20.05.2016

Corporate Innovation: Können Startups die Lösung für Konzerne sein?

Immer mehr Unternehmen setzen in der Digitalisierung auf kreative Ideen von außen. Konzern-initiierte Akzeleratoren oder Inkubator-Programme schießen aus dem Boden. Viele setzen auch auf Innovation von innen. Vorsicht ist jedoch angesagt: Festgefahrene Strukturen in alteingesessenen Unternehmen sind schwer aufzubrechen, innovative Ideen wachsen aber bei flachen Hierarchien und flexiblen Zugängen schneller.
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(c) fotolia-.shock: Kreative Startups innerhalb eines Konzerns haben es oft nicht leicht.

Jene Unternehmen, die erkannt haben, dass die Zukunft digital sein wird, brauchen oftmals Hilfe. Dass man darauf auch ein Business Model bauen kann, hat der Risikokapitalgeber Speedinvest erkannt – und selbst ein Startup gestartet. “Das Speedstartstudio, indem neben Speedinvest auch andere Investoren aus dem Corporate-Bereich investiert sind, dient uns als Company Builder für Unternehmen, die Innovationsthemen lösen wollen”, erklärt Marie-Hélène Ametsreiter im Gespräch mit dem Brutkasten.

Speedstartstudio

Speedinvest hat das große Problem von Konzernen damit erkannt, denn Ametsreiter weiß, dass Innovationsthemen innerhalb einer starren Struktur oft nicht umgesetzt werden können. “Oft wissen Corporates sehr genau, was sie tun müssten- aber im eigenen Korsett schaffen sie es nicht, diese Themen umzusetzen und zu adressieren”. Hier setzt das Speedstartstudio an, wo rund 30 Entrepreneure kreativ werden und Auftragsprodukte oder Services für Unternehmen entwickeln können.

Flexibilität

Als Joint-Venture gegründet, sollen die Ideen oder Startups möglichst unabhänig umgesetzt werden. “Je regulierter ein Corporate ist, desto wichtiger ist es, dass das Startup frei und flexibel agieren kann.” Damit möglichst wenige Hürden zu überwinden sind, ist der Corporate-Partner Minderheitsanteilseigner in Gemeinschaftsprojekten mit dem Speedstartstudio. “Ausschreibungsverfahren, Bilanzierungsvorschriften, kollektivvertragliche Vereinbarungen und andere Hindernisse führen dazu, dass das Unternehmen niemals in der Lage wäre, MVPs (Minimal Viable Products, Anm.) rasch zu entwickeln und auf den Markt zu bringen – ganz im Gegensatz zum Speedstartstudio.” Hinzu kommt, dass man es sich oft auch als bereits aufgebaute Marke nicht erlauben kann, halb fertige Produkte zu lancieren, um auszutesten, wie potentielle Kunden darauf reagieren.

Ametsreiter hat verschiedene Erfahrungen gemacht: “Es gibt Unternehmen, bei denen funktioniert Innovation nicht von innen heraus, weil man sich selber im Weg steht. Aber es gibt auch immer Ausnahmen, wo eine innovationsfreudige Risikokultur seit vielen Jahren bereits gepflegt wird.”

Keine Vergangenheit

Eine Lösung, wie man Startups auslagern, aber dennoch an sich binden kann, hat A1 für sich gefunden. Am A1 Startup Campus in der Treustraße im zwanzigsten Bezirk sind vor über einem Jahr Startups eingezogen, die von Infrastruktur, Know-How und Netzwerk des Telekommunikationskonzern profitieren sollen. Während es das Inkubator-Programm von A1 bereits seit rund drei Jahren gibt, wurde der Campus erst vor einem Jahr geöffnet. Räumlich sind die Jungunternehmen von der Konzernzentrale in der Leopoldstadt recht weit getrennt.

„Beide Seiten profitieren voneinander: Das Startup kann auf Expertise und Netzwerke zugreifen, während das Unternehmen einen direkten Zugang zu Innovationen hat”, meitn A1-Technikvorstand Markus Grausam. Dass es junge Unternehmen leichter haben, innovativ zu sein, liegt für Grausam auf der Hand: “Startups haben auch keine Vergangenheit”. Konzerne könnten sich überdies durchaus etwas von den flexiblen Gebilden abschauen.

