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Vergangenen Mittwoch stellte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den sogenannten „Green Deal Industrial Plan“ vor. Dieser versteht sich als Antwort auf den 370 Milliarden US-Dollar schweren US-amerikanischen „Inflation Reduction Act“ und soll Europas Wirtschaftsstandort gegenüber den USA sowie China stärken. Der Plan der EU-Kommission sieht unter anderem vor, rechtliche Hürden für die Einführung von neuen Technologien zu beseitigen. Zudem möchte die EU-Kommission mehr staatliche Subventionen für erneuerbare Technologien zulassen. Herzstück bildet hier der Net-Zero Industry Act, der die Produktion von Windrädern, Solaranlagen, aber auch die Batterieproduktion zurück nach Europa holen soll.
Welchen Chancen der „Green Deal Industrial Plan“ für die europäische Gründerlandschaft hat und was die großen Trends in der europäische GreenTech-Landschaft sind, darüber hat uns Charlotte Baumhauer mehr erzählt. Die Investment-Managerin arbeitet für den Berliner VC SquareOne, der über ein Fondsvolumen von 100 Millionen Euro verfügt und in die Bereiche Deeptech und Software investiert. Unter anderem hat SquareOne sich am deutschen Chemie-Startup Carbon One beteiligt, das eine Alternative zu konventionellen Diesel-Treibstoff entwickelt.
Was sind derzeit die großen Trends in der europäischen GreenTech-Branche?
Im Prinzip gibt es drei Säulen, die derzeit wichtig sind. Das umfasst zunächst die Messung und das Sammeln von Daten, wie viel CO2 wir überhaupt emittieren. Bei der zweiten Säule geht es hingegen um die effektive CO2-Reduktion. Hier kommen Technologien wie alternative Treibstoffe oder alternative Nahrungsmittel ins Spiel, die weniger CO2 emittieren. Bei der dritten Säule handelt es sich sich hingegen um CO2-Emissionen, die wir nicht reduzieren können und wo wir CO2-Abscheidung und -Speicherung benötigen. Ich glaube, dass sich in diesen drei Bereichen auch in den nächsten Jahren in Europa sehr viel tun wird.
Inwieweit hat die angespannte Finanzierungslage einen Effekt auf den GreenTech-Sektor in Europa?
Es fließt meiner Meinung nach weiter Geld in den Markt und es finden nach wie vor Finanzierungsrunden statt. Anhand der Krise sieht man, dass zwar Geld vorhanden ist, aber viel selektiver investiert wird. Prinzipiell wird in Teams investiert, die sehr stark sind. Zudem stehen Technologien, die krisenresistent sind und die großen Probleme der Welt lösen, hoch im Kurs. Quick-Commerce und Geschäftsmodelle, die sehr auf Execution ausgelegt sind, tun sich hingegen schwer.
Im GreenTech-Sektor sehe hingegen nach wie vor sehr viele Investments – nicht nur Initial-Investments, sondern auch Series-B- oder Series-C-Finanzierungen. Unsere Portfolio-Firma Carbon One hat beispielsweise vor zwei Wochen mit Maersk eine Runde in Millionenhöhe abgeschlossen. Ich sehe die GreenTech-Branche als krisenresistent. Hier wird auch in Zukunft sehr viel passieren. Zudem werden auch Hardware und DeepTech-Startups viel Geld bekommen.
Wie schätzt du die europäische GreenTech-Landschaft im Vergleich zu den USA und China ein?
In Europa sind wir in der guten Positionen, dass das Thema „Nachhaltigkeit“ im Vergleich zu China oder den USA eine viel höhere Awareness hat. Grüne Parteien gibt es in Europa schon seit Jahren. Zudem hat auch die Generation rund um Greta Thunberg und Luisa Neubauer einen Effekt, da auch viele junge Leute sich für Nachhaltigkeit interessieren und künftig somit auch öfter in diesem Bereich etwas gründen wollen. Die ganze Diskussion, ob es überhaupt eine Klimakrise gibt, findet in Europa eigentlich nicht mehr statt. Wir sind hier eindeutig in einer Vorreiterposition. Zudem sind wir in einer Phase, in der nachhaltige Technologien aus Europa nun in die Skalierung kommen.
Welche Auswirkungen hat der Green Deal Industrial Plan für die europäische GreenTech-Landschaft?
Es ist natürlich schade, dass dieser Plan erst als Reaktion auf den US-amerikanischen Inflation Reduction Act kommt. Ich glaube, dass Europa hier noch viel radikaler und proaktiver werden muss. Das Volumen ist ja zumindest sehr vielversprechend. Zudem wird es nun auch konkrete Umsetzungsmassnahmen brauchen, die aber noch formuliert werden. Weiters muss uns bewusst sein, dass das Geld nicht immer von VCs kommen kann, sondern dafür auch europäische Fördertöpfe bereitgestellt werden müssen. Insbesondere DeepTech ist sehr kapitalintensiv. In den nächsten Jahren wird die Branche Millionen von Jobs ermöglichen. Dafür braucht es aber künftig die nötige Ausbildung und Skills. Auch hier gibt es Chancen für Startups neue Produkte im Bereich der Fortbildung zu entwickeln.
Ist es für VCs wieder leichter geworden, in Startups einzusteigen?
Die letzten Jahre gab es natürlich ein Rennen, wer die höhere Bewertung zahlt. Das hat sich aber gar nicht so stark verändert. Die sehr starken Teams und guten Produkte bekommen nach wie vor viel Aufmerksamkeit. Allerdings sind die Runways für die Startups viel länger geworden. Hier gibt es aktuell ein paar spannende Extensions für VCs, um sich an Finanzierungsrunden zu beteiligen. Der Wettbewerb ist aber nach wie vor auch für VCs gegeben.
Zur Person Charlotte Baumhauer
Charlotte Baumhauer ist in München und Paris aufgewachsen und hat einen Background in Maschinenbau. Nach ihrem Master am Imperial College in London war sie 2,5 Jahre bei McKinsey, wo sie vor allem auf Operations Projekten im Manufacturing und Supply Chain Bereich gearbeitet hat. Seit zwei Jahren arbeitet sie als Investment Managerin bei SquareOne, mit einem starken Fokus auf Climate und GreenTech.