16.10.2023

WKÖ und ABA starteten Hackathon in Brasilien – und bringen IT-Fachkräfte nach Österreich

“Samba Meets Waltz” - unter diesem Motto fand auf Initiative der WKÖ und der ABA der erste Hackathon in Brasilien statt. Das Siegerteam gewann eine Österreich-Reise zu den Standorten der kooperierenden Unternehmen – und gewann dabei Einblicke in den Arbeitsstandort Österreich.
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Das brasilianische Hackathon-Gewinnerteam war auf Besuch in Österreich (c) WKÖ Redaktion
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Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) ist gemeinsam mit der Austrian Business Agency (ABA), der Standortagentur des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft (BMAW), auf der Suche nach internationalen Fachkräften. Anfang September veranstalteten sie daher einen Hackathon, um junge, ambitionierte IT-Talente auf Österreich als Lebens- und Arbeitsstandort aufmerksam zu machen.

Der virtuelle Hackathon namens “Samba Meets Waltz” gab den börsennotierten Technologieunternehmen AT&S und Infineon Technologies sowie dem Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) und dem Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) die Möglichkeit, als Kooperationspartner aufzutreten und sich am brasilianischen Zielmarkt mit jungen IT-Spezialist:innen zu positionieren. Der Siegerpreis: Eine Reise nach Österreich, die neben Sightseeing auch Besuche bei den Kooperationspartnern inkludierte.

Mangel an Arbeitskräften? Acht von zehn Unternehmen spüren ihn schon!

Der hierzulande akute Fach- und Arbeitskräftemangel wirkt sich nicht nur negativ auf Umsatz und Innovation in Unternehmen aus, sondern führt auch zu einer Mehrbelastung der bestehenden Belegschaft. Dies spüren mittlerweile schon 82 Prozent der hiesigen Unternehmen, so der Arbeitskräfte-Radar der WKÖ. Aktuell stehen rund 200.000 Stellen offen. Über die letzten zehn Jahre habe sich der Bedarf an Fachkräften damit verdreifacht.

Jung, gebildet und mobil: Austria goes Brazil

Um den größer werdenden Personalmangel in Österreich einzudämmen, hat die WKÖ die Internationale Fachkräfte-Offensive (IFO) gestartet, um in ausgewählten Fokusländern gezielt nach jenen Fachkräften zu suchen, die den heimischen Betrieben fehlen. Konkret wolle man österreichische Unternehmen mit internationalen Talenten vernetzen, sagt Julia Moreno-Hasenöhrl, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Sozial- und Gesundheitspolitik in der WKÖ und als solche für die IFO zuständig. Moreno-Hasenöhrl sieht hierzulande den Demografiewandel als Treiber des Fachkräftemangels. Um bestehende Fachkräfte zu halten und neue zu akquirieren, braucht es ein umfassendes Maßnahmenbündel.

Brasilien: Die IT-, Technologie- und Elektrotechnik-Schmiede

Dazu zählt die Suche nach internationalen Fachkräften, bei der die WKÖ eng mit der ABA und deren Abteilung WORK in AUSTRIA zusammenarbeitet. “Bei einer gemeinsamen Fact-Finding Mission in Brasilien war schnell klar, dass die junge, gut ausgebildete und mobile Bevölkerung des mit rund 214 Millionen Einwohner:innen größten südamerikanischen Landes ein großes Potenzial für heimische Arbeitgeber:innen bietet”, so Margit Kreuzhuber über den Beginn des Projekts. Brasilien sei demnach vor allem für Unternehmen aus den Bereichen IT, Technologie und Elektrotechnik interessant, “die ihre offenen Stellen in Österreich nur schwer besetzen können.”

“Bald darauf entstand gemeinsam die Idee, im Zuge eines Hackathons einen ersten Testballon zu starten, um interessierte Fachkräfte und Spezialist:innen in Brasilien anzusprechen und auf Jobmöglichkeiten in Österreich aufmerksam zu machen”, erklärt Moreno-Hasenöhrl den Entwicklungsprozess der Initiative.

330 Studierende und Young Professionals bewarben sich für Hackathon

Diese Idee wurde schließlich Anfang September mit Unterstützung des AußenwirtschaftsCenters Sao Paulo in die Tat umgesetzt. Für den virtuell organisierten Hackathon wurden fast 120 brasilianische Studierende und Young Professionals aus rund 330 Bewerber:innen ausgewählt.

Ein Mix aus Samba, Walzer und interkultureller Kompetenz

Siegerteam goes Austria

Der Jubel auf Seiten des Siegerteams war groß: Keiner der fünf Personen war zuvor in Österreich. Zwei Personen waren noch nie außerhalb Brasiliens und mussten erst einen Reisepass beantragen.

Auf dem Reiseprogramm der fünf Brasilianer standen etwa ein Empfang in der WKÖ mit dem Obmann von UBIT sowie einer im BMAW. Auch hatte die Gruppe die Gelegenheit, Führungen bei AT&S in Leoben, Infineon in Villach sowie – auf Einladung von FEEI – Silicon Austria Labs (SAL) in Graz zu absolvieren und dort Gespräche mit den Personalverantwortlichen zu führen. „Die Besuche waren allesamt fantastisch. Ich hatte keine Ahnung, wie wunderbar Österreich ist und wie freundlich die Menschen hier sind. Ich sehe dieses Land als einen Ort, der viele Möglichkeiten für junge Brasilianer:innen bietet“, fasst Aislan Ribeiro Greca die Erfahrungen der brasilianischen Gäste zusammen.

