27.04.2022

Zweites Land führt Bitcoin als Landeswährung ein

Ein kleines, armes Land in Afrika setzt auf Bitcoin. Hier sind die Hintergründe - auch zur Gesamtlage des Geldsystems.
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Niko Jilch. Flagge Zentralafrikanische Republik
© firewings/brutkasten/Montage

Es ist soweit. Mit der Zentralafrikanischen Republik führt nach El Salvador ein zweites Land die Landeswährung Bitcoin ein. Das bestätigte die französische Nachrichtenagentur AFP heute. Die Details des Gesetzes sind zunächst aber noch unklar. AFP spricht abwechselnd von “legal currency” (kann man nutzen) und “legal tender” (muss man nutzen). Es scheint aber bestätigt, dass zumindest Variante 1 umgesetzt wird.

In jedem Fall ein großer Schritt für das Land, das wie auch El Salvador nicht über seine eigene Währung verfügt, sondern mit dem CFA-Franc eine Art Überbleibsel aus der Kolonialzeit nutzt. Wer mehr darüber wissen will, sollte diesen Text von Alex Gladstein lesen.

Mehr Eigenständigkeit durch Bitcoin

Für Länder ohne eigene Währungshoheit ist der Schritt zu Bitcoin leichter. Mit einer eigenen Zentralbank haben Herrscher die Möglichkeit, die Bürger über Inflation schleichend zu enteignen. El Salvador und die Zentralafrikanische Republik haben diese Möglichkeit nicht. Die Adoption von Bitcoin bietet ihnen also die Option, mehr Eigenständigkeit zu erlangen. Die ZAR hat erst im Jahr 1960 ihre Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich erhalten.

Anders als beim breit kommunizierten Vorstoß von El Salvador ist im Falle der Zentralafrikanischen Republik nicht bekannt, ob das Land eigene Bitcoin-Reserven anlegen will oder Bürgern den Einstieg durch eine staatliche Wallet “erleichtern” will.

Herausforderungen des Landes

Die ZAR ist ein extrem armes Land, eines der zehn ärmsten weltweit – und das, obwohl die Republik in der Mitte des afrikanischen Kontinents über große Vorkommen an Rohstoffen und Flächen für den Anbau von Getreide verfügt. Zur Armut kommen Gewalt, politische Instabilität und Menschenrechtsverletzungen. Die Berichte der internationalen Organisationen über das Land zeichnen ein hartes, erbarmungsloses Bild. Die ZAR ist noch um einiges ärmer, korrupter und gefährlicher als El Salvador.

Der internationale Impact der Entscheidung für Bitcoin sollte deshalb sehr überschaubar sein. Es wird aber sicherlich Statements des IWF geben, der sich um die “Finanzmarktstabilität” in Zentralafrika sorgt.

Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen des Westens haben auf die Situation an den Märkten und im Geldsystem sicher einen größeren Einfluss. Worum es geht und was in den kommenden Monaten zu erwarten ist, habe ich am vergangenen Sonntag bei den Podcast-Kollegen von “Bitcoin verstehen” erklärt. Hier geht es zum Video.

Und in meinem Podcast war der US-amerikanische Experte Luke Gromen zu Gast. Er ist einer der interessantesten Beobachter der Märkte und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Frage, wann der US-Dollar als Leitwährung abgelöst wird. Seine Sicht der Dinge ist wirklich einzigartig und aufschlussreich. Unbedingt reinschauen!

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Grow geht in die vierte Runde: am Bild Jakob Detering und Harald Breit
Jakob Detering und Harald Breit | (c) Impact Hub/Zeman Photography / Deloitte/feelimage

Bereits zum vierten Mal unterstützt das Beratungsunternehmen Deloitte gemeinsam mit dem Impact Hub heimische Startups mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit bei der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsideen.

Nach einer Bewerbungsphase stehen die sechs Finalist:innen von „Grow“ nun fest. Sie starten jetzt in einen halbjährigen Inkubationsprozess. Auf die besten zwei Jungunternehmen warten im Juni 2025 insgesamt EUR 15.000,- Preisgeld sowie 100 Pro-Bono-Beratungsstunden von Deloitte.

Grow: Das sind die Finalist:innen

“Im Rahmen von Grow fördern wir schon seit Jahren Jungunternehmer:innen mit nachhaltigen und sozialen Geschäftsideen. Wir waren stets begeistert vom Pionier- und Innovationsgeist der jungen Menschen. Auch heuer sind zahlreiche vielversprechende Ideen dabei. Wir freuen uns, die sechs ausgewählten Teams in den kommenden Monaten zu begleiten”, erklärt Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich.

Sonnig

Zu den diesjährigen Finalist:innen zählt das Startup SonnigDie App ermöglicht es Unternehmen, ihren Mitarbeitenden erneuerbare Energie, als Corporate-Benefit zur Verfügung zu stellen. Damit soll auf beiden Seiten Kosten gespart und gleichzeitig die Energiewende vorangetrieben werden.

Les Ensembles

Das KI-Startup Les Ensembles fokussiert auf den nachhaltigen Gebrauch von Kleidung. Die KI-App erstellt ihren Nutzer:innen individualisierte Outfit-Vorschläge und verhindert so, dass bereits gekaufte Kleidung aus dem eigenen Schrank frühzeitig im Müll landet. Zudem verbindet sie Anwender:innen mit umweltfreundlichen Marken und Secondhand-Labels.

STURC

Das Startup STURC stellt Holzplatten aus Kaffeeabfällen her. Die ressourcenschonende und nachhaltige MDF-Alternative(Anm.: mitteldichte Holzfaserplatte) ermöglicht es Holzplatten-Produzenten, Möbel-Giganten und Instantkaffee-Herstellern Kosten zu sparen und die Kreislaufwirtschaft zu fördern. 

CELLOgics

CELLogics möchte mit „TranSphere“ künftig eine kosteneffiziente, nachhaltige und verschlankte Lösung für den weltweiten Versand von Zellproben anbieten. Voluminöse Verpackungen, die gekühlt werden müssen, sollen damit abgelöst werden. 

Social Cooling

Ebenfalls im „Grow“-Finale steht das Jungunternehmen Social Cooling, das mit „TerraBreeze“ eine umweltfreundliche „Plug-and-Play“-Klimaanlage erschaffen hat, die 40 Prozent weniger Strom verbraucht als herkömmliche Geräte. Ihre Zielgruppe sind vor allem Büros und öffentliche Räume. 

Smiling Food

Das Startup Smiling Food arbeitet an der Marktreife des ersten Baukastensystems für Zuckeralternativen. Mithilfe von Datenwissenschaft, Prozessinnovation und Anwendungstechnologie sei es gelungen, die Eigenschaften von Zucker 1:1 nachzubauen.

So geht es jetzt weiter

Auf die sechs Startups warten nun arbeitsintensive Wochen, in denen die Businesspläne weiterentwickelt und geschäftstauglich gemacht werden sollen. “Wir freuen uns sehr darauf, den Jungunternehmer:innen in dieser wichtigen Zeit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Wir sind überzeugt, dass ihre Ideen künftig eine wichtige Basis für eine grünere Zukunft sein werden”, so Jakob Detering, Geschäftsführer des Impact Hub Vienna.
 
Nach dem Acceleration-Programm pitchen die Finalist:innen ihre Konzepte vor einer externen Jury, die am Ende die beiden Gewinner-Teams kürt.
 

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