19.07.2021

Yellowstone Club vs. Alpbach: Im Club der Mächtigen und Reichen!

In seiner aktuellen Kolumne unternimmt Mic Hirschbrich eine nicht ganz so ernst gemeinte Nabelschau und vergleicht den Yellowstone Club in Montana mit dem European Forum Alpbach.
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Mic Hirschbrich
Kolumnist Mic Hirschbrich | (c) Screenshot Youtube https://www.youtube.com/watch?v=kdR3GZNfV3E

Vor einigen Tagen flatterte bei einigen eine Einladung zu einem exklusiven Event in den Bergen herein, zum jährlichen Networking und Gedankenaustausch. Die „Einladung“ war dann doch eine zum Zahlen, üppige 1.000 Euro für zwei Tage plus Hotel. Was tut man nicht alles, um dabei zu sein, beim Netzwerken zwischen Almabtrieb und Luxusressort.

Tom Brady, Jeff Bezos, Bill Gates und Evan Spiegel (Gründer von Snapchat) dürften auch so etwas in der Art erhalten haben, nur für ihrer „Einladung“ zahlten sie 400.000 US-Dollar Einmalgebühr sowie 41.500 US-Dollar dann fürs jährliche Dabeisein. Für Milliardäre ohnehin ein Klacks. Und nur solche werden angesprochen.

Der Yellowstone Club in Montana

Es ist nicht bekannt, wie viele „Superreiche“ dieses Jahr zum Forum Alpbach finden. Dafür weiß man aber, dass der exklusive „Yellowstone Club“ in Montana 864 Mitglieder hat, allesamt unanständig reich und diese sich auf einem Gebiet von 400 Quadratkilometern „drängeln“. Darauf braucht man nun wirklich nicht neidisch zu sein, der ständige Stress, den einen die Konkurrenz unter den Superreichen macht, ist angeblich richtig nervig. „Sie Armer, Sie nächtigen heuer immer noch im 5-Sterne Plus Ressort für 4.000 Euro pro Nacht und haben immer noch keinen Fünftwohnsitz für 15 Millionen US-Dollar, gleich neben den Anwesen von Jessica Biel und Justin Timberlake?“

Die Events in Montana und Alpbach haben vermutlich nicht viel gemein, außer, dass man ihnen manch Unwahres andichtet und die dort Anwesenden vielleicht “manch Wahres” vehement bestreiten.

Mic Hirschbrich

Die Vorzüge des Tiroler Bergdorfs

Ganz ehrlich, wer braucht das, ausgesprochen oder bloß gefühlt? Da freut man sich im Tiroler Alpendorf über ein geerdetes, feines Zimmer, ohne sozialen Stress, alles überschaubar und doch besonders. Nur die Streber, die trotz Kapitalrausch schon um 6:30 Uhr als erste nicht verschwitzte Bilder vom Gratlspitz-Aufstieg in den sozialen Medien posten, die gibt’s in Montana sicher auch. Richard Branson schätze ich ein wenig so ein. Dieser weilt ja gerade im All. Vielleicht lässt er sich, einfach weil er kann, in einer Kapsel am Fallschirm ins High-End-Ressort zum Frühstück hinabgleiten.

Über so einen Auftritt verblasste selbst ein Musk, der sich zuletzt so über Dogecoin ärgern musste, dass er womöglich keine Energie in seinen Auftritt stecken konnte. Bummer! Gestylte Diener öffnen die Milka-lila gefärbte Virgin-Kapsel und der im Blendamed-Stil niemals alternde Grinser steigt, freilich erholt vom nachhaltigen Flug ins All, dynamischen Schrittes aus und gibt ein bescheidenes (ja, wir sind schwer reich aber trotzdem geerdet!) Victory-Zeichen für die Selfie-machenden Milliardärs-Gattinnen ringsum; echte Medien sind ja, gottlob, nicht erlaubt.