Innovation von innen

Herkömmliche Banken haben aufgrund der Vielzahl an FinTechs, die in den letzten Jahren aus dem Boden geschossen sind, sowie ihrer digitalen Lösungsansätze, mitunter größte Herausforderungen zu meistern. Vor rund drei Jahren startete die Erste den “Erste Hub” und einen breit gefächerten Change- und Innovationsprozess innerhalb des Konzerns. „Wir wollten die Innovation von innen heraus entstehen lassen, da wir damit unsere Firmenkultur am besten verändern können“, meinte Erste Group-Vorstandsmitglied Peter Bosek bereits vor wenigen Monaten.

„In den letzten Jahren hat sich das Umfeld, in dem wir tätig sind, dramatisch gewandelt. Heute konkurrieren wir nicht nur mit anderen Banken, sondern auch mit cleveren, reaktionsschnellen FinTech-Unternehmen, die weltweit aus dem Boden schießen und uns einen Teil unseres Geschäfts abjagen wollen“, so Bosek. Im Erste Hub findet man etwa “BeeOne”, eine Tochtergesellschaft der Erste Group, die sich auf die Entwicklung von Lösungen und Innovationen im digitalen Bereich. Hier arbeiten Banken und Nicht-Banker zusammen, die sowohl aus der Wirtschaft, als auch dem Technologie-Bereich kommen.

“Heute konkurrieren wir nicht nur mit anderen Banken, sondern auch mit cleveren, reaktionsschnellen FinTech-Unternehmen, die weltweit aus dem Boden schießen und uns einen Teil unseres Geschäfts abjagen wollen“, so Peter Bosek, Erste Group.

Im Banken-Business schlägt die Digitalisierung voll zu. Kunden möchten ihre Geschäfte von überall und jederzeit erledigen. Digitales Banking ist längst kein Fremdwort mehr. “Mit dem Erste Hub können wir die bis zur Marktreife eines neuen Produkts erforderliche Zeit – traditionell eine der größten Herausforderungen für große Banken – erheblich verkürzen“, so Bosek.

KMUs tun sich schwer

Die Digitalisierung bietet Unternehmen viele Möglichkeiten von denen vor allem Klein- und Mittelständische Unternehmen (KMU) profitieren könnten. Allerdings kommen Studien zum Schluss, dass gerade der Mittelstand mit der Industrie 4.0 wenig anfangen kann. Durch fehlende Investitionen, bleiben Chancen ungenutzt.

Das Speedstartstudio hat durch seinen Sitz in Vorarlberg eine natürliche Nähe zu den dort ansäßigen KMUs, die auch eine logische Zielgruppe für das Speedstartstudio darstellen. Doch mit dem neuartigen Geschäftsmodell vom Studio tut sich der eher konservative Mittelstand schwer. Ein Modell bei dem Risikokapital eingesetzt wird, um neue oder verbesserte Geschäftsprozesse zu entwickeln, ist ungewohnt. “Es ist tatsächlich so, dass wir uns in der Akquise bei den KMUs schwer getan haben”, erklärt die Speedinvest-Partnerin. “Die Risikobereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen, war nicht groß genug.” Allerdings: Die Digitalisierung wird auch die KMUs vor neue Herausforderungen stellen. Um Chancen und Möglichkeiten zu nutzen, sollte man nicht die Augen davor verschließen. Innovation ist notwendig, um ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufzubauen- davon ist Ametsreiter überzeugt.

 

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Die Kurstafel:

​⚠️ Das Bitcoin-Halving steht unmittelbar bevor

Es steht jetzt endgültig bevor: das vierte Bitcoin-Halving wird in der Nacht auf Samstag über die Bühne gehen. Beim Halving wird die Belohnung, die Miner erhalten, um neue Blöcke zu Bitcoin-Blockchain hinzufügen, halbiert. Die Folge: Es kommen weniger neue Bitcoins in den Umlauf als es ohne Halving der Fall wäre. Diesmal sinkt diese “Ausschüttung” von 6,25 Bitcoin auf 3,125 Bitcoin.

Wer gut im Kopfrechnen ist, kann es sich schon herleiten: Nachdem es das vierte Halving ist, ist die Belohnung zunächst von 50 auf 25 (im Jahr 2012), dann von 25 auf 12,5 (im Jahr 2016) und zuletzt 2020 von 12,5 auf 6,25 gesunken. Das Halving ist dabei aber nicht über einen Zeitraum definiert, allerdings dennoch klar vorherbestimmt: Es findet alle 210.000 Blöcke statt - was in der Praxis aktuell (bei einer Blockzeit von zehn Minuten)  auf etwa vier Jahre hinausläuft.

