05.09.2023

Zone14: Wiener Fußball-Startup launcht umfassenden KI-Algorithmus für Videoanalyse

Fußball ist ein Sport, der eine riesige Datenflut produziert. Im Training und am Feld. Da reichen heutzutage handschriftliche Erkenntnisse nicht mehr aus bzw. verschlingen sie zu viel an Zeit und Kosten. Das Wiener Startup zone14 hat daher eine Lösung entwickelt.
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zone14, Fußball-Analyse
(c) zone14 - Tobias Gahleitner, Lukas Grömer und Simon Schmiderer (v.l.n.r.) von zone14.

Künstliche Intelligenz ist spätestens seit ChatGPT in aller Munde. Auch im Sport gewinnt KI immer stärker an Bedeutung. Das Wiener Startup zone14 (der brutkasten berichtete) hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Technologie zu nutzen, um die Arbeit von Fußballtrainer:innen zu erleichtern. Und launcht jetzt einen neuen Tracking-Algorithmus.

Zone14: Zeitersparnis bei der Analyse

Bereits 2021 wurde in einem ersten Schritt ein eigenes KI-Kamerasystem auf den Markt gebracht. Mit der Hilfe von “zone14 Replay” sollten sich Trainer:innen wertvolle Zeit sparen, denn die Aufzeichnung der Spiele wird hierbei gänzlich durch eine KI übernommen und Analysen, die früher sechs bis acht Stunden dauerten, seien in unter 30 Minuten erledigt.

“Zone14 Stats” indes sei nun der nächste Schritt, um die Tools der Profis für alle zugänglich zu machen. Erstmals werden hier gelaufene Kilometer, Anzahl von Sprints sowie auch team-taktische Elemente wie wahre Positionen, Abstände zwischen den Linien und mehr auf Knopfdruck direkt aus dem Video ermittelt, heißt es laut Mit-Gründer Simon Schmiderer.

Er weiß, dass Fußballdaten immer noch zum größten Teil per Hand erhoben werden. Ob durch Videoanalysten in Profiklubs oder günstige “Video Annotation Services” in Niedriglohn-Ländern. Selbst GPS-Tracker bräuchten eine Person, die sie verteilt, auswertet und wieder auflädt. Am Schluss bleibe es ein Mensch, der jeden Pass und Schuss in mühsamer Kleinstarbeit markiere.

Dies mag für den Profifußball leistbar sein, aber nicht für die restlichen 99,9 Prozent des Fußballs, so Schmiderer. Deshalb begann er mit zwei Partnern Ende 2019 an der Datenerhebung mittels Computer Vision im Fußball zu tüfteln.

“Bei einem Afterwork-Bier mit einem gemeinsamen Freund der damals im TV arbeitete, kam das Thema Fußball Statistiken auf, und dass der Großteil diese Daten von sogenannten Daten-Scouts per Hand erhoben werden. Für uns war das damals unglaublich, aber auch schnell klar, dass das besser gehen muss”, erläutert Lukas Grömer, Co-CEO und zuständig für Produkt und AI bei zone14.

Neuer Algorithmus

Dank Förderungen der Wirtschaftsagentur Wien und des Austria Wirtschaftsservice wurde infolge und in enger Zusammenarbeit mit Trainer:innen aus allen Spielklassen der neue Spieler-Tracking-Algorithmus entwickelt.

“Wir sind im engen Austausch mit anderen Firmen, die an ähnlichen Tools forschen. Der größte Unterschied ist, dass diese meist auf Videomaterial aus Profiligen mit perfekten Bedingungen basieren und daher bei schlechteren Kamerapositionen, Wetter-, Licht- oder Platzbedingungen nicht mehr funktionieren”, sagt Gahleitner, COO und verantwortlich für Hardware und Operations.

Der neue Algorithmus berge laut Foundern nicht nur zahllose Möglichkeiten für Amateurtrainer:innen, sondern verspreche außerdem eine Kostenersparnis bei der Erhebung sämtlicher Sportdaten. Vor allem in der Trainingsanalyse für Akademien und Profimannschaften schlummere noch viel ungenutztes Potenzial.

“Auf diesem Niveau hast du vier bis fünf Mal die Woche Training und dann am Wochenende ein Spiel, bei dem nie alle zum Einsatz kommen. Irgendwann wird es aber unmöglich, diese schiere Flut an Daten zu erheben und dann auch zu verarbeiten. Da kommen wir ins Spiel”, betont Schmiderer.

Mit zone14 aus den Videos Daten ziehen

Konkret sei es mit der zone14-Software nun möglich, gelaufene Kilometer, Top-Speed oder Anzahl von Sprints ohne zusätzliche Tracker direkt aus den Videos zu berechnen. Zusätzlich ließen sich Rückschlüsse auf taktische Elemente ziehen: Informationen, wie die wahre Formation, Durchschnitts-Positionen sowie Abstände und Lücken zwischen den Spieler:innen.

So geht’s: Das gesamte Spiel (oder die Trainingseinheit) wird aufgezeichnet. Der Trainer muss aktuell noch die einzelnen Spieler mit Namen nennen, danach agiert der Algorithmus selbstständig. Er erkennt Spieler, selbst wenn sie mal “verloren” gehen, und die Struktur des Spiels. Und kann bei allen 22 Spielern am Feld zu jedem Zeitpunkt die Koordinaten ausweisen, Heat Maps erstellen und Geschwindigkeiten messen.

“Wir wollen mit zone14 eine Marke aufbauen, die für innovative und unkomplizierte Video- und Datenanalyse steht. Immerhin opfern Trainer:innen oft Teile ihrer Freizeit, da ist es nur fair, ein Tool in der Hand zu haben, mit dem Analysen ohne viel Mehraufwand möglich sind”, erklärt Schmiderer. “Unser nächstes Ziel ist ganz klar Events wie Tore, Schüsse, Pressingverhalten und Pässe direkt aus den Videos zu erkennen. Das spart allen Beteiligten nochmals Zeit und Analysen können so noch schneller und umfassender erledigt werden.”

Ein Wandel in der Szene

Österreichs Fußballszene galt ja Beobachter:innen lange Zeit als eine, die sich gegen technische Neuerungen wehrt. Von Aussagen, wie Taktik sei überbewertet bis hin zur negativen Assoziation zum Begriff “Laptop-Trainer”, scheint sich Schmiderer nach, die Lage etwas verändert zu haben.

“Es gab tatsächlich eine Veränderung”, sagt der Gründer. “Man merkt über die letzten drei Jahre ein Umdenken; eine neue innovativ denkende Trainergeneration nimmt mehr Fahrt auf. Jene, die früher abgeneigt waren, greifen zwar nicht mehr selber zu den neuen technologischen Möglichkeiten, aber sie sind nicht mehr verpönt. Die Spieler selbst fordern das ja, auch in den unteren Ligen. Aber es gibt noch viel zu tun, vergleicht man den heimischen Fußball mit Sportarten aus den USA.”

Zone14 mit internationalen Partnern

Mittlerweile arbeiten über 50 Vereine aus vier verschiedenen Länder mit den Lösungen von zone14. Zu den Partnern des Startups zählen hierzulande u.a. die Wiener Austria, die Akademien von St. Pölten und von Sturm Graz, sowie der Wiener Sportclub. Das Startup befindet sich zudem noch mit zwei Bundesligisten in Verhandlungen. International kooperiert man mit dem VFB Friedrichshafen, dem Ausbildungsverein des Bundesligisten VFB Stuttgart, sowie einem Team aus Südamerika. Der Launch von “zone14 Stats” startet heute.

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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