Innovationskraft, Mobilität und Gesundheitssystem begeistern internationale Talente

“Neben der Innovationskraft der Unternehmen und den vielen Nischenweltmeistern beeindruckten sie Faktoren wie Sicherheit, ein funktionierendes öffentliches Verkehrssystem oder alleine die Tatsache, dass man bei uns Wasser aus der Leitung problemlos trinken kann”, erzählt Kreuzhuber. “Und wir waren beeindruckt von der hohen Qualifikation, Offenheit und Motivation unserer Gäste. Eigenschaften, von denen österreichische Unternehmen stark profitieren können”, ergänzt Moreno-Hasenöhrl.

Hackathon zeigt Österreichs Stellenwert als internationalen Tech- und Wirtschaftshub

Der Testballon in Brasilien hat für die Experten aus WKÖ und ABA gezeigt, wie groß das Potenzial in Brasilien ist. Um mehr Fachkräfte von dort zu akquirieren, brauche es neben Geduld auch Kooperationen mit technischen Universitäten, Multiplikatoren vor Ort sowie eine gezielte Kommunikationsstrategie. Auch der Ausbau des Angebotes an Deutschkursen sei ein wesentlicher Bestandteil der Akquisitionsstrategie. Feststeht jedenfalls: “Samba Meets Waltz” war nur der Auftakt der Aktivitäten Österreichs, um brasilianische Fachkräfte zu akquirieren.

Diese Services bietet WORK in AUSTRIA für Fachkräfte und Unternehmen

Die ABA-Abteilung WORK in AUSTRIA bietet internationalen Fachkräften und suchenden Unternehmen einen Allround-Info-Service – mit Jobplattform und Immigration Guide. WORK in AUSTRIA steht außerdem als Servicestelle für Einwanderung und Aufenthalt für Unternehmen, Fachkräfte und Angehörige zur Verfügung – unter anderem für das Genehmigungsverfahren zur Rot-Weiß-Rot-Karte. Zudem unterstützen die Relocation Services der ABA internationale Fachkräfte bei Fragen rund um das Schul-, Gesundheits- und Steuersystem.

Die Internationale Fachkräfte-Offensive der WKÖ bearbeitet gezielte Märkte

Die WKÖ setzt mit der Internationalen Fachkräfte-Offensive (IFO) gezielt Maßnahmen, um ihre Mitglieder bei der Gewinnung von internationalen Talenten zu unterstützen. Sie ist dabei in sechs Fokusländern tätig, um u.a. mittels Veranstaltungen zur Vernetzung von österreichischen Unternehmen und internationalen Fachkräften, der Bewerbung des Arbeitsstandortes Österreich und capacity building vor Ort internationale Fachkräfte in ausgewählten Fokus-Mangelberufen zu gewinnen.

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Die Fahne der EU (c) Adobe Stock

Im Gegensatz zu SaaS- oder E-Commerce-Unternehmen, deren Produkte schnell skaliert werden können, sind DeepTech-Innovationen in der Regel meist kapital- und zeitintensiv. Viele europäische Investoren bevorzugen jedoch eher risikoärmere und kurzfristige Renditemöglichkeiten. Dadurch bleiben DeepTech-Startups oft unterfinanziert und verlieren somit an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Startups in den USA oder Asien.

In Europa zielt der European Innovation Council (EIC) darauf ab, diese Finanzierungslücke zu schließen. In der Vergangenheit wurden auch österreichische Startups über den EIC Accelerator des EU-Forschungsprogramms Horizon Europe mit Fördergeldern unterstützt (brutkasten berichtete).

Zusätzliche Mittel für 2025

Wie die Europäische Union nun bekannt gab, möchte der EIC als Teil des EU-Programms Horizon Europe im nächsten Jahr insgesamt 1,4 Milliarden Euro für Forschung und DeepTech-Startups bereitstellen. Ein entsprechendes Arbeitsprogramm für 2025 des EIC wurde von der Europäischen Kommission diese Woche angenommen. Im Vergleich zu 2024 stehen somit 200 Millionen Euro mehr im Budgettopf zur Verfügung.

“Im Jahr 2025 wird der technologieintensive Bereich in der EU mit noch mehr Mitteln gefördert, die sich auf 1,4 Mrd. Euro aus unserem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont Europa belaufen”, so Iliana Ivanova, Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend.

Die drei Hauptfelder des EIC-Arbeitsprogramms

Das EIC-Arbeitsprogramm 2025 der Europäischen Kommission besteht aus drei Förderbereichen. Der erste Bereich, EIC Pathfinder, unterstützt Forschungsteams, die an innovativen und zukunftsweisenden Technologien arbeiten, mit einem Budget von 262 Millionen Euro. Einzelne Projekte können dabei bis zu vier Millionen Euro erhalten.

Der zweite Bereich, EIC Transition, zielt darauf ab, Forschungsergebnisse in neue, nutzbare Innovationen umzuwandeln. Hierfür stehen 98 Millionen Euro zur Verfügung, wobei einzelne Projekte Zuschüsse von bis zu 2,5 Millionen Euro erhalten können

Das größte Budget von 634 Millionen Euro fließt in den dritten Bereich, den EIC Accelerator. Dieses Programm richtet sich an Startups und fördert sie darin, ihre Innovationen zu entwickeln, auf den Markt zu bringen und zu skalieren. Die Förderungen in diesem Bereich betragen bis zu 2,5 Millionen Euro.

Scaleup Programm des EIC

Darüber hinaus werden über das Scaleup-Programm des EIC, der Plattform für strategische Technologien für Europa (STEP), rund 300 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Die STEP-Initiative der EU zielt darauf ab, die industrielle Wettbewerbsfähigkeit der EU zu stärken. Mit diesem Programm werden je Unternehmen Investitionen in Höhe von zehn bis 30 Millionen Euro bereitgestellt. Im Fokus stehen Technologien, die Europas Souveränität künftig stärken sollen – angefangen von Künstlicher Intelligenz bis hin zur Biotechnologie.


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