27.08.2019

Bestechung und Morde: Aufdeckerbuch könnte Uber in Bedrängnis bringen

"Super Pumped: The Battle for Uber", ein Aufdeckerbuch des New-York-Times Journalisten Mike Isaac könnte das US-Unternehmen in Schwierigkeiten bringen. Es erscheint am 3. September. In einem Exzerpt im renommierten US-Blatt gibt es einen Vorgeschmack mit Bestechung, vorgetäuschten Sicherheitsmaßnahmen und Morden.
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(c) Shlomit Migay - Investigativ-Journalist Mike Isaac sorgt mit seinem Buch über Uber für Aufregung.

Der US-Fahrtendienst Uber gerät nicht aus den Schlagzeilen. Mike Isaac, ein New York Times Journalist hat für sein Aufdeckerbuch “Super Pumped: The Battle for Uber” mehr als 200 Interviews mit aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern geführt. In einem Exzerpt, das in der US-Zeitung erschienen ist, berichtet der Autor darüber, wie etwa der Fahrtendienst 2014 eine Erhöhung seines Preises um einen US-Dollar als “Safe Rides Fee” titulierte und damit Kunden täuschte.

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Sicherheit der Fahrgäste?

Uber argumentierte damals diese Erhöhung käme der Sicherheit der Fahrgäste zugute. Man müsse Background-Checks der Fahrer machen, den Motor regelmäßig warten, Sicherheitskurse für Lenker anbieten und Safety-Features in der App implementieren.

Geld nie für Security verwendet

Isaac beschreibt, dass laut Ex-Mitarbeitern diese Aktion nur dazu diente, die Profite von Uber zu steigern. Das Unternehmen nahm damit eine halbe Milliarde US-Dollar ein und verwendete, laut dem Autor, das Geld nie dafür, die Sicherheit zu erhöhen. Zu dem Zeitpunkt bestand der angebliche “Sicherheitskurs” aus einem kurzen Video, die App-Features kamen erst Jahre später.

Toxische Bro-Kultur in NY-Office

Weitere Stimmen im Buch berichten von einer toxischen “Bro-Kultur” im New York Office, wo Belästigungsvorwürfe an der Tagesordnung standen. In Indonesien setzte Uber spezielle “Greenlight Hubs” ein, um den Fahrern rasche Inspektionen und andere Services zu ermöglichen. Allerdings sah die Polizei darin Verkehrsbehinderungen und drohte damit, sie zu schließen. Anstatt dass der Fahrtendienst die Hubs verlegte, entschieden Uber Manager, die Polizei zu bestechen. 50.000 Rupien (rund 27 Euro) wanderten unter vorgehaltener Hand jeweils in die Taschen der Polizisten.

US-Justiz involviert

Isaac schreibt weiter, dass diese Handlung gegen den “Foreign Corrupt Practices Act” verstoßen habe. Das US-Justizministerium untersucht laut financial filings sowohl diesen Fall als auch andere Aktivitäten in Malaysia, China und Indien.

Nur mit Mail eine Uber Fahrt buchen

Weitere Passagen des Buches beschreiben illegale Ideen zur Spionage von Konkurrent Lyft, Anstellung der Fahrer ohne genaue Background-Checks und das Mieten einer Fahrt ohne genaue ID-Überprüfung, was sich in Brasilien besonders drastisch auswirkte. Der ehemalige Facebook-Executive Ed Baker sollte eine Uber-Flotte in Südamerika mit schnellem Wachstum aufbauen. Neben lockeren Anstellungspraktiken für Fahrer, konnten Gäste dort allein mit einer Mail oder Telefonnummer (ohne weitere Überprüfung der Identität) eine Fahrt buchen. Dazu kam, dass die meisten Brasilianer öfter Bargeld als Kreditkarten verwenden, sodass ein Uber-Driver am Ende seiner Schicht mit viel Geld unterwegs war. Eine Konstellation, die zu einer Katastrophe führte.

Verbrannte Autos und 16 Morde

Diebe und Taxi-Kartelle schlugen laut Isaacs Quellen zu. Vermeintliche Kunden buchten mit einer gefakten Mail-Adresse Fahrten und raubten die Fahrer aus. Es kam öfter zu Gewalt gegen die Lenker, Autos wurden verbrannt und Menschen ermordet. 2016 erstach etwa ein Teenager-Paar den 52-jährigen Osvaldo Luis Modolo Filho, das unter einem falschen Namen eine Fahrt gebucht hatte.

Der ehemalige CEO des Unternehmens Travis Kalanick zeigte sich, laut Isaac, nicht unberührt von den Vorgängen, war jedoch geblendet von potentiellen Wachstumsmöglichkeiten. Die ID-Verification wurde zwar mit der Zeit verbessert, allerdings erst nachdem sechzehn Uber-Driver in Brasilien ermordet worden waren.