Unter dem Denkerbaum auf Augenhöhe tüfteln

So dekadent geht es in Alpbach freilich nicht zu (und in Wahrheit in Montana auch nicht). Der eine oder andere zeigt zwar gerne seine Karosse oder Begleitung, je nachdem was gerade attraktiver wirkt, aber Alpbach ist sozial durchmischt und spätestens unter dem “Denkerbaum” in der Wiese tüfteln alle miteinander auf Augenhöhe.
Spaß beiseite. Die Events in Montana und Alpbach haben vermutlich nicht viel gemein, außer, dass man ihnen manch Unwahres andichtet und die dort Anwesenden vielleicht “manch Wahres” vehement bestreiten. In Bezug auf die Superlativen hat Montana die Nase vorn, zumindest auf den allerersten Blick.

Der Club der Superlative

Elf völlig private Quadratkilometer Piste stehen den Reichen im Ressort zur Verfügung sowie über 100 Wander- und Kletterwege unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen. Na gut, diese Beschreibung haut Tirol-Urlauber auch noch nicht vor Entzückung ins Koma, aber die anderen Beschreibungen lassen schon auf den exklusiven Charakter des Rückzugsortes schließen. Kurzbesucher dürfen auf Einladung bei einem der Superreichen oder einem Hotel übernachten, aber ansonsten ist Eigentum Pflicht. Und bis zu 25 Millionen US-Dollar kosten die repräsentativen Nebenwohnsitze plus den üppigen Erhaltungskosten.

2008 ging das vom Bauholzmagnaten Tim Blixseth gegründete Anwesen in Konkurs und wurde 2009 von „CrossHarbor Capital Boston“ übernommen, dessen Managing Director ein etabliertes Mitglied war. Eigene Security, Feuerwehr und eine Notfallambulanz verstehen sich von selbst. Ok, eigene Feuerwehr hat in Österreich auch ein jedes Kuhdorf. Aber lassen wir das Vergleichen.

Der Yellowstone-Club in Montana bewirbt sich selbst als „einzig wirklich private Schi-, Golf- und Abenteuer-Anlage“. Die nächste Metropole Bozeman ist nur eine Stunde entfernt und man nutzt die eigene Jet-Firma XOJET für Ausflüge in die normale Welt. Im Durchschnitt bleiben Miteigentümer 60 Tage im Jahr vor Ort. Auch für die Kinder der Superreichen wird gesorgt, im eigens errichteten Youth-Center mit eigenen Kinos, Kletterwand und Co.

Kritik am Elitist Mecca

In Social Media gab es die letzten Jahre immer wieder Kritik über das „Elitist Mecca“ und den „Ort, an dem die Mächtigen sich die Welt aushandeln“.

Verschwörungstheorien gab es schon immer, zu fast allen Clubs und elitären Organisationen. Ich halte es ja eher für plausibel, dass wenn Superreiche einen Coup planten, diese dazu nicht in ein überteuertes Luxus-Ferien-Ressort zu investieren brauchten. Viele der Milliardäre sind beruflich Konkurrenten, etliche sicher auch privat, was Status und Ansehen betrifft. Und die Sorgen was Ehe-Dramen, Beruf und Kinder betrifft, scheinen in diesen Kreisen ebenso häufig wie bei den Normalos, nur eben mit höheren Preis-Tags versehen.

Dass mächtige Menschen, die mitunter einige hunderttausend Mitarbeiter:innen führen in Unternehmen, die so wertvoll sind, wie das BIP mittelgroßer Staaten, untereinander Probleme besprechen, die sie gemeinsam besser lösen können, scheint sinnvoll. Unser Kanzler Sebastian Kurz war dieser Tage dort zu Besuch, vielleicht erzählt er uns ja, worüber man in dem Bergdorf der Superlative beriet.

Inkubator für Ideen zur Stärkung Europas

Wer übrigens Lust hätte, die Alpen-Variante für Entscheider und Intellektuelle zu erkunden, ab 18. August geht´s los. Auch für erfahrene Alpbacher:innen wird es dieses Jahr spannend, hat Langzeitpräsident Fischler das Zepter doch an den ehem. Erste CEO Andreas Treichl abgetreten und man darf erwarten, dass da und dort ein neuer Wind weht. Die Tickets sind jedenfalls jetzt für alle Interessierten ab sofort zu erwerben, wie Neo-Generalsekretär Werner Wutscher uns kürzlich wissen ließ.