Das Halving spielt eine extrem wichtige Rolle für die Geldpolitik von Bitcoin. Denn dass die Menge aller jemals bestehender Bitcoin begrenzt ist, ist eines der zentralen Merkmale von Bitcoin. Und geht Hand in Hand mit einer deterministischen Geldpolitik. Es entscheidet keine Zentralbank nach eigenem Ermessen, wie viele Bitcoin in Umlauf kommen. Sondern es ist im Code vorgegeben. 

Und weil neue Bitcoin eben als “Block-Subvention” für Miner entstehen, hängt die Anzahl der im Umlauf befindlichen Coins klarerweise direkt davon ab, wie viele Bitcoin diese “Belohnung” ausmacht. Mit dem Halving ist sichergestellt, dass die Anzahl der neu entstehenden Coins langfristig sinkt. Wichtig dabei: Es sinkt nicht die Gesamtzahl der Bitcoin - es kommen weiterhin neue dazu, nur eben nicht mehr so viele wie vorher.

​📈 Warum das Halving den Bitcoin-Kurs antreiben könnte…

Soweit einmal die Auswirkungen des Halvings auf die in Umlauf kommenden Bitcoin. Für viele, die am Markt aktiv sind, ist aber ein anderer Aspekt interessanter: Wie wirkt sich das Halving auf den Bitcoin-Kurs aus? 

Und auch hier gibt es Theorien, die in Crypto Weekly auch immer wieder diskutiert worden sind. Eine der populärsten Annahmen: Auf das Halving folgt ein Bullenmarkt mit steigenden Kursen. 

Bei den vergangenen drei Halvings war dies - mit einigen Monaten Verzögerung - auch tatsächlich der Fall. Drei Fälle sind aber statistisch nicht viel und die zeitliche Verzögerung macht es noch einmal schwieriger, Kausalitäten herzuleiten. Zumal Bitcoin sich im Jahr 2024 unter völlig anderen Rahmenbedingungen bewegt als in den Jahren 2012, 2016 und 2020.

Anstatt uns von der Vergangenheit leiten zu lassen, werfen wir doch einen Blick auf die Logik hinter der Annahme. Die lautet im Wesentlichen: Wenn weniger Bitcoin in Umlauf kommen, werden sie wertvoller. 

🤔 …und warum vielleicht auch nicht

Aber diese Begründung hat gewisse Probleme: Einerseits sinkt ja das Bitcoin-Angebot nicht, sondern es kommen weiterhin neue dazu. Andererseits ist es beim Bitcoin-Kurs so wie bei jedem anderen Asset: Er wird nicht monokausal vom Angebot bestimmt - ebenso entscheidend ist auch die Nachfrage. Und die hängt von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren ab - die mitunter sogar völlig außerhalb des Kryptomarkts angesiedelt sind. Etwa, wenn makroökonomische oder geopolitische Entwicklungen die Nachfrage nach sämtlichen “Risk Assets” dämpfen. 

Dazu kommt: Dass das Halving kommt, ist bekannt. Wahrscheinlich gibt es nur sehr wenige Ereignisse in der Finanzwelt, deren Eintreten mit dermaßen geringer Unsicherheit vorhergesagt werden kann. Und kursrelevante Ereignisse, die bereits bekannt sind, sind im Normalfall bereits im Kurs widergespiegelt. 

Natürlich kann man trefflich darüber diskutieren, ob der Kryptomarkt einen effizienten Markt darstellt. Aber grundsätzlich ist die geschilderte Annahme plausibel: Wer ein iPhone verkauft, von dem man sicher weiß, dass es in drei Monaten kaputt geht, wird dafür einen geringeren Preis erzielen als wenn dies nicht der Fall ist. Der Käufer weiß, dass das passieren wird - und preist es dementsprechend ein. Analog dazu läuft es an den Finanzmärkten. 

Heißt das nun also, dass das Halving keine Auswirkungen auf den Bitcoin-Kurs haben wird? So einfach ist es dann auch wieder nicht. Wie schon in Crypto Weekly #124 geschildert, kann das Halving bis zu einem gewissen Grad auch zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden: Wenn alle auf einen Kursanstieg setzen, kommt er dann tatsächlich - zumindest vorübergehend. Der Kurs wird in einem solchen Fall also nicht vom Halving selbst getrieben, sondern von der Wahrnehmung des Halvings durch die Trader:innen. 

Entscheidend dabei ist aber: Die kurzfristige Kursreaktion auf das Halving ist jedenfalls spekulativ getrieben. Und spekulativ getriebene Marktbewegungen können schnell in die eine wie auch in die andere Richtung gehen. Wie sich das Bitcoin-Halving kurzfristig auf den Kurs auswirken wird, werden wir morgen wissen. Zuverlässig voraussagen, lässt es sich jedenfalls nicht.


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