Riesiger Quartalsverlust

Nach einem turbulentem Jahr mit starken Kursverlusten nach dem IPO im Mai, dem bislang höchsten Quartalsverlust von 5,2 Milliarden US-Dollar (der brutkasten berichtete) und der Kündigung von 400 Marketing-Mitarbeitern, kommt mit diesem Buch der nächste Schlag für den Fahrdienstvermittler. Als Reaktion hat Uber, wie TechCrunch berichtet, verlautbaren lassen, dass sie die Sicherheit ihrer Kunden sehr ernst nehmen.

Lex Uber

In Österreich hat Uber aufgrund rechtlicher Rahmenbedingung bereits mehrmals seinen Dienst einstellen müssen. Ein Gerichtsentscheid hat vorgesehen, dass Uber für seinen Taxi-ähnlichen Dienst eine Gewerbeberechtigung braucht.  Das Unternehmen muss sich künftig auf die sogenannte “Lex Uber” einstellen, die eine Anpassung des Gelegenheitsverkehrsgesetzes vorsieht und somit den Fahrtendienst mit Taxi-Diensten gleichstellt. Das Gesetz soll im September 2020 in inkrafttreten.


⇒ Zum NY-Times-Artikel

⇒ Zum Fahrtendienstvermittler

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Sie stellten den neuen Spinoff-Leitfaden im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung vor: Christine Ruckenbauer, Martin Polaschek und Werner Wutscher (v.l.n.r) (c) brutkasten

Ein „Kochrezept“ nennt Werner Wutscher vom Startup-Rat den neuen Leitfaden für Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Gemeinsam mit Bundesminister Martin Polaschek und Spinoff-Gründerin Christine Ruckenbauer stellte er die zehn Empfehlungen vor; die Institutionen sollten selbst entscheiden können, welche Ingredienzien davon für sie relevant seien. Das Ziel ist Teil der FTI-Strategie des Bundesministeriums: Doppelt so viele Spinoff-Gründungen bis 2030. Um das zu erreichen, sollten Unis gründungsfreundlicher werden – der Leitfaden sei hierfür „eine Empfehlung, wie das möglichst gscheit wäre“, so Wutscher.

Ausgründungs-Schablonen

Mit den zehn ausformulierten Empfehlungen plädiert man vor allem für eine Forcierung von Entrepreneurship und klare Gründungprozesse an den Institutionen. Spinnoffs zu fördern, sollte in der Gesamtstrategie der Institutionen verankert sein, dafür sollten auch eigene Anlaufstellen eingerichtet werden. Um die Ausgründung zu beschleunigen, sollte außerdem ein schablonenartiger Ausgründungsprozess definiert werden, vollständig mit Musterverträgen und einem Zeitrahmen. Der Leitfaden enthält konkrete Vorschläge für Rechtsformen sowie für die Beteiligung von den Institutionen an den Spinoffs; Hier werden Lizenzgebühren von zwei bis fünf Prozent der Umsatzerlöse beziehungsweise Unternehmensanteile von fünf bis 20 Prozent vorgeschlagen.

Die Forschungsinstitutionen sollten ihre Spinoffs außerdem bei der Investmentsuche unterstützen. Damit soll auf das europaweite Problem eingegangen werden, dass Scaleups vermehrt aufgrund von fehlender Folgefinanzierungen abwandern. Außerdem sollten die Institutionen selbst Daten erheben, um die Prozesse weiter optimieren zu können. Nicht zuletzt solle auch daran gearbeitet werden, mehr Gründungsfreude zu kommunizieren. Besonders anregen wolle man Bereiche der Geistes- Sozial- und Kulturwissenschaften, auf die man „lange nicht so geschaut hat“, wie Polaschek einräumte.

Mit Spinoff-Leitfaden gegen ernüchterne Lage

Für den Leitfaden haben Stakeholder des Spinoff-Ökosystems seit letztem Jahr gemeinsam mit 80 Vertreter:innen von Hochschulen und außeruniversitäre Forschungsinstitutionen Daten zur Gründungsfreundlichkeit erhoben und ausgewertet. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Während der Ausgründungsprozess im Ausland meistens unter einem halben Jahr dauert, brauche man in Österreich elf Monate.

Grund dafür seien intransparente Ausgründungssysteme und fehlende Unterstützung. Etwa 90 Spinoffs werden pro Jahr in Österreich gegründet, keine beeindruckende Zahl angesichts des akademischen Potenzials. Aus ökonomischen Kreisen vernimmt man immer wieder die Hypothese, man brauche für mehr Gründungsfreude mehr Spitzenuniversitäten – brutkasten berichtete. „Da will ich heftigst widersprechen“, so Wutscher. Die Forschungsleistung sei nicht das Problem, sondern der Transfer von Wissenschaft zu Wirtschaft.

Empfehlung statt Gesetz

Der Leitfaden wurde von keinem eigenen Fördertopf begleitet. Die Umsetzung der Empfehlungen sollte laut Bildungsminister Polaschek von den 16 Milliarden Euro finanziert werden, die den Hochschulen im Zuge der Leistungsvereinbarung für die nächsten drei Jahre zur Verfügung gestellt werden. „Da sind die Universitäten gefordert, darüber nachzudenken, wofür sie dieses Geld einsetzen“, so Polaschek.

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