10.03.2017

Corporates profitieren vom Influencer Marketing, welche Möglichkeiten haben Startups?

Es ist derzeit eines der größeren Themen im Online Marketing - das sogenannte “Influencer Marketing”. Kooperationen mit Influencern können sich sowohl für Startups als auch große Corporates bezahlt machen. Der Brutkasten hat Gregor Sideris, Influencer und Betreiber des “The Vienna Blog”, zum Gespräch getroffen.
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Gregor Sideris erzählt über sein Dasein als Influencer und den Status Quo in Österreich. gustavofrazao - fotolia.com

Blogger und Menschen mit vielen Followern in den Social Medias, zum Beispiel auf Instagram oder YouTube, gehen temporäre Kooperation mit Unternehmen ein. Dieser Zugang kann sich für Corporates genauso wie für Startups durchaus bezahlt machen was Brand Awareness und vor allem eine “authentische” Online bzw. Social Media Kampagne abseits der eigenen Channels angeht.

Gregor, du zählst wahrscheinlich zu den reichweitenstärksten Instagrammern Österreichs. Du hast einen Tech Background und in diesem Bereich schon längere Zeit eine treue Gefolgschaft bei Twitter und LinkedIn. Auf welche Bereiche hast du dich als Influencer überdies spezialisiert?

Gregor Sideris: Es macht mir unheimlich viel Spaß Leute zu inspirieren. Als Influencer versuche ich die Eindrücke und die magischen Momente meiner vielen Reisen einzufangen und mit meiner Community zu teilen. Wichtig ist mir immer, Tipps und Tricks weiterzugeben, die ich im Laufe meiner Tätigkeit als Influencer gewonnen habe – meistens über Fotografie und Soziale Medien, da das sehr viele Leute interessiert. Solche Blogposts werden auch immer zahlreich geshared, darum geht es ja letztendlich auch. Ein Influencer ist durch seine Community und Reichweite immer auch ein Themen Multiplikator.

Wie sind deine Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Brands und wie läuft das genau ab?

Eigentlich sehr gut. Ich bereite mich auf jeden Termin mit den Unternehmen vor, indem ich mich intensiv mit der Marke und deren Kanälen beschäftige. Der Kunde möchte bei solchen Terminen sehr schnell meine genauen Tätigkeiten, Referenzen und meine Zielgruppe verstehen. Jedes Engagement mit einer Brand sehe ich als Projekt inklusive Zieldefinition, Planung und Durchführung. Eine genaue Analyse mit Feedback-Schleifen ist mir wichtig. Ich bevorzuge in jedem Fall eine langfristige Zusammenarbeit. Solche Kooperationen sind mir persönlich am liebsten, auch um authentisch bei der Community zu sein und zu bleiben. Jedes Monat eine neue Smartphone Marke zu featuren irritiert doch jede Community und man verliert dann als Influencer schnell an Glaubwürdigkeit.

Vor allem Startups brauchen Aufmerksamkeit, kann eine Influencer Kampagne diesbezüglich die richtige Strategie sein? Und wie steht es mit dem ROI einer solchen Kampagne?

Es kommt sicherlich auf das Tätigkeitsfeld an. In vielen Branchen kann das aber sehr gut funktionieren. Ich denke hier an Fashion, Food, Travel oder Tech – also eher klassische Lifestyle Themen. Hier werden viele Kaufentscheidungen ja mittlerweile digital getätigt. In anderen Sparten muss man sicherlich ganz genau diesen einen Influencer finden, der die jeweilige Zielgruppe ansprechen und bedienen kann. Ein Engagement mit Influencern ist in jedem Fall langfristig zu betrachten. Einen ROI schon nach wenigen Monaten zu erwarten, ist eher unrealistisch. Gerade bei sehr neuen Brands braucht es schon einen gewissen Zeitraum, um die Markenbekanntheit für Unternehmen und Produkt signifikant zu steigern und eine nachhaltige Brand Awareness zu generieren.

Redaktionstipps

Können Influencer ein Startup tatsächlich vorwärts bringen, um ihre Ziele zu erreichen? Worin würde der Mehrwert liegen für ein Startup?

Es gilt auch hier gemeinsam Ziele zu definieren. Die Steigerung der Markenbekanntheit, der Awareness des Produktes respektive der Dienstleistung sind sicherlich primäre Ziele eines jeden Startups, aber eben schwer kurzfristig zu messen. Plus natürlich die Sichtbarmachung und die Stärkung der Social Media Kanäle des Startups, um dadurch mehr Follower und Fans bei Instagram, Facebook, LinkedIn oder Twitter zu generieren. Durch diesen Boost an neuen Fans und Followern erhöht sich die Sichtbarkeit sowie die eigene Reichweite der Startups in den sozialen Medien.   

Du arbeitest ja vor allem mit großen Brands zusammen, welche Erwartungshaltung haben die Verantwortlichen der Corporates bezüglich einer “Influencer Kampagne”?

Solide Vorbereitung, intensive Beschäftigung mit dem Thema und das Verstehen sowie die Identifikation mit der jeweiligen Marke. Wichtig sind Corporates klassische Eigenschaften wie Verlässlichkeit, Engagement und natürlich das Erreichen der gemeinsam gesteckten und definierten Ziele. Das ist ja bei Startups ganz und gar nicht anders (lacht).

+++Mehr Follower auf Instagram – so gehts+++

Wie viel Aufwand steckt hinter einer solchen Kampagne für dich als Influencer?

Viel mehr, als man üblicherweise annehmen möchte. Ein aufwendiger Blog-Beitrag kann schon mehrere Tage Arbeit benötigen. Dann noch ein paar Stunden täglicher Aufwand mit den verschiedenen Social Media Channels. Neben einem Full Time Job, wie in meinem Fall, bleibt da tatsächlich nicht mehr viel an Freizeit übrig. Der Spaß und die Freude an der Sache müssen für mich in jedem Fall immer im Vordergrund stehen.

Welchen österreichischen Startups folgst du in den Social Medias, was machen sie richtig, was machen sie deiner Einschätzung nach falsch? Ist hier noch “Luft nach Oben”?

Über unsere Startup Szene informieren ich mich selbstverständlich über eure Plattform (grinst). Aber Spaß beiseite, innovative Startups speziell im Bereich Apps, Kommunikation, Tech und Travel sind natürlich im Fokus meines Interesses. Namen möchte ich hier aber eher nicht nennen. Ich denke, da wird auch in Österreich schon sehr professionell gearbeitet. Luft nach oben ist natürlich immer. Oftmals fehlt eine klar erkennbare Content-Strategie, gerade bei Instagram wird zu häufig einfach darauf los gepostet, anstatt die Posts zu kuratieren, sich etwas zu überlegen, sowie eine einheitliche Linie des jeweiligen Channels zu definieren. Besser geht es immer, unsere Startups sind aber auch in diesem Bereich auf einem sehr guten Weg wie ich finde!

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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