Positioniert hat sich das EFA jedenfalls als “Inkubator für Ideen zur Stärkung Europas” und thematisch will man die Sicherung der Zukunft, den Klimawandel und die Finanzierung von alldem diskutieren. Wer es gerne billiger und, Corona-bedingt, kontaktlos hätte, kann auch digital dabei sein.

Wir wissen ja letztlich nicht, was man im High-End-Club in Montana so munkelt und ausdealt und was uns dort entgeht. Aber ohne Security im idyllischen Alpbach vom Böglerhof ins Jakober schlendern, das hat jedenfalls etwas von unbezahlbarer Freiheit. Wie das neue Forum dann inhaltlich gewesen sein wird, erfahren Sie, wenn Sie möchten, in der zweiten September-Woche, gerne wieder vom Brutkasten. Und sollten Sie nach Alpbach kommen, vielleicht sieht man sich ja!


Zum Autor

Mic Hirschbrich ist CEO des KI-Unternehmens Apollo.AI, beriet führende Politiker in digitalen Fragen und leitete den digitalen Think-Tank von Sebastian Kurz. Seine beruflichen Aufenthalte in Südostasien, Indien und den USA haben ihn nachhaltig geprägt und dazu gebracht, die eigene Sichtweise stets erweitern zu wollen. Im Jahr 2018 veröffentlichte Hirschbrich das Buch „Schöne Neue Welt 4.0 – Chancen und Risiken der Vierten Industriellen Revolution“, in dem er sich unter anderem mit den gesellschaftspolitischen Implikationen durch künstliche Intelligenz auseinandersetzt.

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AI Landscape 2024, Wasner, Hochreiter
(c) Stock.Adobe/GamePixel - Die AI Landscape 2024 ist da.

Die Austrian AI Landscape von Clemens Wasner (EnliteAI, AI Austria) zeigt AI-Startups und -Unternehmen aus der heimischen Startup-Szene. Das Branding dazu wurde von Andreas M. Keck, Kopf und Gründer von “beamr. brand consulting studio” pro-bono durchgeführt. Es ist bereits die insgesamt achte Ausgabe der österreichischen KI-Landschaft.

AI Landscape 2024 wird größer als ihre Vorgänger

“Heuer gibt es 70 neue Unternehmen, ein Novum in dieser Größenordnung. Es ist ein internationales Phänomen, denn die Eintrittsbarriere für die Gründung eines KI-Unternehmens ist gesunken. Ein Grund ist, dass viele Basistechnologien als ‘open source’ verfügbar sind und nicht mehr von Grund auf selbst entwickelt werden müssen”, erklärt Wasner die gestiegene Anzahl an KI-Unternehmen in Österreich.

Besonders im Bereich “Corporate Early Adopters” zeigt sich eine starke Steigerung. “Unternehmen, die teilweise 100 Jahre alt sind, haben eigene AI-Business-Units aufgebaut, eigene Teams zusammengestellt und sind Joint Ventures eingegangen. AI ist schlussendlich in der Realwirtschaft angekommen”, so der AI-Experte weiter.

Die AI Landscape Austria 2024

(c) EnliteAI, AI Austria, Andreas M. Keck (beamr) – Die gesamte Austrian AI Landscape.

Cybersecurity-Bereich steigt

Allgemein ist festzustellen, dass sich – entgegen der letzten Jahre – mehr Firmen mit “Cybersecurity & Defence” beschäftigen. Die Gründe dafür sind, dass es einerseits, wie erwähnt, mehr Open-Source-Modelle gibt, auf die man zurückgreifen kann, ohne selbst Basis-Modelle entwickeln zu müssen. Andererseits hat der Ukraine-Krieg ein Bewusstsein für diese Branche geschaffen.

