

“Contagion”? Weitere Lending-Plattformen setzen Auszahlungen aus

Ein Wort macht gerade die Runde in der Krypto-Szene – als Schreckgespenst: “Contagion”, also Ansteckung. Gemeint ist: Ein Szenario, in dem der Fall eines großen Krypto-Akteurs auf viele andere übergreift und diese mitreißt. Eine solche Situation gab es in der traditionellen Finanzbranche 2008 rund um die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers. Damals führte dies zu einer Finanzkrise und staatlichen Bankenrettungen (und im weitesten Sinne kann auch die Entstehung von Bitcoin damit in Zusammenhang gebracht werden).

Von staatlichen Bail-outs ist die Krypto-Branche weit entfernt, aber die Furcht vor einem “Ansteckungsszenario” kam schon mit dem Terra/Luna-Kollaps auf. Dann gerieten mit Celsius und dem Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC) zwei große Namen in eine finanzielle Schieflage.

Und diese Woche folgen nun weitere: Die Krypto-Derivatenbörse CoinFLEX setzte ebenfalls Auszahlungen aus. Als Grund wurden Probleme mit einer Gegenpartei, also einem anderen Unternehmen, mit dem CoinFLEX Geschäfte macht, angeführt. Es handle sich aber nicht um 3AC oder eines der Lending-Unternehmen, hieß es in einer Stellungnahme.

Zuvor hatte bereits die Lending-Plattform Babel ebenfalls Auszahlungen ausgesetzt. Das Unternehmen mit Sitz in Hongkong führte “ungewöhnlichen Liquiditätsdruck” als Grund für den Schritt an und verwies dazu auf die Marktvolatilität sowie auf die Probleme mancher Branchenakteure. 

Der Kryptobroker Voyager Digital wiederum senkte seine täglichen Auszahlungslimits diese Woche deutlich von 25.000 auf 10.000 US-Dollar. Das Unternehmen gab außerdem bekannt, dass Forderungen in der Höhe von rund 600 Mio. US-Dollar beim (möglicherweise zahlungsunfähigen) Hedgefonds 3AC offen seien.

FTX-Gründer Bankman-Fried stützt zwei Kryptofirmen mit rund 750 Mio. Dollar

Apropos Voyager Digital. Staatliche Bail-outs für Krypto-Akteure sind, wie schon ein paar Absätze weiter oben festgestellt, definitiv kein Thema. Was aber nicht heißt, dass es keine Bail-outs braucht. Sie müssen eben von privaten Investoren kommen – und einer, der hier tatsächlich mit größeren Summen aktiv wurde, ist Sam Bankman-Fried, auch bekannt als SBF. Er ist der Gründer der Kryptobörse FTX, aber auch der Tradingfirma Alameda Research.

Über Alameda vergab Bankman-Fried nun einen rund 500 Mio. Dollar schweren Kredit an Voyager – 200 Mio. davon in Cash sowie in USDC-Stablecoins, den Rest in Bitcoin. Und auch FTX selbst wurde aktiv – und griff dem Lending-Unternehmen BlockFi mit einem Kredit in der Höhe von 250 Mio. Dollar unter die Arme. Bei der Gelegenheit kündigte Bankman-Fried auch gleich eine Partnerschaft zwischen FTX und BlockFi an, im Zuge derer neue Produkte entwickelt werden sollen.

Der Kontext: FTX hatte 2021 zwei und Anfang 2022 noch eine weitere Mega-Investment-Runde abgeschlossen. Insgesamt wurden dabei fast 2 Mrd. Dollar aufgenommen. Auch wenn einiges davon für aufsehenerregende Sponsorings im Sportbereich ausgegeben wurde, dürfte noch genug übrig sein.

Und FTX hat natürlich ein starkes Interesse an einer Stabilisierung der Situation. In den vergangenen beiden Jahren haben viele Neulinge begonnen, in Krypto-Assets zu investieren – und sitzen in vielen Fällen derzeit wohl auf Verlusten. Auch ohne dass Lending-Unternehmen der Reihe nach kollabieren, ist eine solche Situation klarerweise ungünstig. Käme es dazu, würden die Kundinnen und Kunden dieser Plattformen ihre dort geparkten Gelder höchstwahrscheinlich vollständig verlieren.

Angesichts der Kursentwicklung der vergangenen Monate werden sich ohnehin schon genug Menschen dauerhaft von Krypto-Assets abwenden. Verschlimmert sich die Situation, würde sich dies wohl noch zuspitzen – schon alleine deswegen wird Bankman-Fried diese Investments als sinnvoll angelegtes Geld sehen. “Mein Gefühl ist, dass wir eine Verantwortung haben, ernsthaft einzugreifen, selbst wenn wir damit Verluste machen – um die Ansteckungsgefahr einzudämmen”, sagte Bankman-Fried in einem Interview.

Auch in der Geschichte von TradFi, also der herkömmlichen Finanzbranche, kam es immer wieder zu ähnlichen Aktionen: Das prominenteste Beispiel ist wohl J.P. Morgan und die Panik an der Wall Street von 1907 – der Banker steckte damals eigenes Geld ins angeschlagene Bankensystem und organisierte weitere umfassende Finanzspritzen von anderen Größen der Branche. 


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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

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Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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