13.07.2016

Zizoo: “Am Ende waren es sogar zu viele Investoren”

Mit ihrer Online-Bootsvermittlung ist Anna Banicevic in einer bisher kaum digitalisierten Branche international erfolgreich. Erst vor wenigen Wochen erhielt Zizoo ein Investment im sechsstelligen Bereich. Mit dem Brutkasten sprach die Gründerin über ihre Erfolgsgeschichte, die Investorensuche und das Arbeiten in einem internationalen Team.
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(c) Zizoo-Facebook: Das internationale Team von Zizoo auf Erfolgskurs.

Erst vor Kurzem konnte die Wiener Bootsvermittlungsplattform Zizoo eine Finanzierungsrunde in Millionenhöhe abschließen – der Brutkasten berichtete. Unter anderem beteiligten sich der aws Gründerfonds, der Venture-Arm des Axel Springer Medienhauses und Mairdumont Ventures an dem Startup. Geschäftsführerin Anna Banicevic ist eine der wenigen weiblichen Startup-Gründerinnen, die mittlerweile in fünf Ländern mit einem internationalen Team arbeitet.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Zizoo zu gründen?

Ich habe sieben Jahre für Google im Sales Team gearbeitet und hatte in dieser Zeit viel Kontakt zu Reiseunternehmen wie zum Beispiel booking.com. Dabei ist mir aufgefallen, dass niemand Bootsvermittlung im großen Stil macht. Das Potential der Branche hier ist riesig, aber nur ein extrem kleiner Teil der Boote, die gemietet werden können, sind digitalisiert. Da ich selbst eine Leidenschaft für das Segeln habe, kam ich auf die Idee, eine Plattform zu gründen, die es Urlaubern leicht macht, ein Boot zu mieten und eine tolle Erfahrung auf dem Meer zu haben.

Ihr habt gerade eine Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen. Wie ist die Investorensuche verlaufen?

Es war ein laufender Prozess, in dem es darum ging, Kontakte zu knüpfen, aber vor allem die richtige Leistung zu bringen. Was uns wirklich geholfen hat, war der Axel Springer Plug & Play Accelerator, der uns viele Kontakte zu Investoren und Mentoren gebracht hat. Letztes Jahr haben wir den Techcrunch Wettbewerb gewonnen und sind auf der Phocuswright Inoovation Konferenz als bestes Start-Up ausgezeichnet worden. Beides hat uns sehr geholfen, was die allgemeine Wahrnehmung angeht, und hat außerdem einige wichtige Investoren aus dem Reisebereich auf uns aufmerksam gemacht. Danach war das Interesse immens und wir befanden uns in der großartigen Situation, wählerisch sein zu können. Am Ende waren es sogar zu viele Investoren.

Redaktionstipps

Du bist eine der wenigen weiblichen Startup-Gründerinnen, wie kommt das bei den Investoren an?

Als Frau ein Start-Up zu gründen war eine Herausforderung, der ich mich gestellt habe. Mir ist es sehr wichtig, ein Unternehmen zu führen, in dem ganz verschiedene Menschen arbeiten und das niemanden ausschließt. Auch unsere Investorengruppe setzte sich aus unterschiedlichen Personen zusammen, die durch das Wachstum von Zizoo sehen konnten, dass unsere Idee funktioniert. Zwei der Investoren, die uns sehr wichtige Unterstützung zukommen ließen, waren übrigens Frauen: Frauke Mispagel von Axel Springer Plug & Play und Dagmar Bottenbruch, eine ehemalige Investment-Bankerin.

Ihr seid mittlerweile in den USA, Deutschland, Großbritannien, Kroatien und in Österreich tätig. Wie funktioniert das Arbeiten in einem so internationalen Team?

Das Arbeiten in einem internationalen Team ist eine sehr positive Erfahrung für mich. Vielfalt im Team ist für mich eindeutig ein Plus. Die verschiedenen Hintergründe und Erfahrungen ergänzen sich in der Zusammenarbeit wunderbar.

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Lalamu, Konkurs
(c) Lalamu

Zuerst eine Tonspur, dann das Video eines Gesichts (etwa auch auf einem Foto oder nicht allzu abstrakten Gemälde oder sogar auf einer Statue) aufnehmen – fertig. Die Aufnahmen werden vom Server mittels KI-basiertem Tool verarbeitet. Das Lip Sync-Video kommt nach ein paar Sekunden zurück und kann auf TikTok und Co gepostet werden. Das konnte das Produkt des Wiener Startups Lalamu.

Lalamu: Neben Lip-Sync auch B2B-Angebot

Die B2C-App, die in der Basis-Version kostenlos war und für die es mehrere Packages mit längerer Video-Dauer und ohne Werbung zu kaufen gab, war jedoch nicht der einzige Geschäftszweig. Lalamu wollte auch mit einem B2B-Angebot durchstarten. Konkret wandte man sich an Filmindustrie, Museen und Agenturen, die das AI-Algorithmus-basierte Tool des Startups für ihre Zwecke einsetzen sollten.

Mit diesen Vorhaben konnte man ein Investment ergattern: Das Wiener Unternehmen holte sich insgesamt 245.000 Euro von Investor:innen. Es wurde auch ins Microsoft for Startups-Programm aufgenommen, schaffte es mit der Lalamu Studio App in den Canva App Store mit mehr als 400.000 Usern und entwickelte schlussendlich die unabhängige Web-Platform lipsyncer.ai. Nun aber berichtet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) vom Konkurs des KI-Startups.

Konkurs eröffnet

“Die LaLaMu EntertAInment GmbH kann ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Vom zuständigen Handelsgericht Wien wurde ein Konkursverfahren eröffnet”, heißt es dort.

Das sagt der Founder

Auf Anfrage erklärt Founder Matthias Spitzer, dass es in einer Zeit, in der das Startup Unterstützung gebraucht hätte, etwa für neue Developer, keine gegeben habe. Die Konkurrenz aus den USA (Runway und Sync Labs) hätten dagegen über die letzten Jahre mehrere Millionen US-Dollar an Investment erhalten.

“Das ist ein Genickbruch”, sagt Spitzer. “Da kommst du nicht mehr weiter.” Lalamu habe noch versucht mit Lipsyncer.ai “die Kurve zu kratzen”, habe die Videoqualität verbessert und optimiert, damit sie etwa bei Werbevideo-Vorproduktionen oder Erklärvideos zum Einsatz kommen kann. Doch leider hätten die vielen User:innen bloß den Free Modus-Bereich genutzt, wie der Founder erwähnt.

“Unser Umsatz hat es einfach nicht erlaubt, zu wachsen”, ergänzt Spitzer. “Wir wurden links und rechts überholt. Eigentlich waren wir ja eine Zeit lang im Sektor weltweit bekannt bzw. namhaft und spürten eine klare Bewegung nach vorne. Wir haben uns sehr erhofft mehr gesehen zu werden und eine großzügige Finanzspritze zu erhalten. Aber, was wirklich schade ist, keiner in Österreich hat sich getraut im großen Stil zu investieren.”

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