Die EU hat etwa am 15. März 2024 das Arbeitsprogramm für den European Defence Fund veröffentlicht. Die offizielle Ausschreibung wurde am 20. Juni geöffnet, eine Einreichung war bis zum 5. November 2024 möglich. Diese Ausschreibung war mit 1,1 Milliarden Euro dotiert, wovon 40 Millionen Euro für disruptive Technologien und 67 Millionen Euro für KMU vorgesehen sind.

AI Landscape: GenAI als Treiber

Einen anderen Faktor für die Steigerung der Anzahl an KI-Firmen in Österreich sieht Wasner darin, dass viele Unternehmen in der Vergangenheit auf Automatisierung gesetzt hätten. Belege erkennen, den E-Mail-Posteingang lesen und ins CRM schieben – das sei mit der eigenen Technologie natürlich limitiert gewesen, durch Generative AI und LLMs (Large Language Models) wären nun sehr viele in diesem Bereich tätig. “Das ist etwas, das weltweit parallel passiert”, so Wasner. “Und Chatbots oder Dashboards beinhaltet.”

Auch bemerkenswert ist, dass im Bereich “Life Science” mittlerweile 30 Unternehmen aus Österreich vertreten sind. Für den KI-Experten “wenig verwunderlich”, da es hierzulande mit LISAvienna, INITS und mit dem Science Park Graz gleich drei Ökosysteme gibt, die in diesem Feld “Firmen produzieren”.

Zudem ist der Proptech-Bereich auffällig stark geworden, was wiederum an der Nutzung von LLMs liegt, zum Beispiel wenn es um die Auswertung von Dokumenten rund um Bauprojekte geht. Überall dort, wo man auf unstrukturierte Daten treffe – Baupläne, etc. – sei nun GenAI vermehrt einsatzbar und das ganze Proptech-Feld gehe “durch die Decke”. Insgesamt, so Wasner, gebe es heuer einfach mehrere große Themenfelder in der heimischen AI Landscape.

Beachtlich sei zudem, dass in der KI-Branche wenig Firmen pleite gegangen sind. “Dieses Jahr habe ich im Vergleich zum Vorjahr nur drei, vier Firmen herunternehmen müssen”, sagt er. “Davor waren es rund 30.”

Doch der KI-Experte warnt vor zu großer Euphorie. Er sieht den Moment jetzt als “Ruhe vor dem Sturm” und erwartet eine Konsolidierungswelle für das kommende Jahr. In diesem Sinne prognostiziert er einen Akquise-Trend, der uns bevorsteht. Größere Firmen würden, so seine Einschätzung, Unternehmen aus der Sparte “Operations & Search” aufkaufen, weil sich deren Angebot als replizierbares Business für Dienstleister auszeichne (Knowledge-Management, Bots, Suche mit LLMs).

Mehr Deregulierung, aber…

Was den europäischen Standort betrifft, wünscht sich Wasner mehr Deregulierung, allerdings nicht unbedingt auf der KI-Seite, wie er sagt. Europas KI-Problem liege vor allem im Umstand begründet, dass es hier schwieriger sei, zu gründen bzw. etwa Mitarbeiterbeteiligungen schwerer zu implementieren wären. “In Europa gibt es 27 Rechtsformen bei der Unternehmensgründung, das ist einfach nicht ‘investible'”, sagt er. Auch seien die Finanzierungen zu gering, vor allem dann, wenn man eine KI-Foundation baue. Mistral aus Frankreich wäre da der einzige Ausreißer, was europäische Top-KI-Firmen betreffe.

Als zweiten Punkt nennt Wasner, dass sich die “Compute-Infrastruktur” als zu klein für den europäischen Raum zeige und es von der EU-Seite Investitionen von mindestens 20 Milliarden Euro – wenn nicht mehr – bräuchte, um im KI-Konzert der Großen eine Chance zu haben. Der dritte und letzte Faktor, den Wasner in Sachen Wettbewerbsfähigkeit erwähnt, ist, auf “skilled immigration” zu setzen, um die besten Talente ins Land zu holen, wie er sagt: “Das allerdings geht nur, wenn man die ersten beiden Punkte löst.”

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